Volltext Seite (XML)
eingreisrn werde. Nun da» letztere «ollen wtr nicht wünschen, rin« solche Maßregel könnte aber notwendig werden, wenn japanische Siege in China neue Uriruhr» und Feindseligkeiten gegen die Europäer Hervorrufen sollten. Aber geheime Bündnisse und geheime Plänr, die darauf hinaus« gehen, inr Laufe de» russisch-japanischen Kriege» England oder Rußland rin Bein zu stellen, existieren bei der deutschen Regierung nicht, denn Treulosigkeit und Tücke sind noch nie die Grund- lagen der deutschen Politik gewesen, wa» zumal durch die energische Friedenspolitik, die Deutsch land seit Jahrzehnten brsolgt, bewiesen wird. Run hat aber jeder Staat LrbrnSintrrrssen zu verteidigen und diese nötigen ihn für gewisse Fälle, Rückversicherungen mit anderen Staaten abzuschlteßen. In dieser Hinsicht hat schon ein gewisser Bismarck in der Zett von 1881 bi» 1890 sich al» Meister der Diplomatie für Deutschland und seine Verbündeten gezeigt, und eS ist wohl anzunehmen, daß die deutsche« Diplomaten in dieser Hinsicht in den Fußtapfen de» alten Meister» zu gehen verstehe«. Wir erinnern dabei nur an die Worte BiSmarckS: „Deutschland muß ein starker, zuverlässiger Freund für seine Freunde und ein mächtiger Felnd für seine Gegner sein!" Mit dieser Politik kann und will auch Deutsch land jetzt und künftig im Wettkampse der Völker bestehen, und e» bedarf keiner geheimen Bündnisse und geheimen Pläne, um durch List und Täuschung sein Ziel zu erreichen, denn da» Ziel von Deutsch lands Politik ist in höchster und letzter Linie die Kultur und der Friede. Deutschland ist aber nicht so vertrauensselig, um in dieser Welt nicht auch an schlimme Fäll« zu denken, die etntreten und deutsche Interessen schwer bedrohen können. Für diese Fälle hat dir deutsche Regierung ohne jeden Zweifel Bündnisse und Rückversicherungs verträge geschlossen, deren Inhalt schon aus Gründen der einfachsten Klugheit nicht bekannt gegeben werden kann, wenigsten» nicht in Bezug auf etwa notwendige militärische Maßregeln. Lächelnd verachten muß aber Deutschland die ausländischen Unterstellungen, daß daS Deutsche Reich die rätselhafte und deshalb gefährliche Sphinx im ostasiatischen Streite spielen wolle. Freilich werden alle Verwahrungen und Klarstellungen nicht verhindern, daß immer wieder Verdächtig ungen und Lügen in Bezug aus Deutschlands auswärtige Politik auftauchen und sie müssen dann eben wie alle Schmähschriften niedriger gehängt werden. Politische Wcltschau. Der Kaiser gedenkt an diesem Dienstag in Wilhelmshaven zur Vereidigung der Marine rekruten einzutreffen. Am nächsten Tage soll dann der beabsichtigte Ausflug de» Monarchen nach Helgoland zur Besichtigung de» Standes der dortigen Schutzbautrn nachfolgen; der Aufenthalt des Kaisers auf Helgoland ist bis zum 4. März bemessen. WaS die Mittelmeerreise des erlauchten Herrn anbelangt, so wissen neuere Berliner Mel dungen hierüber mttzuteilen, daß sich der Kaiser am 12. März in Bremerhaven an Bord des LloyddampferS „König Albert" eioschiffen werde. Bi« jetzt hieß es immer, der Kaiser «erde sich von Berlin aus mittels HofzugeS direkt nach Genua begeben und dann von dort aus die See reise antrrten. DaS preußische Königshaus ist von einem Traurrsalle betroffen worden. Prinz Heinrich, der am 9. Januar 1900 geborene jüngste Sohn des Prinzen Heinrich von Preußen, also rin Neffe de« Kaiser», ist am Nachmittag de» 26. Februar in Kiel an den Folgen der Gehirnerschütterung, die er sich kürzlich durch einen unglücklichen Fall zugezogen hatte, gestorben. Im Reichstage gab r» am Freitag zunächst eine längere Debatte über den Automobilverkehr. Sie wurde durch Resolutionen hrrvorgerufen, welche die Abgeordneten Gröber (Zentr.), Prinz Schönaich-Carolath (nat.-lib.) und v. Maltzahn (kons.) eingebracht hatten, und die in ihre« Kern punkt übereinstimmend eine Regelung der Haft verbindlichkeit für veu von Automobilen ange- richteten Schaden forderten. Die Resolution Gröber zielt aus Erlaß elneS besonderen Reich«, grsetze« über die Haftung der Betrieb-unter- »ehmer für den von Automobilen angrrichteten Personen- und Sachschaden. Die Resolution Schönaich-Carolath will die Automobilbesitzer den Bestimmungen de» Hastpfiichtgrsetze» von 1871 unterwerfen. Die Resolution Maltzahn endlich schlägt vor, eine Kraftfahrergenoffenschaft zu bilden, welche die Haftung für dir durch Auto mobile herbeigrsührten Schäden übernehmen soll. Die drei Abgeordneten sprachen für ihre Reso- Lev sächsisch« Erzähler. Getto ». luttonev, regierungsseitig wie» der Staatssekretär de» ReichSjustizamteS Nirbrrding aus die im Tange befindlichen Vorarbeiten brhuf» Herbeiführung einer gesetzlichen Haftpflicht im Automobilverkehr hin, betonte jedoch zugleich die hierbei zu über- windenden besonderen Schwierigkeiten. Abgrord. Müller-Meintngen (ir. Bolksp.) stimmte den Re- solutionen Gröber und Schönaich-Carolath zu, Abg. Stadthagen billigte alle drei Resolutionen, Abg. Bärwinkel (nat.-lib.) befürwortete die Reso lution Schönaich-Carolath. Staatssekretär vr. Nieberding griff noch wiederholt in die Debatte rin, die im übrigen die allseitige Verurteilung der zunehmenden Ausschreitungen im Automobilverkehr zum Ausdruck brachte. Schließlich wurden alle drei Resolutionen angenommen. Hieran schloß sich die Erörterung der Zentrumsresolution Spahn- Gröber wegen einheitlicher Bestimmungen über Zuchthaus- und GefängniSarbrit in den deutschen Einzrlstaaten und weiter der Zentrumsresolution Spahn-Erzbergrr brtrrffs reich-gesetzlicher Siche rung der Forderungen der Handwerker. Die De batte hierüber, in welcher die Abgeordneten Bur- läge (Zentr.), Wallbrecht (nat.-lib), Gamp (Reichrp.), Pohl (<r. BolkSp ), Lipinski (soz.) und Fröhlich (Resormp.) sprachen, endete mit Annahme der beiden Resolutionen und eines hierzu gestellten Zusatzantrages Gamp. Am Sonnabend setzte der Reichstag die Debatte über den eigentlichen Justiz etat fort. — Die Budgrtkommission de« Reichs tage- beendigte am Freitag die Vorberatung des Etats des ofkastatischen Expeditionscorps. DaS preußische Abgeordnetenhaus er ledigte am Freitag eine Anzahl weiterer Positionen des Etats der Justizverwaltung. Die bairische Abgeordnetenkammer ge nehmigte am Freitag Art. 2 (WahlkreiSeinteilung) der Wahlreformvorlage mit den Stimmen des Zentrums und der Sozialdemokraten. Die Gerüchte, wonach der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Rosenow eine» unnatürlichen Todes gestorben sein sollte, stellen sich nach den hierüber abgegebenen Erklärungen de» behandeln den Arztes als unbegründet heraus. Der Arzt bestätigte nochmals die Feststellung deS Toten scheins, daß Rosenow an Gelenkrheumatismus und Herzklappen-Lntzündung gestorben ist. In dem Revisionsprozesse wegen des Laura- Hütter WahlkrawalleS vom 21. Juni 1903 wurde am Freitag Abend in BreSlau das Urteil gefällt. Bon den 22 Angeklagten, welche gegen daS Urteil deS Landgericht« Beuthen Revision eingelegt hatten, wurde einer zu drei Jahren, ein Zweiter zu zwei Jahren und ein Dritter zu einem Jahre Gefängnis verurteilt, 10 zu Geldstrafen bis zu 60 Mark und die Urbrigrn zu Gefängnisstrafen von 9 bis 1 Monat. Die Tätigkeit der Delegationen ln Wien ist nunmehr zum Abschluß gelangt; am Sonnabend hielten beide Delegationen ihre Schlußsitzung ab. In der dänischen Abgeordnetenkammer, dem Folkethlng, richtete der Sozialdemokrat Knudsen am Freitag eine Interpellation an die Regierung wegen der von ihr ergriffenen außerordentlichen mili tärischen Maßnahmen. Ministerpräsident Deuntzer verlas zur Beantwortung der Anfrage eine Erklärung, welche die betreffenden Maßnahmen aufzählt und dieselben als notwendig behufs Wahrung der Neutralität Dänemarks im russisch-japanischen Kriege charakterisiert. Hierauf nahm der Folkething rin von Nielsen (linke Reformp.) beantragtes Ver trauensvotum sür die Regierung mit 85 gegen 16 (sozialdemokratischen) Stimmen an. Der schweizerische Bundesrat hat den Rückkauf sämtlicher Linien der Gotthardtbahn be schlossen und der Direktion derselben den be schlossenen Rückkauf bereit« angrküudtgt. Präsident Loubet von Frankreich trifft am 23. April zum Gegenbesuch am italienischen Hofe in Rom ein. Gutem Vernehmen nach bleibt feine Gemahlin in Part» zurück. Die Hinreise nach Rom soll über Modane-Turin, die Rückreise über Neapel gehen. In Neapel soll bet dieser Ge legenheit eine Flottenschau stattfinden, an welcher auch ein französische» Geschwader tetlnimmt. Bon Konstantinopel au« werden die Ge rücht« über große kriegerische Vorbereitungen der Türket speziell über die Mobilisierung und Ent sendung von einer oder zwei kleinastatischen Redif- divistonrn nach Europa sür unbegründet erklärt. Der englische Martneminister Lord Selborne ermahnte in einer zu Woodbridge ge- haltrnen Rede da» englische Publikum und die Presse, sich der Verantwortlichkeit bezüglich de» russtsch.japantschen Kriege» bewußt zu sei«. Wtr wissen selbst, äußerte Selborne, wa« ein Krieg be deutet, und wie die Kommentare der ausländischen Presse die öffentliche Meinung erbitterten. Wir wollen uns diese Lehre zu Herzen nehmen und IGGch über Ungerechtigkeit und Fehler Kritiken vermeiden, deren Opfer wtr während unsere» eigenen Kriege» waren. — Diese Mahnung de» Lord Selborne ist allerdings in Hinblick auf den Umstand, daß sich in der öffentlichen Meinung England» «ine stark Parteinahme sür Japan geltend macht, sehr zeit gemäß. — Die Kais« Yacht „Hohenzollrrn" hat auf ihrer Fahrt nach dem mittelländischen Meere in Plymouth die erste Station gemacht. Der Hasrnkommandant von Plymouth, Admiral Seymour, gab am Freitag abend rin Diner zu Ehren der Offiziere der „Hohenzollrrn". Urber die in der Frühe de» 24. und 25. Frbr. unternommenen neuen Angriffe der Japaner auf Port Arthur liegen zahlreiche Meldungen vor. Soweit dieselben au« russischer Quelle stammen, wissen sie von der völligen Erfolglosigkeit der beiden japanischen Unternehmungen zu berichten. Wa» die Japaner indessen mit ihrem heftigen, durch ein starke» Geschwader auSgesührtrn, Vor stoß vom 25. Februar gegen Port Arthur eigent lich bezweckten, da» ist noch ziemlich unklar, während e» zweifellos ist, daß der Angriff vom 24. Februar lediglich der Absicht galt, die zu Brandern improvisierten vier japanischen Dampfer im Hafeneingang von Port Arthur zu versenken. Eine Reuter-Meldung aus Tokio versichert, daß letzteres Unternehmen der Japaner keinerlei Ver luste an Menschenleben verursacht habe. Russischer feit» wird behauptet, daß bei dem Trschütztampf vom 25. Februar ein japanische» Torpedoboot durch daS russische Feuer gesechtSunfähig gemacht worden sei. — Korea gerät begreiflicherweise immer mehr unter den Einfluß Japans. Dasselbe hat am 23. Februar einen Bündnisvertrag mit Korea abgeschlossen. Der Vertrag sichert Korea Vie Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit, und ge steht ferner Japan die Mitarbeit an den inneren Reformen in Korea zu. Dir chinesische AkttonS- partet drängt immer mehr auf den Abschluß eine« Schutz- und Trutzbündnissr» China» mit Japan hin; so Ist die Regierung in Peking von den Generälen Auanschikai, Tjeljan, Tschirn und Ma offen zu einem solchen Schritt aufgefordert worden. Der russische Statthalter Alexejeff ist aus Port Arthur in Mulden, der Hauptstadt der Mand schurei, eingetroffen. Der Panamakanal.Vertrag zwischen den vereinigten Staaten und der Republik Panama ist durch eine Proklamation des Präsidenten Roosevelt in Kraft gesetzt worden. Berlin, 28. Febr. Se. Maj. der Kaiser begab sich heute Abend 11 Uhr 25 Minuten vom Lehrter Bahnhof aus nach Kiel, wo Se. Majestät morgen früh rintrrffen, nach dem Schloß fahren und um 11 Uhr vormittag» an der Trauerfeter für den verewigten jungen Prinzen Heinrich in der Nikolaikirche trilnrhmrn wird. Im Gefolge Er. Majestät werden sich befinden Senrraladju« tant v. Plessen, Flügeladjutant Fregattenkapitän v. Trumme und Hauptmann Graf v. Lambsdorff, HauSmarschall Frhr. v. Lyncker, Admiral Frhr. von Senden-Bibran, Stabsarzt vr. Ntednrr. Morgen Abend um 10 Uhr gedenken Se. Majestät die Reife von Kiel au« nach Oldenburg, Wilhelms haven, Helgoland, Bremerhaven und Nordenham fortzusrtzen und am 5. März morgen» hier wieder einzutreffen. DteZahl der Frauen im Dienste der Reichs-Post- und-Telegraphen-Ber- waltung ist nach der Zählung vom Anfang dieses Jahres auf 12,744 angewachsen. Ueber drei Viertel davon sind al« Beamte fest angestrllt. Die Zahl der weiblichen Beamten beträgt zurzeit 9932. Gegen da« Vorjahr sind nicht weniger al» 370 Frauen mehr al» Beamte angrstellt worden. Außerhalb des BeamtenverhältnisseS stehen und werden dauernd oder in regelmäßiger Wiederkehr 2875 Frauen beschäftigt. Die Zunahme gegen das Vorjahr beträgt hier nur 63. Schwerin, 28. Februar. Der Großherzog ist heute vormittag nach Cannes abgereist. Flensburg, 27. Frbr. Bor drei Tage« trat bei einem bet einer Getreide-Importfirma be schäftigten Manne eine Krankheit auf, die sich auf drssen ganze Familie und die mit dieser in Berührung gekommenen verwandten übertrug. Die Krankheit wurde vom Arzt al» schwarze Blattern erkannt, an denen bi» heut« morgen acht Personen erkrankt sind. Umfangreiche Schutz maßnahmen gegen eine Wrtterverbremmg sind ge troffen. Durch da» Erdbeben am Mittwoch in Magliano de Marst (Abbruzzrn) stad außer der Kaserne der Karabtntrrt auch die Hauptktrche und viele Wohnhäuser beschädigt worden und zwar letztere so stark, daß sie unbewohnbar wurden. Die OrtSbehördrn haben dr»halb di, gefährdeten