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UbouutMtnl vtertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. de» »Jllustr. Unterhaltungsbl.* u. der Humor. Beilage »Seifen« blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Adressr. Amtsblatt. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprechrr Ur. 818. IS» - 56. Jahrgang. ------- Sonntag, den 14. November I»»S Im Handels-Register für den Landbezirk ist eingetragen worden 1) auf Blatt 215 (Firma I-vuk » in Schönheide) der Werkführer August Licttarck DsuL in Schönheide ist auSgeschieden. 2) auf Blatt 199 (Firma: Li-nnt jr. in Hundshübel) a) der Fabrikant Lrnsb Ssinrloü Lug-srt sr. in Knudshüvek ist auSgeschieden, d) Inhaberin ist I'rlsctsrILs Andonis LnKsrt geb. Sodürsr in Knudshüvek, o) Prokura ist erteilt dem Kaufmann 0nrd Lnxsrd in Knudshüvek. Eibenstock, den 6. November 1909. Königliches Amtsgericht. Das im Grundbuche für Eibenstock Blatt 55 auf den Namen des Ofengeschäfts inhabers Luxl eingetragene Grundstück soll am 29. Dezember 1909, vormittags 10 Mr an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück — Nr. 63 Abt. A des Brandkatasters, ist nach dem Flurbuche 1,° Ar groß und auf 18750 M. — Pf. geschätzt. Es besteht aus Wohnhaus mit eingebautem Laden und einem Anbau und liegt in günstiger Geschäftslage hier an der Forststraße; die Brandkasse beträgt 15600 M. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 23. Oktober 1909 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, wid rigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht hat, muß vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeiführen, wid rigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt. Eibenstock, den 12. November 1909. Königliches Amtsgericht. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die Stellun g des Staatssekretärs des Reichs- marineamts von Tirpitz soll erschüttert sein, und zwar nicht nur infolge der Vorkommnisse auf der Kieler Werft, sondern auch deshalb, weil maßgebende Kreise einem Seeakkommen mitt England, dem Herr von Tirpitz stets entschiedenen Widerstand entgegensetzte, heute nicht mehr so abgeneigt sind wie früher. Vize admiral Capelle, der schon seit Jahr und Tag im Reichsmarineamte großen Einfluß besitzt, wird als Nachfolger des Herrn von Tirpitz bezeichnet. Möglich, daß an den immer bestimmter auftretenden Gerüchten etwas wahres ist; Tatsache ist aber jedenfalls, daß über die Zweckmäßigkeit eines Schiffsbau-Abkommens zwischen dem Staatssekretär von Tirpitz und dem frühe ren Reichskanzler Fürsten Bülow volles Einverneh men bestand. Und die Kiek-Vorgänge ? Die beruhen auf einem altfränkischen System und können einer ein zelnen Person unmöglich zur Last gelegt werden. Au ßerdem hat ja gerade Herr von Tirpitz, wie bekannt, lange vor den Kieler Verhandlungen Sorge für die Einführung einer modernen und kaufmännischen Ge- fchäftsleitung auf den kaiserlichen Werften getragen. — Staatssekretär Dernburg, der von sei ner Amerika-Meise und seinem Besuche in England so eben erst zurückgekehrt ist, wird sich schon in wenigen Tagen aufs neue nach London begeben, um oort am 24. dieses Monats an Besprechungen über die deutsch englischen Beziehungen und an einem Bankett der Lon doner Handelskammer teilzunehmen. Aus dieser Tat sache schließen Londoner Blätter, wie der „Voss. Ztg." gemeldet wird, daß erneute amtliche Versuche zur Ver besserung der englisch-deutschen Beziehungen gemacht werden. — Zur Geschichte von englischen Unter seebooten vor Helgoland schreibt die „Köln. Ztg.", daß im Jahre 1904 die englischen Unterseeboote nur für Zwecke der Küstenverteidigung gedacht waren und nach Maßgabe ihres Heizvorvats nicht mehr als 250 Ki lometer ohne Ergänzung zurücklegen konnten. Helgo land ist von England jedoch 300 Kilometer entfernt. — Die Hauptvorstandssitzungder deut sch en Kolonialg esells chaft wird unter dem Vor sitz des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg, Re genten von Braunschweig, am 15. und 16. dieses Monats in Magdeburg stattfinden. — V o r f ü h r u wg. d e s S ch e r l s ch e n Schnell bahn-Systems. Das vielbesprochene Scherlsche sSchnellbahnsystem ist am Mittwoch in Berlin zum er stenmal der Öffentlichkeit vorgeführt worden. Um 11 Uhr versammelte sich in dem Ausstellungshallen am Zoologischen Garten eine große Anzahl geladener Gä ste, unter denen man den Eisenbahnminister Breiten bach, den Präsidenten des Patentamtes, Geheimen Oberregierungsrat Hauß, von feiten der Industrie u. a. den Direktor der SiemenB-Schuckert-Werke bemerkte. Auf einem Teil der Ausstellungshalle war zum Zwecke der Vorführung ein regelrechter Bahndamm aufge schüttet. Auf diesem befindet sich die einzige Schiene dieser „Einschienenbahn", an deren beiden Seiten die Zuführungsdrähte für den elektrischen Strom entlang laufen, die auf Porzellanisolatoren verlegt sind; die Bahnstrecke ist mit einem Einsteigeperron, mit einer Weiche und mit zwei Kurven von ziemlich geringem Radius ausgestattet. Der Modellwagen hat vorn und hinten ein kleines Drehgestell mit je zwei Rädern und trägt auf beiden Seiten unten die Stromabnehmer, die auf den Schienen schleifen. Er ist offen, fünfeinhalb Meter lang, 1,6 Meter breit und mit einigen Sitz plätzen sowie einem besonderen Sitz für den Führer ver- vcrsehen, der in der Fahrtrichtung, vorn Platz nimmt. Um den Luftwiderstand möglichst zu verringern, ist der Wagen vorn und hinten stark zUgespitzt. Das Gleich gewicht wird dadurch erhalten, daß in seinem un teren Teile eine Art Kreisel, das „Gynoskop", einge baut ist, der sich sehr schnell dreht und nicht weniger als 8000 Umdrehungen in der Minute macht. Dieser Kreisel soll den Wagen auch während des Stehens im Gleichgewicht halten» dazu sind aber auch noch be sondere Seitenstützen angebracht. Der Wagen fuhr, nachdem Herr Richard Scherl, der Sohn des Erfin ders, in einem Vortrage die Eigenart des Systems er läutert Hatte, auf der Bahn teils leer, teils mit Passa gieren mit anfangs geringerer, später aber gesteigerter Geschwindigkeit viele Male um die Bahn herum. Der Wagen ist, wie überhaupt die gange Anlage, nur ein Versuchs- oder Vorführungsmosdell, an dem sich aller dings bereits manche Vorzüge des „Ginschiellenbahn- Systems" erkennen lassen, das aber die Probe auf seine Brauchbarkeit zweifellos erst in größerem Maßstabe wird ablegen müssen, ehe ein endgültigesUrteil darüber möglich sein wird. — Hettstedt, 12. November. Heute mittag ist hier: ein Flugblatt verbreitet worden, in dem die Ar beiter aufgefordert wevden, vollzählig die Arbeit bei der M an s f e l d e r G e w e r ks cha f t.w ie d e r a u f- zunehme n. Auch der sozialdemokratische Reichstags- abgeovdnete Sachse hat heute früh in einer hier abge haltenen Versammlung zur Wiederaufnahme der Ar beit aufgefordert. Das Flugblatt der Streikleitung wurde im Laufe des Tages auch in den übrigen Orten, des Ausstandsgebietes verteilt. Im Anschluß daran fanden überall Versammlungen statt, in welchen den Ausständischen empfohlen wurde, sich morgen wieder zur Arbeit zu melden. Als Hauptgrund der Beendi gung des Ausstandes wurde bekanptgegeben, daß die Absicht, den größeren Teil der Ausständigen auswärts unter günstigen Lohnbedingungen unterzubringen, ge scheitert sei. — Der Kieler Unterschleife-Pcozeß. Recht erbauliche Diwge sind durch die Zeugenverneh- muwg in dem großen Unterschleife-Prozeß wieder ans Tageslicht gekommen. Der Zeuge Händler Bernstein erklärte, daß,mpn ihm zum Wiegen eine hundert Jahre alte Dezimalwage gegeben habe, die wog aber immer so, daß «man mit dem Gewicht sehr zufrieden sein konn te. Schwerwiegende Aussagen mischte der als Zeuge vernoMmeM Großkaufmann Marx-Frankfurt a. M. Nach seinem Angaben war das bei der Kieler Werft übliche Submissionswesen durchaus zu verwerfen, da die We.rst dabei am meisten geschädigt wurde. Aus wärtige Käufer, so erklärte der Zeuge, seien im Sub missionsverfahren der W«rft einfach ausgeschaltet wor den. Die Frist für die Besichtigung des Materials war so kurz, daß auswärtige Käufer gar keine, Zeit hatten» nach Kiel zu kommen«, um sich das zum Verkauf Ge stellte anzusehqn. Ueber, die Ringbildung der Händler („Chabrusa"), die den Zweck hatte, bei Submissionen der Werft nicht Wer einen bestimmten Preis hinauszu gehen, äußerte sich der Zeuge, daß eine anständige Fir ma sich an diesem Trpiben unmöglich beteiligen könne. »Machen Sie denn in Frankfurt keine Ringbiloung?" fvagte der Angeklagte Frankenthal. „Selbstverständ lich", entgegnete der Zeuge, „aber in. normaler Weise". Zeuge Marx erklärte, ferner, daß >er eines Tages von Frankenthal, den er ka,um dem Namen nach kannte, einen Brief erhielt, in. dem mitgeteilt wuroe, daß Marx' Angebot bei einer Submission entschieden zu hoch sei. Das war vor Oeffnung der Angebote, Fran kenthal muß also Gelegenheit gehabt haben, die Of ferten durchzusehe-v. Wieder einmal kamen auch die geheimnisvollen Ausdrücke „Rabbi I und II", Me- schores" und „Ba-lboft" zur Sprache, die mau in den Geschäftsbüchern der Angeklagten Frankenthal und Ja- eobsohn gefunden hatte. Diese Ausdrücke sollten nach Jacobsohns Angaben gebraucht worden sein, um den Angestellten und der Konkurrenz nicht zu verraten, mit wem man iw Verbindung stehe. Der Gerichtshof hielt aber Frankenthal vor, daß die. Ausdrücke auch in der mit Jacobsohni gepflegten. Privatkorrespondenz vorkämen. Frankenthal meinte,, die hebräischen Aus drücke wären bei ihm schon- gang, und gehe geworden. Deutsche Kolonien. — Das erste Museum in unfern Kolo nien. In Togo hat sich ein Komitee gebildet, das sich die Schaffung eines Landesmuseums, das mit Bü cherei und Lesehalle verbunden sein soll, zur Ausgabe macht. Schweiz. — Die Fremd en frage in der Schweiz be ginnt neuerdings die öffentliche Meinung lebhaft zu beschäftigen. Es wurden im Lande ungefähr 500 000 Ausländer gezählt, was ein Sechstel der gesamten Bevölkerung ausmacht. Im Kanton Genf, wo unausge setzt Franzosen in großer Zahl einwandern, machen die Ausländer sogar zwei Fünftel der Bevölkerung aus. Man hält deshalb die Zeit für gekommen, um die große Mehrzahl der Fremden zur Naturalisation zu veranlassen, da sie im Genuß aller Vorteile, die ihnen das Land bietet, sich den Pflichten entzieh-m, die das Gesetz dem Schweizer Bürger auferlegt. In meh reren Städten, insbesondere in Zürich und Bern, haben bereits große Versammlungen stattgefunden, in wel chen die Fremdenfrage erörtert und mögliche Lösungen vorgkschlagen wurden. Redner aller Parteien haben dabei gesprochen, uNd es wurde allgemein der An sicht Ausdruck gegeben, daß die in der Schweiz gebore nen Kinder von Ausländern, die Schweizer Schulen be sucht haben, von Amts wegen als Schweizer erklärt werden und in der. Schweizer Armee bienen sollen. Türkei. - Beläst-igungen Reichsdeutscher in der Türkei. Die .^Kölnische Zeitnng" meldet in einem Telegramm aus Ko n stan ti nopel: Auf Grund oer Berichte des Konsulats im Saloniki sind neuerdings von der deutschen Botschaft am 14. und 31. Oktober bei dem türkischen Minister des Aeußern Schritte getan worden, um den deutschen Besitzer des Gutes Pale kura vor weiteren Belästigungen zu schützen und genau durch Sachverständige festzustellen, wie die türkischen Beys u. teilweise die Behörden behaupten^ daß die Müh lenanlage die Ursache von Ueberschwemmungen gewor den sei. Die Belästigungen bestanden in verschied men Störungen Les landwirtschaftlichen Betriebes und der Mühlenarbeit. Schließlich wurde sogar oas Wasser vollkommen abgegraben, was auf Befehl und in An wesenheit Les Kaimükams geschah, auch wurden die unmittelbar zur Mühle gehörigen Anlagen böswillig zerstört, wobei dem Besitzer, der sein Eigentum gegen die Uebermacht verteidigen wollte, Gendarmen dro hend entgegentraten. Diese Zerstörung geschah mut willig» nachdem der Betrieb der Mühle durch völlige Entziqhuna Les Wassers schon unmöglich gemacht wor-