Volltext Seite (XML)
4L Auszüge aus den neuesten Churfürstlich Sächsischen Verordnungen. - Scheintodes genauer bestimmt, theils muß sie der Veur» nasse zu entfernen, und mit trocknen, die äußere Kalte abhaltenden, vorzüglich wollenen Bedek. kungen zu vertauschen, etwa vorhandene Wunden mit einem Tuche zuznbinden; in Rücksicht des Zweiten aber, ihn mit möglichster Behutsamkeit und Schonung auf einer Tragbahre in rin Haus oder auch im Sommer in einen bedeckten Ort zu schaffen, wo man reine und frische Luft haben, wohin man die erforderlichen Rcttungsmittel vor züglich warmes und kaltes Wasser, Weinessig, Salz, Ocl, Stroh, Strohbetten, Matratzen, Bettstellen, Bürsten und Tücher zum Reiben teichr herbeischaffen kann, und wohin auch der Physikers, oder ein anderer in der Nahe befindlicher Arzt, so wie besonders auch ein Wundarzt mit seinem chi rurgischen Apparat sogleich zu rufen ist. §. 2. Sobald der Scheintotste an dem zur Wieder, belebung bestimmten Ort angelangt ist, muß er sogleich entkleidet, die Kleidungsstücke, wenn sie nicht anders gut abgenommen werden können, losgeschnittcn, der Körper gut abgctrocknet, ge nau besichtigt, vorzüglich auch die etwa im Mun- de, Halse oder Schlunde befindlichen Stoffe, Schleim, Schlamm oder Blut, welche die Rück kehr des Athemholens unmöglich machen würden, mit einem in Oel getauchten Finger und nachher mit einem geölten Federbüfchel entfernt, und nun ber Körper auf eine Matratze oder Bette gelegt und in eine, soviel als möglich, mit Brust und Kopf aufgerichtele Lage gebracht werden. §- Z- Bei allen Scheintotsten sind ferner eine reine, zum Athmen taugliche, gesunde Luft und die gehörigeErwarmungdesKör- pers, als die beiden größren Belebungsmittel, vor allen Dingen wohl zu besorgen. In Rücksicht der eisternmuß der Scheintodtc in einen geräumigen, der freien Luft zugänglichen Ort gebracht, und es müssen alle unnütze Zu schauer aus demselben entfernt werden. Was aber die Erwärmung anlangt, so muß diese zwar bei Erftornen auf eine sehr behutsame und ganz all mähligc, unten naher zu bestimmende Weise, bei allen Scheintodten aber, insoferne ihr Körper zu gleich der Kälte mehr oder weniger ausgesetzt ge> wesen, und nur nicht wirklich gefroren ist, durch warme Decken, Lurch Reiben mit erwärmten wol lenen Tüchern, durch steinerne, mit hußem Was ser angesüllte Flaschen, die man zwischen die Schenkel legt, durch Erwärmung des Zimmers, Schlage auf verschiedene Tbeile geleitet werden, welche nach und nach geschehen muß, und, nach Allein, die gehörige Anwendung aller dieser Mit» Beschaffenheit der Umstände, durch ech warmes tel kann theils erst bei den einzelnen Arten des Bad bewerkstelliget werden, §.4. Da es ferner bei allen Scheintodten, wie» wohl der Grund der unterdrückten Lebensäußcrung nicht bei allen der nämliche ist, darauf vorzüglich aukommt, das Akhemholcn und den Kreislauf ! des Bluts vor allen Dingen wieder herzustcllcn; so ist, nach Herbe!führn"g ver im vorigen an- gcfübrten, zur Herstellung dieser Lcriichtungcn höchstnöthigen Bedingungen, dem Scheintodten , Luft in die Brust zu blasen und solches öfters z» , wiederholen. s Die einfachste , aber nicht die zweckmäßigste , Art, Lust cinzublafen, geschieht durch Röhren, > so daß ein gesunder Mensch die von ihm in seine . Lungen gezogene Luft dem Scheintodten wiedtt einbläst; weit zweckmäßiger geschieh« dieses Ein» blasen vermittelst eines dazu bestimmten doppelten Blasebalgs, wodurch dem Scheintodten atino» sphärische Lust mitgetheilt wird; am aller zweck» - mäßigsten aber ist das Einblafen reiner Lebenslust, . (dephlogistisirter Lust, Sauerstoffgas) sobald die« selbe herbei geschafft werden kann. Das Einblast« muß jedoch mit Mäßigung und mit sanftem, auf» wärtsgehendem Brustdruck, auch wohl angebrach» ter, elektrischer oder galvanischer Herzerschülrerung > bei aufgeblasener Lunge, geschehen. Auch muß > ein Gehülst bei dem Lufteinblasen den Lungenioh» , renkovf oder Adamsapfel gelind nach hinten brüt» s ken, damit nicht die Luft in den Magen getrieben werde. h. 5. Es kann sowohl vor Anwendung dieser Ver suche, das Arhemholen und den Kreislauf wieder herzustellen, als auch nach denselben, und wen» diese Verrichtungen bereits anfangen wieder iu Gang zu kommen, ein Aderlaß nothwendig wer» den, dessen Anwendung bei der Behandlung der verschiedenen Arten des Scheintodes naher be» stimmt werden soll. Eben so müssen oftmals, wenn jene Mittel unwirksam bleiben, noch andere, vorzüglich reizende, auf verschiedenen Wegen a>> den Scheintodten angebracht werden. Es können z. B. flüchtiger Salmiak- oder Hirschhorngeist, oder Weinessig unter die Nase gehalten, oder 8 bis l2 Tropfen davon auf die Zunge gclhan, der Gaum mit einer Feder gekitzelt, Klysiiere von scharf gesalzenen Flüssigkeiten oder auch Ta- bakr'rauche gegeben, der ganze Körper mit flanel lenen Tüchern und die Fußfthlen mit Bürsten stark gerieben, auch elektrische und galvanische