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-. , Anlage zu Ar. 25 des sächsrschm Lrzähters. BifchpfVwerha, de« 1. MSrz 1VV4. Sachsen. Bischofswerda, am 29. Februar 1904. — uo. Dir Monat Mär-, lateinisch Martiu», der Lenz« oder FrühltngSmonat, ist in'» Land ge kommen! Er hat seinen Namen noch dem Gotte MarS erhalten, dem er geheiligt war. Ursprünge lich bet den Römern erster Monat de» Jahre», wurde er später zum dritten Monat. Karl der Große bezeichnete ihn Lenztnmanoth, al» Bringer de» Lenze», der wiederum vom Lenge-, da» ist Längerwrrdrn der Tage, seinen Namen erhalten hat. Die alten Germanen betrachteten den März al» einen wichtigen Zeitabschnitt. Wenn der FrühlingSgott Donar mit seinem glühenden Hammer nach heißem Ringen die Frost« und Rrtsrirsrn, die Sturm« und Hagrlrtesrn au» dem Lande trieb, wenn Frau tzolda in der Mittags sonne sich badete und kämmte, dann nahten die Zugvögel au» fremden Zonen al» Vorboten de» beginnenden Frühlings. Die Schwalbe, al» Vermittlerin zwischen Helhrim und der Menschen« Welt, stand in hohem Ansehen, und ihr Einntsten galt al» günstigste Vorbedeutung. Der 22. März wurde al» der sestreiche SiegeStag begangen, an dem den Lichtgottheiten geopfert wurde. Aus gelassene Freude herrschte in den Gaurn, daß die Mächte de» Leben» und der Lichtes über das Reich de» TodrS und der Finsternis triumphicrrn durften. Hart ringen In diesem Monat die Elemente mit einander. Ein mächtige» Brausen geht durch die Lüste, bi» endlich der milde West den rauhen Nord« und Ostwind bezwungen und der Lenz seinen Einzug halten kann. Trotzen ihm auch kühn die Gewalten de» Winters, mag sich dieser mit seiner Macht noch gebrrdrn, wie sehr er will — der Frühling wird doch Sieger werden! Schon schwellen die Knospen ring» umher in scheuer FrühlingSahnung. Die Sonne um« schmeichelt mit ihren Strahlen länger Baum und Strauch. Warm und trocken muß der März sein, wenn er der Vegetation besonder» nützen soll. Märzenstaub bringt GraS und Laub, Märzen« regen — wenig Segen, Märzrnschnee, tut den Saaten weh. Und wenn auch den Hausfrauen daran liegen mag, daß e» im März noch Schnee gibt, weil der VolkSmund sagt: „Mit Märzenschnee die Wäsche bleichen, macht alle Flecken weichen", so muß man doch Im Interesse des Nährstande» wünschen, daß der weiße Flockrntanz im März unterbleibt. Der Landmann will in diesem Monat die Sommersaat bestellen und dir Quartier macher unserer befiederten Sänger, die Lerchen und Stare, sollen ihn bet dieser Arbeit begrüßen. Dir» ist aber nur möglich, wenn sich goldnrr FrühltngSsonnenschein über die jungsräuliche Erde auSbreitet. — uo. Der März soll unS nach der Prognose Otto Falb» (de» verstorbenen Professor Falb» Sohn und langjähriger Mitarbeiter) zahlreiche Schneefälle, besonder» zu Anfang und Ende de» Monat», bringen. Der 2. und 31. März werden al» kritische Termine 1. Ordnung bezeichnet, der erstgenannte soll sogar der stärkste de» ganzen Jahre» sein. Al» kritischer Termin 2. Ordnung ist der 17. März anzusrhen, doch erfährt dieser Tag noch durch eine Sonnenfinsternis erhebliche Verstärkung. Der 100jährige Kalender prophezeit mit Ausnahme einiger schöner Tage, glrtchsallS Schnee und Kälte sür den Lenzmonat. — Tine für Hauswirte sehr bemerkens werte Entscheidung hat die Staatsanwaltschaft Leipzig in einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch» getroffen. Der Mieter K. hatte seine Wohnung vor Ablauf de» MietvrrhältnifseS verlassen, aber den Schlüssel an sich genommen. Nachdem der Hausverwalter Schr. den Mieter gebeten hatte, ihm zweck» Vornahme einiger notwendiger Repara turen die Schlüssel zu der leerstehenden Wohnung zu überlassen, diese» Ersuchen aber, wie ebenso eia solche» de» neuen Mieters abschlägig beschirden wurde, ließ Schr. die Wohnung durch einen Schlosser öffnen und die Reparaturen in der Wohnung vor nehmen. Darin erblickte der Mieter K. einen Hausfriedensbruch gemäß tz 123 des Strafgesetz- ducheS, erstattete Anzeige und stellte Strafantrag. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt mit folgen- der Begründung: Der Mieter K. hat gewußt, daß eS sich um Vornahme notwendiger Reparaturen handelte. Wenn dies verweigert und dann die Wohnung durch einen Schlosser geöffnet wurde, so kann darin «ine strafbare Handlung nicht ge sunden werden. Die Wlderrrchtltchkeit ist mit Rücksicht auf den Zweck der Oeffnung ausgeschlossen, drou die Vornahme der Reparaturen verstößt nicht gegen di« Interessen deS Mieter», wenn dieser die Wohnung schon geräumt hatte. E» ist im Privat recht begründet, daß der Vermieter in solchem Falle selbst gegen den Willen des Mieter» die Wohnung betreten darf. Da der Mieter an der Jnnebehaltung gar kein Interesse mehr hatte, war r» nach tz 22S de» Bürgerliche« Gesetzbuches sogar unzulässig, die Schlüssel überhaupt zurückzubehalten. — Der zuletzt angrzogene Paragraph lautet: „Die Ausübung eine» Rechte» ist unzulässig, wenn sie nur den Zweck haben kann, einem andern Schaden zuzufügrn." Der Beschluß sieht r» also al» eine Schikane an, wenn der Mieter, der eine Wohnung verläßt, dem Hauswirt zwecks Vornahme von Reparaturen u. f. w. In der Wohnung den Zutritt zu der leerstehenden Wohnung verweigert und ihm die Schlüssel vorenthält. Der Hauswirt hat in solchem Falle nach der Entscheidung ein Recht, Srlbsthülfe zu üben und durch den Schlosser öffnen zu lassen. Er würde aber auch auf Heraus gabe der Schlüssel klagen können. —*Der Einfluß de» japanisch-russischen Krieges auf die Kurse. Es dürste auch weitere Kreise interessieren, welchen Einfluß der Ausbruch de» ostasiattschen Krieges zwischen Rußland und Japan auf die Börse auSübt. Vielfach ist die Ansicht verbreitet, daß für deutsche Kapitalisten in großen Kriegen keine Veranlassung liege, sich mit Verlust ihre» Besitze» an irgendwelchen Staat»« oder anderen Papieren zu entäußern; mag diese Meinung nun auch richtig sein, so ist dennoch da» Kapitaltsten-Publikum einer anderen Ausfassung der Lage, eine Tatsache, welche klar au» den Kursen einzelner hier nachstehend aufgesührter Papiere hervorgeht: 6. Febr. (vor Kriegsausbruch) 20. Febr. Unterschied Russische Bank s. ausw. Handel (Aktien) 132,40 108,20 —24,20 3 °/„ Deutsche ReichSanl. St,70 89,— — 2,70 3 Sächsische Rente 90,— 87,80 — 2,20 3 "/, Preußische Konsul 91,70 89,— — 2,70 Aktien der: Allg. Dt. Kredttanst. Leipzig 174,50 170,— — 4,50 Berliner Handelsgesellsch. 157,75 147,50 — 10,25 Deutschen Bank 223,60 211,— — 12,60 Diskontogesellschaft 192,10 180,75 — 11,35 Dresdner Bank 154,90 143,— —11,90 Löbauer Bank 104,75 102,75 — 2,— Nationalbank f. Deutsch!. 123.10 114,75 — 8,35 Oesierr. Kreditanstalt 209,25 196,— — 13,25 Allg. Elektr.-Gesellschaft 233,- 204,— — 29,— Bochumer Gußst.-Werke 190,25 180,50 — 9,75 Wörlitzer Maschinenfabrik 140,50 136,— — 4,50 Harpener Bergwerke 202,60 185,40 — 17,20 Hibernia-Bergwerke 202,25 184,75 — 17,50 Laura-Hütte 234,25 216,10 — 18,15 Mech. Weberei Zittau 226,50 218,25 — 8,25 Dahingegen ist der Geldsatz an den Börsen, in Berlin z. B. von 2'/, am 6. Februar auf 3 am 20. Febr-, gestiegen, und auch die Getreidepreise sind erheblich in die Höhe gegangen, so (Preise immer für Lieferungen per Mai verstanden): Hafer von 126,75 auf 131,75 Mais „ 110,75 „ 116,59 Roggen „ 134,25 „ 141,75 Weizen „ 168,25 „ 180,50 Man ersieht au» diesen Zusammenstellungen, welchen Einfluß die KriegSzelt auch auf eine gänzlich unbeteiligte Macht wie Deutschland und deren wtrtschastliche Verhältnisse auSübt. 132,40 108,20 — 24,20 91,70 89,— — 2,70 90,— 87,80 — 2,20 91,70 89,— — 2,70 174,50 170,— — 4,50 157,75 147,50 — 10,25 223,60 211,— — 12,60 192,10 180,75 — 11,35 154,90 143,— — 11,90 104,75 102,75 — 2,— 123,10 114,75 — 8,35 209,25 196,— — 13,25 233 — 204 29 — 190^25 180,50 — 9'75 140,50 136,— — 4,50 202,60 185,40 — 17,20 202,25 184,75 — 17,50 234,25 216,10 — 18,15 226,50 218,25 — 8,25 —* Landwirtschaftliches Genossen schaftswesen. Die Ausbreitung der landwirt schaftlichen Genossenschaften hat während der letzte« Jahre im Königreiche Sachsen nicht unerhebliche Fortschritte gemacht und erfreulicherweise werden die Vorzüge gemeinschaftlicher Arbeit jetzt auch mehr und mehr in den Gegenden erkannt, die de» Genossenschaftswesen bisher abwartend, wenn nicht ablehnend gegenüber gestanden haben. Die steigende Zunahme genossenschaftlicher Organisationen erhellt am besten au» der Vermehrung der dem verbände der landw. Genossenschaften im Königreiche Sachsen angrschlossenen Genossenschaften. Während uoch am 1. Juli 1900 de« verbände nur 148 Ge nossenschaften aogrhörten, war diese Zahl am 1. Juli 1903 bereit» auf 213 gestiegen und am 1. Januar 1904 belief sie sich auf 217, heute sind 233 land«. Grnossenschaften in dem genannten verbände vereinigt. Seit dem 1. Januar sind errichtet worden: der Darlehn«- und Sparkassen« Verein Breitenbrunn, die Spar-, Kredit- und Be« zugSverrine Arnsdorf bet Radeberg, Dittersbach bet Frauenstein, Königsfeld be« Rochlitz, SeiferSdorf bei Radeberg, die Bezug»- und Absotzgenossenschaften Falken, OberheinSdors bei Reichenbach «. V., Ostrau, Paula, Pirna und schließlich die VirhelnkaofSgrnosseo- schäft OrlSnitz i. B. Der Kenner der Verhältnisse wird diese Entwickelung mit Freuden begrüßen, denn sie beweist, daß die landwirtschaftliche Bevölkerung eifrig vorwärts strebt. Da» Genossenschaftswesen ist brrusrn, dem keinen und kleinsten Landwirt die Vorteile de» Großbetriebe» zugänglich zu mache», r« ist vor allem geeignet, dem Einzelnen zur Er haltung und Wahrung seiner wirtschaftlichen Selb ständigkeit zu verhelfen. ES ist bekannt, daß die kräftige Ausbreitung der landw. Genossenschaften in gewissen Kreisen de» Handel» und auch der Industrie nur ungern gesehen wird, daß gegen die Genoffrnschastrn vielfach Stimmung gemacht wird; aber die Mitglieder von Genossenschaften oder dir r» werden wollen, mögen stet» dessen eingedenk sein, daß „viel Feind viel Ehr" bedeutet. Würden dir Genossenichastrn ihre Aufgabe nicht erfüllen, würden sie nicht auf ollen von ihnen er faßten Gebieten einen Umschwung, eine Aenderuug zu gunsten der beteiligten Landwirte herbriführrn, dann würde von einer Gegnerschaft nicht» zu spüren sein. Gerade diese gesteigerte Gegnerschaft muß daher den mit dem landw. Genossenschaftswesen noch wenig vertrauten Landwirt zu der Urber zeugung bringen, daß dasselbe zum Schutze und zur Wahrung berechtigter landw. Interessen berufen ist und daß e» das StandeSbewußtsein jede» ein zelnen erheischt, derartige Unternehmen zu unter stützen und zu fördern. — Erben gesucht! Zu einer größeren Erbschaft werden Nachkommen von einem Handelsmann Johann Karl Friedrich und Christian Friedrich Kämpfe gesucht. Der Vater de» Ge nannten war der Materialist Johann Karl Kämpfe und dessen Ehefrau Johanne Friederike geb. Strunze. Pfarramtltcher Nachweis der Abstammung ist an den Stadtktrchner Richter in Gera einzusrnden. */— Der Sächsische Radfahrer.Bund hat als erster unter ollen deutschen Radfahrer- Verbänden zu der Haftpflichtversicherung seiner Mitglieder auch eine Versicherung gegen Unfall abgeschlossen, welche mit dem 1. April 1904 in Kraft tritt. Beide Versicherungen gewährt der Sächsische Radfahrer-Bund seinen Mitgliedern vollständig unentgeltlich. Nähere Auskunft erteilt und nimmt Anmeldungen entgegen OrtSvertrrter Alwin Teich, BrlmSdorf Nr. 39. — In der letzten Nummer der „Deutschen Turnzeitung", dem Amtsblatt der deutschen Turnerschaft, wird der Kassenbericht auf da» Jahr 1903 veröffentlicht. Diesem Berichte entnehmen wir, daß 614,189 deutsche Turner Beiträge leisteten, und zwar nicht bloß in Deutschland, sondern auch in Oesterreich, Rumänien, Schweden, Rußland, Spanten, England, Afrika und Amerika. Die Grsamtrinnahme betrug 55,691 Mk. 40 Pfg., die Ausgaben 41,775 Mk. 30 Pfg., so daß rin Bar- bestand von 13,916 Mk. 10 Pfg. am Schluffe de« Jahres verblieb. An die Kampfrichter beim zehnten Deutschen Turnfest in Nürnberg wurden 8200 Mk. Reisekosten gezahlt. Der Stiftung für Errichtung deutscher Turnstätten wurde« 4923 Mk. 35 Pfg. zugeführt, so daß Ende 1903 diesem Zwecke 50,684 Mk. 64 Pfg. zur Verfügung standen. Die „Deutsche Turnzettung" konnte einen Ueberschuß von 8585 Mk. an die Turner- schaft-kaffe abführen. Da« Sesamtvermögen, eta- schließlich der Stiftungen, beträgt 181,270 Mark 88 Pfg. für sie nicht genügend unterrichtet fein ollte», auf >ter- ML. Bet der Handel», und Gewerbekammrr zu Zittau ist die zur diesjährigen Ostermeffe er- fchirnene 15. Auslage de« offiziellen Leipziger Meßadrrßbuch« (Verkäuferverzeichnt») eingegangen. Da« Buch enthält die MeßauSstrller in drei Ab- schnitten alphabetisch nach Firmen, Hauptverkauf«, arttkeln, Meßlokalrn und SründungSjahr, Ber- tretungen, Filialen, Auszeichnungen, Spezialitäten, Telegrammadresse und dergleichen. Angesicht« der großen Bedeutung de« Leipziger Meßmusterlager- verkehr« und der Vorteile, die die regelmäßige periodische Zusammenkunft Tausender von Au», stellern und Verkäufern, sowie dir gleichzeitig« Vorführung rtner so reichen und vielseitigen A«S- wähl der neuesten Erzeugnisse der ver chirdeusten Industrien gewähren, werden die Interessenten, die über die Wichtigkeit de» Leipziger Mrßverkehr» für sie nicht genügend unterrichtet sein ollte», auf die Leipziger Messen und da» Meßadrrßbuch hier- durch aufmerksam gemacht. Die bet de« Meß- auSschusse der Leipziger Handelskammer rechtzeitig angemeldetrn Einkäufer bekommen da» vuch auf Wunsch vor ihrem Mrßbesuche unentgeltlich und portofrei zugrsandt oder während der «esse in Leipzig gratis verabreicht. Im übrigen kann die erwähnte 15. Auflage de» MrßadreßbucheS von den Interessenten auf der Kanzlet der Zittauer Handel», und Grwrrbrkammer — Lesstagstraße 2«