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L«r fttchtzchch« Mrzützler. Seit« ». Der Krieg in Ostasien. London, 2b. April. Nach Kabrlmeldungrn an» Tokio hat die Hinrichtung der al» Spion« gefangen genommenen beiden japaniichrn Offiziere daselbst große Entrüstung hervorgr- rufen. Die Truppen wollen den Tod der Ge- richteten rächen. Japaner al» Kuli» verkleidet, schleichen sich in die Nähr von Mukdrn, um die Eisenbahn zu sprengen. Die große Armer zum Vordringen in dir Mandschurei ist konzentriert, «ine entscheidende Schlacht wird erwartet. Urber die Vorbereitungen der Japaner zum Uebrrschretten de» Aaluslusse» wird in einem Telegramm de» General» Kuropatkin an den Zaren allerhand mitgeteilt. Eine „Reuter"-Mrldung au» Tokio berichtet namentlich über da» LoSreißen vieler Sermtnen zwischen Port Arthur und Dalwy von ihren Plätzen. Mehrere dieser „durchgebranntru" Minen wurden von den Japanern bereit» auf» gefunden und unschädlich gemocht, indessen wird befürchtet, daß viele dieser Minen nach Süden ge trieben worden sein könnten, also nach den japa nischen Gewässern, wo sie natürlich die Schifffahrt auf» ernsteste gefährden würden. Recht bombastisch klingende Meldungen über die angebliche baldige Niederlage der Japaner liegen von russischer Seite vor. Der Zweck dieser Prahlereien ist nicht recht ersichtlich. Zwei als Bettler verkleidete Japaner sollen auf General Kuropatkin bei dessen Anwesen heit in Niutschwang einen mißglückten Mordversuch unternommen haben. — Auf den bevorstehenden Beginn größerer japanischer Operationen zu Lande deutet die den fremden Militärattaches bet der ersten japanischen Armee gewordene Anweisung hin, sich für nächsten Sonnabend zum Ausbruch bereit zu halten. Tokio, 26. April. Nunmehr hat endlich dir Mobilisierung vier weiterer japanischer Divisionen begonnen, eS sind die 5., 8., 10. rrnd 11. Division. Dieselben werden im allgemeinen die dritte Armee bilden. Zugleich mit der Mobilisierung der Linirntrupprn werden auch die entsprechenden Reservebrigaden mobilisiert. Dem nach zählt eine jede der beiden ersten japanischen Armeen nahezu 100,000 Mann. Port Arthur, 26. April. Die versuche, die mit den Unterseebooten angestellt wurden, sind glänzend gelungen. Im Rayon herrscht Ruhe. Die Waren Haussteuer und die Reform der Gewerbesteuer. Eine große Anzahl Handelskammern haben sich bekanntlich dahin ausgesprochen, daß die Warcnhaussteuer den Detailgeschäften gar nichts genutzt hat, indem die wirklich großen Waren häuser mit ihren riesigen Umsätzen von der bestellenden Warenhaussteuer in keiner Weise derartig getroffen werden. Weiter hat aber auch die Verhandlung im preußischen Abge- ordnetenhause vom 17. Februar bewiesen, daß die Warenhaussteucr eine verfehlte Einrichtung sei, wenn man sie als Stütze des mittleren und kleineren Handels- und Gewerbestandes betrachte. Sagte doch damals der preußische Handelsminister in Nebereinstimmung mit vielen Abgeordneten von dem Gesetze über die Warenhaussteuer: „Die Wirkung des Gesetzes ist zweifellos die gewesen, daß die großen allgemeinen Warenhäuser sich in ihrer Zahl eingeschränkt haben, daß dagegen die ganz großen Geschäfte sich weiter ausgedehnt haben, um die Wirkung der Steuer dadurch abzu blassen, daß man den Umsatz noch mehr steigert und dadurch die Generalunkosten verbilligt Anderseits sind die großen Geschäfte, die alle möglichen Waren führten, dazu veranlaßt worden, nur besondere Artikel zu führen, sich zu Spezial- geschäften umzuwandeln, dabei allerdings auch er heblich zu wachsen. Ich glaube, es ist ein ver gebliches Bemühen, dieser Bewegung vollständig Einhalt tun zu wollen. Ich muß auch meinerseits aussprechen, daß ich es für ein durchaus verkehrtes Prinzip halten würde, wollten wir dazu übergehen, die Intelligenz zu besteuern und zu unterdrücken." Ist somit die Warenhaussteuer nicht geeignet, die übermäßige Konkurrenz der großen Warenhäuser für den übrigen Handel und das Kleingewerbe zu beschränken, so muß die geplante neue Gewerbe steuer derartig eingerichtet werden, daß sie unter Wegfall der Warenhaussteuer die Warenhäuser viel schärfer trifft. Die Berliner Handelskammer ist wahrscheinlich in dieser Hinsicht auf dem richtigen Wege, wenn sie vorschlägt, daß bei der neuen Gewerbesteuer das System der progressiven Besteuerung cingesührt werde, daß die beiden unteren Klassen der Gewerbestcuerpflichtigen ver hältnismäßig niedrig besteuert, aber dafür die höheren Klaffen mit vielfacher Fortschreitung be ¬ steuert. Die Warenhäuser, also Institute mit größten, Geschäftsgewinn, kommen dann in die höchste Klaffe und hätten demnach auch die höchsten Gewerbesteuern zu zahlen. Wenn man die ganze Angelegenheit nicht einseitig beurteilt und nicht auf Maßregeln ausgeht, welche den Großbetrieben den Todesstoß versetzen sollen, so wird man zugeben müssen, daß die Einführung einer progressiven, auf Deutsch fortschreitenden Gewerbesteuer, welche die Warenhäuser entsprechend trifft, die kleineren Geschäfte aber entlastet, wohl eine brauchbare Lösung der Warenhaussrage sein würde. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Berlin. 26. April. In den Dörfern Herbede und Hiven in Westfalen wurde je ein Pockenfall amtlich festgestrllt. Glei Witz. 27. April. Der „Oberschlesische Wanderer" meldet, daß in dem Südschacht der Suidogrube bei Makosch heute früh durch den Einsturz einer Witterungsbühne drei Häuer ge tötet worden sind. Würzburg, 26. April. (Tagrbl.) Da» Schwurgericht verurteilte den Oberamtsrichter Hallet» wegen Unterschlagung von 18.000 Mark Mündelgeldern zu 4 Jahren Gefängnis München, 26. April. (Tageblatt.) Der Steindrucker Danhauser, der vom Schwurgericht wegen Ermordung seiner Geliebten zum Tode verurteilt worden war, wurde vom Prinzregentrn zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt. Essen, 26. April. Das Mitglied der Direktion der Borbecker Kredit- und Sparge- srllschast in Borbrck, Karl Hollman», ist heute unter Mitnahme von 12.000 Mark geflüchtet. Hollman» soll Depositen bet dieser Bank haben, durch die der Schaden gedeckt ist. Abbazia, 26. April. Die Königin von Schweden und Norwegen ist heute nachmittag nach München abgereist. Venedig, 26. April. Zur Abendtafel auf der „Hohrnzollern" waren geladen Gräfin Moro- stni, die rechts vom Kaiser saß, Comtrffe Moro- sint, die Admirale Canevaro, Frigerlo und Biottt, der Kommandant Rombo, der Präfekt Ma qui» Cassis und Gras Trtmani. Die „Hohrnzollern", der „Friedrich Karl" und „Sleipner" hatten illuminiert. Eine Musikkapelle auf einem großen mit Tausenden von buntfarbigen Lampen illumi nierten Fahrzeug brachte eine Serenade, während Hunderte von Gondeln es umfuhren. Rom, 26. April. AuS Anlaß der Anwesen heit des Präsidenten Loubet waren heute abend der Corso, sowie die angrenzenden Straßen und Plätze glänzend erleuchtet. Eine ungeheure Menschen menge durchzog die Straßen, um die Illumination in Augenschein zu nehmen. Petersburg, 27. April. DaS „Journal de St. PSterSbourg" schreibt: Der Zwischenfall in Smyrna, wo der Sekretär des griechischen Kon sulats von türkischen Soldaten verwundet und verhaftet worden ist, hat das patriotische Gefühl der Griechen aus das peinlichste berührt. ES sind alte Erinnerungen, welche Griechen und Russen durch gleiche Sympathien und Traditionen verbinden, waS ebenso zurückzusühren ist auf den gemeinsamen Ursprung unserer Kirche, wie aus Jahrhunderte von Kämpfen für dieselben Hoff, nungen und unter denselben Fahnen. Seit der Eröffnung der Feindseligkeiten zwischen Rußland und Japan hat da» griechische Volk bet mancher Gelegenheit einen deutlichen Beweis seiner Sympathien für Rußland gegeben. Das griechische Volk erinnert sich in den Stunden unserer Prüfung, daß Rußland in hohem Maße zu seiner Befreiung betgrtragen und das junge Königreich bei seinem ersten Schritt beschützt hat. In Athen wurde anläßlich der Kriegserklärung in der russischen Gesandtschaft ein Gottesdienst in Gegen wart der Königin der Hellenen und leitender hoher Persönlichkeiten gefeiert. Au» demselben Anlaß wurde aus Veranlassung der städtischen Behörden von Athen in der Kathedrale durch den Metropoliten vor einer zahlreichen Gemeinde ein Tedrum für den endlichen Erfolg der russischen Waffen abgrhalten. Aehnliche Kundgebungen werden un» anderswoher gemeldet. Sammlungen zu -unstrn unserer verwundeten sind in mehreren griechischen Städten spontan veranstaltet worden. Ferner gehen uu» Mitteilungen von Erklärungen wackerer Herzen zu, welche ihre Hilfe anbirten, teil» al» freiwillige Kämpfer im fernen Osten, teil» al» Militärärzte oder in anderen Stellungen. Denn man die politischen Faktoren in Betracht zieht, welche auf die weitere Entwickelung unsere» Kampfe» mit Japan Einfluß haben können, so hat man in Athen recht, an den schließlichen Erfolg unserer Waffen z« glauben, und man LGGL. trägt dort durchau» der Tatsache Rechnung, daß die zukünftige Gestaltung der Dinge auf der Balkanhalbinsel ntrmal» wird ohne Rücksichtnahme auf den Willen Rußland» geregelt werden können. Almeria, 26. April. Der König von Spanten besichtigte heute den Kreuzer „Lepanto" und setzte abend» die Reise fort. Santiago de Chile, 26. April. Der Steuerausstand in Jquque ist beendet. Aden, 26. April. (Reutermrldung.) Die Stadt Jlltg ist beschossen worden. Der Sultan von Jlltg wurde gefangen genommen. Zwischen dem Mullah und dem Mtdjarteh-Stamm soll ein hrsttgrr Kamps stattgesundrn haben. Johannesburg, 26. April. Gestern abend stürzte im Bergwerk Robinson Deeb ein Förder korb, der fast an die Oberfläche gelangt war, in folge Seilbruches 2000 Fuß hinab in die Tiefe. Die Insassen wurden getötet. 43 Eingeborene werden vermißt. Niutschwang, 26. April. Die Behörden erklären, e» sei kein neuer Kampf am Jalu vor- gekommen, außer der Zerstörung einiger japanischer Dschunken durch russische Freiwillige, keine große japanische Truppenobteilung sei am Jalu angr- kommen oder habe ihn an irgend einem Punkte überschritten. Die Russen halten olle srührr be setzten Punkte westlich des Jalu. Kuropatkin war der Plan eines Rückzuges auf Töng-Hwang- tschöng-Liaojang zugeschrieben; dies ist aber un begründet. Vermischtes. — Berlin, 26. April. Eine Familirntragödir hat sich am DienStag in Nauen bet Spandau abgespielt. Dort erschlug die 36jährige Ehefrau deS Dachdeckers BeSkow ihren Mann mit einem Beil und verübte dann Selbstmord durch Erhängen. — Ein Waldbrand in Kabinen, dem ostpreußischen Tute de» Kaisers, hat am Sonntag nachmittag stattgefunden. Fahrlässige Waldbefucher haben den Brand verursacht. Sie hatten Im Walde geraucht und dann die glimmenden Stummel fortgeworfen. — Glogau. Graf Pückler wurde am Montag von der hiesigen Strafkammer wegen Beleidigung des Stationsvorstehers io Klrtn- Tschirnr zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt. — Der Kriegerverein in Biebrich beabsichtigt, den 100jährigen früheren Unteroffizier und jetzigen Landwirt Becht in Delkenheim zu der Katserfeter gelegentlich der Einweihung der neuen Eisenbahn-Rheinbrücke bei Mainz am 1. Mat etn- zuladen und von seiner Wohnung abzuholen. Der Veteran hat wiederholt den Wunsch geäußert, dem Kaiser persönlich seinen Dank abzustatten für die reichen Geschenke, welche ihm seitens des Monarchen zu seinem 100. Geburtstage zu teil geworden sind. Man will daher den alten Krieger dem Kaiser beim verlassen de» FestschiffeS in Biebrich vor stellen. — Bochum. Wie der „Märkische Sprecher" meldet, sind bet einem in der Herberge in der Parilerstroße wohnenden Arbeiter die Pocken festgestellt worden. Der Kranke wurde In da» Pockenlazarrtt gebracht, die Herberge geschlossen und die in derselben wohnenden Gäste unter ärzt liche Beobachtung gestellt. — Ein Gruben-Unsall ereignete sich auf der Grube „Maria" in Kohlscheid (Rheinland). Dort wurden infolge Explosion schlagender Wetter drei Personen schwer verletzt. Einer der verletzten, Vater von zwölf Kindern, starb alsbald. — Der Eintrittspreis für die bairischen KönigSschlösser Herrenchtmsee, Linderhof und Neuschwanstein, die vom IS. Mat bis zum 16. Juni dem allgemeinen Besuch geöffnet sind, ist, wie die Administration des vermögen» de» König» Otto mitteilt, von diesem Jahre an für die Sonn- und Feiertage aus dir Hälstr (1,S0 Mk.) ermäßigt; an den Wochentagen beträgt der Ein trittspreis nach wie vor pro Person 3 Mk. — Komotau, 25 April, vollständig nieder gebrannt sind Schloß und Meierhof de» Grafen Schirnding in Haid, sowie 18 Privatgrbäude. — In Haida t. v. ging am Sonnabend nachmittag ein schwere» Gewitter mit Hagel schlag nieder. Die Hagelkörner waren größer wie ein Taubenet und lagen 7 Zentimeter hoch am Boden. Da» Gewitter hat großen Schaden an Häusern und Kultur angertchtet. — Unregelmäßigkeiten eine» Beamte« sind bei einer Revision der Lemberger Filiale der österreichischen Kreditanstalt entdeikt worden. E» handelt sich um 477,000 Kronen. — Lemberg, 26. April. Um Mitternacht brach in der Stadt vuezaez «ine Feuersbrunst au», die 200 Häuser eioäschertr. 3000 Personen sind obdachlos, 3 sollen verbrannt fei«.