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Tientsin, 8. Mat. Prtoz Adalbert von Preußen hat sich heute nachmtttag nach Peking begeben. Windhuk, 7. Mai. Da die Ostabteiluug Glasenapp noch täglich Typhubzugänge hat, bleibt sie einstweilen weiter in Quarantäne in Otjihaenea. Die Hauptabteilung unter Leutwrln dürfte Ende Mat marschbereit sein. Der Krieg in Ostasien. Auf dem ostasiatischen Kriegsschauplätze nehmen dir Landoprrationen der Japaner einen immer lebhafteren Charakter an. Zehntausend Japaner landeten bet Pitzrwo, an der Südostküste der Liautung - Halbinsel, gegenüber den Elltot- Inseln; auch in der Umschau-Bucht, nordwestlich von Port Arthur sollen japanische Truppen ge landet sein. Offenbar wollen nunmehr die Japaner zur Belagerung Port Arthurs von der Landseite herschrriten, worauf man sich übrigen» russtscherseit» bereit» vorbereitet hat. Der Landung der Japaner in Pitzrwo ging ein kurze» Gefecht mit schwachen russischen Abteilungen voran. Die Russen werden immer wieder von einem speziellen Mißgeschick betroffen. Hierzu gehört ein Zu sammenstoß zwischen zwei russischen Abteilungen beim Rückzüge vom IMu. Dir eine Abteilung hielt die andere sür Japaner und feuerte, letztere erwiderte da» Feuer; da» Mißverständnis kostete die Russen 110 Tote und 70 Verwundete. — In Antung (am Unterlause des Aalu), geht da- Gerücht, daß Fönghwangtschöng, wohin sich die Russen nach ihrer Niederlage am 1. Mat zurück gezogen hatten, von den Japaner» nach heftigem Kampfe erobert worden sei. Beide Parteien hätten schwere Verluste erlitte». — In Tokio wird bezüglich der tn Deutschland verbreiteten Nachricht, daß von japanischer Seite acht Dampf schiffe des Norddeutschen Lloyd gekauft worden seien, osfizirll erklärt, daß ein Ankauf deutscher Schiffe überhaupt nicht stattgesunden hat. Petersburg, 6. Mai. Die Mobilisierungs order für weitere 4 Armeekorps ist bereits aus gefertigt worden. Petersburg, 6. Mai. Noch Meldungen aus Port Arthur stellten die Russen fest, daß durch den letzten Sperrungsversuch der Hafen nicht verlegt worden ist. Die Versuche mit den neuen Unterseebooten haben ausgezeichnete Resultate in bezug auf das Manövrrteren unter Wasser ergeben. Petersburg, 7. Mai. Die Japaner sind durch die Besetzung von Port Adams Herren der ganzen Halbinsel von Ltautung. Der moralische Eindruck dieser Operation ist sehr nieder schmetternd. Man glaubt, daß General Kuro- patkin nicht so bald die Oberhand über die Japaner gewinnen werde. ES wird bestätigt, daß der Czar den General Sassulitsch abbrrufrn habe. Petersburg, 7. Mai. Wie verlautet, be findet sich General Renoenkampf tn der Nähe von Port Arthur mit 60,000 Mann, da runter Kosakenabtetlungen. (?) Die Stärke der Japaner, welche gelandet sind, beziffert sich auf 25,000 Mann. Man glaubt nicht, daß dle Japaner versuchen werden, Port Arthur zu stürmen. Die militärischen Kreise sind überzeugt, daß die Festung weder von der See-, noch von der Landseite genommen werden kann. Der Proviant genügt sür ein Jahr. Die Zahl der Truppen tn Port Arthur beträgt 23,000 Mann. Petersburg, 8. Mai. Der russischen Tele graphen - Agentur wird aus Taschitschao vom 5. d. M. von offizieller Sette gemeldet, daß die Nachricht über die Sperrung de» HafrnetngangeS von Port Arthur völlig unbegründet ist. Shimonosekt, 7. Mat. Der auf der Halb insel Liaotung gelandete japanische Trupprnkörper ist die zweite japanische Armee unter General Oku; dieselbe ist bei Kintschou, sowie Pitzrwo an Land gegangen und bestimmt, je nach Bedarf gegen Port Arthur vorzugehen, um r» zu Lande einzuschließrn, oder mit der ersten Armer gemein sam zu operiere»», wenn diese ihre Operationen nördlich vom Jalu tn der Mandschurei sortsrtzt. Die dritte Armee ist «och im Zustande der Mobilisation. Tokio, 8. Mat. Bet dem letzten Versuch, dte HafenauSfahrt von Port Arthur zu sperren, sind auf Setten der Japaner ein Offizier und 6 Mann getötet, 5 Offiziere und 15 Mann ver wundet und 14 Osfiziere und 74 Mann leicht verletzt worden. 8 Osfiziere und 36 Mann von den versenkten Schiffen wurden unversehrt gerettet. — Fönghwangtschöng wurde am Freitag durch «ine Abteilung Infanterie von Kurokis Armee ein genommen, nachdem heftige Kavallrriegefechte bei Ert-tai-tzu, Van-toi-tsu und anderen Orten statt gefunden hatten. Bor dem verlassen Fönghwang- tschöng» sprengten dte Russen die Magaztye tn dte Luft, ließen aber große Mengen von Lazarett- rinrtchtungSgegrnsiändrn zurück. — Jeder weitere Bericht de» General» Kuroki erhöht dir Zahl der russischen Verluste In der Schlacht, die am ver gangenen Sonntag am Mlu geschlagen wurde. Die Japaner haben gegen 1400 gefallene Russen bestattet, 503 Verwundete sind tn die Feldlazarett« ausgenommen. Man schätzt den Gesamtverlust der Russen auf über 2500 Mann. Mehr al» 300 gefangene Russen wurden nach Matsujerma ge bracht, wo sie am Mittwoch erwartet werden. Eine japanische Truppenabtrilung zerstreute kleinere feindliche Abteilungen auf der Halbinsel Liaotung und nahm Port Adam am Freitag. Tokio, 8. Mai. (Meldung de» Reutrrschen Bureau».) Dte Japaner nahmen Fönghwang- tschöog am Freitag. Die Japaner griffen die Russen an, bevor diese sich von ihrer Niederlage am Jalu erholt hatten. In Anbetracht, daß Fönghwangtschöng die zweite russische Verteidigungs linie ist, war man aut einen erbitterten Kampf gefaßt. Söul, 8. Mai. Drahtmeldungen aus Antung zufolge ist die zweite japanische Armer außer auf der Halbinsel Liaotung auch, bet Tatuschan an der Küste der Mandschurei gelandet. Sachsen. Dresden, 8. Mai. Se. Majestät der König besuchte heute vormittag Den Gottesdienst in der katholischen Hoskirche und nahm nachmittags 2 Uhr an der Familientafel bei dem Prinzen Johann Georg mit der Königin-Witwe, den Prinzen und Prinzessinen des königs. Hauses und der Frau Großherzogin Philipp von Württemberg teil. Se. Majestät der König hat dem Schul direktor Julius Hermann Poe nicke tn Lichtenstein das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsordrn verliehen. Bischofswerda, 9. Mai. Von der hohen Generaldirektion der Königlichen Sammlungen in Dresden sind an den Gewerbeverein Bischofs werda sür das laufende Jahr die Karten zum freien Eintritt tn die König!. Sammlungen anher grsandt worden. Sie gelten nur sür Mitglieder und sind beim Eintritt nebst der Mitgliedskarte nur vorzuzeigen. Der Vorsitzende, Herr Schmiedemeistrr Schneider, ist mit der Ausgabe dieser Karten vom Gewerbcveretn beauftragt. Es werden diese Karten einer fleißigen Benutzung empfohlen. Bischofswerda, 9. Mat. Das Fest der goldnen Hochzeit feierten am Sonnabend im Kreis« der Familie Herr PrivatuS Ernst Kühn und Frau. DaS Jubelpaar, welches sich einer seltenen geistigen und körperlichen Rüstigkeit erfreut, wurde von Freunden und Bekannten reich mit Geschenken und Glückwünschen bedacht. ^-r. Bischofswerda, 7. Mat. Heute hielt der Naturwissenschaftliche Verein seine erste Sitzung iw 16. Vereinsjahre (der Verein wurde am 13. März 1889 gegründet) ab. Zunächst gedachte der Vorsitzende, Herr Lehrer Eteudtner, des am 27. Januar zu Demitz verstorbenen Mit- gltedS Lehrer em. Mutscht»!, der sür Landwirt schaft und Bienenzucht, 2 Gebiete, die ganz tn dte Naturwissenschaft gehören, ungemein viel getan, der unserm Vereine eine ganze Reihe Bücher für die Bibliothek gestiftet und manchen Vortrag an den BereinSabenden gehalten hat. Noch kurz vor seinem Tode hatte er dem Vereine zwei wertvolle Schriften zugrdacht, die heute mit auSgelegt waren: 1) „Blicke tn dte vaterländische Vorzeit* von Rentamtmann Karl PreuSkrr tn Großenhain und 2) „Zur Geschichte der Ort» und der Parochie Göda bet Bautzen* von C. Paul Lieschke. Nach dem wurden Jahre»- und Kassenbericht vorgetragen und bei der Wahl de» Vorstand» blieben die alten Mitglieder wieder tn ihren Aemtern. Beschlossen wurde, da» Werk de» C. Störznrr tn ArnSdorf „Was die Heimat erzählt!* für dte Bibliothek anzuschaffen. Dte Bibliothek enthält eine ganze Reihe sehr wertvoller Schriften, z. B. die Zeit- schrist „Prometheus* vollständig seit dem Beginn ihre» Erscheinens, „Aus der Heimat*, „Deutsche Flora* von Sturm, 6 Bände „Der Naturfreund* von Endler, 12 Bände Naturgeschichte von Oncken, „Erläuterungen zu geologischen Sprztalkarten Bischofswerda und Pulsnitz* u. v. o. Im letzten Jahre wurde angeschafft da» wichtigste und beste aller neuzeitlichen Pilzbüchrr sür Lairn „Führer für Pilzfrrunde* von LandwirtschaftSoberlrhrer Michael in Auerbach. Der Hauptgegenstand der Beratungen war der Vortrag de» Vorsitzenden „Schutz der heimatlichen Naturdenkmäler*. Diese Bewegung geht au» von Prof. vr. Eomventz, dem Direktor de» Provtnzialmuseum» tn Danzig. Darnach möchten tntereffante FrlSpartten, Gletscher schliff (Demitz am Bahnhos!), erratische Blöcke, merkwürdige Sta«dorte seltener Pflanzen (bet uns tn den Torsgruben!) vor Zerstörung und Unter gang geschützt werden. In den preußischen Pro vinzen Westpreußen und Hannover, tn Württem berg tst dte Bewegung schon so tm Gange, daß da» ganze Gebiet eifrig durchforscht wird und staatlicher Schutz der einzelnen Naturdenkmäler angrstrrbt wird. Auch tn Sachsen tst die Sache in Fluß gekommen; so hat z. B. der GebtrgS- verrtn für dte Sächsische Schweiz schon viel getan (Erhaltung der BabtSnauer Pappel u. a.). Nun will sich der Lehrrrverrin für Naturkunde tn Sachsen der Sache besonder» mit annrhmen und alle verwandten Vereine im Lande werden um Beihilfe ersucht. Auch der hiesige naturwissen schaftliche Verein steht diesen Bestrebungen sehr sympathisch gegenüber. — Ausgenommen wurden noch drei neue Mitglieder. — „BaumbluU* Noch immer wirkt der Zauber dieses Wortes mit seinen tausend Retzen mächtig auf den Menschen ein, vor allem auf den Städter. Ein Ausflug zur Besichtigung der Baumblüte zählt deshalb zu den althergebrachten Gewohnheiten, und jung wir alt, reich und arm läßt sich diesen Naturgenuß nur ungern entgehen. Der gestrige Sonntag Rogate, mit welchem der schönste Monat des Jahre» sich kennzeichnete, dürste für unsere Gegend als der erste Blüten sonntag gelten. War schon an den vorau-gr- gangrnen Sonntagen der „Zug nach außen* rin bedeutender, so sah man gestern doch noch ganz andere Scharen htnauSptlgern zu Mutter Grün. Die schönen Anlagen tn der nächsten Umgebung unserer Stadt waren nicht minder belebt wie dte Fahrstraßen und Feldwege zwischen den einzelnen Ortschaften, tn denen dann zur Rast Einkehr ge halten wurde. Zum Vorteil sür die Hellen Eommertoilrtten der Damen blieb der oftmals drohende Regen aus und so konnte sich dte Heimkehr tn ruhiger Weise vollziehen, dte sonst sür die ohnehin arg in Anspruch genommenen Brr« kehrsanstalten besonder« schwierige Lagen zu bringen pflegt. — Dte drei gestrengen Herren, mit welchen man tn Norddeutschland den 11.—13. Mat, tn Süddeutschland den 12.—14. Mat meint, treten regelmäßig um diese Zett mit besonder» niedriger Temperatur auf. Sie sind nicht bloß strenge, sondern auch mächtige Herren, wie sie Friedrich dem Großen bewiesen, der, um seinen Willen durch- zuletzt», gegen dte Meinung des HofgärtnerS dem selben befahl, die Lorbeerbäume früher hrrauSzu- setzen. ES geschah und dte Bäume litten bedenk lichen Schaden. Das grimme Auftreten der gr« strengen Herren Mamertus, Pankratius und Servatius liegt In der Regelmäßigkeit der Winde, dte während der Winterszeit hauptsächlich von Südwrst und den angrenzenden Himmelsgegenden in Westeuropa wehen, sich dann aber nach Westen wenden und von da nach Norden und dann wieder zurückgehen. Der Wendepunkt Im Norden, vor Eintritt der beständigen Wärme, trifft gewöhnlich auf Mitte Mat. Der Nordwind führt natürlich kalte Luft herbei, dte Süddeutschland etwas später trifft, doch sind diese Tage dort trotzdem auch als dte „Eismänner* bekannt. Dte niedrigen Tempera turen, unter denen wir jetzt zu leiden habe», scheinen übrigens auch weiterhin noch von Dauer bleiben zu wollen. Mehrfach ist in den letzten Tagen wieder Schnee in den deutschen Mittel gebirgen gefallen, und in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag gab rS sogar bet uns in Bischofs werda Reif. Der aprtlmäßige Witterungscharakter scheint uns nach alledem noch einige Zeit Vorbe halten zu sein. Die Vegetation ist unter dem Einflüsse der herrschenden Kühle tn den letzten Tagen zwar nur langsam vorwärts gerückt, sie steht aber allenthalben günstig und sie birgt die Gewißheit einer nahen und üppigen Entwickelung tn sich! Der ersehnte Matrege« hat viel Gutes gestiftet. DaS kommende Pfingstfest wird dte Natur in vollem FrühltngSfchmucke zeigen, zumal dte Apfelblüte aller Voraussetzung nach noch zur Pfingstzeit andauern wird. Also nur nicht ver zagen, warm wird'- noch nach Tagen. — Dte Höhe des Jahre» bringt uns der Monat Mat mit Eintritt der immerwährenden Dämmerung tn der Pfingstwoche. Die Zunahme der Tage ist sitzt ganz bedeutend und beträgt zu Anfang de» Monat» täglich reichlich 3, zu Ende de» Monat» reichlich 2 Minuten. Die astro nomische Dämmerung, darunter versteht man da» tzrllwrrdrn de» östlichen Himmel», beginnt jetzt schon früh 2 Uhr und endigt abend» nach 10 Uhr. Im letzten Drittel de» Monat» Mat tritt die Zett der immerwährenden Dämmerung rin. Wir stehen dann auf der Höh« de» Jahre». Diese