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Geschichte» und Erzählungen. "orenz Grab, oder den haben die Bratwürste an den Galgen gebracht. Lorenz Grab wurde geboren zu Taßdors im Fürstenthume Eisenach. Seine Aeltern, die vor mchrsrn Jahren gestorben sind, waren wohlhabende und rechtschaffne Bauersleute. Die zu große Liebe zu ihren Kindern war die Ursache, daß sie ihm zu viel Willen ließen, besonders b ging die Mutter einen Fehler, vor dem sich alle Mütter sorgfältig hüten sollten; daß sie nämlich ihren Sohn jur Näscherei und jeckerhastigkrit gewöhnte. Statt daß er mit seinen Hellern hätte essen sollen, was aus den Tisch kam, gab ihm seine Mutter bei fische und außer Asche immer nur, was er haben wollte, und wenn es daraus ankam, daß er folgen und etwas thun s stre, was sie haben wollte; ss suchte sie ihn durch Leckereien zu ge winnen , anstatt daß sie Höne Ernst gebrauchen sollen. Es war voraus zu sehen, daß aus drm jungen Menschen nicht wie! werden; aber daß es so schlimm mit ihm ablaufen würde, das ahnere niemand. So wie er größer wurde, nahm auck seine Lasterhaftigkeit zu und zwar siel sie aus einen Gegenstand, den man gar nicht vermulhen konnte, nämlich auf .Brarwürste- Vermuihsch hatte er diese kennen gelernt, wenn um Lichtmess? die fetten Schweine bei sei nen Lettern geschlachtet wurden, Es ist aber nicht zu beschreiben, mit welcher Begierde er diese« Gerichte aß, und wie weit die Lüsternheit darnach ging. Ganze Schüsseln voll Bratwürste könnt er essen, und wenn man glaubte, daß er nun auf viele Tage satt haben müßte; so fing er mir dem größten Apelite wieder von neuem an zu essen. Nun da thue dir nur einmal eine Güte; du wirst doch die Bratwürste'einmal satt kriegen; sagte ost seine Mutter, und war ihm behülflich, seine Lüsternheit zu befriedigen. Ale er aber in die Jahre kam, daß er Verstand bekommen sollte, und nun ansing, jeden Groschen den er bekam, in Bratwürstrn zu verfressen, ja als er seinen Aelrern alles aus dem Hause trug, und das Getreide von dem Boden stahl, um sich satt Bratwürste zu essen, da sahen die Aeltern wohl ein, daß es zu weit ging und daß die Sache nicht gut thun würde. Nunmehr sollte und mußte ihm das Bratwurstessrn abgewöhnt werden. Ader da er in der Jugend nicht harte folgen gelernt; so waren alle Buken, Ermahnungen und Schläge umsonst ES fehlte an letzter» nicht, aber wenn man ihm das Maul auf der Stelle zerschmissen hätte, s» hätte er doch, sobald es heil war, wieder Bratwurst, gegessen. Die Aelrern dachte«, wen» er eine eigne Wirtschaft bekäme , so würde er doch verständig werden und Nachlassen. Auch glaubten sie, daß eine Frau das ausrichten würde, was sie nicht ausrichten konnten; deshalb gaben sie ihm eine Wirkhschast und liehen ihn eine Krau neh men. Was aber auch gute und böse Weiber mit ihren Männern in der Welt au,richte« können; so war doch Lorenzens Krau nicht im Stande, ihrem Manne das Bratwurst« fressen ab zu gewöhnen, vielmehr trieb rr es nun so stark, daß er alles verfraß was seine Wirtschaft etnvrachte. Man schloß ihm den Boden ni d die Scheune zu. Da wußte er Mitßnrr Kalender. S