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Vellage z« Nr. 15K »es „Amts- «n» Aazeigedlattes". Eibenstock, den 14. November 1909. Zehn Jahre Samoa-Mommen. Bon l)r. Karl Preußle. ' ' Nachdruck »erboten. Als Kolonialland, ist Deutschland ein sehr junges Land, und unter den deutschen Kolonien steht Samoa als eine der jüngsten da. Zehn Jahre sind heute ver gangen,, seitdem — am 14. November 1899— ein Ab kommen zwischen England«, Deutschland und den ver einigten Staaten von Nordamerika getroffen wurde, nach welchem Deutschland, in den Besitz bestimmter, wei ter unten näher gekennzeichneter Gebietsteile der Sa- moa-Jnselgruppe gelaugte. Immerhin aber genügt ein Jahrzehnt emsiger Kolonisationsarbeit, um einen ge wissen Rückblick auf die geleistete Arbeit zu rechtfer tigen. Natürlich hatte das Samoaabkommen auch seine Vorgeschichte, die wir vorweg nehmen wollen, weil sich auf ihr erst das ganze Abkommen aufbaut. Be reits mit dem Jahre 1878 beginnt die eigentliche Hin einbeziehung uns. Südseeinsel in die Interessensphäre der europäisch-amerikanischen Kolonisationsbestrebum gen. Und zwar machte Amerika den Anfang, indem es mit der Regierung Samvas einen Freundschafts- und Handelsvertrag schloß, nach welchem ihm der Hafen Pago Pago auf Tutuila als Kohlenstation zur Verfü gung gestellt wurde. Bereits im nächsten Jahre schlos sen Deutschland und England ähnliche Verträge mit den Behörden Samoas. Und zwar wurde Deutschland Sa- luafata auf Upolu zugewiesen. Die nächste Folge hier von war, daß die drei also bevorzugten Mächte eine Konvention mit dem Könige Malietoa Talavou schlos sen, nach welcher der Bezirk von Apia unter den Schutz der drei Konsuln gestellt wurde. Ein Regierungswech sel in Samoa rief jedoch noch im selben Jahre böse Zwi stigkeiten hervor, unter denen namentlich die Deut schen arg zu leiden hatten. Das konnte sich Deutsch land natürlich auf die Dauer nicht gefallen lassen. Man übte zwar Langmut; im Jahre 1887 brach aber doch die Geduld. Eine Abteilung des nach Apia kom mandierten Kriegsschiffes nahm den damaligen König von Samoa gefangen und brachte ihn nach den Mar schallinseln. Aber auch das trug nicht zur Beruhi gung der inneren Verhältnisse auf dem schönen Süd seeeiland bei. Von neuem entbrannte ein heftiger Bürgerkrieg, der wiederum zu argen Ausschreitungen gegenüber den Deutschen führte. Nun rückten stärkere deutsche Streitkräfte auf, die endlich — wenigstens vorübergehend — Ruhe schafften. 1889 schlossen die drei interessierten Mächte einen neuen Vertrag, nach welchem die ganzen Inseln unter ihren gemeinsamen Schutz gestellt wurden. Allein die Unruhen hörten trotz alledem noch im mer nicht auf. Vielleicht schürten gewisse, die Verbor genheit liebende Kreise, mit einer gewissen Absicht. Mehr als einmal hatte es wenigstens stark den An schein darnach. Doch man behielt ruhig Blut und ver einigte sich in dem festen Willen, den widerstrebenden Eingeborenen von der Warte einer höheren Kultur aus zu begegnen. Das konnte denn auch auf die Dauer seine Wirkung micht verfehlen, hätte aber doch sicherlich gar zu langsam zum Ziele geführt. So sah man sich denn immer näher dem einen Punkte zugedrängt: das Land aufzuteilen. Nur schwer entschloß man sich zu diesem letzten Schritt, der schließ lich aber doch gemacht sein mußte, wollte man nicht seinen eigenen vitalsten Interessen selbst die Schlinge um den Hals legen. Man verhandelte mit einer von allen drei Sei ten nicht mehr mißzuverstehenden Absicht auf diesen End- und Schlutzpunkt hin. Die durch Jahre hindurch fortgesetzten Verhandlungen führten schließlich zu je nem denkwürdigen deutsch-amerikanisch-englischen Ab kommen, auf das wir heute nach zehnjährigem Bestehen desselben zurückblicken. Nach diesem Abkommen wurde das Landgebiet von Aamoa unter Deutschland und den Vereinigten Staaten von Nordamerika aufgeteilt. England, das keinen Anteil hieran bekam, wurde mit Landgebiet aus den Salomonsinseln» den Tongainseln und Niua zufriedengestellt. Die Regelung der Ent schädigung — hervorgerufen durch die samoanischen Revolten und den mit ihnen verbundenen Schäden der ansässigen oder Handelstreibender: Weißen in Sa moa — wurde einem Schiedsgericht überwiesen, dessen Vorsitz der König von Schweden inne hatte. Dieses Schiedsgericht entschied u. a. auch zu gunsten Deutsch lands, das sich somit für zusriedengestellt erklärte, und rasch an die Arbeit ging, die ihm zugewiesenen samoani schen Landesteile Upolu, Savaii und einige andere kleine Inseln wirtschaftlich zu organisieren und zu kolo nisieren. Eine große Regsamkeit und Betriebsamkeit griff rasch auf den deutschen Gebietsteilen der paradiesi schen Südseeinselgruppe um sich. Und wenn auch nicht alles gleich sich in Ruhe und Frieden vollzog, so tra ten doch die geordneten Verhältnisse immer offensicht licher und zielsicherer in den politischen und wirtschaft lichen Vordergrund Samvas, das sich bald des Rufes einer der blühendsten deutschen Kolonien erfreute. Die ganzen internationalen Verkehrsverhältnisse trugen hierzu ihr gebührend- Teil bei, so daß die Entwicklung dieses jungen deutschen Kolonialbesitzes entschieden als die denkbar günstigste bezeichnet werden kann und, ohne Schwärmerei, zu sden ; schönsten Hoffnungen berechtigt. Die politische Lösung der Angelegenheit zwischen dem drei interessierten Mächten war nun freilich kei neswegs eine so leichte, wie sich dies nachträglich auf dem Papier niederschreibem- läßt. Es gab hüben und drüben Grund zu mancherlei Reibereien, wozu unbe rufene Dritte nicht wenig beigetragen haben mögen. Auch im deutschem Reichstag kam die Samoaangelegen-- heit verschiedentlich zur Sprache; auch üort fiel man ches heftige Wort. Immerhin aber nahm die Sache ihren wohlgeordneten und erfolgreichem Verlauf, der selbst die enragiertesten Gegner allmählig zum Schwei gen gebracht hat. Die Kultur des Samoagpbietes liegt hauptsäch lich im Plantagenbau. Kokuspalmen» Baumwolle, Pfef fer, Kaffe, Mais, Bananen sind die pflanzlichen Haupt produkte, die angebaiut werden. Auch Viehzucht wird getrieben. Die Einfuhr überwiegt die Ausfuhr gegen, wärtig noch immer um ein ganz bedeutendes. Dabei werden namentlich eingeführt: Manufakturwaren, Ei sen- und Kurzwaren» Steinkohlen, Waffen, Getränke usw. Die Zahlen, die hierüber aus dem letzten Jahr zehnt vorliegen, interessieren nicht so sehr, als daß sie hier aufgeführt zu werden verdienten» Immerhin aber weifen sie eine steigende Tendenz auf, und das allein dürfte politisch, wie volkswirtschaftlich zufriedenstellen. Um ein endgültiges Urteil über Samoa und seinen Wert als Kolonialbesitz zu fällen, dafür genügt die kurze Spanne eines Dezenniums nicht. Derartige Ur teile lassen sich in gerechter Weise kaum nach einem Bierteljahrhundert aufstellen» Und bis dahin wird si cherlich noch mancher Tropfen Wasser in die Südsee fließen. Die Samoainseln, auch Schifferinseln genannt, sind diejenigen Inseln des polynesischen Archipels, die zwi schen 13 Gr. und 14 Gr. südlicher Breite und 168 Gr. bis 172 Gr. westlicher Länge liegen Sie umfassen ins gesamt etwa 2787 Qkm., auf denen rund 35 000 Men schen, darunter 500 Weiße leben. Die Hauptinseln heißen: Sawaii, Upolu, Tutuila, Manuäinseln und Rosa. Fast alle diese Inseln sind vulkanischen Ur sprungs, doch ist das Laich keineswegs arm an schönen, fruchtbaren Teilen, namentlich im Innern der größeren Inseln. Das Klima ist außerordentlich gleichmäßig und dem Anbau der verschiedenen, tropischen Gewächse sehr dienlich. Der Menschenschlag ist schlank und schön gebaut, ünd steht auf ebner 'beachtenswerten Höhe ei ner, wenn auch nur primitiven Kultur. In kolonialer Beziehung besitzen die Inseln für die interessierten Mächte einen nicht zu unterschätzenden Wert. Was uns heute an diesem Samoaabkommen ganz besonders interessiert, das ist der Umstand, daß wir sehen, daß trotz allen Rivalisierens zwischen England und Deutschland, die Möglichkeit vorhanden ist, selbst in Fragen, bei denen es sich um territorialen Besitz handelt, den Weg des Friedens zu gehen. Spannungen zwischen wirtschaftlich aufstrebenden Mächten hat es imme - gegeben und wird es immer geben» Aber solche Spannungen brauchen — wie es das Samoaabkommen deutlich zeigt — nicht immer mit Pulver und Blei ge löst zu werden-. Schon diese eine Lehre allein ge nügt, den Tag, den wir heute begehen, zu unterstrek- chen und ihn uns und der gesamten Kulturwelt vor die Augen zu führen. Bon hoher Felsenwarte. Nachdruck verbaten. Rodelfchlittenfahrt, Schneeschuhe — das sind Wor te, die man jetzt gar häufig nennen hört, und immer leuchten dabei die Augen vor Lust an, der frischen kör perlichen Betätigung. Ja, wer redet denn vom Winter? Ist er denn nun wirklich endgültig da? Der Sturm wind, dessen weißschimmernde Flügel ihn von höch sten Gebirgen heruntertrugen, braust auf keiner Harfe ein gewaltiges „Ja"; doch auch ohne seine Versiche rung müssen wirs glauben» wenn uns die kalten Schnee flocken um die Ohren sausen» wenn uns die uassen Füße unwillig an ihr Vorhandensein erinnern. Müssen? Doch wohl nur so lange, als der Winter sein griesgrä miges Gesicht zeigt. Wenn, dagegen im Sonnenschein das weite Schneefeld uns vor den Augen flimmert und der reine Schüsse vor Frost unter unfern Schritten klingt und knirscht, wie gerne glauben wirs dann. Wie freuen wir uns dann an Minters Farbenpracht, die so ganz anders ist wie die des Herbstes! Wenn uns wirklich noch vor kurzer Zeit die Herbstmelancho lie in ihren Bann gezwungen hat, — ein einziger Win tertag, in Klarheit und Sonne auf freier Bergeshöhe verbracht, wirkt doch sofort wieder lebensbejahend, der Mensch freut sich da obecham Menschen und '.auchzt ihm zu, selbst wenn, er ihm wildfremd ist. Ja, „meine Menschen, wollen Sonne sehen", sagt ein moderner Dich ter, und das wollen sie besonders jetzt zur kommenden Winterszeit, wie wohl überhaupt das Endziel des menschlichen. Strebens und Arbeitens ist, sich ein Haus in der Sonne zu bauen. Auf die innere Glückseligkeit, auf die ideale Lebensanschauung und ästhetische Aus bildung der Seele komMts an. „Das Schöne", das ist auch das Schlagwort unseres Schiller gewesen, des sen 150. Geburtstag wir in. dieser Woche begehen konn ten. Und weil eben dieses Wort durch sein ganzes Dich ten hindurchklang, darum ist er auch der Liebling des deutfchen Volkes geworden; wohl in jeder deutschen Stadt hat man an irgend einer Stelle feiner an sei nem Geburtstage gedacht. Und mit Recht nennt man ibn unsern größten deutschen Dichter, denn er war das Genie, weltumfassend, während unsere jetzigen moder nen Dichter mehr oder weniger nur Talente, Dichter der heimatlichen Scholle sind- Freude, wahre, inni ge Freude, an der Schönheit, an- der Kunst, das galt schon zu Schillers Zeit vor 150 Jahren, das gilt auch heute noch und keiner hat uns diese Freude mit so herzlichen Worten gelehrt, wie der Mund dieses gött lichen 'Dichters: Im Fleiß kann dich die Biene meistern, in der Geschicklichkeit ein Wurm dein Lehrer sein, dein Wissen teilest du mit vorgezognen Geistern, die Kunst, o Mensch, hast du allein. Nur durch da» Morgentor de» Schönen drangst du in der Erkenntnis Land. An höhern Glanz sich zu gewöhnen, übt sich am Reize der Verstand. Ja, auf den Tom der Freude war diese, letzte Woche abgestimmt, trotz der Griesgrämigkeit des Winters. Je mehr er draußen heult, mit umso größerer Liebe wollen wir daheim unsere Schnsseschuhe putzen und die Rodelschlitten instand setzen und dabei von son nigem Wintertag träumen,, wo wir auf den Werk zeugen mit geröteten, Wangen dahinfliegen werden. Und wen,ns draußen gar zu arg wird, dann wollen wir uns auch wohl ein Weilchen an den warmen Ofen setzen und in, Dichters Lande gehn. Dann werden wir auch die neue Woche mit einer Melodie der Freude beginnen. Die alte Woche ab ex wgr nicht nur vom Lied der Freude durchtönt, sondern wird auch mit ei nem solchen Liede ausklingen. Dafür hat unser Erz gebirgszweigverein gesorgt, indem er uns um Sonn abend ein Konzert bescheexen wird, dessen Klänge wohl noch lange im stillen Eibenstock fortleben werden. No bert Schumann, Franz Schubert, Hugo Wolf, das sind Namen, die mit Flammenschrift in der Seele jedes empfindenden Deutschen leuchten, zumal, wenn ihre Werl: von einem so fein,sinnigen Musiker wie Herrn Kantor Mättig, d.Men letzte „Jubas Maccabäus-Auf- führung" in der alten Schneeberger Kirche wohl noch manchem Eibenstocker in Erinnerung sein wird, her ausgebracht werden. Darum Dank und „Glück auf". Eusebiu» Feldmann Der Sonntagsjäger. Roman von Fritz Skowronnek. <28. Fortsetzung.) Da war ein Hangen und Bangen eingezogen, selige Hoffnung stritt sich nstt bamgen Zweifeln. Wenn sie den Blick des Assessors auf sich gerichtet fühlte, hätte sie hoch aufjauchzen mögen. Uujd im nächsten Moment schon fragte sie sich voll Verwunderung, wie es denkbar wäre, daß der welterfahrene Mänp» der in seinem Leben wohl so mpnches stolze, schöne Weib kennen ge lernt, ihr, der kleinen Landpomeranze — so titulierte sie sich sechst, — seine Liebe zugewandt haben könnte. Zwei Menschen hatten es ganz genau erkannt, was in Dora vorging: Lotto unjd Erich. Sie warfen ein ander ab und zu einen Blick zu, der von beiden ver standen wurde, hüteten, sich aber wohl vor einer takt losen Aeußerung, die das za-rpe, stumme Weben von Herz zu Herz hätte stören können) Nur am Abend, als die Gesellschaft sich zur Rückkehr in das Forsthaus anschickte, nahm Lotte von Braun die Gelegenheit wahr, dem Assessor mit bedeutungsvollem Lächeln zu sagen: „Nich. wahr, jotzt kaufen Sie doch Jsnoten und lassen sich zum Landrat wählen?" „Wie kommen Sie darauf, verehrtes Fräulein?" „Das möchte ich Ihrem Scharfsinn anheimgeben, Herr Assessor. Ich könnte höchstens andeuten, daß ein kleines Herzchen brechen würde, wenn es anders käme". Er griff nach ihrer Hand und führte sie mit ver bindlicher Verbeugung an seine Lippen. „Ich danke Ihnen vielmals dafür, Fräulein Lotte". „Keine Ursache, Herr Assessor; ich werde immer in Ihrer Schuld stehen". XV. Wie Menschen sich doch irren, können! Bald nach diesem Jagdtag entstand das Gerücht, das auch allge mein geglaubt wurde, der Assessor werde zu der Braunscheu Familie in nähere Beziehungen treten. Auch Der.nburg war es zu Ohren gekommen. Er glaubte es seinem alten- Freunde Braun mitteilen zu müssen und fügte hinzu: „Ich würde dir Glück zu dem Schwiegersohn wün schen, lieber Braun» Weißt du schon- etwas Näheres? Mir könntest dü es wohl «»vertrauen". Der Freiherr hatte die Hände mit einer Gebärde des Zweifels erheben. „Ich tappe noch völlig im Dunkeln, guter Dietrich. In der ersten Zeit war meine Tochter kühl abweisend gegen, den Assessor. Jetzt scheint allerdings dieses Ver halten gänzlich umgeschlagen zu sein. Sie haben sich neulich bei dem Dachsgraben mit einer Freundlichkeit, ja Herzlichkeit begrüßt, die mir schon zu senken gab". „Na. siehst du, die Sache wird in Ordnung sein: das alte Lustspiel von der»,-bezähmten Widerspenstigen" Wird bald seinem letzten Akt erreichen". In der Tat war de<r Baron der Meinung, daß eine Annäherung zwischen seiner Tochter und Bur meister stattgefunden habe. Zu Erich war dieser ja schon in ein enges Freundschaftsverhältnis getreten. Er wunderte sich! deshalb auch nicht, als Burmei ster schon an einem'der nächsten Tage in Signoten vor fuhr und ihn durch den Diener um eine vertrauliche Unterradung bitten ließ. Mit einer gewissen feier lichen Förmlichkeit, die der ^Herzlichkeit nicht entbehr te, führte der Baron den Gast in sein Arbeitszimmer und lud ihm ein, Platz zu nehmen. Der Assessor be gann ganz genau, wie es bei solchen Anlässen zu ge schehen Pflegt: „Ich komme mit einer sehr großen Bitte zu Ih nen und hoffq, daß Sie mir für einige Minuten Gehör schenksm werden". > Mit einen höflichen Handbewegnng erwiderte der Baron: „Ich steho zu Diensten". Um -so mehr erstaunte er, als der Assessor die Vorfälle zu erzählen begann- die vor drei Jahren