Volltext Seite (XML)
Der Blondkn von Namur. (Fortsetzung.) Steigen S'e aus, wenn Ich bitten darf! sagte der Nachbar. HerrLe Blond gehorchte. Der Nachbar war ihm dazu br» hülflich. Er stand auf festem Boden, ohne zu wissen, wo, und erwartete, was weiter ge- scheben solle. Da hörte er den Pagen hin ter stch wegfahren. Doch blieb er miß- trauisch stille da aber nach einer ziemlichen Weile der Nachbar sich nicht vernehmen ließ, redete ihn Herr Le Blond an. Keine Ant- »ort. Es kam ein anderer Wagen; der rollte aber an ihm vorbei. Er wagte end lich, die Binde etwas zu lüften. DerDolch des Nachbars ließ sich deswegen nicht zwischen den Rippen verspüren. Er riß das Tuch von den Augen; er sah darum nicht Heller. Alles dunkel und schwarz. Der gute Blondin fürchtete schon, in alle« Ernste blind geworden zu feyn, wenn er sich nicht umgewendet und erleuchtete Fen- ster von einer langen Reihe Häuser gesehen hätte. Er betrachtete die Gegend genauer. Es war die wohlbekannte Straße von Na mur, in der er wohnte; ja er stand vor seiner eigenen Wohnung Der Reisewagen des Chaldäers und die gefährliche Gesell schaft darin hatten langst einen andern Weg genommen. Nach langem Pochen öff. nete der schlaftrunkene Diener des Herrn Lt Blond die Thür, und war nicht wenig verwundert und erfreut, seinen Gebieter wieder zu begrüßen; nahm den Reisekvffrt, der vor der Thür auf der Straße stand, und erzählte nun im Htnlerstübchen alle Stadt- und Ladenneuigkriten, die er wußte, nach weichen aber der Blondin durchaus nicht beqterig war. Folgenden Morgen fand Herr Le Blond alles wieder auf der allen Steller das Hin- terstübchcn, d.e Aussicht auf die Jaem n- laube, jeden Tisch, jeden Stuhl, jeden Schrank. Er rieb sich dir Augen — eS war alles beim Men. Das Vergangene glich einem Traum; nichts war erklärlich darin; die Geschichte mit dem Herzogthum zu Charmes am allerwenigsten. Es war, so kam's dem Blondin vor, eine bloße Gau kelei und Teufelei, der vorgebliche Chaldäer entweder der Teufel in eigener Person, oder ein Schwarzkünstler, der ihn vermuthlich zu irgend einem Hexenstückchen gebraucht hatte. Er packte mit einiger Neugier seine Reise kiste aus; drei alterthümliche blinde Gold stücke lagen oben auf den Kleidern. Er wühlte begierig weiter, denn er hielt sie für Vorboten eines darunter liegenden Schaz- zes; aber nichts weiter gab's. Er that einen tiefen Seufzer. Außer den alten blinden Eoldstückchen und den fünftausend Livres, die ihm der Chaldäer vor der Abreise im Wirthshauft gegeben, hatte er nichts von dem ganzen Abentheuer. Was war da zu thun? Er mußte es sich gefallen lassen, wieder in den Epitzenladen za treten, und auf die Kundinnen zu war- ten, die sich aber während seiner Abwesen heit ganz verloren zu haben sch'enen. Je weniger er im Laden zu thun hatte, je flei ßiger lag er im Hinkcrstübchen am Fenster, um die geliebte Jacqueline zu erblicken. Sie kam aber nicht zum Dorschün. Er ging des Tags wohl zwanzigmal in's Gärtchen und in die Jasminlaube, um sich nur za zeigen. Alles umsonst. Unsichtbar blieb Jacqueline. Aber je öfter er zur Laube kam, jemehr verschwand aus seiner Fanra- tasie das Bild der Herzogin von Me!ß; je lebendiger erwacht- die Erinnerung an Jacqueline, an dir Seligkeiten der Lehrstun den, an den ersten Kuß, an dir Thränen und Gelübde der ewigen Treue. M't sei- ner ewigen Treue kalte es nun freilich eia eigenes Bewandniß gehabt im Schlosse Charmes, das fühlte er wohl selbst; und