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Mantels aufsprlnzen und der Mantel abfällt: und - , Mutter!" - ruft er und Hede die Stümpfe seiner abgeschosseneu Arme» vsr ihr knieend, in die Höhe: - Mutter.' kennt ihr denn euren Loh" nicht ? - Die Frau wirst einen Blick auf den verstümmelten Sohn, sinkt ihm an die Brust und stirbt in dem eiben Augenblicke. Auch der Sohn und der Vater folgen ihr wenige Lage darnach ins Grab nach. - O Krieg - welch ein Un glück bist kn für die frictlichen Hütten der Menschen! Mnrad's seltenes Schicksal undElaubcnStreue. Vor neunzehn Jahren hatten die Heuschrecken die Hegend um Damaskus so verhex ret, daß eine schreckliche HungerSnoch dadurch entstand. Ein armer christlicher Dauer sähe sich gedrungen, seine Heerde zu verkaufen, um sich und die Eeimgen vom Hun gertods zu retten. Bei dieser Gelegenheit kam ihm von der Herkunft, den Schicksale» und Tharen des berühmten Murad Dey, so viel zu Obrem, daß er in ihm seinen Sohn, der ihm a!S ein Knabe von eilf Jahren geraubt worden war, vermutbeu zu könne» glaubte. Er faßte also in seiner traurigen Laa« den Entschluß, bei ihm selbst Hülfe zu suchen. Vergebens bemühten sich Weib und Kinder, ihm diesen Gedanken eines so ge wagten Unternehmens durch die Vorstellung auSzureden, daß der Dey, wenn er auch wirklich sein geraubter Sohn wäre, in einem so armseligen Dauer doch schwerlich seinen Vater würde erkennen wollen, Aber der Bedrängte beharrte fest auf seinem Vorsätze und erreichte glücklich Oamiettt, MuradS Residenz. Zwar überfiel ihn nahe am Palaste cm heftiger Schauer, der ihn vielleicht zur Heimkehr bewogen haben würde, wenn ihn nickt das stärkere Gefühl der dringendsten Noth, feinen Entschluß zu vollführen, gezwungen hätte. Mit neuem Muth« belebt uabre er sich also dem Thore; allein die Wache trieb den mit Lumpe» Bedeckten zurück. Nur sein drmgendeS Anhalten bewirkte endlich, daß dem Murad Bey gemeldet ward, ein alter Bettler am Thore bäte um Gehör. Murad Bey, eben von seinem Hofstaate umgeben, in Seide gekleidet und mir Gold und Edel, steinen geschmückt, ließ ihn nach morgenländisckcr Sitte vor sich bringen. Der Glanz der Hoheit brachte den Alten nicht aus der Fassung; zuversichtlich trat er näher, be- trachtete den Dey aufmerksam und erkannte in ihm seinen Sohn. Nun fiel er zu dessen Füßen, uiiifaßte seine Kniec und rief voll Freude auü; „Irins Maria! sey ewig ge» lobt! ich habe memcn Sohn nun wieder gefunden. Ja, Bey! Du bist mein Sohn, den ich schon lang« beweinte!" — Murad, mit wenigen Worten von der Wahrheit über zeuge, rief hierauf: „Großer Prophet Mahomev, sey gelobt! ich sehr meinen Varer wieder." Nun hieß ec seinen Vater neben sich sitzen und stellte ihn, als solchen, seinen Hofleuten vor, indem er ihnen zugleich seine eigene Geschichte erzählte. Endlich wandte er sich mit diesen Worten wieder an den Alten: „Vater, alle meine Schätze eheste ich mir dir, wenn du von deinem Glauben ablaßr nnd Mahomed erkennen willst."— Aber entschlossen antwortete dieser: „Nein! eben weil ich diesen Antrag im Voraus vermu. thete, habe ich deine Mutter und meine andern Kinder nicht mir m)r genommen, da mit sie der äußere Glanz nicht Elenden möchte, ihren Glauben zu verlasseu." — Nun wohlan denn, erwieverte Murad Bey erstaunt und gerührt: Dein Wille geschehe! Zeuch hin in Frieden in das Land unserer Väter. — Beschenkt mit hundert tausend Zechinen und einem mir Frucht beladenen Schisse kehrt« der hoch erfreute Vater z« seiner Familie dankbar heim. ——.