Volltext Seite (XML)
SS. freilich nie erfolgt zu fei«. Trotzdem blieb der Vertrag in Kraft. Diese Filtalisierung ist al» ein bedauerlicher Mißgriff im kirchlichen Interesse zu beklagen. Vie hat nicht nur eine bedrutevde kirch liche BesitzschSdigung mit sich gebracht, iondern auch einen beklagenswerten Rückschritt in der kirchlichen Versorgung Großharthau'». Die wachsende Bevölkerung Hartha«'» aber hat r» in neuester Zeit allen kirchlichen Organen al» dringende Pflicht erscheinen lassen, die erneute kirchliche Selb ständigkeit in» Äuge zu fassen. Am Lutherfist 1883 wurde ein Pfarrdotatton-fond» gegründet. Demselben sind insbesondere auch die Hälfte der Zinsen des Flrmming'schen Legates zugrwtesrn worden. Im Jahre 1896 wurde von unserem Kirchrnvorstand rin 42 Acker umfassendes Gut als künftiges Pfarrgut angrkauft, der Pachtertrag wird zurzeit dazu verwendet, die aufgenommene Schuld zu amortisieren. So ist von feiten de» hiesigen Pfarrers und des Kirchenvorstands die spätere Srlbständigmachung Harthau'S gut vorbereitet worden. Der PfarrdotationSfondS ist zurzeit zu einer stattlichen Summe angewachsen, Gott zur Ehre und unserer lieben Kirchgemeinde zum Segen. -s- Großharthau. Wie wir vernehmen, wird am 1. Pfingstfeiertage der gem. Jugrndgisangverrin «Frohsinn" aus Serligstadt im Saale des Klingrr'schen Gasthauses „zur Erholung" hierselbst ein Konzert zu Gehör bringen. Das abwechsrlungS- reiche Programm enthält neben Chor- und Einzel gesängen auch einige interessante komische Vorträge. Im letzten Teile wird der Verein mit einer theatra lischen Spende: „Der Nachtwächter", Posse von Körner, oufwarten. Wir wünschen dem Arrange ment guten Erfolg. Dresden, 17. Mat. Durch Se. Majestät den König ist dem Grünen Gewölbe in Dresden eine kostbare Bereicherung zuteil geworden, indem der Ordenssammlung de» Gewölbes wertvolle Insignien, die König Johann getragen hat, über wiesen worden sind. 1^. Schandau, 20. Mat. Auch tn unserer Kur- und Fremdrnstadt hat man große eingehende Borarbeitungen zur Bewältigung des zu erwarten den Fremdenverkehrs während der drei Pfingsttage getroffen und wünscht man nur, daß das Wetter ein recht angenehmes sein möchte. ES sei hier gleich erwähnt, daß am 1. Pfingstabrnd wenigstens 3000 Fremde übernachtet werden müssen. Die 1. Nummer der amtlichen Kurliste von Bad Schandau weist 57 Parteien mit 78 Personen auf. Heute vormittag nahm die städtische Behörde die übliche Revision der beim Fremdenverkehr zur Benutzung kommenden Lohnfuhrwerke vor, hingegen musterte die köntgl. Kommission die Reit- und Zugpferde auf ihre Tüchtigkeit. Die beliebten Mertig'schrn GesrllschastSsahrten von hier nach allen Teilen des Gebirge» haben Anfang dieser Woche begonnen. Landtag. Dresden, 18. Mai. Die Erste Kammer trat heute vormittag 10 Uhr zu einer Sitzung zusammen und erledigte in derselben in der Haupt sache Etatreste. Die Zweite Kammer nahm tn ihrer heutigen 107. öffentlichen Sitzung das Finanz gesetz an und erledigte einige Petitionen. Nach mittag 2 Uhr nahm das Bereinigungs-Ver fahren seinen Anfang. DaS BerrtnigungS-Berfahren der beiden Kammern hat am Mittwoch stattgrfunden. Zu Kap. 1, Forsten, ist eine Einigung erfolgt; eS ist von beiden Kammern beschlossen worden, daß eine Verminderung der Obersorstmetstereken zu nächst aus 9 und dann aus 7 stattzufinden hat, und daß bet eintretendrn Vakanzen auf dtese Ver minderung Rücksicht zu nehmen ist. Weiter ist eine Erhöhung der Besoldung für die akademisch gebildeten Forstbeamtrn nunmehr von beiden Kammern beantragt worden. Hinsicht lich der Beschlüsse über die weitere Benützung der demnächst frei werdenden StaatSgebäude ist da» VerrinigungSversahrrn rrgebniSlo» verlaufen, da gegen haben sich beide Kammern noch dahin ge einigt, die Petition der Gemeind« Wilkau um Errichtung eine» Amtsgericht» der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Mit Bezug auf die Beschlüsse von 4 Petitionen, die die Zweite Kammer auf sich beruhen gelassen, die Erste Kammer dagegen al» unzulässig erklärt hat, ist keine Einigung erzielt worden, dagegen hat man sich für die Zukunft dahin geeinigt, daß das Ber- einigung-verfahren tn diesem Falle nicht mehr Platz zu greisen hat. Auch bezüglich de» Antrag» auf Aufhebung von K 19 de» Ergänzung»- struergrsrtzr» ist keine Urberetosttmmung zustande gekommen, da die Zweite Kammer bet ihren ve- Ichlüffen stehen grbltebru ist, diesen Paragraph ouszuheben, während die Erste Kammer den letzteren Beschluß abgrlehnt hat. Einstimmige Beschlüsse sind schließlich noch grsaßt worden hinsichtlich de» AerztegesetzrS; dir Erste Kammer hat noch tn dir Einfügung der Anfechtungsklage tn da» Gesetz gewilligt und die Zweite Kammer ist mehreren anderen abweichenden Beschlüssen der Ersten Kammer beigrtrrten, damit diese» wichtige Gesetz verabschiedet werden konnte. Deutsches Reich. Der Kaiser tras am Mittwoch vormittag von der Wildparkstation bei Potsdam au» aus dem Artillerieschießplätze KummerSborf rin und wohnte daselbst Schießübungen bei. Dann begab er sich nach Berlin und besuchte dort mit der Kaiserin die Kunstausstellung im Landr-auSstellungSparl. Später kehrten die Majestäten nach dem Neuen PalaiS zurück. Der sür die Kieler Regattenwoche ange kündigte Besuch König Eduards von England beim deutschen Kaiser wird, wenn man den hierüber veröffentlichten Beteuerungen der Londoner Blätter und der Berliner offiziösen Presse glauben darf, politische Bedeutung trageru E» heißt da u. a.: es handele sich hierbei nicht um ein zufälliges Zusammentreffen der beiden miteinander so nahe verwandten Monarchen, sondern um eine wichtige Begegnung, deren Wert in der Beseitigung von Mißverständnissen und tn der Sicherung der all gemein angestrebten Friedenspolitik liege. — Trotz dem bleibt rS noch immer abzuwarten, ob dir be vorstehende Monarchenzusammenkunft zu Kiel tn der Tat einen derartig hervortrrtrnden politischen Charakter aufwrisrn wird. Berlin, 19. Mai. Der Kaiser hat den König von Spanien zur Teilnahme an dem diesjährigen Kaisermanöver zwischen dem Tarde- korp» und dem 9. Armeekorps eingeladrn. Der König hat diese Einladung angenommen. DaS wrimartsche Herrscherhaus und Land sind durch das plötzliche Ableben der Erb- großherzogin-Wttwe Pauline, Mutter de» jetzigen GroßherzogS von Sachsen-Weimar, tn Trauer ver setzt worden. Die hohe Frau starb tn Italien ganz plötzlich infolge eines Schlaganfalles während einer Eisenbahnsahrt. Die Leiche ist von Florenz nach Weimar übrrgrsührt worden, wo an diesem Sonnabend ihre Beisetzung ersolgen sollte. Pfingstliche Ruhe herrscht im allgemeinen auf dem Gebiete der inneren deutschen Politik. Der Reichstag und die zur Zett neben ihm versammel ten etnzelstaatlichen Parlamente haben sich einst weilen vertagt. Bon bemerkenswerteren Versamm lungen tagten tn der Pfingstvorwoche z. B. der deutsche BankierStag tn Berlin und da» Institut colonial international zu Wiesbaden. Der Ent wurf einer neue» Maß- und TewichtSordnung ist den Bundesregierungen vom Reichskanzler mit dem Ersuchen um Prüfung mitgeteilt worden. Erfurt. Da in verschiedenen LandeSteilrn der Provinz Sachsen die Mormonen wieder auf tauchen, halber RegierungSpräsidentden ministeriellen Erlaß vom Jahre 1855, betreffend die Landes« verwetfung der Mormonen, in Erinnerung gebracht. Stuttgart, 18. Mat. Die zuständige Kommission der Abgeordnetenkammer hat den Antrag auf Einführung des Neunstundentages in den Werkstätten mit allen Stimmen gegen die der Sozialdemokraten abgrlehnt. Generalleutnant v. Trotha, der neue Truppen oberbefehlshaber für Deutsch-Südwestafrtka, ist am Freitag mit seinem zahlreichen Stabe an Bord des Dampfers „Eleonore Wörmann" von Ham burg nach Swakopmund abgrrrtst. WaS die widerspruchsvollen Meldungen über die geplante Reise des Prinzen Joachim Albrecht von Preußen nach dem südwestafrikantschen Kriegsschauplatz an belangt, so weiß jetzt die „Nat.-Zeitung" darüber mttzuteilrn, daß der Prinz nach endgültiger Ent scheidung des Kaiser» am Feldzüge gegen die Hereros tetlnehmen werde. Bom Kriegsschauplätze selbst liegt nichts wesentliche» vor. Uebrr eine wettere Schandtat der HereroS wird dem „Lokalanz." gemeldet: Di« Ostabtrilung de» Major» v. Slasenapp hatte die Gräber ihrer im Biwak Onjatu verstorbenen Kameraden besonder» freundlich hrrgerichtrt, die sechs Hügel mit Steinen eingefaßt, Kreuze mit Namen und Inschriften errichtet und dann die Gräber wie einen kleinen Kirchhof mit einer Dorn hecke eingefaßt. Die jetzt bet Onjatu biwakierende Abteilung de» Major» v. Estorfs fand di« Gräber durch die Herero» geschändet vor. Zwei waren ganz aufgegrabrn, die beiden Leichen Hera«»- gerissen, die Totenhemden zurückarschlagrn u"d auf den Unterleib schwere Feldsteine gel«^». Die Der sächsische Erzähle». Vette ». LVGL anderen Gräber waren stark beschädigt. Alle Gräber wurden sofort wieder instand gesetzt. Da» Massengrab bet Okaharut fanden die Patrouillen Estorff» unberührt. (Bekanntlich sind sonst auch den wildesten Völkern die Gräber heilig.) Oesterreich. Da» Expo!» Über die allgemeine Lage, welche Graf SoluchowSki, der Leiter der auswärtigen Politik Oesterrrich-Ungarn», im auswärtigen Au«- schusse der österreichischen Delegation gegeben hat, spricht sich tn Urbrretnstimmung mit der voran gegangenen Ansprache de» Kaiser» Franz Joses an die Delegationen ziemlich hoffnung-freudig betreff» der weiteren Erhaltung de» europäischen Frieden» au». Gras SoluchowSki betont hierbei die unentwegte Fortdauer de» Dreibünde» unter Hervorhebung speziell der guten offiziellen Be ziehungen zwischen Oesterrrich-Ungarn und Italien. Wetter weist der Minister auf das andauernde Einverständnis Oesterreich - Ungarns mit Rußland betreff» der Balkanfrage hin, verwarnt hierbei zu gleich jedoch ernstlich die Pforte, dir vereinten Bemühungen beider Mächte zur Wiederherstellung geordneter Verhältnisse In Mazedonien nicht etwa zu stören, ja, der Minister droht der Pforte sogar für diesen Fall direkt mit einer „viel durch greifenderen Operation". Dem französisch-englische« Abkommen stimmt der Minister zu. Betreffs de» ostasiatischen Kriege» spricht SoluchowSki tn seinem ExposS die Hoffnung au», daß der Kampf lokalisiert bleiben werde. In Oesterrrich-Ungarn konzentriert sich dar politische Interesse zur Zeit aus die Verhand lungen der In Budapest versammelten Delegationen. Im BudgrtauSschuß der österreichischen Delegation wurde am Mittwoch das Extraordinarium de» MilttäretatS, welches u. a. eine außerordentliche Kreditforderung in Höhe von 88 Millionen Kronen enthält, genehmigt. Der KriegSmtnister von Pit reich hatte vorher eingehende, zum Theil vertrau liche Aufklärungen über de« Zweck und dir Not wendigkeit dieses Kredits gegeben. Italien. In der italienischen Deputiertenkammer hat der Minister des Auswärtigen, Tittoni, eine große Rede über die Weltlage gehalten. In derselben berührte er die jüngsten Zeitereignisse, wie die Zusammenkunft Kaiser Wilhelm» und König Victor Emanuel» in Neapel, seine, Tittoni», Begegnung mit dem üsterreichisch-ungarischrn Minister Grafen SoluchowSki tn Abbazta, den Besuch de» Präsidenten Loubet am italienischen Hofe, und ließ sich im Anschlüsse hieran über die Stellung Italiens zu Oesterrrich-Ungarn und zu Frankreich vernehmen. Weiter erörterte der Minister die Frage der Handelsverträge, die Lage auf der Balkanhalbtnsrl, den Krieg tn Ostasten usw. Die Ausführungen des Ministers waren von großer Zuversicht tn der Erhaltung des europäischen Friedens getragen; al» die Grundzüge de» Pro grammes der auswärtigen Politik Italien» be zeichnete er die Aufrechterhaltung und Festigung des Dreibundes, wie der Freundschaftsverhältnisse Italien» mit Frankreich und England. — Gegen den geflüchteten ehemaligen italienischen Unterricht»- Minister Nasi ist rin Steckbrief erlassen worden. Frankreich. In Frankreich regt man sich wegen einer neuen Sptonageaffäre, bet welcher rS sich um die Entwendung von Plänen der Befestigungen von Toulon und Brest handeln soll, auf. Vorerst bedarf indessen diese neue Spionengefchtchte noch sehr der Aufklärung. — Eifrig wird in der fran zösischen Presse die Protestnote des Papstes gegen die Romsahrt de» Präsidenten Loubet erörtert. Di« meisten Blätter weisen den Protest al» unbe rechtigt zurück. UebrigrnS erklärt der vatikanisch offiziöse „Osservatore Romano", der vom Pariser Blatt« „L'Humanitb" veröffentlichte Protest de» Papste» gebe den Wortlaut nicht genau wieder. Balkanhalbinsel. Der in Ntsch stattgefundenrn Begegnung de» König» Peter von Serbien mit dem Fürsten von Bulgarien wird in manchen politischen Kreisen eine feindselige Spitz« gegen die Türket zugeschriebrn; ob mit Recht, da» wird sich allerdings erst noch zu zeigen haben. Aus Saloniki wird gemeldet, daß nach der nunmehr erfolgten Unterzeichnung der Verträge die militärischen Adjoint» die Stadt allmählich verlassen und sich mit den fremdlän dischen Osfizirrrn tn die ihnen zugewirseaen Ge biete begeben werden. Die üsterreichisch-ungarischrn Adjoint» und Osfiziere reisten am Montag nach UeSküb ab. Die In Ntsch stattgefunden« Begegnung de» König» Peter von Serbien mit dem Fürste« Ferdinand von Bulgarien hat mancherlei Deu tungen hervorgerusen. Hie und da ist sogar be-