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iükisims. Anlage zu Ar. 22 des sächsischen Lrzählers Februar, Ilms Neue Zänkereien unter den Sozialdemokraten. «Llr '68tsr 904. ußs k« uvä lttia vovll IE tun 8 8tn»t. ;raus iokeu stälts ieren NA6N Lite, uuä unk Ken rräl äis , äs.8 )ott nachmittags ir Hötel zur efälligen Be- 8eIiM, sntsctilaten srbliebenen . MV. nk«. . Febr, !<ilselii- kS8l, Sachsen. Btschos»werda, am 22. Februar 1904. uo. — Die linden Lüste sind erwacht; ihr milder Einfluß tut den Atmungsorganen wohl, dir solange die eisige Wtntrrlust in sich haben ausnrhmrn müssen, dir leicht Rauheit, wenn nicht gar Erkältung der Luftwege hrrvoerust. Richt» »eilt dann bester, , al» di« milde Last vom Mittag Die häuslichen Fehden und Auseinander' setzungen im sozialdemokratischen Lager wollen an« scheinend gar nicht mehr aushören. Neuerdings beschäftigt der „Fall Schippel" lebhaft die Kreise der „Genossen" und die sozialdemokratische Presse. Herr Schippe!, sozialdemokratischer Abgeordneter für Chemnitz, bekundet gewisse schutzzölluerische Neigungen, womit er sich im Gegensatz zu den Grundprinzipien de» sozialdemokratischen Partei programme» bringt. Eine Anzahl sozialdemo kratischer Blätter hatte darum bereit» begonnen, eine Art Ketzergericht über Schippe! abzvhalten, was dann letzteren veranlaßte, eine Rechtfertigung»- rede vor seinen Chemnitzer Wählern zu halten. Dieselben drückten ihrem Reichstag-Vertreter auch ihr ungeschmälertes Vertrauen au» und betonten hierbei In einer Resolution, sie nähmen an den ihnen längst bekannten „theorrtisch-schutzzöllnerischen" Anschauungen nicht den geringsten Anstoß. Hier über erbosen sich nun der „Vorwärts" und andere einflußreiche sozialistische Preßorgane, sie lesen den Chemnitzer Wählern Schippe!» wegen ihre» festen Stehens zu einem sozialdemokratischen Abgeordneten, der sich offen bis zu einem gewissen Grade al» Schutzzöllner bekennt, den Text, indeß andere sozialdemokratische Blätter den ketzerisch gesinnten Abgeordneten in Schutz nehmen, und so wogt denn einstweilen die PreßdiSkmsion über den Genossen Schippel im sozialdemokratischen Lager hin und her. Für den unbefangenen Beobachter bietet nun diese Auseinandersetzung in den sozial demokratischen Reihen rin besonder» interessante» Moment dar: Genosse Schippel denkt in Agrar fragen, da» spricht die Chemnitzer Resolution ganz naiv au», anders als die übrigen Genossen, da ist aber längst bekannt, und braucht niemand zu stören, so lange er nicht in ostentativer Weise die einheitliche Aktion der Partei zu „durchkreuzen" versucht, d. h. solange er trotz seiner gegenteiligen Ueberzeugung die antischutzzöllnerische, frrihänd- lertsche Politik der Partei in der Praxi» mitmacht. Gerade von der Sozialdemokratie wird fortwährend den übrigen Parteien der Borwurf gemacht, daß viele ihrer Angehörigen au» verschiedenen Gründen selbstischer und anderer Natur eine Politik trieben, die nicht ihrer ehrlichen inneren Ueberzeugung entspräche. Von ihren eigenen Mitgliedern aber verlangt die Sozialdemokratie, da» lehrt besonder» die Chemnitzer Resolution, eine solche lieber- einstimmung von Denken und Handeln gar nicht. Ihr sind Gedanken „zollfrei", so lange ihnen nicht Taten entsprechen und der ander» denkende Ge nosse nur getreulich unter die PartetdtSziplin sich fügt und der Parteiparole die eigene innere Urbrr- zeugung zum Opfer bringt. Bernstein» Beispiel in Lübeck hat gezeigt, daß die Sozialdemokratie mit der äußerlichen Unterwerfung unter das Parteidogma zufrieden ist. So lange also der Genosse Schippel nur agrarisch „denkt", werden ihm die Konsequenten 4 la KautSkh wenig anhaben können; denn eine Ueberetnstimmung zwischen Denken und Handeln srststellen zu wollen, da» bedeutet in der Sozialdemokratie nach der Chemnitzer Resolution nur „neue Streitfälle künstlich schaffen". ES wäre daher ein Fehler der bürge, ltchen Presse, wie die» hier und da bereit» ge schieht, der Schippelschrn Angelegenheit rin große» Gewicht beilegen zu wollen. Wenn Herr Schippel in der Theorie mehr oder weniger Schutzzöllner Ist, so schadet ihm die» in den Augen der Leiter der sozialdemokratischen Partei noch nicht sonderlich, und e» wird deshalb noch lange nicht zu dem dem Ketzer von Chemnitz in einem Teile der sozial demokratischen Presse schon angedrohtrn Straf gericht kommen. Nur fall» e» Herr Schippel kühnlich wagen sollte, sich auch praktisch al» Schutzzöllner zu erweisen, würde die Sache für ihn kritisch werden und nachher müßte der Ver treter für Chemnitz allerdings ernstlich damit rechnen, wegen seiner schutzzöllnrrischen Allüren mit dem Hinausfliegen au» der Partei bestrast zu werden. immer >rant h LM. I Usbung. ; I^ac'briciil, imcl Oross- BifchofSwerda, de« SS. Februar 1V04. her. Darum steht man bereit» Jung und Alt in'» Freie strömen und zwar mit Recht. Beson der» den Kindern, die lange in der Stube zurück- gehalten worden sind, soll man die wärmere Luft strömung gönnen; denn auch die beste Stubenluft ist schlecht gegen die reine sauerstoffhaltige der freien Natur. Wenn sie auch noch nicht vermocht hat, da» Grün hrrvorzuzaubrrn und die dultlgen Blüten zu erschließen, die blassen Wintrrgrstchter der Menschenkinder, besonder» der jugendlichen, malt sie in einigen Stunden frisch-rot. Da» sind die ersten Frühlingsblumen, die sie hervorzubrtngrn vermag zur neuen Belebung und Gesundheit der Menschen. Die wärmere LenzeSlust bringt ferner den Tausenden feiernder Hände neue Arbeit, neue» Schaffen und neuen Erwerb zur Befriedigung der während der langen Winterszeit so oft nicht ge stillten Lebensbedürfnisse. Jetzt beginnt r» wieder, sich zu regen und niemand verschließe deswegen sein Herz neuen Hoffnungen. Wenn auch die Natur jetzt noch da» schmutzige graue Kleid der fruchtlosen Zeit trägt, die ersten linden Lüste sind da» sichere Anzeichen de» nruerwachrnden Leben». — uo. Die Lerchen al» Quartiermacher de» großen Bogelheere», da» sich bereit» zum Ein züge in unsere Gegend rüstet, erscheinen schon in der letzten Hälfte diese» Monat», freilich, um für diese allzugroße Liebe für unsere Heimat nur zu oft Mühseligkeiten und Entbehrungen einzutauschro, wenn nicht gar diesen Vorwitz mit dem Leben be zahlen zu müssen. Bet plötzlich rtntrrtender großer Kälte werden diese frohen Sänger leider manch mal in nicht geringer Menge tot auf den Feldern gefunden, da selbst der für den menschlichen Ver stand unbegreifliche feinfühlende Instinkt, den die vorsorgliche Natur diesen ihren niedrigeren Kindern al» ziemlich sicheren Wegweiser etngepflanzt hat, gegen dir Unberechenbarkeit des Wetters keinen ganz sicheren Schutz gewährt. Wir Menschen wünschen diesen gesiedelten Sängern, die zur Ver herrlichung der schönen Natur und zum Ergötzen der fühlenden Herzen da sind, natürlich Bewahrung vor aller Unbill und freuen uns aus ihr Er scheinen. Die Lerche ist der Herold de» Frühling», der da» Nahen diese» blumenreichen Jünglings in froher Lust trillernd de» Menschen stegeSgewtß verkündet. Sie gehört zu den fleißigsten Sängern; zu jeder Tageszeit von früh bi» abends läßt sie ihre schmetternde herrliche Stimme in frohlockender Weise hören, die nach de» langen Winter» düsteren Tagen da» menschliche Herz doppelt ersreut und die Frühlingsahnung in besonder» lebendiger Weise weckt. In ziemlich gerader Linie steigt sie zum Himmel singend empor, bi» sie ermüdet, plötzlich Flügel und Schwanz zusammenklappt und pfeil schnell wieder der Erde zuschießt. Wie oft, wie schön ist der Lerche Sang von den berühmtesten Dichtern, besonder» unseres deutschen Vaterlandes, verherrlicht worden! uo. — Die Raupennester sind in dieser Zeit von den Bäumen und Sträuchern zu ent- seinen. Ein jeder Gartenbesitzer hat sieißig darauf acht zu geben, daß sein Grundstück von Raupen gereinigt werde, damit er nicht mit dem Reich»- Strafgesetzbuch in Konflikt gerate. Auch die so- genannten lebenden Zäune sind von den Raupen nestern zu befreien, damit dir Raupen, diese sehr gefräßigen Geschöpfe, nicht au» einem Grundstück in alle Nachbargrundstücke sich verpflanzen. — (Neue Personenwagen der sächsischen Staatsbahn.) Dieser Tage wurden mit dem von der sächsischen Waggonfabrik Werdau für die Seneraldirektion der sächsischen StaatSeisenbahnen neuerbauten Akkumulatoren-Motorwagen nach be sondere» Konstruktion» - Entwürfen Probefahrten unternommen, welche zur grüßten Zufriedenheit der höheren Staatsbeamten auSfielrn. E» handelt sich hier um eine einzig dastehende Bauart von Personenwagen, und zwar ist besonder» dir Ver bindung zweier Dagenhälftrn mit einander auf fallend, welche durch eine auf zwei abgrfedertrn, Trägern schwebende Plattform hergestrUt und durch 4 Türen abgeschlossen ist, sodaß rin Aufenthalt auf der letzteren ohne Gefahr ermöglicht wird. Die beiden Wagrnhälstrn sind durch einen Gelenk bolzen gekuppelt, wodurch man ein leichte» Durch fahren der Kurven erreicht. Der Wagen ist ca. 20 Meter lang und zur Aufnahme von 98 Per sonen berechnet. Trotz dieser Größe bietet da» Wageninnere und -äußere eine» gefälligen und eleganten Eindruck. Der Rau» unter den in der Längsrichtung de» Wagen» angeordarten Sitzen ermöglicht dir Aufnahme der zu seinem Betriebe notwendigen 368 Akkumulatoren, deren Antrieb durch 4 Sdpserdtgr Motoren, welche de« vage« eine Höchstgeschwindigkeit von SO Kilometer di« Stunde geben können, geschieht. Die Bremsung erfolgt durch 4 elektrische Solenoid- und eine Handbremse, welche den Wagen im Notfälle trotz seine» Eigengewicht» von reichlich 44,000 Kilo gramm sofort zum Stillstand bringe» können. Dieser Wagen soll, wie mitgrtetlt, zunächst auf der Strecke Dresden—Cossebaude verkehren. Die elektrische Einrichtung zu diesem Wagen wurde von den Siemen»-Schockert-Werken, G. m. b. H., in Berlin und die Akkumulatorenbatterien von den Kölner Akkumulatorenwerken Gottfried Hagen in Kalk Köln geliefert. — Zur Warnung! Auf da» Gesuch de» Direktorium» vom LandeSverrtn für inner« Mission im Königreich Sachsen weist da» evangelisch lutherische LandrSkonsistorium in seinem neuesten Verordnungsblatt warnend auf den „an Betrug grenzenden Hausier- und Kolportagrbetrieb mit Schriften und Bildern unter frommer Firma" hin. Sogenannte „Kunstverlage" und „Kunsthand lungen" bieten durch zahlreiche Agenten in Stadt und Land durch den Besuch in den Häusern Bilder und Schriften zu ziemlich hohen Preifen an mit dem Vorgebrn, einen Teil vom Reinertrag für wohltätige Zwecke abzulirsern. Gegenwärtig ar beiten nach den Angaben der Zeitschrift „Nachbar" sieben solcher Geschälte: Der Märk. Kunstverlag, der Verlag Samariter, Wohlfahrt, Zukunft, Köppe L Ko., Süddeutsche KünstverlagSanstalt und Nord deutsche» GrwerbehauS. Sie verkaufen ihre Warrn weit teuerer al» andere Geschäfte; z. B. Haussegen, die sonst für 2,50 Mark zu haben sind, werden für 6,50 Mark verkauft. Im vorigen Jahre haben diese Geschäfte einen Umsatz von zwei Millionen Mark erzielt, während ihre Auslagen für die verkauften Waren nur 12,000 Mark betrugen. Der angebliche WohltätigkettSzweck ist nur Köder, die Gelder, welche tatsächlich zu diesen Zwecken verwendet werden, stehen in gar keinem Verhältnis zu dem kolossalen Gewinn. Vielfach bezeichnen sich die Agenten al» Vertreter von An stalten für Krüppelkiuder oder letztere al» Ver fertiger der Waren, wa» alle» nicht wahr ist. E» ist darum sehr dankenswert, wenn da» LaadeS- konststortum auf diese Art de» Betriebe» alle Ge- metnbeglieder hinweist, um sie „vor Urbervorteilung und Ausbeutung" zu schützen. Am besten ist'», wenn sich niemand mit diesen Agenten ein läßt und da» Geld, da» er etwa Armen und Kranken oder Anstalten der inneren Mission zu wenden will, lieber auf direktem Wege darreicht. — Im Herbste 1904 wird eine größere Anzahl troprndienstfShigrr Dreijährig-Freiwilliger für die Besatzung von Kiautschou zur Einstellung ge langen. Hierbei werden namentlich Bauhand werker jeder Alt, serner Schuhmacher, Schneider, Sattler rc. berücksichtigt. Die Mannschaften er halten in Kiautschou neben ver Löhnung und Verpflegung eine tägliche Teuerungszulage von 50 Pf., die Kapitulanten eine tägliche Ortszulage von 1,50 Mk. Bewerber, die vor dem 1. Oktober 1885 geboren sind, haben ihr EinstellungSgesuch entweder an da» Kaiser!. Kommando der Stamm kompagnie de» HI. SeebataillonS in Wilhelms haven oder an da» Kaiser!. Kommando der III. Matrosenartillerteabteilung in Lehe zu richten. Erstere» nimmt Meldungen für da» III. See bataillon und die Marinrseldbatterie, letztere» für die Küstenartillerie entgegen. — Nach dem Süden! Um die Benutzung der Slpensonderzüge zu ermäßigten Preisen noch für weitere Kreise zu öffnen, wird, wie wir au» zuverlässiger Quelle erfahren, von der Baierischrn Staatsbahnverwaltung den diesjährigen AlpensonderzugSfahrkarten eine erweiterte Gültigkeit brigelegt und zwar auch noch nach Garmisch-Partenkirchen, Oberammergau, Tegernsee und Füssen, sowie nach Oberstdorf. — Diese Neuerung wird von der Touristenwelt und den zahlreichen Sommerfrischlern gewiß freudig aus genommen werden. Ersteren wird damit «ine größere Bewegungsfreiheit ringrräumt, während die vielbesuchte« Sommerfrischen de» oberbatertschen Gebirge» nunmehr auf die Sonderzug»karte« allein erreichbar gemacht werden. — Der die»jährige Bundestag de» Sächsischen Radsahrer-Vunde» findet Mitte Juli in der Hauptstadt de» sächsischen Vogtland«» statt. Die Behörden Plauen» und di« Bürgerschaft dieser gastfreundlichen Stadt stehra dem Unternehme« sehr sympathisch gegenübr, so- daß bet der rührigen Tätigkeit der de« beste« Kreisen Plauen» aagrhörtgen Herren de» Fest- au»schusse» «i« glanzvolle» Gelinge« de» Feste»