Volltext Seite (XML)
sich durch Ausvrschen und durch Nachschlüssel zu Helsen, ja er fing an, kleine Diebereien zu verüben, um sich Geld zur Befriedigung seiner Lüsternheit zu verschaffen. Es kam end. ttch so weit, daß sich die Frau von ihm scheiden ließ, und daß ihn sein, Leitern erblos mach ten. Darauf vermierheke er sich als Knecht in Taßdorf, ober sein Zustand wurde immer schlimmer, denn seinen ganzen Lohn verfraß er i ' Bratwürsten und half sich dann durch «Spitzbüberei. Er ging so weit, daß er seinem BeiLlvater während der Absolution die Bibel wegstahl und sie in Bratwürsten verlhat. Bald daraus wurde er wegen viel n an« dcrn Diebereien ring,zogen und ins Gesängniß gesetzt, von da aber entfl- h er. Nun wurde er erst ein wahrer Spitzbube; denn da ihn niemand annahm, so zog er im Henneoerqschen herum, stahl wo er konnte, um Bratwürste essen zu können. Doch dauerte die Freude nicht lange. Er wurde nämlich in Kaltensondheim, einem zum Amre Lichtevberg gehört, gen Marktflecken, ergriffen und durch dos Verhör aller seiner Diebereien überführt. Das Unheil brachte ihm den Strank und diese« wurde auch am 12. Fkbr. 1746 zu Kalten« sondheim on ihm vollzogen. Aste die ihn gekannt haben, versichern, daß er übrigens ein dienstwilliger und gnkmükhiger Mensch gewesen ist, und man kann mit Recht sägen, daß ihn blo« die Bratwürste und fein« Lüsternheit darnach, an den Galgen gebracht haben. Die halb wiedergebrachte Arznei. Ein ziemlich einfältiger Bauer hotte eine Frau, die lange Zeit vom Fieber geplagt wurde, und bei der durchaus keine von den tausendfältigen Hausmitteln, die ihr vorge. schlagen wurden, helfen wollte. Da riech endlich ein Bürgersmann, der dem Bauer Ge> kreide abkaufte, daß man doch den Provisor in der Stadtapotheke deshalb befragen roll'«; der >ev ein erfahrner Mann, und werde gewiß für die arme Kranke Hülfe wissen. Der Dauer merkte sich den erhaltenen Rath, und o!s er bald darauf zur Stadt kam, unterließ er nicht, sich in die Apotheke zu begeben und dem gewissen Herrn, dessen Namen er aber vergessen hatte, sein Anliegen vorzukragen. Als er nun beim Eintritte mehrere Herrn mit braunen Schürzen g-wahr wurde, die alle mit Büchsen beschäftigt waren, war er sehr ver legen, wtlchen von denselben er anreden sollt?. Endlich wandte er sich an den, der eine Perücke trug, und die wichtigste Miene machte, und sagte: „Mit Verlob, is er der — der Quacksalber, der den Leuten das Fieber vertreibt!" Der Provisor, der zum Unglück ein sehr emfindlicher und hitziger Mann war und die Sache für einen angelegten Spaß eine« lustigen Vogel' hielt, war über diese Anrede nicht wenig betreten, und gab dem Bauer, indem er im heftigsten Zorne sagte: „jo, der bin ich, und hier ist die Arznei fürs Fieber! ' ein Paar derbe Ohrfeigen. Der Bauer erschrak, faßte sich aber sogleich und sagte, sich die Backen reibend: Gut! Wae kostet bas? — ,,Einen halben Gulden!" gab der Provisor unter lautem Gelächter der Umstehenden zur Antwort. Der Bauer zahlt? und gt >g schweigend von dannen. — Ale er nach Hause kam, fand e>- «ein armes Mütterchen zähneklappend hinter dem Ofen sitzen, denn der unangenehme Besuch, der filne