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Auszüge aus den neuesten Churfürstlich Sächsischen Verordnungen. 43 Beurthcilung des gegenwärtigen Arzres oder Wund arztes überlassen werden. §. 6. Mit allen diesen Mitteln hat man 4, 6 bis 12 Stunden lang fortzufahren, weil man ersah ren haben will, daß, wenn auch ein Mensch eine geraume Zeit bereits im Wasser gelegen, und ganz erstarrt gewesen, er doch durch den fortgesetzten Ge brauch dieser Mittel wieder zum Leben erweckt worden sei. Während dieser Zeit aber muß be ständig eine reine und kühle Luft in dem Zimmer »der andern Behältnisse erhalten werden. s. Besondere Vorschriften. §. 7- 7) Bei Ertrunkenen ist das gewöhnliche Stürzen, indem man sie auf den Kopf stellet, damit das eingeschluckte Wasser wieder herauslaufen solle, ingleichen das zu die sem Entzweck angestellte Rollen und Drücken des Körpers, gänzlich zu unterlassen. 8. Der Körper des Ertrunkenen muß so geschwind, als möglich, entkleidet, abgetrocknet, in warme wollene Decken gehüllt und nach § z. erwärmt, dec Mund und Schlund hier vorzüglich von allem Schleim und Unreinigkeiten auf die oben §. 2. angezeigkö Weise befreit, der Körper mehr auf die rechte Seite, mit aufrechlsgekehrtcr Brust und Kopf, auf eine Matratze oder ein Bett gelegt werden. Bei Ertrunkenen, die bald wieder herausge zogen worden, nicht sehr steif sind, sondern war- me und biegsame Glieder haben, kann bei vollem, rorhem, blauem oder schwarzem Ansehen des Ge- kchrS und glänzenden hervorstehenden Augen gar bald ein Aderlaß Sratt finden, und besonders die l'ma mit einer Lanzette, und wenn solches nicht thunlich wäre, eine Ader am Arme eröffnet, und, nach Bestimmung des Arztes oder Wundarztes, eine hinreichende Menge Blut weggenommen werden; auch ist der Aderlaß nach Befinden zu wicderhohlen, die Ader selbst aber, allemal zu verbinden, wenn auch kein Blut gefios sm seyn sollte. §. y. Dem Ertrunkenen sind die Haare abzuschnci- den; der Kopf, ingleichen die Arme und Beine, so wie der Unterleib und Rücken, mit gewärmten, wollenen oder auch leinenen Tüchern gegen die vbern Theile zu, die Füsse aber und Hände mit Bürsten und überdieses m-r Essig, Mccrrettigund Zwiebeln zu reiben. H. 10. Der Ertrunkene ist ferner mit einer Feder oder mit einem Strohhalme im Haise zu kitzeln, und demselben auf die im 4- §. angezeigte Art Luft einzublasen. Sollte dieses auf keine Weise gelin gen, und ein Hinderniß im Schlunde, was sich nicht entfernen ließe, z. B. vieler Schleim, daS Eindringen der Luft in die Lungen verhindern; so kann, auf das Gutachten des Arztes oder eines erfahrnen Wundarztes, die Luströhrcnöffnung an gestellt werten. Ferner kann mau Tabacksrauch- Klystiere vermittelst übereinander gesetzter Pfeifen, und am besten mit der dazu verfertigten und längst bekannten Tabacksklystiermaschine, doch mit der größten Behutsamkeit, anwenden; es werden aber auch schon gewöhnliche und scharfgesalzene Kltz» stiere diesen Endzweck hinlänglich ersüllen. Wenn es möglich ist, so bringe man de« Körper in ein warmes Asche»-Salz- oder Was serbad. §- n. Den im Wasser Verunglückten ist, so lange sie sich nicht wieder erholet haben, weder Brand wein, noch SpirituS, noch von flüchtigen Salzen etwas einzugießen; wohl aber ist ihnen ein flüch tiger Hirschhorn- oder Salmiakgeist, oder auch Weinessig, unter die Nase zu hallen, auch etliche Tropfen davon auf die Zunge zu geben. 12. Sollte der Körper schon einer beträchtlichen Kälte ausgesetzt gewesen, und eiskalt und steif seyn, wo denn ein Aderlaß gar nicht Sratt finden kann, so ist die Erwarmung durch das Reiben mit gewärmten Tüchern nach und nach zu bewir ken, und wenn dieses geschehen und der Puls schlag voll und stark zu werden anfängt, der Mensch dabei eine Eingenommenheit des Kopfes und Be täubung zeigt, oder sich vielleicht Schmerz, Druck oder Beklemmung auf der Brust äußert, daun ist ein Aderlaß vorzunchmen. §> i?. Bei dem 4,6 bis I2 stündigen Gebrauch aller dieser Mittel ist, sobald der Verunglückte röchelnd, ohne Schleim rm Munde, bei hartem oder vollem Pulse, zu athmen ansängt, ein Aderlaß, athmet er Hingegend röchelnd, mit Schleim im Munde, ohne Härte und Völle im Pulse, so ist ein Brech mittel nöthig. Kann er leicht schlingen, so gebe man ihm einen erquickenden stärkenden Thee; schläft er vielleicht ohne Röcheln, mit freier Aus dünstung und Athem, so gönne man ihm die Ru he und gebe demselben beim Erwachen einen stär kenden Thee oder andere stärkende Mittels wie 8 2 solche