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AH Dienstag, den 17. Mai. LS04 Der sächWe Lrzähker Bezirksanzeiger für Bischofswerda, Stolpe« ««d Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtrhauplmllnschaft, der Kgl. SchuliWcklion u. des Sgl. HaOtzMmtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischosswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich drei Mal, »wnStagS, Donnerstags und Eormabends, und tostest einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belle- tristtsche« BeUage" viertrljöhrlich Mark 1 so Pf. Nummer der Zeitung-Preisliste SS87. Sarwspr-chft-tt« «r. »» Bestellungen werden bei allen Postanstaltrn deS deutschen Reicher, für Bischofswerda und Umgegend bei unseren ZeitungSboten, sowie in der Exprd. d. Bl. angenommen. «chtuuvfSuf-tgfteo Jahrgang. Jasorate, «eiche in diesem Blatte dir weiteste Verbreitung mtden, werden bis Montag, Mittwoch und Freitag früh 9 Uhr angenommen und kostet die viergefpalten« CorpuSzeile IS Pfg-, unter „Eingesandt" 20 Pf. Geringster Jnferatenbrtrag 30 Ps. - Einzelne Nummer 10 Pf. Neber das Vermögen des Schneidermeisters und Schnittwarenhändlers Johann August Gnenst in U h y st a. T. wird heute am 14. Mai 1904 vormittags 12 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Kaufmann Herr Oscar Wagner in Bischofswerda wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum Juni 1804 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung emeS Gläubigerausschusscs und eintretenden Falles über die in K 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 17. Juni 1904, vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gcmeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 8. Juni Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Bischofswerda. »»»««I-Wtog, «Ion I«. IVV4, irr HI»», sollen in Oberneukirch folgende Gegenstände, als: I Fahrrad, 1 Mantelofen m. Zubehör und rr eis. Kohlensäureflaschen gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort: Restauration von Zwahr. Bischofswerda, den 14. Mai 1904. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Der Kampf gegen die Sozialdemokratie. Die überraschenden Niederlagen, welche die sozialdemokratische Partei nach ihrem großen äußerlichen Triumphe im Reichstagswahlfeldzuge von 1903 bei fast allen bislang nachgefolgten Er satzwahlen zum Reichstage verzeichnen mußte, scheinen denen Recht zu geben, welche meinen, eine aussichtsreiche Bekämpfung der llmsturzpartci sei im wesentlichen nur durch eine» festen Zusammen schluß der bürgerlichen Parteien und treue Wahl pflichterfüllung zu erreichen. Es hat unter dem Eindrücke der unerwarteten Erfolge, welche die Sozialdemokratie bei den Ncichstagswahlen des Jahres 1903 errang und durch die sich die Zahl ihrer Vertreter im Reichsparlamente von 58 auf 81 hob, nicht an Stimmen gefehlt, welche nach einer neuen Nusnahmegesetzgebung zur Eindämmung der sozialdcmokratlschen Hochflut verlangten, aber erstlich wäre unter den heutigen Verhältnissen an die Annahme eines Ausnahmegesetzes gegen die Sozialdemokratie seitens des Reichstages nicht zu denken und außerdem stünde der Mißerfolg eines derartigen Vorgehens im voraus fest, angesichts der Erfahrungen, welche mit dem früheren Sozia listengesetze gemacht worden sind. Anderseits wurden namentlich von radikaler liberaler Seite Vorschläge laut, wonach man streben solle, die Sozialdemo kratie auf gütlichem Wege zu überwinden und zu besiegen, durch möglichstes Eingehen auf die sozial demokratischen Wünsche und Forderungen. Aber dieser politische Kalkül krankt an dem Grundfehler, daß die Befürworter eines solchen Entgegen kommens gegenüber der Sozialdemokratie letztere als eine rein wirtschaftliche Partei mit lediglich sozialpolitischen Tendenzen betrachten, während doch die Partei der Herren Bebel und L inger in Wahrheit nichts weniger als eine soziale Reform partei, sondern eine ausgesprochen politische Partei, deren letztes und höchstes Ziel nach wie vor in der Zertrümmerung der heutigen gesell schaftlichen und staatlichen Ordnung und in der Errichtung des „Zukunftsstaates- besteht. Eine politische Partei mit solchen äußersten Zwecken und Zielen durch ein weites Entgegenkommen in ihren Programmsorderungen versöhnen und für die Sache des jetzigen Staates und Bürgertums gewinnen zu wollen, dies wäre ein vergebliches Beginnen, die Sozialdemokratie würde die ihr ge machten Zugeständnisse kaltlächelnd einstecken und im übrigen in ihrer prinzipiellen Stellungnahme zu Staat und Gesellschaft nichts verändern Die nachhaltige Bekämpfung der Sozial demokratie muß daher auf anderem Wege versucht d das natürlichste Mittel hierzu ist und bleibt eben ein entschlossenes Zusammengehen der bürgerlichen Parteien gegen den gemeinsamen Feind. Der Erfolg eines solchen gemeinsamen Vorgehens hat sich ja nicht nur bei den Reichs tagsnachwahlen der letzten Wochen, sondern auch schon weit früher wiederholt gezeigt; es sei da nur an die schwere Niederlage der Sozialdemo kratie durch die vereinigten Kartcllpartcien bei den Septcnnatswahlcn des Jahres 1887 erinnert. Und was damals durch die Geschlossenheit der bürgerlichen Parteien erreicht werden konnte, das sollte doch wahrlich auch weiterhin noch möglich sein, so sehr vielleicht auch manche äußerliche Um stände der Umsturzpartei immer wieder zu Hilfe kommen mögen, wie z. B allerlei Mißstände und ärgerliche Vorfälle auf den verschiedensten Gebieten des öffentlichen Lebens. Aber derartige Mißstände bestanden ja schon, als die Nachwahlen in Zschopau- Marienberg, Altenburg usw. vorgenommen wurden, und trotzdem haben jene den Sieg der bürgerlichen Parteien nicht zu verhindern vermocht, dank deren festem Zusammengehen. Die Hoffnung kann darum nicht als ausgeschlossen betrachtet werden, daß es bei den nächsten allgemeinen Reichstagswahlen wieder einmal gelingen werde, infolge des Zu- fammenhaltens der bürgerlichen Parteien den Uebermut der Sozialdemokratie zu dämpfen und sie in ihre Schranken zurückzuweisen. Selbstver ständlich muß aber auch die Regierung das ihrige zu einem solchen wünschenswerten allgemeinen Wahlerfolge des Bürgertums tun und nicht etwa die Hände beschaulich in den Schoß legen, um die Dinge gehen zu lassen, wie sie wollen. Etwas kräftigere Initiative der Regierung bei künftigen Reichstagswahlen könnte da in Verbindung mit einer verständnisvollen Fortführung der Sozial politik jedenfalls nichts schaden. Q Politische Weltschw. Da» Katserpaar traf am Sonaabead vor mittag, begleitet von der Prinzessin Victoria Lckise, au» Straßburg in Metz ein, wo den kaiserlichen Herrschaften selten» der Bevölkerung eine ebenso be geisterte Aufnahme zu Teil ward, wie schon vorher in der Hauptstadt de» Reichslandr». Der Reichstag hat am Freitag endlich «ine Hauptarbeit erledigt, di« Beratung de» Reich»- hau»halt»rtat». Ja der etwa sechsstündigen Debatte führte da» Hau» in genannter Sitzung die dritte Etat»lefuug zu Ende. Eine lange und teilweise ziemlich bewegte Diskussion knüpfte sich hierbei an den Etat der Reich»j«stizver»alt«ng und zwar hauptsächlich infolge einer sozialdemo- kratischrrsrit» beaxtragten Resolution, uach »elcher Maßregeln getroffen werden sollen, durch die körperliche und geistige Erkrankungen von Ge fangenen schleunigst festgrstrllt werden, die Brr- Hängung von schweren Disziplinarstrafen unter RechtSgarantien gestellt werden und dem Reichs tage Uebrrstchten über die verhängten DiSzipkinar- strafen zugehen sollen. Abg. Sradnaurr empfahl in recht sachlichen Ausführungen die Resolution seiner Fraktion zur Annahme, doch verhielt man sich allseitig ablehnend zu derselben. Denn sowohl der Staatssekretär de» RrichSjustizamtr» vr. Nieder« ding al» auch die Abgeordneten Spahn (Zentr.), Mugdan (fr. VolkSP), LucaS (nat.-lib.), und Werner (Antisrm.) erklärten sich gegen die Reso lution, wobei r» zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen dem Abgeordneten Mugdan einerseits, den sozialdemokratischen Abgeordneten Gradnauer, Thiele und Stadthagen anderseits kam. Schließlich wurde die sozialdemokratische Resolution abgelrhnt, der Justtzetat selbst unverändert bewilligt. Die noch übrigen SpeztaletatS sanden teil» nach uner heblicher Erörterung, teil» überhaupt drbattrlo» Annahme. Hierauf wurde noch da» EtatSgesetz genehmigt, dann nahm da» Hau» den Etat für 1904 im ganzen definitiv an. Am Eingänge der FrettagSsttzung war die Vorlage, betr. die Ent schädigung für unschuldig erlittene Untersuchungs haft, mit einigen Abänderungen in dritter Lesung angenommen worden. Am Sonnabend sollten nach Erledigung von Rechnung-fachen, Anträgen der Budgetkommission zur Zuckrrsteuer und der ersten Lesung de« Gesetzentwurfes betr. die Ent lastung de» Reichsgericht», die Pfingstferten de« Reichstages beginnen. Da» preußische Abgeordnetenhaus hielt am Freitag einen „SchwerinStag" ab, da in dieser Sitzung nur Initiativanträge besprochen und er ledigt wurden. Unter denselben befand sich auch ein Antrag der freisinnigen Volk-Partei auf Ein führung der fakultativen Feuerbestattung in Preußen; der Antrag wurde gegen die Stimmen der Freisinnigen und der Nattonalliberalen abge- lehnt. Da» Herrenhaus führt« am Freitag die Generaldebatte über den Etat zu Ende, wobei sich eine großangrlegte AuSrtaanderfrtzung über die Sozialdemokratie entwickelte; dann trat da» Hou in die Sprztalberatung de» Etat» ein. Die foviel Staub aufwirbelnde Fa mecker Frtedhos»asfär« ist jetzt erledigt, vtfchof Benzlrr von Metz zelgte de« Kaiser «och kurz vor dem Besuche de» Monarchen ia Metz schriftlich au, daß er da» Interdikt über de« Friedhof vou Metz wieder zurückgezogen hab«. Dir Nachwahl«« Retch»tag»wahlkrelf« Frankfurt a. V-Lebu», welche durch die Uu-