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l >> .^,1!M. > » ! ' Zweite Anlage zu Ar. 58 des sächsischm Lrzählers Bischofswerda, de« 21. Mai 1V04. Der Rückgang von Englands Wohl stand und Kapitalkraft. Man hat sich im Auslande vielfach darüber gewundert, daß zumal von den» Exminister Cham berlain und seinen Anhängern energische Versuche gemacht werden, für England Schutzzölle einzu führen und dem Freihandel, der Englands Handel und Industrie groß gemacht hat, den Rücken zu zuwenden. Nun, der Grund dazu ist die große Ebbe in den englischen Staatskassen, und der Rück gang von Englands Wohlstand und Kapitalkraft. Viel zu der schlechten Lage der englischen Finanzen hat sicher der unglückselige Burenkrieg beigetragen, die englischen Staatsmänner sprechen aber auch unverhohlen den Gedanken aus, daß Englands Wohlstand wegen der großen Konkurrenz des Auslandes überhaupt seinen Glanzpunkt hinter sich habe. So führte der englische Schatzkanzler bei der Beratung des Budgets im englischen Unter hause aus, daß die große Welle des Wohlstandes, deren England sich viele Jahre hindurch erfreute, ihre Kraft verbraucht zu haben scheine, und daß eine Periode minderertragreicher Jahre nunmehr über das Land zu kommen scheine. Der Wett bewerb des Auslandes sei schärfer als je zuvor, und Absatzmärkte, in denen man Englands Ueber- legenheit für sicher ansah, seien in zunehmendem Maße bedroht. Diese Bedrohung der englischen Handels-Ueberlegenheit geht sowohl von Nord- amerka, als auch von Deutschland aus und gibt zugleich den Schlüssel für so viele Gehässigkeiten ab, die von England gegenüber Deutschland seit Jahr und Tag herausgesteckt werden. Daß Eng land Jahrzehnte, ja Jahrhunderte lang nur des halb fast allein mit seiner Industrie die Welt be herrschte und riesige Reichtümer ausspeicherte, weil die anderen Staaten keine Macht, keinen Handel und keine Industrie besaßen, scheinen die Eng länder dabei ganz zu vergessen. Die englischen Staatsschulden und das letzte Defizit im englischen Budget zeigen nun allerdings wieder sehr deutlich, wo die Engländer der Schuh drückt Die englische Staatsschuld beläuft sich aus mehr als 15 Milli arden Mark und das letzte Defizit im englischen Budget beträgt 110 Millionen Mark. Zur Tilgung des Defizits schlug der Schatzkanzler vor, die Einkommensteuer um 1 Penny auf 1 Schilling für das Pfund Sterling zu erhöhen, wodurch eine Mehreinnahme von 2 Millionen Pfund Sterling erzielt werde. Ferner schlage er Erhöhung des Teezolles um 2 Pence per Pfund vor, woraus ebenfalls zwei Millionen Pfund Sterling Mehr einnahme gewonnen würden. Außerdem solle der Tabakzoll folgende Neuordnungen erfahren: Es soll ein besonderer Zollsatz von drei Schilling drei Pence pro Pfund auf entrippte Blätter eingeführt, der Zoll auf Zigarren um 6 Pence pro Pfund und der auf Zigarretten um einen Schilling pro Pfund erhöht werden. Die Feuchtigkeitsgrcnze soll auf 32 Proz. hinauf gesetzt werden. Ferner sollen Steuernachlässe in drei oder vier verschiedenen Abstuf ungen gewährt werden, durch welche die britische Tabak- ausfuhr-Jndustrie eine Steigerung erfahren würde. Man sieht daraus, wie England finanziell in der Klemme sitzt und wie es genau wie Deutschland nach neuen Einnahmen sucht, um seiner Finanznot Herr zu werden. Sachsen. Bischofswerda, 20. Mat 1904. - Schöne» Pftngstwetter haben wir zu erwarten. Der Stand der Wettergläser ist den Hoffnungen aus einen freundlich lachenden Himmel günstig, und gute» Wetter kann die allgemeine Festfreude nur erhöhen. Zu keiner Zeit de» Jahre» ist gute» Wetter auch so erwünscht wie zu Pfingsten, denn draußen In der neurrwachten Natur, unter dem grünen Blätterdach, auf schwellendem Rasen, zwischen wogenden Saat feldern, auf sonniger Halde, will man Pfingsten feiern. Diesmal scheint der Himmel den Wünschen der erholungsbedürftigen und wanderlustige« Menschheit volle Rechnung zu tragen. Gute» Wetter steht für die Festtage in Aussicht und so dürfen wir rin Fest feiern, wie selten zuvor. Der spät« Festtermin und der zrtttge Frühling lassen die Natur in verschwenderischer Fülle der herr lichsten Reize erscheinen. Verstockt müßte da» Menschengrmüt sein, da» nicht voll dankbaren Em pfinden» in wahrer, geläuterter Feststimmung diese üverquellenden Frstspendrn genießt. — Goldregen. Jetzt beginnt die Zeit, in welcher in den Gärten und Anlagen der Gold regen blüht, der in ganz Europa, ferner in Asien und Nordafrika vorkommt. Seine zahlreichen, großen, hängenden, goldgelben Blütrntraubrn bilden eine prächtige Zierde unter all den gegenwärtig in Flor stehenden Sträuchern und Bäumen. In dessen, wie da» zarte Maiglöckchen, enthält auch der Cyttsu» einen gefährlichen Stoff, da» Alkaloid Cytistn, dissen unvorsichtiger Genuß heftig ab führend wirkt und Erbrechen herbeiführt, ja selbst zum Tode führen kann. Schon di« kleeartigrn Blätter schmecken bitter-salzig und scharf. Schlimmer noch sind die Blüten, und am giftigsten zeigen sich die später in den seidenartigen Hülsen liegenden Früchte, dir glücklicherweise weniger beachtet werden. Man hüte sich also, Teile, z. B. dir Blüten br» Goldregen» in den Mund zu nehmen, und man weise, vor allem die Kinder, auf die Gefährlichkeit dieser Pflanze hin. — Evangelisches LandrSkonsistortum. In der neuesten Nummer seine» Verordnungs blattes, in der auch dir bereit» im Wortlaut mit- geteilte, au» Anlaß der Aufhebung von § 2 de» JesuitengesetzeS ergangene Kundgebung de» deutschen evangelischen KirchenauSschusse» abgedruckt ist, ver öffentlicht da» Evangelisch-lutherische LandeS- konsistorium eine Bekanntmachung, wonach au» Anlaß de» LandtagSschlusse» die während der Dauer de» Landtag» in da» allgemeine Kirchen gebet aufgenommene Fürbitte für denselben zur Erledigung kommt, dagegen aber am nächsten Sonnntag ein besonderes Gebet rinzuschaltrn ist. Dieselbe Nummer enthält eine Verordnung wegen Instandsetzung der Pfarrhäuser usw., durch die unter Bezugnahme auf die Anleitung für da» Verfahren bet kirchlichen Bauten und Herstellungen vom Jahre 1899 den Ktrcheninspektionen empsohlen wird, Pfarrhäuser und sonstige Wohnungen von Geistlichen, namentlich bet eintretendem Wechsel der Inhaber, der Besichtigung zu unterwerfen und etwaigen Mängeln, besonders auch in An sehung der Gesundheitspflege, abzuhelsen. — ES folgen Bekanntmachungen über Umbeztrkung und Umpfarrung von Gemeinden, über Bildung der selbständigen Parochie der LandrSanstalt Bautzen usw. — Sächsischer Samaritertag. Al» Zeit punkt für die in diesem Jahre in Pirna abzu haltende Landes-Samariterversammlung sind vor läufig der 24. und 25. September in Aussicht genommen. — Sächsisches Finanzwesen. Nach so eben im Schoße der Staatsregierung erfolgten Feststellungen hat die Etatperiode 1902/03 rin günstiges Resultat ergeben. Die Rente der Staatsbahnen ist im Jahre 1903 auf 4,4 Prozent gestiegen, und der grmrlnjährige Reinertrag der StaatSetsenbahnen hat mit 35^/g Millionen den Voranschlag weit übertroffen. Auch sind die Ausgaben hinter dem Voranschlag zurückgeblieben. Kamenz, 17. Mai. Mit 1. Juli treten die Herren Stadtrat Messer, Administrator Pörschrl und Stadtkassierrr Schreiber in den Ruhestand. Gleichzeitig soll die Zusammenlegung der Stadt-, Schul-, Armen-, SttftungSkassen usw. erfolgen. Als juristischer Beamter ist ratSsritig vr. Heinzig- Chemnitz gewählt worden. Bautzen, 17. Mai. Die „Bautzener Nachr." melden: Da die Zahl der zum Domstiste St. Petri gehörenden Domherren durch Tod auf rin Mindestmaß zusammengeschmolzrn war, erfolgte gestern die feierliche Ernennung und Einsetzung von vier neuen Geistlichen in diese Würde. Die drei ernannten Herren der Dresdner Diözese sind: Hofkaplan und Konsistorialrat Jos. Plewka, Superior und BikartatSrat Frrd. Fischer und Hosprediger Georg Kummer. Aus der Bautzener Diözese wurde der Pfarrer von Ostritz, Herr August Rünsch, gewählt. Dadurch hat das Kollegium der Kanonlcl die Zahl von 9 Mitgliedern erreicht, nachdem der KonststorialprSse» und Hof- kaplan Karl Maaz, der quch Kanonikus de» Dom- stift» war, gestorben ist. Neugersdorf, 16. Mat. Am Sonntag vormittag in der achten Stunde wurden am hiesigen Bahnhof 71 Militär-Brieftauben, welche von Markneukirchen nach hier befördert worden waren, ausgelassen. Nach Oeffnung der Kiste stiegen die Tauben in die Höhe, schwebten einigemal herum, um sich zu orientieren, und flogen dann In gerader Linie in der Richtung nach der Wachtschrnke zu davon. - Neustadt, IS. Mai. Am letzten Sonntag fand hirrsrlbst eine Versammlung de» Pirnaer BezirkSverbande» der sächsischen Semrtndebeamten statt. Zur Besprechung lag dieser Versammlung di; Tagesordnung der diesjährigen LandeSvrr- sammlung in Glauchau vor. Die nächste Zu- sammeNkunst findet in Copitz statt. — Am selbe« Tage veranstaltete der htes. Turnverein fein dir», jährige» Sommrranturnrn. Dank de» prächtigen Wetter» konnte dasselbe in ollen seinen Teilen programmgemäß verlaufen. Dem Festzuge folgte da» übliche Schauturnen, auSgeführt von 100 Turnern, diesem wieder rin Festkommer» im Parke de» Mtneralbade», während den Schluß ein stark besuchte» Ballvergnügeo im SchützenhauSsaal« bildete. — Die am 2. Mat erfolgte Arbeiter zählung ergab für unsere Stadt SO Betriebe mtt 771 Personen, 555 männlichen und 21S weiblichen, 13 mehr al» 1903. Bon diesen Arbeitern hatten 399 männliche und 105 weibliche rin Alter von über 21 Jahren, 102 männliche und 88 weibliche rin solche» von 16—21 Jahren und 50 männliche und 22 weibliche ein Alter von 14—16 Jahren, und 4 männliche und eine weibliche Person ein solche» von unter 16 Jahren. — Am heutigen Tage feierte der derzeitige Werksührer der hies. Stahlwarrnfabrik von Diltert L Komp., Herr Gustav Johne, sein 40jährtgeS Arbeitsjubiläum. — Gestern abend ereignete sich auf der Böhmischen Straße ein Unfall. Ein hiesiger junger Kauf mann fuhr mit seinem Zweirad den Blumrnmacher und Hausbesitzer L. au» LangburkerSdors an, so daß dieser htnstürzte uud bewußtlos liegen blieb. Der Radfahrer sorgte sofort für ärztliche Hilfe. Der herbeigerufene Arzt konstatierte eine leichte Gehirnerschütterung, welche voraussichtlich bald be seitigt sein dürfte. — In letzter Zeit wurden in hiesiger Gegend Fahrräder gestohlen. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde vor dem Erbgrricht in Obrrottendorf ein Fahrrad ent wendet, in der Nacht vom Montag zum Dienstag rin solche» aus der Hausflur des hiesigen Gast hofe» „zum Hirsch". Weiter wurde in voriger Woche an der Straße zwischen hier und Berthels dorf ein Zweirad gefunden, das jedenfalls auch auf unrechtmäßige Weise erworben wurde. — Der hies. Männergesangveretn veranstaltet Sonn tag, den 5. Juni, einen Ausflug nach dem Balten berg und dem Trorgenbad. Radeberg. (Brandunglück.) In Lomnitz bet Radeberg ist in der Nacht zum Mittwoch durch Brandstiftung ein größeres Feuer aufge kommen, da» sich durch den herrschenden Sturm über drei Anwesen verbreitete und die Gebäude in Asche legte. In den Flammen sind rin 84jähriger Greis und ein fünfjährige» Kind, sowie viel Vieh umgekommrn. Dresden, 18. Mat. Da» große, auch außer halb Dresden» sehr bekannte Palastrestaurant auf der Ferdtnandstraße kommt zwangsweise zur Versteigerung. Die hiesigen Gesangvereine beab sichtigen dort ein „Sängerhetm" zu gründen. — DaS auf dem nahen Wtndberg errichtete König Albert-Denkmal ist soweit ferttggestellt, daß die Wethe desselben am 18. Juni nachmittag» erfolgen kann. Dresden, 17. Mai. Der HrrauSgeber de» Kursbuches für Sachsen rc. R. Fritzsche, ließ den „Dr. N." folgende Mitteilung zugrhen: „In der Sitzung der Zweiten Ständekammer vom 6. Mat hat der Herr Abg. Zimmermann zum Zwecke der Erschließung einer neuen staatlichen Einnahme quelle die Ersetzung von Fritzsche» Kursbuch durch ein olfiztrlle» angeregt und dabei behauptet, diese» Kursbuch bringe einem einzigen Beamten einen jährlichen Gewinn von mindesten» 20,000 Mk. ein. Diese Behauptung ist völlig au» der Luft gegriffen. Der Ertrag de» Merkchen« hat weder früher noch jetzt etwa den dritte« Teil dieser Summe wesentlich überschritten und er ist schon lange nicht einem, sondern mehreren Beamten zu teil geworden. Dresden, 19. Mai. (Jubiläum der Diakonissenanstalt.) Heut« darf die hiesige Diakoniffenanstalt auf «in 60jährige» Bestehen zu- rückbltcken. Sie wurde im Jahre 1844 in einem gemieteten Hause der Böhmischen Gaffe eröffnet und im Jahre 1846 an die Stelle verlegt, wo sie sich jetzt befindet. Zu der Anstalt gehört da» Mutterhaus der Schwestern, da» Feierabrndhau» und da» Krankenhau», in welchem die Schwestern ihre Ausbildung in der Krankenpflege empfangen. Außerdem ist mtt dem Mutterhaus« rin Klein- ktnderlehrertnnenseminar verbunden, in welchem junge Mädchen für die Kleinkinderschule ausge bildet werden, und eine Kleinkinderschule, die zu gleich al» UrbungSschule für sie dient. In der Lößnitz liegen noch drei zur Diakoniffenanstalt ge hörige Tochteranstalten, nämlich du» Siechenhau»