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4«. «er sächsisch« «rztthler. «ettt 4 L«G4 digten". Daß wir besonder» nach Einbringung der neuen Flottenvorlage neue Steuern werden haben müssen, ist vorauSzusrhen. Vorderhand aber ist von einer „Einberufung der Finanz« Minister" noch keine Rede. Auch läßt sich noch nicht absehen, wie groß die Mehreinnahmen au» den neuen Handelsverträgen sein werden. Ueber den FanatiSmu» de» Bischof» Brnzler wird au» Metz geschrieben: Ein hiesiger Oberlehrer hotte im Geschichtsunterricht die Zweifel erwähnt, welche die historische Forschung der Anwesenheit de» Apostel» Petru» in Rom entgegenbringt. Der katholische ReligtonSlrhrer, ebenfalls staatlich angestellter Oberlehrer, berichtete darüber an den Bischof Benzler, und dieser wandte sich beschwerdrsührend an da» Ministerium. Der Oberlehrer wurde zur Verantwortung gezogen und erhielt eine Zurechtweisung. Nebenbei be« merkt, ist der betreffende GeschichtSlehrrr selbst katholisch, allerdings mit einer Protestantin ver heiratet. Cüln, 26. April. Einige ausständige Erd« arbettrr hatten am Freitag einen Arbeitswilligen mißhandelt. Als dieser in der vergangenen Nacht wieder von Ausständigen überfallen wurde, schoß er mit einem Revolver auf seine Angrriser, tötete einen und verwundete zwei andere schwer, davon einen tödlich. Er selbst wurde ebenfalls schwer verletzt und mußte ein Krankenhaus aussuchen. In der Kolonne Glaienapp ist der Typhus auSgrbrochen. Bisher sind 7 Todes fälle vorgekommen. Der holländische Ftschdampfrr „Zer kau d * ist bet unerlaubtem Fischen in der Nordsee angrtroffen worden. Er wurde durch daS Fischerei« schutzboot in Wilhelmshaven eingeschlrppt und sein Kapitän verhaftet. O e st e r r e i ch. Budapest, 25. April. Mit Ausnahme der Stationen Czegled und Rako», welche der eigent liche Strrtlherd waren, werden alle Streikenden in sämtlichen Stationen des Landes zur Auf nahme der Arbeit zugelassen. — Heut« früh be gann hier rin Streik von 6000 Lastfuhrwerk kutschern. Ofen-Pest, 25. April. Ein offizielles Com- muniquö bestätigt, daß der Streik tatsächlich beendet ist und von heute ab sämtliche Personen züge ab Ofen-Pest wieder gehen werden. Da dir Regierung die Führer der Bewegung für alle» verantwortlich macht, wurden diese sämtlich verhaftet. In einer Konferenz sämtlicher oppositio neller Parteien gestern wurde beschlossen, die Regierung wegen ihrer unpatriottschen Haltung anzugreifen, da bet einigem guten Willen der Streik hätte vermieden werden können. In Pest wurde am Montag eine Konferenz der liberalen (RegierungS-)Partet abgehaltrn, in welcher Ministerpräsident Traf TiSza die mit dem Eilenbahnstretk zusammenhängenden Vorgänge er örterte. Er griff hierbei die Oppositionspartei wegen ihrer Parteinahme für die Streikenden an, rechtfertigte die entschiedene Haltung der Regierung den Streikenden gegenüber, betonte indessen zu gleich, dle Regierung werde alles zu vermeiden wissen, was auch nur den Schein erwecken könne, sie beabsichtige Rache an den Streikenden zu nehmen, nur die Führer des Aufstandes und die Agitatoren würden voll zur Verantwortung ge« zogen werden. Wetter hob der Ministerpräsident die Gründe für die Notwendigkeit hervor, die Session des Abgeordnetenhauses plötzlich zu schließen und versicherte schließlich, die Regierung würde bet passender Gelegenheit dem Abgeordneten hause Rechenschast wegen ihrer auf den Eisenbahn streik bezüglichen Maßnahmen ablrgen. Die Rede wurde an vielen Stellen von lebhaftem Betsall unterbrochen und am Schluß mit begeisterten Zu- stlmmungSkundgebungen ausgenommen. Der Streik der ungarischen Eisenbahner hat nach kurzer Dauer mit der vollständigen Niederlage der Streikenden geendet. Dieselben müssen noch froh sein, wenn sie von der Ver waltung der StoatSbahnen zu den bisherigen Be dingungen wieder angenommen werden. Hie und da hat aber der Eisenbahnrrstrrtk, wenn auch in direkt, doch recht bedenkliche Vorgänge gezeitigt, wie namentlich den bereit» gemeldeten blutigen Zwischenfall in Czegled bet Großwardrtn. Bei einer Prügelei zwischen Sozialisten und Mit gliedern der UnabhängigleltSpartet griff dir Gen darmerie ein, woraus sich rin blutiger Kampf zwischen den Sozialisten und den Gendarmen ent wickelte. In demselben wurden nicht weniger al» 31 Personen getütet, darunter 5 Gendarmen und 5 Frauen, während zahlreiche Personen verwundet wurden. Dle ringrleitete Untersuchung wird wohl ergeben, ob der Gendarmerie die Verantwortung für diese entsetzliche Tragödie zukommt. Unter dessen sind in Großwardeia 15,000 Arbeiter io den Ausstand getreten, sie zwangen die Laden besitzer zu« Schließen der Läden. Czegled, 25. April, abend». Außer den be reit» gemeldeten Toten sind zwei Schwerver wundert ihren Wunden erlegen. Der Zustand mehrerer Verwundeter ist bedenklich. Die Ruhe ist wieder hergestellt. Italien. Venedig, 26. April. Der Kaiser hörte gestern den Vortrag de» Gesandten v. Tschirschky und Bögendorsf, und heute den de» Grasen von Hülsen-Haeselrr. Um 11 Uhr 20 Minuten begab sich der Kaiser in der Rudergtg der „Hohenzollrrn" zu einem Besuch bei der Gräfin Morostnt. Da» Wetter ist schön. Die Stadt ist reich geschmückt. Bon den drei Masten vor dem Dom wehen drei riesige Fahnen. Da» Publikum in den Booten und an den Usern begrüßte den Kaiser stürmisch. Der Empfang in Venedig bildet den glänzenden Abschluß der schönen Reise. Da» italienische Volk brachte hier wie in Neapel, in Untrritalien und Sizilien dem Kaiser seine Sympathie in der liebens würdigsten Weise dar. Der Kaiser ist von dem Verlaufe der Reise überaus befriedigt. Sein Be finden und sein Aussehen sind vorzüglich. Gestern besichtigte der Kaiser die Sammlung von Bildern und Skizzen, welche der Marinemaler Stöwer während der Fahrt gemalt hat. Der Künstler er hielt den Roten Adlerorden 4. Klasse. Der Gegenbesuch des Präsidenten Louber am italienischen KönigShofe verläuft durchaus nach den Wünshen der Franzosen wie der italienischen Franzosensreunde. Am Montag abend fand im Quirinal große Galatafel zu Ehren de» Präsi denten Loubet statt, bei welcher König Victor Emanuel einen warmen Trtnkipruch auf daS Wohlergehen Frankreichs und dessen „würdiges und edleS Oberhaupt" ausbrachte. Präsident Loubet erwiderte mit herzlichen Worten und trank aus die Größe und die Wohlfahrt Italien», hiermit Wünsche für das italienische KönigSpaar und da» gesamte königliche Hau» verbindend. Wa« die aufgetauchten Gerüchte von einem gegen Loubet in Rom unternommenen AttentatSversuch anbelangt, so haben sie noch keine Bestätigung gesunden. Au» ganz Italien werden begeisterte franzosenfreundliche Kundgebungen anläßlich des Besuche« in Rom gemeldet. Zu Ehren drS Präsidenten der französischen Republik fand, wie ein Telegramm aus Rom meldet, am Montag im Quirinal zu Rom ein Prunkmahl statt, wobei zwischen König Viktor Emanuel und Loubet Trtnkfprüche gewechselt wurden, in denen die herzlichen Beziehungen der stammverwandten Nationen betont wurden. Der Toast Viktor Emanuels, der in italienischer Sprache gehalten wurde, lautet: „Herr Präsident! DaS Herz ganz Italien» schlägt mit dem meinigen, indem ich in Ihnen den willkommenen Gast der hochherzigen fran zösischen Nation begrüße. Unsere Regierungen haben sie leicht in Ueberetnstimmung gefunden, indem sie gemeinsam arbeiteten an der Aufrecht erhaltung drS Friedens, dieses höchsten Gutes, welches alle Staaten immer mehr zu befestigen erstreben; und indem sie den Schiedsgericht»- vertrag und den Arbeitsvertrag unterzeichneten, haben sie den politischen Frieden und die Kräftigung des sozialen Friedens garantiert. Italien und Frankreich sind beide hervorge gangen au» dem alten latinischen Throne und haben durch die Jahrhunderte die Traditionen unauslöschlicher Verwandtschaft bewahrt und heute bekräftigen sie von neuem ihre Freund schaft in dem ewigen Rom, von dem der nationale Geist der beiden Völker so viele Ein wirkungen erhalten hat. Herr Präsident! In dem ich Ihnen die Hand drücke, erfüllen die ruhmreichen Erinnerungen meine Seele und be wegen sie sehr. Mit diesen Gedanken und mit diesen Gefühlen erhebe ich mein Tla» und trinke auf da» Wohlergehen Frankreich» und auf sein würdige» und edle» Oberhaupt." Nach dem Trinkspruch, den die Säfte stehend anhörten, spielte die Musik die Marseillaise. Präsident Loubet erwiderte sodann in fran zösischer Sprache folgende»: „Sirr! E» wird mir schwer, meine Rührung und Dankbarkeit auszudrücken, die ich dieser schmeichelhaften und edlen Sprache Eurer Majestät und dtefrm großartigen und unver geßlichen Empfange gegenüber empfinden muß, bei dem ganz Italien sich mit seinem er lauchten Souverän vereinigt hat, um Frank reich zu ehren. Die Worte Euerer Majestät werden morgen tu allen französischen Herzen wtderkltngen. Zwar haben Frankreich und Italien nicht diesen Tag abgewartet, um di« verwandtschastlichen Beziehungen, welche sie einander nähern, und von welchen sie wünschen, daß st« zu ihrem Glücke stet« freundschastltche seien, laut zu verkünden. Aber wie Euerer Majestät, ist r» auch mir eine große Freude, die Freundschaft beider in diesem ruhmreichen Rom bekräftigen zu hören, in welche« Franzosen und Italiener eine gemeinsame Mutter und die jenigen verehren, welche sie zu ihren großen Taten begeistert hat. Unsere Regierungen haben erkannt, von wie großer Bedeutung e» ist, die Interessen ihrer Länder mit de« Sympathien in Einklang zu bringen, die sie einander nahe brachten. Au» ihrem glücklichen Zusammenarbeiten sind erst kürzlich da» Schird-gertchtSübereinkommen und der ArbettSvertrog hervorgrgangen, in denen ich gleich Ihnen rin neue» Unterpfand de» politi schen Frieden» und rin fruchtbare» Werkzeug des sozialen Fortschritte» erblicken darf. Sire, erfüllt von den großen, gemeinsamen Erinne rungen vereinige ich in meinem Trink'pruch die Größe und da« Wohlergehen Italien« mit den Wünschen, dir ich für da« Glück seine« er« habenrn Herrscher« hege!" Rom, 26. April. Zu Ehren de« Präsidenten Loubet sand heute Vormittag eine große Parade statt. Kurz nach S Uhr traf der König auf dem Paradefelde ein, von den zahlreich angesammelten Menschrnmassen begeistert begrüßt, und bald darauf die Königin mit Loubet. Die Königin und Loubet fuhren zu Wagen die Front der Truppen ab, der König folgte zu Pferde, umgeben von einem glänzenden Stabe. Hierauf erfolgte der Vorbei marsch der Truppen. Der König und dir Königin, sowie Loubet wurden bei Hin- und Rückfahrt und auf dem Paradeseldr selbst lebhaft begrüßt. Rom, 26. April. Die Galavorstellung im Theater Argenttn verlief glänzend. Der Saal und die Logen waren geschmückt und vollständig besetzt. Der König und die Königin, Präsident Loubet, der Graf von Turin und der Herzog von Genua betraten um 10'/^ Uhr den Saal und wurden mit Enthusiasmus begrüßt. Die Musik spielte die Marseillaise. Balkanhalbinsel. Die russische Regierung sollte die Pforte wegen Zahlung der fälligen Kriegsentschädigung »- rate „gedrängelt" haben. Hierzu wird nun au» Konstantinopel gemeldet, die nächste Rate sei erst Ende Juli fällig, in dieser Beziehung sei auch gar keine russische Reklamation erfolgt. Wohl aber habe Rußland durch seinen Botschafter bet der Pforte die alten Forderungen wegen Schadenersatzes samt Zinsen sür frühere Rückstände ernstlich wiederholen lassen. Dementiert wird auch die Nachricht von einem Protest de« russischen Botschafters Sinowjew gegen die Zusammenziehung türkischer Truppen an der russischen Grenze in Kleinasien. Sinowjew hat nur um eine Erklärung wegen dieser Truppen bewegungen gebeten, die lediglich durch die auf ständische Bewegung in Türktsch-Armentrn hervor- gerusea worden sind. Ein türkisch-griechischer Zwischenfall macht von sich reden. Der Sekretär de» griechischen Konsulats in Smyrna, Delyanni», geriet in Streit mit türkischen Soldaten, auf welche er schoß, während er selbst leicht verwundet wurde. Infolgedessen wurde DelyanniS nebst zwei Kawassen des Konsuls verhaftet, doch später durch die Vermittelung de« französischen Konsul« wieder srei gelassen. In Athen haben diese Vor gänge große Erregung hervorgerusen, r« ist sogar die Rede davon, die griechische Flotte nach Smyrna zu entsenden. Spanien. Madrid, 26. April. Nach einer Mitteilung de» Minister» de« Innern an die „Agence Fabra" hat rin Trupp von Leuten zwischen den Stationen Alicante und San Vicente gegen den Eisenbahnzug, in dem sich der Ministerpräsident Maura befand, mehrere Schüsse abgegeben und Steinwürfe gerichtet. Die zur Bedeckung im Zuge befindliche Gendarmerie erwidert« die Schüsse. Maura ist unversehrt, auch wurde kein Passagier verletzt. Zwei Personen wurden verhaftet. England. König Eduard VII. scheint mit aller Bewalt bet den Iren populär werden zu wollen. Er hat soeben in Begleitung der Königin Al xandra und der Prinzeß Victoria eine neue Reise, dir zweite seit seiner Thronbesteigung, nach Irland angetreteu. Die btS Syangtle vorgedrungrnr englische Ttbetexpedttton soll nach einer im Unterhause abgegebenen Erklärung de» Mints.cS Brodrrick an diesem Platze verbleiben, obwohl derselbe nur noch vier Tagereisen von Lassa, der Residenz de» Dala Lama, entfernt liegt.