Volltext Seite (XML)
»er fachsifchr Lr^hler. «ui« s 1»»4 sind tn Oberfranken nicht weniger als 11 Orts gruppen des Deutschen Flottenvereins gegründet worden. Straßburg t. E., 28. April. Nachdem der Kaiser kurz nach 1 Uhr vom Bahnhos RappoltS- Weiler tn Begleitung des Statthalters abgefahren war, traf er kurz nach 3 Uhr in Straßburg aus dem Bahnhöfe mit der Kaiserin zusammen, die zur Begrüßung ihres hohen Gemahls von Karls ruhe hier eingrtroffen war. Die Majestäten be gaben sich tn das Fürstenztmmrr auf dem Bahn hose, wo Allrrhöchstdtefrlben bis Uhr ver weilten. Sodann fuhren die Majestäten nach Karlsruhe weiter. St. Ptlt b. Schlettstadt, 28. April. Der Kaiser traf um 11 Uhr unter dem Mocken geläute der umliegenden Ortschaften auf der Hoh- königSburg ein, auf der die kaiserliche Standarte gehißt war. Der Kaiser besichtigte eingehend die Fortschritte der Arbeiten an der Burg unter Führung des Architekten Ebhard und sprach wiederholt seine große Befriedigung aus. Um 1 Uhr erfolgte die Abfahrt nach dem Bahnhofe RappoltSweiler. Oe st erreich. Der Eisenbahnerstretk tn Ungarn, der sich anfänglich so bedrohlich auSnahm, ist nach kurzer Dauer wieder beigelegt worden, ohne daß die Streikenden auch nur das Geringste erreicht hätten. Sie mußten im Gegenteil froh sein, daß sie von der Staatsbahnverwaltung wieder zum Dienst angenommen worden sind; dir Mitglieder des StreikkomitSt und die Agitatoren desselben aber haben den Lauspaß erhalten. Beendigt ist auch der allgemeine ArbeiterauSstand tn der Stadt Debrezin. — Recht kritische Zustände herrschen wieder einmal im österreichischen Abgeordnetenhaus!, da dir czechische Obstruktion unentwegt fortdauert, vermutlich wird daS HauS wegen Arbeitsunfähig keit bald wieder geschlossen werden müssen. Schweiz. Luzern, 27. April. Se. Maj. der Deutsche Kaiser traf heute früh hier ein und setzte nach kurzem Aufenthalt die Reise nach Basel fort. Italien. Der Besuch des Präsidenten Loubet in Rom hat zwetselloS einen glänzenden und ein drucksvollen Verlaus genommen, so daß das Er eignis allerdings als eine Besiegelung des wieder« hergcstellten freundschaftlichen Einvernehmens zwischen Frankreich und Italien betrachtet werden darf. Dies ist nicht zum wenigsten tn den wieder holt zwischen König Victor Emanuel und Herrn Loubet gewechselten Trinksprüchen hervorgetretrn, wobei indessen hervorgehoben werden muß, daß diese beiderseitigen Kundgebungen einen fast osten tativ friedlichen Charakter trugen. Zu der auf manchen Setten erwarteten Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit dem Präsidenten Loubet auf itali enischem Boden ist es nicht gekommen, dazu hätten allerdings auch die Reisedispositionen des Kaisers eigens geändert werden müssen. Venedig, 27. April. Die gestrige Serenade erreichte ihren Höhepunkt, als die alten schönen Fassaden und Architektur des Domplatzes, deS MarkuSplatzcs und der Kirchen auf den gegenüber liegenden Inseln in Rotfeuer aufglühten, während viele Hunderte von Gondeln den Raum der „Hohenzollern" und den Ufern dichtbesetzt hielten und die Insassen immer von neuem in jubelnde Zurufe ausbrachen. Als die Illumination er loschen war und die Gondeln sich zerstreut hatten, erschien bei der „Hohenzollern" ein mit Lampions behängtes Boot mit Sängern und Sängerinnen, welche tn vollendeter Weise Stücke aus „Trou badour", „Figaros Hochzeit" und Volkslieder zur Laute vortrugen. Heute vormittag hörte der Kaiser die Vorträge des Grasen v. Hülsen- Häseler und des Frhrn. v. Senden-Bibran. Als dann begab sich der Kaiser zum Frühstück bei der Gräfin Morostni. Testern hatte Se. Majestät durch den Flügrladjutanten Major v. Cheliu« Karten bet den hier wohnende», ihm persönlich be kannten Hofdamen der Königin Margherita ab geben lassen. Neapel, 28. April. Der König ist mit dem Präsidenten Loubet heute nachmittag unter leb haften Begrüßungen deS Publikums hier ringe- troffen. ES regnet tn Strömen. Balkanhalbinsel. Im europäischen Wetterwinkel gibt e» immer einmal Abwechselung. Kaum erscheinen die mazedonischen Wirren als durch di« türkisch-bul- gartsche Verständigung vorläufig betgelegt, so macht der türkisch-griechische Zwischenfall von Smyrna von sich reden. Nach den vorläufigen Ermittelungen hierüber hat der Sekretär deS griechischen Konsul- tn Vmycna, Drlyanni», bet Streitigkeiten mit der dortigen Polizei von seine« Revolver ausgiebigen Gebrauch gemacht, wofür Herr Delhannt« auf einige Stunden tn Haft wandern mußte. In Griechenland tut man wegen dieses unbedeutenden Vorganges furchtbar erregt, ja eS ist sogar die Rede davon, die griechische Flotte nach Smyrna zu entsenden, wahrscheinlich wird aber die ganze Affäre bald ihre befriedigende Beilegung erfahren. Rußland. In Rußland ist wieder einmal rin politische» Attentat verübt worden. In Warschau wurden die Adjunkten des Chefs der Geheimpolizei und deS PolizeikommissarS, als sie nebst zwei Polizisten tn daS HauS Nr. 6 der DvorSkystraße rindringrn wollten, von einer mit Messern und Revolvern bewaffneten Bande angrfallen und getötet. Der eine Polizist erhielt schwere, der andere leichte Verletzungen. Spanien. Die anarchistischen Elemente tn Spanien haben sich durch ein neues Attentat auf den Ministerpräsidenten Maura bemerkbar gemacht, indem aus den Eisenbahnzug, in welchem Maura saß, bei Alicante geschossen wurde. Es heißt, letzterer Anschlag sei das Werk einer förmlichen Verschwörung. König Alfonso hat sich an Bord seiner A^t „Giralda" von Almeria nach Malaga Welter begeben. Afrika. An der Ostküste von Afrika haben englische und italienische Teestrettkräste, nämlich die britischen Kriegsschiffe „Hyazinth", „Fox" und „Mohawk", sowie der italienische Kreuzer „Volturno", eine kriegerische Aktion gegen feindliche Derwische auS- geführt. Sie beschossen die von letzteren besetzte Stadt Jllig und verjagten schließlich dir Derwische, worauf die Stadt von Landungsdetachements be setzt wurde. Der englische und der italienische Kommandant kamen überein, die Stadt dem Midjartehnstamme anzuvertrauen, welcher das italienische Protektorat anerkannt hat. Der Krieg in Ostasien. In die langweiligen Vorgänge aus dem ostasiatilchen Kriegsschauplätze haben die Russen eine kleine Abwechselung gebracht. Das russische Kreuzergeschwader unter Kontreadmiral Jessen ist unvermutet an der ostkoreanischen Küste erschienen, und hat durch seine Hochseetorpedoboote einen japanischen Handelsdampfer bet Gensan in den Grund bohren lassen. Am Uilu haben wiederum Plänkeleien zwischen den russischen und den japanischen Bortruppen stattgesunden, bei denen die Japaner den kürzeren gezogen haben sollen. Die Gerüchte über eine angeblich zu gewärtigende Ver mittelungsaktion Englands im russisch-japanischen Kriege stellen sich als unbegründet heraus. Die Russen haben am Montag außer dem japanischen Dampfer „Goyomaru" vor Gensan noch auf offener See den Dampfer „Natamura" und einen KciegStranSportdampfer mit Kriegsvor räten und Kohlen in den Grund gebohrt. Die Besatzung der beiden letzten Schiffe wurde an Bord genommen, die andern ertranken. Admiral Skrydlow, der neue russische Flottenkommandeur für Ostasien, ist am Mittwoch von Petersburg nach dem Kriegsschauplätze unter begeisterten Kundgebungen deS Publikums ab gereist. Die in Petersburg zirkulierenden Gerüchte über eine versuchte Vergiftung deS Generals Kuropatktn durch seinen Koch und über einen mißglückten Attentatsversuch zweier Japaner aus den General werden offiziell für unbegründet erklärt. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Karlsruhe, 28 April. Bor dem Rathaus wurden Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin durch den Stadtrat und den Bürger ausschuß begrüßt. Oberbürgermelster Schnetzler richtete an Seine Majestät den Kaiser eine An sprache, tn welcher er die Majestäten willkommen hieß und der Freude über die Gesundung Seiner Majestät des Kaiser» Ausdruck gab. Im W 'teren streifte er die Ereignisse tn Ostasien und Süowest- afrika und knüpfte daran die Hoffung, daß die Weisheit und Kraft, welche uns bisher stet» vor Fährlichkeiten bewahrten, sich auch für die Zu kunft betätigen werde. Die Rede schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch aus Se. Maj. den Kaiser. Se. Maj. der Kaiser antwortete ungesähr mit folgenden Worten: „Mein lieber Herr Ober bürgermeister! Zunächst ist «S Nir eine liebe Pflicht, für de« freundlichen Empfang zu danken, der mir hier zu teil geworden ist. Ich hätte ge glaubt, Meiner Pflicht nicht zu genügen, wenn Ich aus Meiner Rückreise hier nicht Einkehr ge halten hätte bet Meinen teueren Verwandten und um zugleich auch den Beweis Meiner vollständigen Heilung zu erbringen. Der freundliche Empfang der hiesigen Bevölkerung reiht sich würdig an die vielen schönen Empfänge, die Ich tn Italien ge sunden habe. Ich habe dort jene schönen Küsten besucht, wo einst die Staufer weilten, deren An denken noch heute hochgrhalten wird. Manche an Mich gerichteten Ansprachen und Depeschen und manches Denkmal der Kunst ließ vor Meinen Augen die Zeit Friedrichs II. wieder erstehen. Sie haben richtig erwähnt, daß die Aufgabe des deutschen Volkes eine schwere ist. Denken wir an die große Zett, die daS deutsche Volk zu sammengebracht hat, an die Kämpfe von Wörth, Weißenburg und Sedan, und denken wir an den Jubelruf, mit welchem der Großherzog von Baden den ersten Deutschen Kaiser begrüßte! DaS wird tn uns die Ueberzeugung festigen, daß Gott un» helfen wird auch über den inneren Partrthader htnwegzukommen. Die Ereignisse, welche dir Welt bewegen, sollten dazu führen, den inneren Zwiespalt vergessen zu machen. Ich hoffe, daß unser Friede nicht gestört werden wird und daß die Ereignisse, die wir vor unseren Augen sich abspielen sehen, dazu angetan sind, die Geister auf eine Linie zu lenken, das Auge klar zu machen und den Mut zu stählen und uns einig zu finden, wenn eS not wendig werden sollte, in die Weltpolitik einzu greifen. Karlsruhe, 28. April. An der heutigen Fomilientafel im Schlosse nahm auch der Reichs kanzler Graf Bülow teil. Frankfurt o. M., 29. April. Wie die „Franks. Zeitung" aus Salonicki meldet, haben gestern bei Crema und SereS Kämpfe mit Banden stattgesunden, bei denen 7 Bandenmitglieder ge tötet und 7 gefangen genommen wurden; auch eine Anzahl Gewehre und 11 Bomben wurden von den Truppen fortgenommen. Neapel, 28. April. Die hiesige Studenten schaft brachte heute abend dem König und Präsi dent Loubet einen Fackelzug dar. Später wohnten der König, Präsident Loubet, der Graf von Turin und der Herzog von Genua der Fest vorstellung im St. Carlo-Theater bet. Malaga, 28. April. Der König ist hier eingetroffen. Kaluga, 28. April. Eine Feuersbrunst zer störte ein in der Nähe der Stadt Mossalsk liegendes großes Dors vollständig. Der Schaden wird auf 500,000 Rubel geschätzt. Madrid, 28. April. In einer Kohlengrube bei Tocina (Provinz Sevilla) wurde durch einen Erdstoß eine große Anzahl von Arbeitern ver schüttet. Bisher wurden 50 Tote und 10 Ver wundete geborgen. Athen, 29. April. In der letzten Nacht haben die Minister eine lange Konferenz abgr- halten. Wie amtlich mitgeteilt wird, haben die Vertreter der Mächte den Auftrag, die Rekla mation deS griechischen Gesandten in Konstanti nopel zu unterstützen. Petersburg, 29. April. Der „Regierung-- bote" veröffentlicht nachstehendes Zirkular de« Ministers de» Aeußeren an die Vertreter Rußlands im Auslande vom 27. d. M.: Die Presse deS Auslandes verbreitet tn der letzten Zeit hartnäckig Gerüchte über bei einigen europäischen Regierungen aufgetauchten Absichten einer friedlichen Ver mittelung behufs schnellerer Beendigung des russisch japanischen Konfl kteS. Eingegangrne Telegramme melden sogar, der kaiserlichen Regierung seien be reits Vorschläge tn solchem Sinne gemacht worden. Die Vertreter sind bevollmächtigt, diese Meldung auf das kategorischste zu dementieren. Rußland hat den Krieg nicht gewünscht. In den Grenzen der Möglichkeit hat eS alles getan, um die im fernen Osten entstandenen Verwickelungen auf friedlichem Wege zu lösen; doch nach dem treu losen Uebersall Japan-, das Rußland gezwungen hat, zu den Waffen zu greifen, kann augenschein lich keinerlei friedliche Vermittelung einen Erfolg haben. Gleicherweise wird die kaiserliche Regierung auch nicht eine Einmischung irgendwelcher Macht tn die unmittelbaren Verhandlungen zulassen, welche zwischen Rußland und Japan nach Be endigung der kriegerischen Operationen zur Fest stellung der FctedenSbedingungen erfolgen. Petersburg, 29. April. (Russ. Telegraphen agentur.) Aus eine Adresse deS Charkow'ichen Adel», in der die Befürchtung ausgesprochrn »ar, bei der Reorganisation der örtlichen Verwaltung könne der Adel, der durch den Wille» seines Monarchen berufen sei, über die Volksbildung zu wachen, feine frühere Bedeutung in dieser Be ziehung verlieren, bemerkte der Kaiser eigenhändig.