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S4 Der füchsischc »r-ühtrr. G«ttr «. hätte.- ES solgtr eine minutenlange Unterbrechung durch die Polen und das Zentrum, bevor die Debatte fortgesetzt werden konnte. München, 10. Mat. Die Sektion der Leiche LenbachS ergab nicht Krebs, sondern eine Verdickung des Gekröses. Berlin, 9. Mat. Wie der „Verl. Lokalanz." von absolut sicherer Sette erfährt, hatte Gouverneur Leutwrln beschlossen, gleich nach Uebergabe der Geschäfte an den General v. Trotha, der am 7. Juli in Swakopmund landen wird, nach Deutsch» land zu gehen. Die Elite alter Afrikaner erblickt hierin eine eminente Gefahr für ganz Deutsch» Sübwrstafrtka, da sein Fortgehen oder Rücktritt unbedingt den sofortigen Abfall aller bisher treu gebliebenen Stämme, einschließlich derjenigen im Süden, bedeuten würde. Die Truppen verlören damit ihr unentbehrlicher Treiber- und Wächter matertal, das von uns trefflich bewaffnet ist. ES würde außerdem zu den schlimmsten Mordtaten bereit sein. Die Situation ist demgemäß sehr ernst. Trotz der ungünstigen Nachrichten au« Süd- West-Afrika haben sich bet den einzelnen Regimentern so viel aktive Mannschaften, und bet den Bezirks-Kommandos so viel Reservisten gemeldet, daß der Bedarf mehr als gedeckt ist. Einem Auf ruf des Kieler Bezirks-Kommandos folgend, haben sich etwa 40 Reservisten gemeldet, die aus Tropen- dienstfähtgkeit untersucht wurden. Berlin, 10. Mai. Einem Telegramm aus Windhuk zufolge, beträgt der augenblickliche Bestand der Typhuskranken in Otjihaenena 2 Offiziere und 65 Mann, in Windhuk 40, in Okahandja 42 und im Lazarett Kartbib 26 Mann. In Kamerun befindet sich ein großes Gebiet am Croßflusse im Hellen Aus st and. Das militärische Aufgebot der Schutztruppe gegen die Aufständischen, die 15,000 bis 20,000 Mann stark fein sollen, Hit positive Erfolge nicht gehabt. Oesterreich. In Pest fand am Montag das Leichen begängnis des Dichters und Schriftstellers Moritz Jokai unter gewaltiger Beteiligung aller Kreise dec Bevölkerung statt. Der König war durch den Hofmarschall Graf Apponyi vertreten. Der Ministerpräsident und sämtliche Mitglieder drS Kabinetts, sowie zahlreiche Abordnungen waren erschienen. Unterrichtsminister v. Berzrviczy hielt die Trauerrede. Frankreich. Die am Sonntag in Frankreich vor genommenen Stichwahlen zu den Gemetnderäten haben den partiellen Steg der Regierungspartei bet den Hauptwahlen vom 1. Mat im großen und ganzen bestätigt. Das Ministerium des Innern veröffentlicht folgende statistische Angaben über die GemetnderatSwahlen: Bor den Wahlen gab rS in 379 Departements- und KreiShauptstädten 230 Ministerielle, 131 Anttministerielle und 18 Gemeinde räte ohne ausgesprochene Richtung; nach zwei Wahlgängen sind jetzt gezählt worden 260 Ministe rielle, 102 Anttministerielle und 17 ohne besondere Parteizugehörigkeit. Balkanhalbinsel. König Peter von Serbien wollte sich feierlichst krönen lassen, doch hat ec diese Absicht wieder ausgegeben. Er wird sich mit einfacher Salbung begnügen, welche am 15. Juni im Kloster Zica stattfindrt. Rußland. Petersburg, 10. Mai. In der Kassenvrr- waltung des Roten Kreuzes wurden bedeutende Unterschlagungen entdeckt. Hauptschuldiger ist General Schwrdoff, rin Günstling der Kaiserin- Mutter. Dieser hatte über eine Million Rubel verspielt und den Betrag sodann aus der Kasse entnommen. Die Summe ist von der Kaiserin- Mutter aus eigenen Mitteln gedeckt worden. Auch Fürst Galizin und General L mSkij haben sih Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen lassen. St. Petersburg, 10. Mai. Bon den Be hörden ist rin mißlungener Versuch, die Festung Kronstadt in Brand zu stecken, entdeckt worden. Wenn die beabsichtigte Explosion erfolgt wäre, würden, wie angenommen wird, alle in Kronstadt vorhandenen Explosivstoffe vernichtet worden sein. Ein Gerücht will wissen, daß der Brandstifter ein japanischer Agent sei, doch liegt hierfür keine Be stätigung vor. E« heißt, daß sämtliche im Kron städter Laboratorium beschäftigten ausländischen Arbeiter entlassen worden seien. Amerika. In Chile ist «in KabinrttSwechsrl eingetretrn. Zwischen Brasilien und Peru wird voraus» sichtlich «Ine gütliche Einigung wegen der strittigen Grenzgebiete zustande kommen. Der Krieg in Ostasien. Parts, 10. Mat. Der „Mattn" meldet au» Petersburg: Wie rS heißt, wird Kuropatkin nach Liaojang zurückkehren, um den Angriff der Japaner unter Kuroki zu erwarten.. Kuropatkin hat außerdem verschiedenen Regimentern andere Stellungen angewiesen und sich aus hartnäckigen Widerstand vorbereitet. Der Czar beabsichtigt, verschiedene finnländische Regimenter nach dem Kriegsschauplatz zu entsenden. London, 9. Mat. In Tientsin verlautet gerüchtweise von einer jip mischen Landung in Jinkau, südlich Niutlchwang. AuS Söul wird telegraphiert, daß die Japaner nach Besetzung von Takuschan vorrücken, um die Verbindung mit den Truppen bei Pitzewo zu bewerkstelligen. Nach Nachrichten auS Antung herrscht große Freude unter den Chinesen über die Erfolge der Japaner. Die Chinesen bereiten den Russen Schwierigkeiten; beim Rückzug wurden russische Verwundete von chinesischen Lastträgern auSgeplündert und verlassen. London, 10. Mai. „Daily Chronicle" wird aus Tokio vom 9. telegraphiert: Wie hierher be richtet wird, hat der Statthalter Alex jew besohlen, daß alle Chinesen Mukden verlassen. Chinesische Räuber haben die von Tatscht tschiao nach Hat- tscheng führende Straße zerstört. Die Russen bauen eine neue. Als dieselben Räuber versuchten, den Schienenweg nach Dalny zu unterbrechen, wurden sie ergriffen. — „Daily Telegraph- er fährt auS Shanghai vom 9.: Laut Meldung auS Peking hat sich der Tartarengeneral Tiongtschi gcweigrrt, Mukoen zu räumen. Er will bis zum letzten Augenblick auf seinem Posten bleiben. London, 10. Mai. Der Korrespondent drS „Reuter'schen Bureaus" im Hauplqaartirr der Japaner gibt eine Darstellung des Verlaufes der Schlacht am Ualu, in der es heißt: Zwei japanische Batterien eröffneten das Gefecht, indem sie eine halbe Stunde Feuer aus die Anhöhen gaben. Die Russen erwiderten das Feuer erst, als die japanischen Angriffskolonnen bloß noch einige hundert Meter von den Russen entfernt waren. In diesem Augenblick brach ein mörde risches Feuer gleichzeitig aus mehreren Berschanz ungen loS. Der japanische Offizier blieb zu Pferde vor den Truppen. Das rauchlose Pulver der Russen bewährte sich ausgezeichnet. Man konnte weder die Stellung der Russen er kennen noch die Stärke der Truppen beurteilen. Bald nach 8 Uhr verstummte das russische Feuer. U« 9 Uhr pflanzte ein Soldat, der allein vor feinen Kameraden die Anhöhe erklommen hatte, die Fahne auf den etwa tausend Fuß oberhalb gelegenen russischen Befestigungen auf. Schanhatlwan, 10.Mai. („Reuter"-Meldg.) Eingegangene Nachrichten besagen, daß das 1. japanische Korps, das den au? dem Rückzüge vom N-lu begriffnen Russen folgte, diese gestern 20 Meilen südlich von Liaujang einholte. Es habe sich ein schweres Gefecht entsponnen, wobei die Japaner Geschütz: auf Hügel hinaufschleppten, die man für unersteiglich hielt. Danach hätten dir Russen ihren Rückzug nach Norden fortgesetzt. Eine Division des japanischen 1. Korps nähere sich Niutschwang, worin gegenwärtig nur eine ganz geringe Zahl von Russen ständen. Die japanischen Vorposten wurden bereits in einer Entfernung von 6 Meilen von der Stadt gesehen. AuS Niutlchwang eingetroffene Frauen bestätigen, daß der Platz von den Russen geräumt sei. Die japanischen Stege am J ilu haben nun mehr auch die Räumung der wichtigen Hafen stadt Niutschwang seitens der Russen zur Folge gehabt. Die dortige weiße Zivilbevölkerung, soweit sie zurückbleibt, hegt die Befürchtung, daß die Stadt von den in der Nähe hrrumstrrifenden Räuberbanden nach Abzug der Russen geplündert werden könnte, doch haben die Russen versprochen, eine genügend starke Schutzwache tn Niutlchwang zurückzulassen. — Laut einer Depesche des japa nischen Konsul» tn Tensan (Korea) sollen russische Truppen im Verein mit berittenen Banditen (?) aus der Mandschurei den Aalu oberhalb Wid- schuS überschritten und auf ihrem Vormarsche nach Südosten Ttchang-dschtn besetzt haben. Nach Lage der Dinge muß dieser russische Vorstoß nach Korea hinein allerdings al» eia toll kühne» Unternehmen erscheinen. — Nunmehr geben auch die Japaner ihre Verluste in der Schlacht am am 1. Mai bekannt. Tot sind von der Garde 1 Offizier, 20 Mann, verwundet 7 Osfiztrre, 122 Mann; von der zweiten Division tot 1 Offizier 84 Mann, verwundet 13 Offiziere und 305 Mann; von der 12. Division tot 3 Offiziere 76 Mann, verwundet 5 Oifiziere, 263 Mann. Da» wäre also ein Gesamtvrrlust von gerade 900 Mann, einschließlich der Oifiztere, während der offizielle Bericht General Kuropatkin» selber den Srsamtverlust der Russen in dieser Schlacht auf über 2300 Mann angtbt. — In zwischen dringen die Japaner immer weiter tn die Mandschurei rin. Japanische Patrouillen zeigten sich von Fiahwantschrn au» in der Richtung auf Liaujang, wo sich da» russische Hauplquartirr be findet. Eine au» Infanterie und Kavallerie be stehende kleine japanische Abteilung besetze Kuan- dianstan, unweit der von den Russen besetzten Eisenbahnstation Rafiandian der Line Mukden— Port Arthur. Uebrr den letzten Etsenbahnzug, der den Japanern entschlüpft ist, schreibt man au» Mukden: Am Sonnabend um 2 Uhr nachmittag» kam hier der letzte Zug an, der Port Arthur noch verlassen konnte, bevor die Japaner die Geleise abgeschnittrn haben. Mehrere Wagen trugen sichtbare Spuren de« GrwehrfeuerS, da» die Japaner auf sie abgegeben hatten. Im Zuge befand sich der Ingenieur OldatkowSky mit seiner Gattin, einer Französin, die bis jetzt in Port Arthur ausgehalten hatten. Der Zug war um 2 Uhr morgens am Freitag von Port Arthur abgegangen. Um 8 Uhr 45 Minuten morgen bemerkte OldatkowSky etwa zwei Kilometer vor Punlandain, eine Station, die etwa vierzig Kilo meter von Pitzewo gelegen ist, zuerst zur Rechten in einer Entfernung von etwa tausend Metern, dann gleichzeitig zur Linken eine etwa zwei Kilo meter lange Schützenlinie. Es waren russische Infanteristen aus dem Rückzüge. Ein Kosak kam im Galopp angefprengt und rief: „Maschine rück wärts, die Japaner sind da!" Aber sofort über nahm Oberst Ur anow von der Gendarmerie zu Port Arthur das Kommando und befahl: „Maschine vorwärts, mit voller Geschwindigkeit!" Der Zug ging um 9 Uhr ab. Während dreier Minuten war er dem Feuer der Japaner ausge setzt. Alle Fahrgäste legten sich nieder oder kauerten sich zusammen. DaS dreifache Eisenblech der Waggons schützte fast jedermann. Nur drei Reisende wurden verwundet. Der Zug war mit Frauen und Kindern überfüllt. ES befanden sich tn ihm auch mehrere Wagen mit der Fahne des Roten Kreuzes, die voller kranker Soldaten waren. Die Räumung von Fönghwangtschöng durch dir Russen bestätigt sich. Die Meldung von der Sperrung deS HasenS von Port Arthur scheint sich nicht zu bestätigen. Immerhin ist der Platz, nachdem die Landung der Japaner auf Liaotung erfolgt ist, von aller Ver bindung abgeschnitten. St. Petersburg, 10. Mai. Ein kaiserlicher UkaS ordnet an, daß zur Vervollständigung der nach Ostasien zu entsendenden Truppenkörprr auS den Militärbezirken Kiew und Moskau sowie zur Verstärkung eines Eisenbahnbatatllons und einiger Reservrtruppenteile des Kasanschen und sibirischen Militärbezirks Reservisten einiger Kreise der Gou vernements Poltawa, KurSk, Charkow, Rjarsan, Kaluga und Tula einberufen werden. Für einige Kreise ist gleichzeitig die Stellung von Pferden für die Truppen vorgrschrirben. — Der „Re- gierungSbote" veröffmtlicht einen ausführlichen Bericht des russischen Gesandten in Korea über die seiner Abreise von dort vorauSgrgangenrn Vorgänge. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Berlin, 11. Mat. Die Bäckergesellen be schlossen mit 2863 gegen 104 Stimmen, heute in den Ausstand zu treten. Kattowitz, 11. Mai. Die Oppelner Handels kammer nahm eine Resolution zur Kanals orlage an, tn der die schlesischen Abgeordneten gebeten werden, der Vorlage so lange ihre Zustimmung zu versagen, bis tn ausreichender Weise Maß nahmen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit Oberschlrsien» tn den Entwurs ausgenommen werden. Düsseldorf, 11. Mat. Bet den Benrather Hasenba'uten verunglückten infolge Terüstelnsturze» 7 Arbeiter. Drei wurden schwer, die übrigen leicht verletzt. Göttingen. Der Assistent am botanischen Institut vr. Götz verübte tn Geschäften zahlreiche Betrügereien tn Höhe von 15,000 Mk. Götz wurde seiner Stellung enthoben und über sein Vermögen der Konkurs erklärt. Elbing, 11. Mat. In Lauenstrtn wurde durch Blitzschlag ein Wohnhaus in Brand geletzt. Ein Kind wurde getötet, ein anderes schwer verletzt. Nürnberg. Gegen den geplanten partiellen Maurrrstreik beschlossen die Arbeitgeber etne so fortige MassrnauSsperrung, fall» der Streik beginne. Straßburg, 11. Mat. In Usfelweyier»- hrtm fand rin blutiger Zusammenstoß zwischen einheimischen und italienischen Zegelarbrttrrn statt.