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Ams- M Anzeigebliltt für den Mjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 2tv. Wsbottttrmrnt vtertelj. 1 M. 50 Pf. etnschlteßl. des „Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Trtegr.-Adresse: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. > ' —— 58. Jahrgang. - Freitag, den 29. Oktober Fenerwehrübung. Sonntag, den 31. Hktoöer 1909 findet eine gemeinschaftliche Hebung der Freiwillige,, Turnerfeuerwehr und der städtischen Pflichtfenerwehr statt. Hierzu haben sich vormittags 11 Mr die Freiwillige Turnerfeuerwehr im Magazingarten und vormittags V-12 Mr die Spritzenmannschast der Pflichtfenerwehr im Magazingarten sowie die Ret tung-- «nd Vlbsperrmannschaft der Pflichtfeuerwehr im Schulgarten zu stellen Unentschuldigte und ungerechtfertigte Versäumnisse werden bestraft. Die Mannschaften der Pflichlfeuerwehr haben zur Vermeidung ihrer Bestrafung die Feuerwehrabzeichen anzulegen. Eibenstock, den 25. Oktober 1909. Der Stadtrat. Das Kommando der Freiw. Turnerseuemehr. I. V. Kommerzienrat Eugen Dürftet. Paul Müller. M. II. Tagesgeschichte. — Seine Majestät der, Kaiser hat, der „Norvd. Mlg> Ztg." zufolge, an den Kaiser von, Japan! uus Anlaß der Ermordung des Fürsten Ito nach stehendes Beileidstelegramm gerichtet: „Soeben erfahre Ich vou der Ermordung des Fürsten Ito. Ich bitte Eure Majestät, den Ausdruck Meiner aufrichtig sten Teilnahme an dem Verlust eines so getreuen uno ausgezeichneten Staatsmannes entgegennehmen zu wol len". — Der Kaiser nahm am Mittwoch im Neuen Palais zu Potsdam die Vorträge des preußischen Kul tusministers Trott zu Solz und des Chefs des Zivil- kabMetts vou Valentini entgegen. — Der Kaiser wird auch diesmal wieder bei der Antrittsvorlesung der amerikanischen Au st auschprosessoren an der Berliner Universität anwesend sein. Es war 1906, als der Kai ser zum erstenmal an der Vorlesung des Nowyorkeri Professors Burgeß teilnahm — Erhebungen zur Reichs-Wertzu wachs-Steuer. Bis zum 1. April 1911 soll dem Reichstag ein Gesetz üb,er die Besteuerung oes unver dienten Wertzuwachses vor gelegt weroen, voraus der Reichskasse mindestens 20 Millionen zufließen, wäh rend den Gemeinden, her denen eine solche Steuer von gemeind ewegen schon am 1. April d. I. bestand, der Durchschnittsertrag auf mindestens weitere 5 Jahre nach Inkrafttreten der Reichsabgabe belassen werden soll. Da frühere Erhebungen nur unzureichendes Ma terial lieferten, so sollen laut „Franks. Ztg," die jetzt vom Reichsschatzamte angeordneten Festellungen sich niichd biloß auf die schon geltenden kommunalen Stener- ordnungen. dieser Art erstrecken, sondern vor allem die Verhältnisse in kleineren Orten und namentlich die des Platten Landes zu erfassen suchen, wo der Wert zuwachs bisher noch nicht besteuert wurde. Demge mäß werden bei den jetzigen Ermittelungen sowohl -ie Durchschniittse/rträge der bereits vorhandenen Steu erordnungen wie auch die Wertsteigerungen von Grund stücken jeder Art und Lage 'herangezogen, wobei es sich natürlich nur um Stichproben handeln kann. Es sollen Möglichst solche Fälle zugrunde gelegt werden, wo es sich um freihändige Verkäufe unter gewöhnlichen Ver hältnissen handelt, bei denen die Wertsteigerung nicht etwa überwiegend durch außergewöhnliche Maßnah men der Besitzer erzielt wurde. — Der veröffentlichte vorläufige Entwurf ei nes Strafgesetzhuches, der übrigens auch die Streichung des in den Tagen des Kulturkampfes ent standenen Kanzel-Paragraphen enthält, soll angeblich, 11/2 Jahre lang der öffentlichen Kritik unterbreitet blei ben, ehe er zur endgültigen Regierungsvorlage ver dichtet wird. Das wäre doch etwas gar zu lange und wird kaum zutreiffen. — Bei den Vv rb,eratungen des Reichs etats sind an den Forderungen der verschiedenen Ressorts laut „Berl. N. N.",bfsher 120 Millionen Mark vom Reichsschatzamte abgestrichen worden. Nament lich sind die Fonds für Dienstreisen ganz erheblich herabgesetzt: die Dienstreisen müssen deshalb in Zu kunft stark abgekürzt werden und sollen möglichst nur einen Tag dauern für Hin- und Rückfahrt. Das gilt besonders für militärische Inspektionsreisen. — Im Munsfelder Streikgebiet scheint sich die Lage im allgemeinen zu bessern. Die Ruhe wird nicht gestört, Ausschreitungen einzelner krakehl- süchtiger Burschen sind nicht mitzuzählen. Es soll ein stärkeres Gendarmerie-Aufgebpt in das Streikrevier gelegt werden, die Truppen sollen in ihre Garnisonen zurückkehven. Letztere wurden am Mittwoch durch den kommandierenden General des 4. Armeekorps inspiziert. Wie der Streik selbst enden Wirch ob mit einem Sieg oder einer Niederlage der Streikenden, kann nicht über sehen werden, doch scheint die Grubenverwaltung die Oberhand gewonnen zu haben. Täglich treffen Ar beitswillige ein, denn der Kampf wird ja nicht wegen schlechter Lohnverhältnisse geführt, sondern um die Koa litionsfreiheit, die 'den Bergleuten von ihren Arbeit gebern bestritten Wirch Die Streikenden sind entschlos sen, auszuharren. — Der genaue Zeitpunkt der Interna tionalen Luftschiff ahrts-Konferenz ist noch nicht festgesetzt, jedenfalls wird sie aber im nächsten Jahre in Paris stattfinden, Die Konferenz rst von her französischen Regierung einberufen worden. Sie wird sich hauptsächlich mit der Regelung des inter nationalen Luftverkehrs zu beschäftigen haben, denn wie die Verhältnisse heutp auf diesem Gebiet liegen, kann es auf die Dauer nicht mehr gehen. Gerade unsere deutschen Luftschiffer können ein Lied von den Plackereien singen, die beim Ueberfliegen der Grenze und beim Lamden auf fremdem Bodejn entstehen. Wurde doch unlängst aüf einen deutschen Ballon, der die rus sische Gpenze passierte, von Kosaken ein munteres Ge wahrfeuer eröffnet. In Frankreich verlangt man frem den Lüftschiffern einen ungerechtfertigt gohen Zoll für den Ballon ab. Außerdem sind noch viele andere Sa chen, die einer Regelung bedürfen. Oesterreich-ttngarn. — Der österreichische Finanzminister hat am Diens tag dem Abgeorjdnehe Uhu use den Staatsvoran schlag für 1910 vorgelegt und dabei-die neuen, Steuern verkündigt. Vor allem soll die Branntweinsteuer er höht warfen, und zwar von 90 auf 140 Kronen pro Hek toliter,. Ferner ist eine Erbschgfts- und! Schenkungs steuer im Betrage von 10 MtMorchn vorgesehen. Auch die Erhöhung der Persoulaleinkommensteuer und Di vidende nst erreg Einführung einer Juuggesellensteuer uüd Erhöhung her Steuer auf Mineralwässer wurde von dem FiUlanzminister vorgelegt. — Die Verhandlungen üher die Wie Ser- Her st e l lu ng de r ungarischen Koalition sind gescheitert. Ehp aber nicht Klarheit darüber ge wonnen ist, ob der österreichische Reichsrat arbeits fähig sein wird, ist auch die Erledigung der langwieri gen ungarischen Kabinettskrise nicht zu erwarten. Rußland. — Der Zar Hst 'wohlbehalten in die Heimat zn- rückgekelhrt. Dhe Fuhrt durch Deutschland legte er wiederum inkognito zurück, wurde aber, wie anf der Hinreise,, vom Prinzen u,njd der Prinzessin Heinrich von Preußen wie vom Großherzog und der Großherzo gin von Hessen begrüßt und von Worms bis nach Frankfurt a. M. geWtet. lieber hie politische Ausü bende jdes Besuches von RacconW wird fortgesetzt so viel behauptet und dementierh, daß man unmöglich auf alles echugehen kaum. Die offiziellen Stimmen er klären, der Besuch habe der Erhaltung des Matus <mo auf dem Balkan und der Befestigung des europäischen Friedens gegolten. — Die Umgehung Oesterreichs bei der Zarenreife ist augenscheinlich auf Ratschlägen des Ministers des Auswärtigen von Iswolski hin erfolgt, der es dem österreichisch-ungarischen Minister Grafen Aehrenthal nicht vergiessen kann, daß Vieser in sen Früh jahrswirren. der geschicktere und erfolgreichere Staats mann war. Bulgarien. — Kö ni g F erdi nand von Bulgarien weilt wieder im Sofia,, wo er am heutigen Donnerstag die So- branje mit einer Thronrede eröffnen wird. Sein kur zer Ausflug auf serbisches Gedieh der im Widerspruch zur Jahreszeit mit botanischen Forschungen begründet wurde, hält die Balkaarpotitiker noch immer in Atem. Die einen sagen, König Ferdinand wollte den serbi schen Kronprinzen Alexander kennen lernen, den er zum Gemahl seiner Tochter Endoxia ausersehen habe. Andere wollen wissen, der Besuch sei auf Anregung von Rußland erfolgt und bezwecke eine Abkehr Bulgariens von Oesterreich und die Bildung, eines bulgarisch-ser- bisch-moutenegvinischen Balkan-Dreibundes. Türkei. — Konstantinopel, 27. Oktober. Nach In formationen au maßgebender Stelle wird die Türkei vom Jahre 1910 ab jährlich vier bis sechs Offiziere zur Vervollkommnung ihrer Studien nach Oester reich-Ungarn entsenden. Die Gesamtzahl ter zu entsendenden Offiziere soll vierzig betragen. Lokale und sächstsche Mchrichten. — Eibenstock, 28. Oktober. Nach einer uns von Schönheide zugegangenen Mitteilung spricht morgen Freitag abend '/,9 Uhr im „Hotel Schwan' unser Reichstagsabgeordneter Herr vr. Stresemann in einer öffentlichen Wählerversammlung über die politische Lage. Wir glauben, daß diese Nachricht auch den hiesigen zahlrei chen Freunden und Wählern des Herrn Abgeordneten von Interesse ist und vielen Anlaß geben wird, der Versammlung beizuwohnen. — Eibenstock, 28. Oktober. Der gestrige Abend brachte aus dem diesjährigen Vorrragscyclus des Kaufmännischen Vereins den ersten Vortrag, gehalten von Herrn vr. weck. Mühlstädt aus Leipzig. Eine zahlreiche Zu hörerschaft, teils aus Mitgliedern des Vereins, teils aus Gästen bestehend, hatte sich im großen Saale des „Deutschen Hauses' zusammengefunden, um den Ausführungen des Herrn Vortragenden über das Thema „Der Winter als Künstler und Arzt' zu lauschen. Nach einer Begrüßung des erschienenen Publikums seitens des Vereinsvorsitzenden, Herr» Paul Richard Müller, begann Herr vr. Mühlstädt seine etwa 1'/, Stunden währenden Auslassungen über das erwähnte Thema, die er mit Lichtbildern illustrierte. Doch standen eigentlich, hauptsächlich im ersten Teile, diese mehr im Vordergründe als die Betrachtungen des Herrn Vortragenden selbst, und zwar mit Recht. Denn so wurde dem Zuhörer das ästhetische Moment, das dem Abend sein Gepräge gab, durch eigenes Sehen und durch die kurze klare Vortragsweise des Herrn vr Mühlstädt eher nahegelegt als durch weit schweifige wissenschaftliche Abhandlungen. Und es kamen da Bilder zur Vorführung, die durch ihre Farbenharmonie und ihren Stimmungszauber geradezu entzückten. Als nun Herr Di. Mühlstädt gar bemerkte, daß der größte Teil der Bilder von ihm selbst ausgenommen sei, da mochte manchem sich unwillkürlich der Gedanke aufdrängen, daß ein Mann, der mit einem so tiefempfindenden Auge für die Natur und ihre Stimmungen begabt ist, weit mehr Anspruch auf den Rang eines Künstlers als auf den eines Wissenschaftlers erheben darf. — Der Winter als Künstler, so lautete der erste Teil des Themas. Sowohl am Großen, Massigen wies Herr Mühlstädt diese Eigenschaft des Winters nach als auch am Kleinen, Intimen. Der unbeachtetste Grashalm, die braun rissige Ackerscholle, das rostige Gitterornament, alles berührt der Raureif mit seinem Zauberstab. Aber auch die riesigen Schnecmassen des Hochgebirges, die schweren weißen Lasten, die die Tannenwaldungen zu tragen haben, wirken künstlerisch, abgesehen von den wirtschaftlichen Schäden, die durch die ungeheuren Schneemassen verursacht werden. (So seien im vorigen Jahre in den Keilberg-Waldungen allein 20000 Bäume durch die Wucht des Schnees zerstört worden.) Der Herr Redner gebrauchte für die imposanten Schneemaffen und Eisbildungen vergleichsweise das Wort „gefrorene Musik', das man für die Architekten geprägt hat, das aber hier sicherlich noch berechtigtere Anwendung finden darf. Am allermeisten paßt natürlich dieser Begriff auf das Hochgebirge, auf die Alpen. Sind doch die Alpen auch einst aus der Eiszeit hervorgegangen, wie einst auch Deutschland in ewigem Eise lag und durch Gletscher mit den nordischen Eisländern, Norwegen usw., verbunden gewesen sei, welchen Schluß die er ratischen Findlinge zuließen. — So gewaltig nun die Gebilde des Winters auch immer sind, so fein, so unerhört schön sind die einzelnen Elemente. Ein auf die Leinwand projektiertes Schnee flöckchen demonstrierte diese Tatsache aä ooulos. Schönheit und Farbenfreudigkeit sind die Hauptfaktoren des Winters, mehr noch als die des Sommers, trotzdem im Winter das freudige Grün fehlt. Wem lebt nicht die Farbensymphonie eines flimmernden Wintermorgens in der Erinnerung? Doch auch im Sturm und Nebel des Winters wohnt Poesie. Wenn der Nebel durch den Wald schleicht, wenn der Sturm-