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leiten. Leider — und da- gehört zu drn dunkelsten Nachtseiten unsere« Volksleben»! — kann nicht jede« Kind, das jetzt konfirmiert werden soll, eines chrtstlich.kvangrltschen Elternhauses sich sreuen. ES gibt Häuser, wo Zank und Streit, Schimpf« und Fluch «Worte und noch Schlimmeres zum täg lichen Erlebnisse des Kinde» gehört, und wo man die Konfirmation nur als drn Zeitpunkt ansieht, wo man einen lästigen Esser los wird, der nun selbst sehen muß, wo er bleibt. An der Seele eines solchen Kindes zu arbeiten, ist schwer und ost sehr undankbar, aber auch hier kann mit einer höheren Hilfe der Segen der Konfirmation wirksam werden und schöne Früchte bringen. Das ist'S ja eben, waS diesen Wochen vor der Konfirmation ihre Freude und ihre Hoffnung gibt: An Gotte» Segen ist alle« gelegen, und Gotte» Liebe hört nimmer auf. — WaS willst du werden?! So oft iS auf die Konfirmation und auf Ostern geht, taucht für unzählige Kinder und zumal für die Knaben die bedeutungsvolle Frage auf: Was willst du werden? Manchmal ist darüber bis zum letzten Augenblicke noch keine Klarheit vorhanden. Nicht immer zeigen sich ja schon im jugendlichsten Alter gewisse Talente und BerusSnetgungen, und oft genug wechseln die Wünsche, fei eS bet den Kindern, sei eS bet den Eltern. Dazu kommt, daß kurz vor Ostern gewöhnlich allerhand Warnungen in die Oeffrntlichkelt gebracht werden. Dieser oder jener Stand, so heißt eS, sei überfüllt; auf baldigen auskömmlichen Verdienst sei nicht zu rechnen, man solle daher lieber jeden anderen Beruf ergreifen usw. Dann gibtS zu Hause natürlich neue Besprechungen, Erwägungen und ZukunftSsorgen. Nun ist'S ja richtig, daß heutzutage wohl in den allermeisten Beruf-klassen eine Fülle von Arbeitsangebot dem Neuling die Arbeit erschwert. Der Konkurrenz kampf mit seinen ost harten und bitteren Formen erwartet einen jungen Menschen schließlich überall. Aber deshalb braucht man noch nirgends und niemals die Flinte ins Korn zu werfen. Wer etwas Tüchtiges gelernt hat und ein Charakter ist, findet schon sein Weiterkommen. Der Junge mag de» oder jenen Beruf ergreifen — wenn er nur in ihm auShält, ihn aussüllt und von der Be geisterung getragen ist, gerade nur das beste leisten zu wollen. DaS kann nicht nur der Weg zu Geld, Ehr', Amt und Würden, sondern auch zu einem inneren Glücke sein, zu der sich selbst lohnenden Berufstreue und Berufsfreudigkeit. W. H. Riehl, der Meister der deutschen Volks sitte und Kenner der deutschen Volksseele, hat mit Recht gesagt: Die Begeisterung für einen festen praktischen Beruf kann allein den strebenden Menschen in sich befriedigen. Diese innere Be friedigung kann über manchen BerusSärger und über viele Berufssorgen hinweghelfen. Nichts ist törichter, al» bet der BerusSwahl gleich an große und glänzende Berufserfolge zu denken; nichts an gebrachter, al» vor allem erst einmal die BerufS- pflichten in» Auge zu fassen und sich unparteiisch zu prüfen, ob man ihnen wohl wird freudig genügen können. Jeder ehrliche Beruf aber hat auch seine eigene Ehre, und wenn so viele Neu konfirmierte ein Handwerk ergreifen müssen, so ist das ein ebenso ehrenwerter und wichtiger Beruf wie viele andere Berufsarten auch. Die Haupt sache ist auch hier, daß die ganze Persönlichkeit für die einmal erwählte Lebensarbeit eingesetzt wird. Friedrich Wilhelm I. von Preußen hat den Ausspruch getan: Durch Arbeiten lernt man arbeiten! Ja, wenn man mit und in seiner Arbeit wächst, dann ist jeder ehrliche Beruf etwas Herz erfreuendes, man ist wirklich ein nützliches Glied der menschlichen Gesellschaft! — Märzvetlchen. In den Straßen und in den Restaurant» wird un» jetzt vielfach das liebliche Märzvetlchen zum Kauf angeboten. Keine andere Blume wird mit solcher Freude begrüßt, wie die ersten Veilchen. Die Porste aller Länder und Zetten hat eS mit ihrem Zauber umsponnen. Nach uralter Sage erblüht es unter den Schritten der JrühltngSgöttin, die nächtlich über die Erde wandert. Nach einer orientalischen Mythe entstand eS au» drn Freudentränrn, die Adam vergoß, al» ihm der Herr durch den Erzengel Michael Gnade und Vergebung verkünden ließ. Eine Sage der Griechen erzählt: Apollo verfolgte ein« der lieb lichen Töchter de» Atlas, und die furchtsam Flüchtende flehte zu Zeus um Schutz. Der Götter vater erhörte da» Gebet der holdseligen Jungfrau und verwandelte sie in ein blühende« Veilchen. Um ihrem Retter zu danken, bringt die kleine blaue Blume ihm alljährlich die süßesten Düfte zum Opfer dar. Im Mittelalter wurde der Tag, an welchem «an da» erste Veilchen fand, in Dorf und Stadt al» Fest gefriert. Auf einer mit bunten Bändern geschmückten Stange trugen Burschen und Mädchen die kleine blaue Blume im Triumph durch den Ort. FrühltngSlirder ertönten, und abend» kam man zu Tanz und Schmaus zusammen. Die alten Griechen und Römer schätzten übrigen» daS Veilchen al- Würzkraut; r» vertrat bet ihnen den Waldmeister und der mit Veilchen gemischte Wein galt al» der köstlichste Frühlingstrank! — uo. Zu den ersten Frühlingsboten de» Garten» gesellen sich nunmehr auch die der Lüfte. Stare und Rotkehlchen, wohl auch ab und zu eine Lerche, sind in ihre alte Heimat zurückgrkehrt, um mit dem Nestbau und dem Brutgeschäft zu beginnen. Auch der Eisvogel arbeitet fleißig an seiner Nest« hölung am steilen Uferrande. Selbst die Mistel drossel fängt schon an, ihr sauber geglättete» Nest wohlgrschützt in dem dichten Gezweig eine» Strauche» zu errichten. Schon am frühen Morgen vernimmt man oftmals Gelang. Vom Dachfirst flötet die Amsel, au» den Wipfeln einer mächtigen Linde lispelt da» Rotkehlchen und über un» in der Luft trillert dir Lerche. Ein jubelnder Sänger weckt den andern. Ihrer aller Herzen sind von heißer Liebe erfüllt und mit den einfchmeichelnstrn Melodien versuchen sie die Tunst ihrer Weibchen zu erwerben. Die nordischen Wanderer, wie Wildenten, Saatgänse und bet kalter Witterung wohl auch Seidenschwänze werden immer seltener. Ein Zeichen, daß der Frühling nicht mehr allzusern ist! — Eine ringförmige Sonnenfinsternis findet am 17. März statt. Sie kann nur auf dem Indischen Ozean, den angrenzenden Teilen von Asten und Afrika, sowie auf der westlichen Hälfte de» Großen Ozeans beobachtet werden. — Apfelsinenschalen. Mit dem gegen wärtig wieder in größerem Umfange auftrrtenden fliegenden Handel mit Apfelsinen, deren Wohl feilheit erhöhte Gelegenheit zum Kaufe bietet, nimmt auch daS achtlose Wegwersen von Schalen und Kernen auf da» Trottoir auf» neue überhand. Ganz abgesehen davon, daß da» Verunreinigen der Straßen durch weggeworfene Papiere oder sonstige Gegenstände überhaupt mit Strafe geahndet werden kann, sollte sich doch jeder selbst sagen und Eltern sollten ihre Kinder darauf aufmerksam machen, welch große« Unglück durch solche Unachtsamkeit entstehen kann und welche Unannehmlichkeiten, ver bunden mit erheblichen Kosten, ihnen im BetrrtungS- falle erwachsen können. — Es scheint immer noch nicht allgemein be kannt zu sein, daß der Hausbesitzer gesetzlich ver pflichtet ist, die Treppenaufgänge mit Lauf stangen zu versehen. Im Unterlassungsfälle würde man sich bei einem vmkommenden Unfall durch Abgleiten von der Treppe schadenersatzpflichtig machen, und eS liegt daher im Interesse der Hausbesitzer, sich die Nachteile zu vergegenwärtigen, die bei Unterlassung von dergleichen Vorsichts maßregeln die Säumigen treffen können. Man sorge also dafür, den gesetzlichen Vorschriften in dieser Hinsicht allenthalben nachzukommen. — Mit dem Sitze in Chemnitz ist eine Ein- und BerkaufSgenossenschaft de» Verbandes von Glaserinnungen Sachsen» gegründet worden. Den Vorstand bilden die Herren Oskar Dagler in Zwickau und Hermann Täschner in Chemnitz. — Durch stetigen Zuwachs ist der Mitglieder bestand des Saalinhaberverbandes Sachsen bereits auf über 1100 Saalbetrtebe gestiegen. Die zuletzt gebildeten Vereine in den Bezirken Grimma, Borna und Rochlitz haben allein dem Verbände nahezu 120 Mitglieder zugeführt, auch steht binnen kurzem die Konstituierung weiterer VezirkSvereine im Zwickauer Kreise bevor. — Umwege im Güterverkehr der Eisenbahnen. Die „Sächsische nationallibrrale Korrespondenz- hatte kürzlich in einer Notiz au»- grführt, daß die Abmachungen, welche jüngst zwischen den Kommissaren deutscher Regierungen wegen Beschränkung der Umleitungen der Güter im Wechselvrrkrhr der deutschen Bahnen getroffen worden seien, für Sachsen nicht» Neue» enthalten. DaS ist im wesentlichen zutreffend. Eine Neuerung enthalten sie vornehmlich für den Verkehr der süddeutschen Bahnen unter sich. Für den preußisch- sächsischen Wrchselverkehr dagegen bestand allerdings die Grenze von 20 Proz., über die hinaus Um wege nicht zulässig sein sollen, schon bisher und eben die innerhalb dieser Grenze gefahrenen Um wege haben die öffentliche Meinung Sachsen» er regt. In den neuen Abmachungen ist jedoch die Grenze von 20 Proz. offenbar nur al» Höchst grenze festgesetzt worden, ohne daß damit für kleinere Kreise die Vereinbarung noch engerer Um« wegSgrenzr» ausgeschlossen wäre. Tatsächlich ist auch, wir da» „Chemn. Tagrbl." erfährt, alle Aussicht vorhanden, daß aus Grund der auf An regung der sächsischen Regierung von der preußischen und der sächsischen Etsenbahnvrrvaltung schon seit Jahren geführten Erörterungen ein Abkommen zu stande kommt, welche» unerwartet de» Abschlüsse» der nun auch bet den süddeutschen Bahnen ringe« leiteten Vorarbeiten die UmwegSgrenze für den preußisch-sächsischen Wrchselverkehr wesentlich, und zwar voraussichtlich auf die Hälfte der jetzigen Grenze, herabsetzt. Damit würden die großen Um fahrungen, welche jetzt noch um Sachsen herum möglich waren, beseitigt werden. — Die BetrtebSergebntsse der Kgl. sächs. Staatsbahnen im Monat Oktober 1903 gestalten sich wie folgt: E» wurden 5,986,524 Personen und 2,433,921 t Güter befördert. Die Einnahme hierfür, 3,674,999 Mk. au» dem Per sonen- und 7,574,530 Mk. au» dem Güterverkehr, in Summa 11,249,529 Mk., überstieg diejenige vom Monat Oktober 1902 um 495,440 Mk. Die Sesamtetnnahme der Monate Januar bi» mit Oktober 1903 ergab 103,062,236 Mark oder 5,508,648 Mk. mehr al» in dem gleichen Zeit raum de» Vorjahre». VL. Bet der Grwerbekammer zu Zittau haben weitere 10 Handwerker die Meisterprüfung abgelegt und bestanden. E» sind dir»: Max Rothe, Riemer, und Sattlermeister in Zittau; Paul Wendt, Schneidermeister in Möhr-dorf bet Bischheim t. S.; Oskar Göldner, Fleischermetster in Zittau; Robert Hartmann, Fleischermetster in Pulsnitz; Otto Kraut, Bäckermeister In Zittau; Arthur Wohanka, Bäckermeister au» Zittau; Paul Liebig, Bäckermeister in Zittau; Karl August Pietsch, Schmiedemrtster in Malschwitz; Kurt Martschink, Kupferschmiedrmeister in Bautzen; Emil Pfeffing, DrechSlrrmrtster in Zittau. 8 Demttz-Thumttz. Der neugegründete Frauenveretn, dem sich 63 Frauen angrschlossrn haben, hielt am 7. März in der BahnhofSrestauratton seine 1. ordentliche Monat-zusammenkunft ab. Frau Vorstand Reindl begrüßte die Anwesenden, dankte den Mitgliedern de» Vorstände» für Uebernahme der Armier und schloß die herzliche Ansprache mit einem gottvrrtrauenden „Walt» Gott!- Da die anwesenden Frauen den jährlichen MitgliedSbettrag von 3 Mk. entrichteten, auch freiwillige B-träge eingingen, so konnte der Verein sein LiebeSwerk: „Wohltun und Mitteilen-, sofort beginnen. Drei Personen, welche an schwerer Krankheit darnirder- ltegen, bez. alt und gebrechlich sind, wird eine wöchentliche Unterstützung zu teil werden. Möge allzeit wahre Nächstenliebe die Mitglieder beseelen, alsdann wird der Segen de» Herrn nicht au»- bleiben. — Mit Genehmigung der Kgl. Lotterie direktion in Leipzig sind im hiesigen Orte 2 Unter kollektionen errichtet worden und zwar haben die selben Herr Drogist Max Herzog und Herr Kauf mann Albert Wapplrr erhalten. 8 Demttz-Thumttz. Im landwtrtschaftl. Verein sprach Herr Oberlehrer Neumann au» Bautzen über da» segensreiche Institut der Alters versicherung für Landwirte. An dieser Versicherung können sich landw. Beamte beteiligen mit 3000 Mk. Gehalt, Gewerbtrelbende und BetriebSunternehmer, die nicht mehr al» 2 lohnpflichtige Dienstleute be schäftigen, ferner Personen, die nicht versicherung»- pflichttg sind, weil sie keinen baren Lohn bekommen, z. B. Kinder, Ehefrauen der BetriebSunternehmer und verkrüppelte Personen, die nicht al» volle Arbeiter angesehen werden. Jedoch dürfen e» nur Personen sein, die da» 40. Lebensjahr nicht überschritten haben. Die Versicherung ist nicht an eine bestimmte Lohnklasse gebunden, e» steht jedem Versicherten frei, sich die Lohnklaffe zu wählen. Zu empfehlen ist die höchste Lohnklasse, 36 Pfennige pro Woche. Den Mitgliedern wird dafür Inva lidenrente, Altersrente und Kcankeofürlorge geboten. Da die Höhe der Rente mit der Anzahl der Beitrag-Wochen wächst, empfiehlt e» sich, möglichst bald einzutreten. Weibliche Mitglieder tuen gut, bei Verheiratung sich nicht die Beiträge auszahlen zu lassen, da sie später al» Fceiwilltgverstcherte weiter steuern können. Der Vortragende schloß mit dem Wunsche, daß dir Versicherung recht wachsen möge zum Segen de» deutschen Volke». Reicher Beifall folgte den klaren und interessanten Ausführungen. Möchten recht viele Vereine durch einen Vortrag ihren Mitgliedern da» rechte Ber, ständnt» von der segensreichen Einrichtung ver mitteln. — Am 7. März d. I. weilte Herr Tier- zuchtinfprktor Dittrich hier, um eine Ziegenzucht- genossrnschast in» Leben zu rufen. Nachdem dieser Herr eingehend die Vorteile einer solchen Genossen schaft gekennzeichnet, die Rechte und Pflichten der Mitglieder erläutert, jegliche Bedenken widerlegt hatte, gaben sofort 12 Herren ihre Zustimmung zur Gründung einer solchen Genossenschaft. In einer demnächst rinzubrrufenden Versammlung werden die Statuten u. a. beraten werden. Den Mitgliedern erwachsen nur gering« Kosten, da der Staat, um auch dem kleinen Landwirt entgegen«