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Dritte Anlage zu Ar. 58 des sächsischen Lrzähters. Bischofswerda, den »1. Mai 1V04. Ein lehrreiches Beispiel. Für die Crimmitschauer Weber ist be kanntlich mit großem Eiser in allen sozialdemo kratischen Gewerkschaften gesammelt worden. Manch armer Teufel hat sich von seinem Verdienst noch etwas abgezwackt, um den Crimmitschauer Webern zu helfen, die, wie er glaubte, dem nagenden Hunger, dem bittersten Elend prriSgegebrn seien, Die Kameradschaft, von der ein guter Teil unserer Arbeiterschaft erfreulicherweise erfüllt ist, zeigte sich namentlich um die Weihnachtszeit, als ganz unglaublich hohe Summen für die in Crimmitschau Feiernden aufgebracht wurden. Und was ist auS dem Selbe geworden? Der „Correspondent für Deutschlands Buchdrucker" weist jetzt nach, daß der sozialdemokratische „Deutsche Dxttlarbriterverband" dabet — 420,000 Mk. verdient hat. Während von 1900 bis 1902 wegen der Bei tragserhöhung von 10 aus 20 Pf. 12,420 Mit glieder des TextilarbeiterverbandeS absprangen, hat in den letzten beiden Jahren die Zahl sich von 29,740 auf 60,235 vermehrt, wozu auch der Urbertritt des niederrheinischen WrberverbandeS betgrtragen hat. In Sachsen sind 25,000 Textil arbeiter im Zentralverbande organisiert, also fast die Hälfte der Beschäftigten, in Baden dagegen von vielen Tausenden nur 271. Die Hauptkämpfe der Berichtsperiode waren der Meeraner Ausstand und der Crimmitschauer Ausstand, der im Gegen sätze zu dem nach 13 Wochen glücklich beendeten Meeraner Kampfe gänzlich verunglückte. Der BrrbandSvorsitzende Hübsch meinte zwar: „Unsere Organisation in Crimmitschau ist so fest wie je, und wir könnten jeden Tag den Kampf wieder aufnehmen", erhielt aber hinterher einen gewaltigen Dämpfer durch den Vertreter der Generalkom mission Umbrrit. Verblüffend ist jetzt die Mitteilung des Kassierers, daß am 1. Oktober 1903 14,951 Mk. Organisationsvermögrn vorhanden waren, während jetzt ein Kassenbestand von 319,540 Mk. dem Trxttlarbriterverbande gehört. Während des Kampfes hatte der Verband eine Einnahme von 1,151.146 Mk., darunter nur 140,000 Mk. von seinen Mitgliedern selbst, so daß bet 730,934 Mk. Kriegskosten der Textilarbetterverband 420,000 Mk. an dem Crimmitschauer Ausstande verdient hatte. Was wohl die Crimmitschauer Weber dazu sagen werden, wenn sie jetzt rrsahren, daß sie von den roten Hetzern nur benutzt worden sind, um dem Textilarbriterverbande die Kasse zu süllrn? Daß der Kampf über Nacht jäh abgebrochen wurde, als die Kasse genügend gefüllt war, ist ein neues klassisches Beispiel sozialdemokratischer Fürsorge für — dir große Schar derer, die nicht alle werden. Sachsen. Bischofswerda, am 20. Mat 1904. — Pfingsten! Das Fest der Ausgießung des heiligen Geistes ist wieder gekommen, das dritte Hochfest der christlichen Welt, da» GeburtSfest der christlichen Kirche. Man spricht gern von dem lieblichen Pfingsten, und die ausblührnde Natur legt da« besonders nahe. Das Pfingstfest auf feinen tirfreligiösrn Inhalt hin zu verstehen, ist nicht so leicht, und e» muß da jedenfalls ein Ver ständnis der WrihnachtS« und Osterbotschaft vor- auSgehen. Auch Pfingsten ist eine Tat der gött lichen Liebe: Gotte» Geist will unserem Geiste Zeugnis geben, daß wir GotteS Kinder sind, und so ist der Pfingstgeist ein Geist des Trostes, der Kraft, der Erkenntnis und des Friedens. Jesu» hatte diesen „Tröster" seinen Jüngern ausdrücklich verheißen; eine heilige Stärkung sollte er ihnen sein bei den bald zu erwartenden Verleumdungen und Verfolgungen. Bon diesem Geiste hatte der Herr weiter gesagt, daß er rinsührrn werde „in alle Wahrheit"; also kein bodenloser Skeptizismus sollte die Fortsetzung de» Werke» Jesu sein, sondern ein« fortwährende in sich selbst gewisse Glauben»- rrkenntni». Und endlich hatte Jesu» da» tiefe Wort gesprochen: „Den Frieden der Welt lasse ich epch, meinen Frieden gebe ich euch"; e» war gesagt im Hinblick auf den FriedenSgrist, der höher ist al» alle Vernunft und größer al» alle menschliche Seelennot. Da» Pfingstwunder geschah, und sofort mußte r» gegen den Hohn fanatischer Menschen verteidigt werden; da» Zeugni» de» Petr«», von dem «n» im zweiten Kapitel der I Apostelgeschichte berichtet wird, ist die erste glänzende I Verteidigung für den in der christlichen Gemein de I tvaltendea Gottr»grtst. Roch heute brauchen wir ' solchen Pfingstgeist. Die trüben Fluten de» Pessimismus dürfen den idealen Sinn nicht Hin wegschwemmen, der zu einem rechten Chrtstrnlrben nun einmal gehört. Immer neue Pfingsten müssen wir haben für unser Volk, unser« Beruf, unser Hau» und unser Herz. Der Apostel Paulus soll un» so recht au» der Seele sprechen: „Es sind mancherlei Gaben, aber eS ist rin Geist; und eS sind mancherlei Aemtrr, aber e» ist rin Herr; und es sind mancherlei Kräfte, ober ist rin Gott, der da wirket alle» in allen; in einem jeglichen er zeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nutzen." Ganz von selbst drängt sich dem frommen Christenherzen daS Gebet auf die Lippen, Gott wolle auch diesmal einen reichen Pfingst- segen geben: Tau der Gnade, Geist de» Frieden», der ein ew'ger Tröster heißt, leuchte in dir Nacht hinieden, senke dich in meinen Geist! —* Der Vorstand de» unter dem Protektorate Sr. Majestät de» König» stehenden LandeSver- etnS für WohlfahrtSeinrichtungen zum Besten Sächsischer Staatsbeamten, deren An gehörigen und Hinterbliebenen, hat seinen Mit gliedern die Einladung zur Hauptversammlung zugehen lassen, die Sonntag, den 5. Juni ds». IS., vorm. von 11 Uhr an, im Großen GewerbehauS- saale in Dresden, Ostra-Allre 13, stattfinden soll. Nach der ziemlich umfänglichen Tagesordnung hat sich die Hauptversammlung vornehmlich mit dem weiteren Ausbau der BerrinSaufgaben zu be schäftigen. So wird sie insbesondere die Frage wegen Erhöhung der Pensionen für Witwen und Waisen von Staatsdienern im Wege der Selbst hilfe, also ohne Inanspruchnahme staatlicher Mittel, zu beraten und sich schlüssig zu machen haben wegen Gründung einer Kranken- und Brandschadenkasse nach den Vorgängen bet anderen Korporationen (Sächs. Lehrer- und Gemetndebeamtenvrrein). An der der Hauptversammlung im Versammlungslokale am Abend vorher, am 4. Juni dss. IS., abends 8 Uhr, vorangehenden großen Feierlichkeit, zu der Mitglieder und deren Familienangehörige freien Eintritt haben, wird Herr Kanzletrat Klötzer, Vorstand deS Hauptbureaus der Staatseisenbahn verwaltung, die Festrede halten. — Wegen der Unterbringung der vorauSsetzlich sehr zahlreich in Dresden eintreffenden auswärtigen Mitglieder In Dresdner Hotels und um diesen Mitgliedern nebst ihren Angehörigen den Aufenthalt in der schönen Residenzstadt möglichst genußreich zu gestalten, hat der BereinSvorstand umfassende Fürsorge getroffen. Am 4. und 5. Juni ds». IS. wird im Gewerbe hause, Ostra-Allee 13, zur Erteilung von Aus künften ein Bureau errichtet sein. — Finanzgesrtz. Das „DreSdn. Journ." veröffentlicht das Finanzgesetz auf die Jahre 1904 und 1905. Die einzelnen Paragraphen lauten: 8 1. Auf gründ deS verabschiedeten Staats- hauShaltSrtatS werden die Gesamteinnahmen und die Gesamtausgaben des ordentlichen Staats haushalts für jede- der Jahre 1904 und 1905 auf die Summe von 333,845,431 festgestrSt, und wird zu außerordentlichen Staatszwecken kür diese beiden Jahre überdies noch ein Gesamtbetrag von 40,119,275 Mk. hiermit ausgesetzt. 8 2. Zur Deckung des Aufwandes für den ordentlichen Staatshaushalt und seiner auf die Speztalkassen gewiesenen Verwaltung«- uud sonstigen Ausgaben find, außer den den Staatskassen im übrigen in Gemäßheit de» Staatshaushaltsetats zugewiesenrn Einnahmen, auf jede» der Jahre 1904 und 1905 zu erheben: a) die Einkommensteuer mit den vollen gesetzlichen Beträgen (Normalsteurr), b) die Grundsteuer nach 4 Pfg. von jeder Steuereinheit, o) die ErgänzungSsteuer, ü) dir Steuer vom Ge werbebetrieb tmUmhrrzirhrn, v) die Schlachtstrurr, inglrichrn die UrbergangSabgabe von verein»- ländischem und die BrrbrauchSabgabe von vrrrtnS- ausländischem Flrischwerkt, k) die Erbschaftssteuer, g) der Urkundrnstemprl. 8 3. Alle sonstigen Abgaben, Natural- und Geldleistungen, die nicht ausdrücklich aufgehoben sind oder noch aufgehoben werden, bestehen vorschriftsmäßig fort. 8 4. Die zu außerordentlichen StaatSzwrcken bewilligte Summe ist au» den Beständen de» mobilen Staat-Vermögen» zu entnehmen. 8 5. Durch da» gegenwärtige Gesetz erledigt sich da» Gesetz, die vorläufige Erhebung der Steuern und Ab gaben im Jahre 1904 betreffend, vom 12. Dezember 1903. — Für den 19. KreiSturntag de» 14. Turnkreise» Sachsen, der am 28. und 29. Mat tn Reichenbach („Kaiferhof") stattfindrt und dem am Tage vorher eine Sitzung de» KretSturn- rate» vorangeht, ist die Tagesordnung u. o. wie folgt festgesetzt: Berichte, da» für den 16. bi» 18. Juli festgesetzte KretSturnfest tn Chemnitz, Erweiterung der UntrrstÜtzungSkasse, die Unter stützung tn Haftpfltchtfällen brtr., Feststellung de» HauShaltplan» für 1905/06, Antrag de» Kreis- turnrate» auf Herausgabe eine» „Handbuches" für den 14. Turnkrri», Wahlen: rr) der beiden Kreitvertreter, d) der vier Mitglieder deS Kreis« turnrateS und ihrer zwei Stellvertreter. — Abends 8 Uhr findet im Saale de» Gasthofes „Zum goldenen Lamm", Ecke Bahnhof- und Zwickauer Straße, geselliges Beisammensein statt. Bautzen, 18. Mat. Als Hauptgeschworene für die zweite BterteljahrSfltzung des Kgl. Schwur gerichts wurden heute durch Herrn LondgertchtS- prästdenten vr. Hagrmann nachgrnannte Herren auSgrlost: GutSbrs. und Gemetndevorstand Schulze in Nirderottendorf, GutSbes. Schmidt tn Klein schönau, Fabrikant Friese in Kirschau, Fabrikbrf. Paul Böhme in Ebersbach, Fabrikbesitzer Wtenhold Tebler tn Brettatg, Kaufmann Böhme tn Bischofswerda, Oekonom Friedrich tn Löbau, Kaufm. Hainich in Bautzen, Srmrindrvorst. Mager tn Weißbach, Fabrikbes. Adolf Benj. Reinhold Glathe in Mttteloderwitz, Fabrikbes. Raupach in Pulsnitz, Blumenfabrik. Franz Rößler tn Sebnitz, Tuchfabrikant Kloß tn Kamenz, Billenbes. Knoch in Oybin, Privatmann Rößler tn Hainewalde, RittergutSbes. von Sahr auf Döbschke, Fabrikbes. Ernst Karl Traug. Böhme tn Rtngenhatn M. S., GutSbes. Oueißer in DittrlSdorf, Kaufm. Berthold tn Löbau, Fabrikbes. Reuter tn Königs brück, RittergutSbes. und Kgl. Kammerherr Frhr. von Kalitsch auf ObergerSdorf, Oberförster Hauptmann tn Burkau, Kfm. Kurt Oskar Häbler in Großschönau, Blumenfabrtkant Clauß in Neustadt, Privatier Otto Demtsch tn Zittau, GutSbrs. u. Temetndevorst. Mütterlein tn Coblenz, HandlungSdir. Christoph tn Herrnhut, Ritterguts besitzer v. Arnim auf Hennersdorf b. Kam., Gemetndevorst. Kunath in Rtngenhatn und TasthofSbes. Mätzel tn Zittau. (Btzn. N.) Dresden, 19. Mai. (Kreistag.) Mit Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs versammeln sich die Herren Stände de« Meißner Kreise» am 31. Mai im hiesigen Landhause zur Abhaltung eine» allgemeinen Kreistage». DrrSden, 18. Mai. Der RegterungSasfissor v. Polenz, zurzeit beim RetchSamt deS Innern als HilsSarbeiter beschäftigt, wird dem „DreSdn. Journal" zufolge vom 1. Juli ab zur Kreis - Hauptmannschaft Bautzen versetzt. Dresden. Für die ungültig erklärte Ziehung der Lotterie der 29.Dresdner Pferde-Aus stellung vom 16. d. M. sand am Donnerstag anderweit eine solche öffentlich auf dem AuS- stellungSplatze statt. Die Hauptgewinne sind: Nr. 1, eine elegante vierspännige Equipage, auf Nr. 44,297, Emil Glänze!, Netzschkau t. V.; Nr. 2, eine elegante zweispännige Equipage auf Nr. 22,228, F. Jander, Lichtenstein-Callnberg; Nr. 3, ein eleganter Einspänner (Dogcart), auf Nr. 8705, Robert Bäßler, Leipzig; Nr. 4, rin zweispänniger Erntewagen, auf Nr. 30,237, H. A. Starke, Lommatzsch; nachstehende Nummern grwinnen je 1 Pferd: 1289, 2494, 4852, 8091, 8874, 10,081, 13,744, 14,948, 18.622, 23,284 23,965, 29,249, 29,269, 29,418, 31,130, 32,811 33.333, 35,981, 37,761, 39.344, 40,531, 41,125 42,505, 42,868, 45,352, 45 927, 47,824, 49,537, 49,640, 49,734. Vermischtes. — Urber den gegenwärtigen Saaten st and läßt sich die Zentralstelle der preußischen Land wirtschafts kammern tn ihrem letzten Wochenbericht wie folgt aus: Noch einmal hat sich die rauhe Jahrr-zeit tn Erinnerung gebracht. Die „drei kalten Tage" im Mat gingen mit Sturm und Brau« über da» Land; rauh war der Tag und kalt die Nacht, aber eigentliche Nachtfröste dürften nur vereinzelt tn höheren Lagen rtngetreten sein. Irgend welcher Grund zu ernsteren Be fürchtungen liegt demnach nicht vor. Bald darauf wurde da» Wetter sonnig und wärmer. Da» Aussehen der Felder in Deutschland kann mit wenigen Ausnahmen al» erfreulich bezeichnet werden. Di« Halme de» WIntergetrrtdeS stehen dicht und kräftig, die Obstblüte ist zumeist unter günstigen Bedingungen verlaufen. Somit berech tigen die bisherigen Vorbedingungen die Hoffnung auf ein gute» Jahr. — Berlin, 19. Mat. Der „Berl. Lokalanz." meldet: Eine Anzahl Bäckermeister beschlossen abend» tn 10 Beztrksversammlungen dir bereit»