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Den Feuerwehren und Spritzenmannschaftcn von Weickersdorf und Belmsdorf, welche bei dem auf hiesiger Ziegelei aus gebrochenen Schadenfeuer so schnell und hilfsbereit mit ihren Spritzen erschienen waren, sei hierdurch der herzlichste Dank ausgesprochen. Rrederputzkau, am 18 Mai 1S04. Der Gemeiuderat. Die neue Phase im Hererokriege. Mit dem im nächsten Monat zu erwartenden Eintreffen des neuen Oberbefehlshabers der deutschen Expeditionstruppen gegen die aufständischen Hereros, Generals v. Trotha und der abermaligen bedeu tenden Truppenverstärkungen für das Expeditions korps in Deutsch-Südwcst-Afrika, tritt der Hcrcro- krieg zweifellos in eine neue Phase. Es wird sich bei derselben um die endliche definitive Einkreisung der Aufständischen und ihre Ueberwältignng durch die deutschen Kolonnen handeln, eine Aufgabe allerdings, die keineswegs im Handumdrehen zu erledigen ist, und bei welcher offenbar noch erheb liche Schwierigkeiten zu beseitigen sind. Vor allem wirds darauf ankommcn, ob General v. Trotha der geeignete Mann ist, den rebellischen Hereros endlich den Standpunkt klar zu machen und den unerwartet langwierigen Kamps gegen sic in einer für Deutschland ehrenvollen und siegreichen Weise zum Abschlüsse zu bringen. Es hat bei der ziemlich überraschenden Kunde von der Ernennung Generals v. Trotha zum obersten Leiter der militärischen Operationen gegen die Hereros an Stelle les Obersten Lcntwein nicht an Stimmen gefehlt, welche diesen Personalwechsel als höchst bedenklich erachteten und allerlei Unheil aus ihm für die deutschen Waffen und oas deutsche An sehen in Südafrika prophezeiten, hauptsächlich weil Oberst Leutwcin als der erfahrenere „Afrikaner" gilt. Aber man muß sich doch sagen, daß der Kaiser und seine Berater gewichtige Gründe ge habt haben müssen, um gerade in einem so kritischen Zeitpunkte einen Wechsel im militärischen Oberkommando in Deutsch-Südwestafrika eintreten zu lassen, und es darf deshalb wohl erwartet werden, daß General v. Trotha dies auf ihn ge setzte Vertrauen zu rechtfertigen wissen werde. Wenn aber weiter von mehreren Seiten behauptet wurde. Oberst Leutwcin werde nunmehr die Flinte ins Korn werfen und nach Deutschland zurück kehren, so erweisen sich diese Behauptungen glück licherweise als unbegründet Die offiziöse „Nordd. Allg Ztg." in Berlin schreibt: Auf eine Anfrage an Gouverneur Leutwein wegen der ihm in Zeitungstelegrammen aus Windhuk zugeschriebenen Absicht, beim Eintreffen des Generals v. Trotha nach Deutschland zurückzukehren, hat Oberst Leut wcin in einer hier cingegangcnen dienstlichen Meldung erklärt, er habe keine Aeußerung Über- Absicht einer Rückkehr nach Deutschland getan; er werde das in ihn gesetzte Vertrauen auch fernerhin zu rechtfertigen suchen und General leutnant v. Trotha redlich zur Seite stehen. — Dieses Entgegenkommen Leutwcins wird die schwierige Aufgabe des neuen Truppenoberbefehls- habcrs in Deutsch-Südwestafrika sicherlich wesent lich erleichtern helfen, die reichen Erfahrungen des ersteren im westafrikanischen Buschkriege seine aus gebreiteten Kenntnisse von Land und Leuten können dem General v. Trotha nur wesentlich zu gute kommen. Ueberhaupt kann nicht genug vor einer allzu pessimistischen Auffassung der Sachlage in Deutsch- Südwestafrika, wie sie in einem Teile der deutschen Presse zu Tage tritt, gewarnt werden. Der Auf stand der Hereros ist gewiß ein sehr ärgerlicher Zwischenfall in der Entwickelung des südwest- asrikanischen Schutzgebietes; Deutschlands Ehre und Ansehen erfordern cs, daß den Hereros und auch zugleich den Ovambo die Lust nach neuen aufrührerischen Bewegungen genommen wird. Darum handelt cs sich, nicht aber um eine große Expedition, die anderweitige Verwickelungen nach sich ziehen könnte. Der „Vorwärts" freilich spricht schon von der sinnlosen durch Abentcuerübermut frevelhaft herauf beschworenen südwestafrikanischcn Kriegsaffärc; für ihn ist die leider blutige Nieder werfung des Aufstandes ein VerzweifelungSkampf mißhandelter Eingeborener. Wenn Südwestafrika eine schreckliche Sandwüstc wäre, dann wäre cs allerdings der Opfer an Gut und Blut nicht wert, die bereits gebracht sind und noch bevor stehen. Allein die berufenen Kenner des Landes haben uns einen ganz anderen Begriff davon bei gebracht, so daß cs sich wirklich lohnt, das Schutz gebiet für immer fcstzuhaltcn. Freilich dürfen die Erfahrungen der letzten Monate nicht spurlos vorübcrgchen. Q Sachsen. Dresden, 18. Mat. Ihre Majestät die Königin-Witwe wird in den ersten Tagen des Juni zu längerem Aufenthalt nach Schloß Sibyllen- ort übersiedeln. Dresden. Das ärztliche Bulletin über da» Befinden dec Frau Prinzessin Johann Georg von Sachsen vom Dienstag früh bezeichnet dasselbe al» rin fortdauernd gute». Temperatur 36,8; Puls 88. Bischofswerda, 17. Mat. Die all jährlich für Dienstag nach Sonntag Exaudt sest- gesrtzte Diöcesanversammlung der Ephorte Radeberg wurde heute hier im Saale des Herrmann- stifte» abgehalten unter zahlreicher Beteiligung der Herren Geistlichen und Kirchenvorstrher, sowie mehrerer Herren Kirchenpatrone und Ehrengäste. Erschienen waren u. a. Herr AmtShauptmann v. Kirchbach aus Bautzen, Herr AmtShauptmann Geh. RegterungSrat v. CrauShaar und Herr Be- zirksschulinsprktor Dr. Lange au» Dresden, Herr AmtSgrrichtSrat Dost und Herr Schuldirektor vr. Henze aus Bischofswerda, Herr Rralschul- dtrrktor Oertel und die Herren Schuldirektoren Hamann und Barchrwitz aus Radeberg. Die Versammlung wurde um i/,11 Uhr mit gemein samem Gesang, kurzer Andacht in liturgischer Form und Gebet durch Herrn Superintendent Kaiser eröffnet, wobei zugleich die an die Kirchen vorstände und Gemeinden des Landes gerichtete Ansprache des Hohen LandeSkonsistortumS zur Verlesung kam. Nach kurzem Bericht über Vie Unterstützung der evangel. Gemeinde Obersedlitz- Krammel in Böhmen seitens der Kirchenvorstände der Ephorie wurde der im vergangenen Jahre verstorbenen Kirchenvorstrher ehrend gedacht. Den Hauptvortrag hielt hierauf Herr Diak. ?. Härting aus Großröhrsdorf über: „Die bessere Fürsorge in der Ephorte für die aus den Strafanstalten Entlassenen." Ueber die Notwendigkeit und Be deutsamkeit dieses Werkes, das in anderen Ephorien bereit« seine besondere Regelung und Unterstützung durch die Kirchenvorstände erfahren, war die Ver sammlung sich einig, und sie beschloß nach Vor schlag des Herrn Referenten innerhalb der aus gedehnten Ephorte 3 Bezirke zu bilden mit je einem geistlichen und weltlichen Pfleger an der Spitze. Als Mittelpunkte der Bezirke wurden Radeberg, Bischofswerda und Ottendorf in Aus sicht genommen und als Vorsitzender die Herren v. Härttg, Hennig und Werner vorgrschlagrn. Die nähere Ordnung bleibt einer besondern Ver sammlung derselben unter Leitung des Herrn EphoruS Vorbehalten. Hierauf berichtete Herr Rittergutsbesitzer Kühne aus Wachau über die Ergebnisse der vorjährigen Beschlüsse, „das Offen halten der Kirchen außerhalb der gottesdienstlichen Zeit" betr., und er konnte Mitteilen, daß seinem vorjährigen Anträge von allen Gemeinden, wenn auch in verschiedener Weise, während des Sommer- halbjahreS entsprochen worden war. Der Aus schuß sür die Schriftenverbrettung in der Ephorte bat alsdann um erneute Bewilligung einer Kirchen kollekte zur Unterstützung seines Werkes, da der Er trag der vorjähr. Kollekte rin nur geringer gewesen war; die aufs neue genehmigte Kollekte soll in der Zett bis 1. Oktober d. I. in den einzelnen Gemein den an einem fretzuwählenden geeigneten Sonntage gesammelt werden. Endlich machte Herr Schul direktor Hamann au» Radeberg verschiedene Mit teilungen aus den kirchlichen Jahresberichten von 1903 „Gottesdienstliche Einrichtungen betr.", wobei er insonderheit über lokale liturgische Einrichtungen, Nachmittag»-, Abend- und Wochengottrsdtenste, KindergotteSdirnste, KonfirmatlonSunterricht und Konfirmandenspaziergänge am Palmsonntag oder Gründonnerstage in den einzelnen Gemeinden sich verbreitete und damit mancherlei Anregung gab, wie die sich anschließende Aussprache bewies. Mit gemeinsamem Gebet und Gesang wurde die Ver sammlung gegen V,2 Uhr geschlossen. Bischofswerda, 17. Mai. Heute morgen in der zweiten Stunde ist in der am BrlmSdorfer Wege gelegenen Glasfabrik der Herren Gebrüder Eibenstrtn ein Brand entstanden, welcher den soge nannten Dachreiter de» einen Fabrikgebäude» und einen kleinen Teil des Dache» vernichtete. Die aufsteigende Fruerglut hatte außer den Ab teilungen der hiesigen Feuerwehren auch die frei willige Feuerwehr von BelmSdorf an die Brand stelle gebracht, durch welche da» Feuer alsbald gelöscht wurde. Bischofswerda, 18. Mai. Heute morgen gegen 3 Uhr brach in der zur Gemeinde Nieder putzkau gehörigen Dampfziegelei Chicago rin Schadenfeuer au», welche» einen Trocken schuppen und da» zur Herstellung der Ziegel dienende Gebäude nebst den darin befindlichen Maschinen zerstörte. Die Entstehung-Ursache vr» Feuers ist unbekannt. Bon den zur Hilfeleistung herbeigeeilten Rachbarwehren erhielt die Spritzen mannschaft von Weickersdorf die 1. und die frei willige Feuerwehr Belmsdorf die 2. Prämie. Bischofswerda. Eine reichliche Obsternte darf, wenn nicht noch kritische Zwischenfälle ein treten, in diesem Jahre erwartet werden, denn die Obstbäume, besonders Kirschen, Birnen und Aepfel, haben durchweg gut angesctzt. Die drei „ge strengen Herren" aber sind, wie au» allen LandeSteilrn übereinstimmend gemeldet wird, gnädig vorübrrgrgangen und haben nirgends Frostschäden angerichtet. Wenn in besonder» hoch gelegenem Gelände sich Frost eingestellt hat, so sind die Kältegrade doch nur so gering gewesen, daß ein besonderer Schaden nicht entstanden sein soll. Dagegen hat die empfindlich kühle Temperatur der letzten Wochen zum Nutzen der Vegetation das gefürchtete Aufkommen der Insekten ver hindert. Obgleich wir die Mitte des Wonnemonat» nunmehr überschritten, wird ein Maikäfer noch al» Rarität betrachtet. Da» Getreide steht durchweg gut; infolge der feuchten Witterung ver ersten Maiwochen macht sich allenthalben eine üppige Fruchtbarkeit geltend, der die neuerdings eingr- tretene Wärme wiederum zunutze kommt. 6 Bischofswerda. Am Sonntag, Dienstag und Mittwoch der Psingstwochr, sonach am 22., 24. und 25. Mai, läßt die Sächsische Staats - bahnverwaltung einen Früh-Personenzug von Bischofswerda nach Zittau verkehren, der nicht nur dem Verkehre der angelegenen Orte unter einander, sondern auch besonders dem AusflugS- verkehre über Ebersbach nach dem nördlichen Teile von Böhmen und nach dem vielbesuchten Zittauer Gebirge zu statten kommen dürfte. Der Zug hat auch am Pfingstsonntage und Pfingstdienstage Anschluß von Bautzen, wo man am 24. Mai um 5 Uhr vormittags, am 22. Mai dagegen erst 5,05 Uhr aufzubrechen hat. Wie aus den öffentlichen Fahrplänen Welter zu ersehen ist, erfolgt die Ab fahrt von Bischofswerda vormittag 5 Uhr 15 Mn., von Wilthen 5 Uhr 50 Min., von Neusalza- Spremberg 6 Uhr 16 Min., von Ebersbach 6 Uhr 30 Min., von Neugersdorf 6 Uhr 37 Min., von Eibau 6 Uhr 44 Min., von Oberoderwitz 6 Uhr 53 Min., die Ankunft in Zittau Bf. vorm. 7 Uhr 7 Min. Der Zug hält bis Eibau aus allen Stationen und dann nur noch in Oberoderwitz. Die gewöhnlichen Fahrkarten haben Gültigkeit. Besonders sei hierbei noch darauf hingewiesen, daß in Ebersbach (Abfahrt 6 Uhr 40 Min.) sich sofort Anschluß nach Rumburg (> Schluckenau- Nixdors) - Krrtbitz - Teichstatt - Bakov - Prag und in Zittau Bf. (Abfahrt 7 Uhr 18 Min.) solcher nach Oybin und Jonsdorf darbtetet. - Pftngstsonderzüge. In der jetzt wunderbar entwickelten Natur dürfte das nahe Pfingstfest einen großen Verkehr erwarten lassen. Unsere Sächsische Staatsbahnverwaltung hat sich in dieser Voraussicht gerüstet und in einer über 120 Setten Großoktav umfassenden Anordnung über den Verkehr von Sonderzügen, Vor- und Nachzügen zu fahrplanmäßigen Zügen auf den verschtedentltchen verkehrsreicheren Linien verarttg Vorsorge getroffen, daß den größten Anforderungen entsprochen werden kann, sosern auch das reisende Publikum die Maßnahmen durch möglichst zeitige» Eintreffen auf den Bahnhöfen unterstützt. Von besonderer Bedeutung sind bei solchem Verkehr natürlich immer die „Vorzüge", die den fahr planmäßigen Zügen vorauSgehen und so eine Teilung de« Verkehrs bewirken, ohne Verspätungen hrrbetzusühren sür die anschließenden Züge nach den Seitenlinien sowohl, wie auch in gerader Aus dehnung. — Im ganzen umfaßt die vorerwähnte Pfingstanordnung über 1000 Sonderfahrten; hier von entfallen 172 auf die Linien Leipzig—Riesa und Döbeln—Dresden, einschließlich Dresden— Röderau und Elsterwerda-Berlin, 107 aus die Linie Dresden—Bodenbach, 105 auf die Linie Dresden—Görlitz, 30 aus die Linien Bischofs werda—Zittau und Eibau—Reichenberg, 160 auf die Linie Dresden—Reichenbach i. v., 41 auf die Linie Chemnitz—Riesa—Röderau, 6 aus die Linie Großenhain—Priestewitz, 44 auf die Linie Chem nitz—Annaberg—Weipert. 101 auf die Linie Leipzig—Reichenbach—Hof, 52 auf die Linie Chemnitz —Borna —Leipzig, 20 auf die Linie Glauchau—Großbothen u. a. m. — Pfingstwanderungen. Im vollendeten Frühling-schmuck prangt jetzt zur Pfingstzrit die Natur. Alle ihr« Wunderkraft hat sie über die