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Der füchfffch* Erzühtrr. «rrtr - beschaffenheit, Verkehr, Verpflegung usw. scheinen aber doch der russischen Kriegsführung viel mehr Hindernisse zu bereiten als der japanischen, denn bis jetzt sind die Russen dort noch zu keinem rechten Angriff gekommen, während die Japaner unter Ueberwindung gewaltiger Schwierigkeiten mit starken und ausdauernden Angriffen auf die russischen Stellungen vorgrgangen sind. Dies beweist auch weiter, daß die Russen ihre Streitkräfte dort immer noch nicht recht beisammen haben und daß auch die russische Kriegsleitung viele Fehler gemacht haben muß. Und diese Umstände dürften auch das Schicksal Port Arthur's besiegeln, wenn es dem russischen Oberfeldherrn Kuropatkin nicht etwa gelingen sollte, die Japaner in einer großen Landschlacht in der Mandschurei zu besiegen und dadurch ihre ganze Stellung aus dem asiatischen Festlandc zu erschüttern. Daß aber das große Rußland mit dem kleinen Japan einen schweren, sehr schweren Krieg führt, tritt immer mehr zu Tage, zumal die Kriegsbereit schaft und die Tapferkeit der Japaner bewunderns wert sind. Dies zeigt auf's neue die erfolgreiche Landung der zweiten japanischen Armee unter General Oku auf der Halbinsel Liautung bei Pitzewo und Kintschau, um Port Arthur auch vom Lande her anzugreifeu. L Politische Weltscha«. Der Kaiser und die Kaiserin trafen am Sonnabend vormittag kurz hintereinander, ersterer von Schlitz, letztere von Potsdam kommend, in Fulda ein. Alsdann setzten die Majestäten ge meinsam die Reise nach Donaueschingen zu einem Besuche beim Fürsten zu Fürstenberg sort. Im Reichstage entspann sich am Freitag anläßlich des KommisstonsbertchteS zur Resolution des Zrntrumsabgeordneten Gröber, betr. Abände rung des Militärstrafgesetzbuches, eine lange und lebhafte Debatte. Abg. Gröber sprach als Referent der Kommission sür Annahme der Resolution, welche auf erhebliche Herabsetzung der im Militär- Strafgrsetzbuche enthaltenen Mintmalstrafsätze zielt. Konservativrrseits erklärte sich Abgeordneter v. Nor- mann mit aller Entschiedenheit aus Gründen der Aufrechterhaltung der Disziplin im Heere gegen die Resolution, dieselbe Stellung nahm der frei konservative Abgeordnete v. Kardorff ein. Alle übrigen Redner aus dem Hause, die Abgeordneten Hagemann (nat.-lib.), Müller-Meiningen (ir. Bp.), Singer (soz.), Dasbach (Zentr.), Spahn (Zentr.), Gothetn (fr. Verein.) und Müller-Togan (ir.VolkSp.) äußerten ihre Zustimmung zu der Resolution. Regierungsseitig wandten sich gegen dieselbe der Staatssekretär des Reichsmarineamtes, v. Tirpitz, und mit besonderer Schärfe, die Widerspruch bet verschiedenen Rednern des Hauses hrrvorrief, der baterische Militärbevollmächtigte Generalleutnant v. Endres. Schließlich nahm das HauS die Re solution gegen die Stimmen der Rechten an. Im übrigen Teile der Freitagssitzung gelangten eine Anzahl Petitionen zur Erledigung. Am Sonn abend beriet der Reichstag die Vorlage über die Reform der Reichsfinanzen in zweiter Lesung. DaS preußische Abgeordnetenhaus führte am Freitag die Generaldebatte über die neue Kanalvorlage zu Ende und verwies letztere sodann an die wasserwirtschaftliche Kommission. In erster Lesung erörterte das Haus hierauf den Nachtragsetat, welcher drei Millionen Mark zur Unterstützung des EisenbahnrrverbandeS behufs Krnch!!rng einer Krankengeldzuschußkassr verlangt; .mit Ausnahme des freisinnigen Abgeordneten Fisch- Leck äußerten sich sämtliche Redner wohlwollend zur Vorlage, di« an die Budgetkommission ging. Im weiteren Teil? der Sitzung gelangten eine ganze Reihr kleinerer Vorlagen zur Erörterung. Am Sonnabend beschäftig.'« sich das HauS eben falls mit kleineren Vorlagen. Di« wasserwirtschaft liche Kommission des Abgeordnetenhauses beschloß, zwei Lesungen zu halten und die Wasserwirtschaft lichen Vorlagen in folgender Rethens §.'§« zu be raten: 1) Die Regulierung der untere».' Oder, Havel und Spree; 2) die Verbesserung der Nor- flutverhältnisse in Brandenburg und Sachse»?, 3) dir Freilegung deS HochwassergrbirteS der mittleren und oberen Oder; 4) den Gesetzentwurf wegen Frrthaltung der UrbrrschwrmmungSgrbiete; v) die Wasserstraßenvorlagr. DaS Grneralrrferat Über dir Wasserstraßenvorlage ist dem Abgeord neten am Zrhnhoff (Zentr.) übertragen worden. Mit Genehmigung de» Kaisers scheiden die Kriegsschiffe »KönigWilhelm", »Kaiser-, »Deutsch land-, »Merkur-, »Asixandrtne-, »Meteor- und »Zietrn- au» der Reihe der großen und kleinen Kreuzer und treten zu den tzasenschiffrn mit Aus nahme de» »Zietrn-, der zu den Spezialschtffen tritt. Namentlich an die drei ersteren Kriegsschiffe knüpfen sich mancherlei Erinnerungen, besonder» an den »König Wilhelm-, der seinerzeit da» stärkste Panzerschiff der deutschen Marine war und im Jahre 1878 den verhängnisvollen Zusammen stoß mit dem Panzerschiff »Großer Kurfürst- im Kanal hatte, bet welcher Katastrophe letzteres Schiff mit fast der gesamten Besatzung unterging. Kolonialdirektor vr. Stübrl sollte seine Demission angeboren haben, welche Nachricht jetzt indessen von mehreren Seiten als unbegründet bezeichnet wird. Dem Prinzregenten Luitpold von Baiern ist vom Könige von England das Troßkreuz deS Bath Ordens verliehen worden. Am Freitag wurde das VerleihungSdektrt dem Prinzregrnten durch den britischen Ministerrrstdentrn Tower in besonderer Audienz überreicht. In Ungarn herrscht anläßlich des tzin- schetdenS des berühmte»» Dichters und Schrift stellers Moritz Jokat nationale Trauer, welche sich in zahlreichen Kundgebungen im Lande auS- drückt. Am Montag nachmittag erfolgt in Pest dir feierliche Beisetzung deS Verewigten. Die Romretse des Präsidenten Loubet hat zu einer weiteren Verschärfung der ohnehin bereits gespannten Beziehungen zwischen Frankreich und dem Vatikan geführt. Der französische Minister deS Aeußeren DelkassS, beaustragte den französiichen Botschafter beim Vatikan, Nisard, dem Staatssekretär Meriy dol Val zu notifizieren, daß Frankreich den päpstlichen Einspruch gegen die Ronueisr LoubetS als nichtig und nicht erfolgt ansrhe. Die jugendliche Königin Wilhelmina der Niederlande ist von einer Entzündung deS äußeren GehörgangeS befallen worden. Zugleich mit der Gehörentzündung hat sich eine Erhöhung der Körpertemperatur bemerklich gemacht. Der türkisch-griechische Zwischenfall von Smyrna Ist durch das Entgegenkommen der Pforte erledigt. — DaS bulgarisch-türkische Ab kommen wegen Mazedonien wird nicht in allen Punkten glatt durchgeführt. So läßt bislang die Amnestierung der in Konstantinopel gefangen gehaltenen Bulgaren noch immer auf sich warten. — In Türkisch-Armenien hat nunmehr die militärische Aktion zur Niederwerfung der auf ständischen Bewegung der Armenier begonnen. Die Kurden beteiligen sich auf eigene Faust am Kampfe gegen die aufständischen Armenier. Ja Italien macht die Flucht deS ehemaligen Unterrichtsministers Nasi, dem wegen seiner skanda lösen Amtsführung eine Untersuchung drohte, ins Ausland, großes Aufsehen. Gerüchte tauchen auk, die behaupten, die italienische Regierung habe Nasi absichtlich zur Flucht verhalfen. König Alfonso traf im weiteren Verlaufe seiner Rundreise am Freitag aus Cadiz in Huelva ein. In Barzelona explodierte vor einer von Jesuiten geleiteten Schule eine Dyiamitbombe, wodurch das Gebäude stark beschädigt wurde. Die Urheber der Freveltat sind noch nicht ermittelt. Das sozialistische Blatt „Action- in Paris berichtet, daß aus Ansuchen der russischen Botschaft zwei Revolutionäre, namens Burtsow und Vorakow, von der französischen Regierung auSgrwiesen worden sind, weil sie die Anstifter eines Anschlages gegen das Leben des Kaiser» Nikolaus waren. Vor einigen Tagen waren sie wegen Veröffentlichung zahlreicher Schriften, die gegen den Zaren ge- richtet sind, au» der Schweiz auSgewiesrn worden. Berlin, 7. Mat. In Sachen der Privat beschäftigung der Militärkapellen ist, wie der »Berl. Lokalanz." mittetlt, ein Kaiserlicher Erlaß ergangen, der diese ErwerbStätigkett der Kapellen regelt. So sind die Vorgesetzten ver pflichtet, daraus zu achten, daß weder der mili tärische Dienst, noch das Ansehen der Militär kapellen durch die gewerbliche Beschäftigung leidet. Verboten sind u. a. humoristische Konzerte, bei denen Verkleidung nötig ist, öffentliche Anpreisung des gewerblichen Spiel» und die Verstärkung der Militärkapellen durch Reservisten sür solch« Zwecke. Für öffentliche Tanzmusiken soll die Erlaubnis nur dann erteilt werden, wenn wenigsten» di« Hä!st« daran beteiligt ist. Für dir rinzrlorn Orte sollen nach Möglichkeit M indesttartse ausgestellt werden, um den Klagen der Zivilmusiken wegen der Konkurrenz der Militärkapelle die Spitze ab- zubrechen. Für Berlin sind derartige Mindest tarife schon in Kraft. Berlin, 8. Mat. Der Präsident de» Kammer gericht», Exzellenz v. Drrnkmann, ist heute vor- mittag hier gestorben. Donaueschingen, 7. Mal, Ihr« Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind mit der Prinzessin Viktoria Luise heute abend gegen '/»? Uhr mit Sonderzug auf dem hiesigen Bahnhöfe eingetroffen und von dem Fürsten und der Fürstin zu Fürsten berg, dem Erbprinzen nnd der Prinzessin Leontine empfangen worden. Zu« Empfang waren auch die Spitzen der Behörden erschienen. Donaueschingen, 8. Mai. Der Kaiser und die Kaiserin wohnten um 11 Uhr dem Gotte»- dienst in der evangelischen Kirche bet. Nach 12 Uhr nahmen die allerhöchsten Herrschaften aus der Schloßterrasse die Huldigung der alten Fürsten berger Lande entgegen. Drei Mädchen über reichten der Kaiserin Blumen. Mehr al» 800 Personen in den alten Landestrachten beteiligten sich an der Huldigung. Bürgermeister Fischer hielt eine begeistert aufgrnommene Ansprache. Der Fürst zu Fürstenberg dankte und brachte rin Hoch auf den Großherzog von Baden au». Hierauf folgte rin Festzug durch die Stadt. Blankenburg (Harz), 8. Mai. Prinz Albrecht von Preußen ist heute nachmittag mit seinen 3 Söhnen zu längerem Aufenthalte im hiesigen Schloß eingetroffen. München, 7. Mai. Dir Beerdigung LenbachS findet ohne kirchliche Assistenz statt, da der Künstler vor etwa 10 Jahren au» der katholischen Kirche auSgrschieden und einer anderen Religionsgemeinschaft nicht beigrtrrten ist. Den Prinzrrgenten wird bet der Beerdigungs feierlichkeit ein Generaladjutant vertreten, welche Auszeichnung um so größer ist, als der Prinz regent bisher bet nichtkirchlichen Begräbnissen sich nicht vertreten ließ. Salzburg. Die Großherzogin Alice von Toskana stürzte am Freitag auf der Birkhuhn jagd und brach den Unterschenkel oberhalb de» Knöchels. Die Großherzogin wurde mittels Trag bahre nach Salzburg gebracht. Wien, 7. Mat. Hier wird heute nachmittag eine 40,000 Arbeiter umfassende Aussperrung be ginnen. Seit längerer Zett bereits macht sich eine lebhafte Gährung unter den Maurern und Bau arbeitern bemerkbar. Um dieser Bewegung zu be gegnen, hat die Genossenschaft der Bau- und Stein- metzmetster beschlossen, ihre Arbeiter auSzusperrrn und aus allen Bauten die Arbeiten solange ruhen zu lassen, bis diese Lohnbewegung ausgetragen sein wird. Montag abend finden in allen Bezirken von Wien große Bauarbeitervrrsammlungen statt. Die Gräfin Lonyay, die frühere Kron prinzessin Rudolph von Oesterreich, soll sehr krank sein und sich in Genua in Behandlung von Prosessor Bossi, dem Letter der Frauenklinik, befinden. Venedig, 7. Mat. Sestern abend wiederholten sich die sozialistischen Kundgebungen aus Anlaß des tätlichen Angriffs des Grafen Brandoli gegen den Herausgeber des „Eecolo Nuovo", Marangoni. Die Menge rief: „Lbs^o Ik Vontosse!" ES kam zu wiederholten Zusammenstößen mit den KarabintertS, wobei wiederum zahlreiche Verhaftungen vor genommen wurden. Rom, 7. Mai. Sofort nachdem heute die Deputiertrnkammer dir Ermächtigung zur gericht lichen Brrsolgung des früheren Ministers Nasi gegeben hatte, wurde in Nasis Wohnung eine Haussuchung vorgenommen. In einem hinter lassenen von heute datierten Brief an den Präsi denten der Deputiertrnkammer wiederholt Nasi die Versicherung, daß er nur da» Opfer seiner politischen Gegner sei. Havre, 7. Mai. Die hiesigen Kapitäne für lange Fahrt und für Küstenschifffahrt, 200 an Zahl, haben beschlossen, sich mit ihren Marseiller BerusSgenossrn solidarisch zu erklären und vom Montag ab in AuSstand zu treten. Sie wollen den Dienst erst nach voller Befriedigung der ge stellten Forderungen wieder aufnrhmen. Haag, 7. Mat. Im Befinden der Königin ist eine Befferung eingetreten. Wenn die Umstände r» gestatten, werden die Königin und Prinz Heinrich nächsten Mittwoch nach Schloß Loo zurückkehrrn. Queensland, 8. Mat. DaS Schulschiff »Northampton- ist wieder flott geworden. Irkutsk, 7. Mat. Der Eisbrecher hat seine Fahrten aus dem Baikalsee ausgenommen. London, 7. Mat. Amtlich wird bestätigt, daß 700 Tibetaner von Shigatse unter dem Kommando eine» General» am 1. Mat Gyangtse angriffen. Der Angriff wurde zurückgrschlagrn. Die Tibetaner verloren 2K0 Mann an Toten und verwundeten. Der englische Verlust betrug zwei Mann. Kalotse (Tibet), 8. Mai. Eine Abteilung der englischen Expedition hat am vergangenen Freitag 1800 Tibetaner unterhalb de» Kharo- Passe» angegriffen und nach sechsstündigem Gefecht in die Flucht geschlagen. Di« Engländer verloren 2K Tot« und verwundete, die Tibetaner dagegen 200 Mann.