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Druck und Verlag von Friedrich May, redigiert unter Verantwortlichkeit von Emil V»»S" Vermischte s. — Entleibt hat sich Donnerstag nachmittag der in der Berliner Handelswelt sehr bekannte Fondsmakler Max H. Meyer in seiner Wohnung im Gcunewald bei Berlin. Meyer, der in der Mitte der fünfziger Jahre stand, war eine der markantesten Persönlichkeiten der Berliner Börse. Umfangreiche Spekulationsverluste sollen ihn in den Tod getrieben haben. — Cassel, 18. Februar. Die Riesen lokomotive der hies. Hentschclschen Maschinen fabrik, welche jüngst bei ihren Probefahrten zwischen Göttingen und Kreiensen eine Schnelligkeit von etwa 130 km in der Stunde erzielte, hat dieser Tage die 108 Lin betragende Strecke Göttingen- Hannover mit 6 V Zugwagen in 1 Stunde 7 Min. zurückgelegt, während der V-Zug hierzu 1 Stunde 48 Minuten gebraucht. An Kohlen waren 65 Zentner verbraucht. — Durch einen Irrtum sein Leben ein- gebüßt hat ein Passagier eines von Hagen i. W. nach Breckerseld abgegangenrn PersonrnzugrS. Da drr Zug keine Einfahrt hatte, mußte er vor der Station Breckerseld halten. In dem Glauben, man sei schon im Bahnhofe angelangt, verließ ein Fahrgast III. Klasse das Coupv. In demselben Augenblick stürzte drr Monn mit einem gellenden Aufschrei dir dort befindliche steile Böschung hinab, in die reißenden Fluten des hochangeschwollenen Flüßchen» Bolme und kam nicht wieder zum Vor- schein. Die Persönlichkeit des Unglücklichen konnte als gesichert angenommen werden darf. Gelegentlich diele» Bundestage- werden auf der im vergangenen Jahre erbauten Rennbahn eine Anzahl Rennen ausgeschrieben, die bei der vorzüglichen und starken Rennmannschast des Bundes einen interessanten Verlauf zu nehmen versprechen. Zum AuStrag kommen u. a. auch die Meisterschaft im Bahn- wrttsahren für 1904, sowie Erst-, Vorgabe- und MannschaftSfahrrn. Ferner wird noch rin 50 Kilometer-Fahren hinter Motoren stattfinden, offen für Mitglieder de» Sächsischen Radfahrer- Bunde». L6L. Der Handels- und Tewerbekammer zu Zittau sind vertrauliche Mitteilungen über eine Firma der Papierbranche in London zu gegangen. — Die Kammer erteilt, wenn ihr be stimmte Firmen genannt werden, Auskunft darüber, ob sich die betreffende Firma in der Liste zweifel hafter ausländischer Firmen befindet. M. Die Gewerbrkammer zu Z'ttau veran staltet am Sonntag, den 6 März 1904, vor mittag» 11 Uhr in Zittau — Saal deö Hotels zur Sonne (Markt) — eine Versammlung der JnnungS-Obermetster, deren Stell vertreter nebst Vorsitzenden der Gesellen-PrüfungS- auSschüsse ihre- Bezirks zu einer Besprechung über verschiedene Handwerkerfragcn (Handwerks- organisationSgesetz vom 26. Juli 1897, LehrlingS- vorschriften, Gesellenprüfungen, Meisterprüfungen usw.). Auch weiteren JnnungSmitgliedern steht die Teilnahme frei. — Die Interessenten werden daher aus diese Versammlung hierdurch aufmerksam gemacht. Kamenz, 18. Febr. Hier wurde ein „Be- zirtsveretn für innere Mission für den Bereich der Amtshauptmannschait Kamenz" ge gründet. Vorsitzender ist Kammeiherr v. Bünau- Bischhetm, zum Vorstand gehört Amtshauptmann vonErdmannSdorf.—Herr Obersteuerkontrolleur Geh ist unter Belassung des bisherigen Titels und Ranges als Zollsekretär nach Dresden ver setzt worden. Radeberg, 19. Febr. Die Stadtverordneten haben endgültig über das schon längere Zeit be stehende Krankenhaus-Bauprojekt Beschluß gefaßt. Die Kosten des KrankenhausbaucS werden sich nach dem Voranschlag auf 270,047 Mark belaufen. Hierzu kommen die Herstellungskosten einer Schleuse von 150,000 Mark. Von dieser Bausumme sollen 200,000 Mark der 1900.r An leihe entnommen, drr Rest aber durch eine eventuell bei der LandrSverstcherungsanstalt aufzunehmende Hypothek gedeckt werben. Für Zinsen und Amorti sation sind jährlich etwa 13,060 Mark notwendig. Die Deckung dieses Bedarfs wird von einer für Radeberg geplanten Bier steuer erwartet. Dresden. In hiesigen Juristen- und Finanzkreisen ist man der Ansicht, daß die Vor kommnisse bei der Aktien - Gesellschaft Hüttig, photographische Apparate, deren Direktor etwa 100,000 Mark Gelrllschastsgrlder zu Speku lationszwecken ohne Wissen und Willen des Auf- sichtSratS verwendet haben soll, noch ein gericht- ichrS Nachspiel gegen den Direktor Hüttig zur Folge haben werden. Hüttig ist denn auch, wie mttgeteilt wird, am Freitag mittag nach einem Verhör vor dem Oberstaatsanwalt Bähr verhaftet worden. — Der Direktor der Monopol-Kontrollkassen- und Rechenmaschtnenfabrik Aktiengesellschaft Eugen Zabel hat sich am Donnerstag nachmittag erschossen. Er war AusstchtsratSmitglied der Firma Hüttig L Sohn. Leipzig. Als die Fahnenkompagnie des 106. Regiments mit klingendem Spiel am Donnerstag wieder vom Paradeplatz abmarschierte, lockte dies wie immer, eine Menge Zuschauer, die Soldaten ein Stück zu begleiten. Unter dem Publikum befanden sich auch einige junge Burschen, die aus dem Wege vor den marschierenden Truppen aller hand Allotria trieben. Den Vogel in dieser Be ziehung schoß, wie das „L. T." berichtet, ein junger Mensch im Alter von etwa 20 Jahren ab, der an einem unterwegs ausgelesenen Stück Latte ein rote- Taschentuch befestigte und mit dieser Fahne an der Spitze des Zuges, hint. her seine Freunde, marschierte. Selbstverständlich konnte die» nicht unbemerkt bleiben, und als das Militär bis ziemlich an die Kaserne herangekommen war, brau tragt« der Hauptmann den Tambour, den Mrn chrn festzunehmen. Dieser flüchtete aber sofprt den Weg an der Bahn entlang, so daß er von einem Unterosfizter, drr den Vorgang von der Kaserne au» beobachtet hotte, verfolgt werden mußte. Da er einen großen Vorsprung gewann, so setzte, kurz entschlossen der Hauptmann zu Pferde dem Betreffenden nach und — arg bedrängt — ließ der Verfolgte sich an der Böschung hinab und flüchtete auf da« Bahnglei», Der sSchfische Erzähler Nette I«. wo er von den hinzukommenden Mannschaften schließlich frstgenommen und zur Kaserne gebracht wurde. Leipzig. Für den Frstsaal im Rat Hause, sowie die Trinkstuben des Rates und der Stadt verordneten wird die Stadt eigenes Gerät für 50,150 Mark anschaffen, wenn die Stadtver ordneten dazu »Ja!" sagen. Leipzig, 19. Februr. Wie man zuverlässig vernimmt, hat sich der Vorstand der Leipziger Ortskrankenkassen mit den Einigungs vorschlägen, die von drr Königl. Kceishaupt- mannschast neuerdings den Vertretern drr streiten den Teile unterbreitet worden sind, grundsätzlich einverstanden erklärt und sie als durchaus geeignete Grundlage für rin neues Vertragsoer- hältniS bezeichnet. Der Kassenvorstand ist hierbei von der Voraussetzung voller Zustimmung der Königlichen Kreishauptmannschasr ausgegangen, daß die Verträge mit den inzwischen von auswärts herangezogenen Aerztcn in vollem Umfang auf recht erhalten werden und diesen Aerzten in keiner Weise ein Verzicht auf ihr BertragSrecht zugemutet werden darf. Frankrnberg. Von niederschmetternden Schicksalsschlägen wurde der Eisenhodler Richard Oskar Thiele im benachba.ten Ober lichtenau innerhalb weniger Wochen betroffen, indem seine Frau von einem toten Knaben entbunden wurde, im Wochenbette starb und der Mutter innerhalb acht Tagen das 1»/^ Jahre alte Söhn chen im Tode folgte. Thiele verfiel darüber in Schwermut und machte seinem Leben durch Er hängen ein Ende. Burgstädt. In der letzten Sitzung deS Hauptfestausichusses für da» Heimatfest wurde folgender Grundplan aufgestellt: Zeit des Festes: Sonnabend, Sonntag und Montag, den 16., 17. und 18. Juli. Programm. Sonnabend: früh Weckruf; vormittags 11 Uhr Weihe des König Albertdenkmals; 1 Uhr Festtafel; abend» 8 Uhr FcstkommerS in der Festhalle. — Sonntag: früh Wcckcuf; */<9 Uhr kurzer Akt aus dem Friedhose; 9 Uhr Festgottesdienst; nachmittags 2 bis ^3 Uhr Stellen zum Festzug auf dem Anger, der durch Festwagen rc. so glanzvoll wie möglich ge staltet werden soll. — Montag: nachmittags Teil nahme der Schuljugend mit Spielen, Schauturnen der oberen Klassen. Limbach bei Chemnitz. Das Opfer einer Gasvergiftung ist in der Nacht zum Dienstag hier der Zahnarzt Zimmer geworden. Am Morgen fand man den Bedauernswerten in seinem mit Leuchtgas erfüllten Schlafzimmer erstickt auf. Der Hahn an der Gaskochcinrichtung war offen. Es dürste ein Unglückssall vorliegen. Zwickau, 19. Febr. Heute mittag ereignete sich in der Apotheke zu Schedewitz bei der Verarbeitung von Petroleumäther eine Explosion, durch die der Apotheker Starke, Provisor Petersen, Markthclscr Schmiedeberger und Fräulein Tzirr so schwere Brandwunden erlitten, daß alle vier Personen in das hiesige KreiSkrankenhaus gebracht werden mußten. 1VO4 2t Amtsbl Rmr Mnfte 1) in L May in Bischofswerda. «I S S Milttv«»vlk, T L L bc B 2 A a> be B B K T G scl m sei W N gr noch nicht sestgestellt werden, auch tlieben die Nachforschungen nach seiner Leiche bisher erfolglos. — Kol in. (Böhmen.) Hier sind am Mittwoch etwa dreißig Personen nach dem Mittags mahl in der Volksküche schwer erkrankt und fünf davon bereits gestorben. — Ueber die Schreckenstat deS Grasen Drmblki in Warschau, der im Wahnsinnsanfall mehrere Personen tötete und verwundete, werden jetzt noch nachstehende Einzelheiten berichtet: Der 34jährige, auch in der aristokratischen Gesellschaft von Posen und In Wien wohlbekannte Graf verriet schon in den letzten Tagen ungewöhnliche Nervosität. Eines Abends speiste er in einem vornehmen Restaurant und verweigerte die Zahlung der Rechnung. Man mußte die Polizei herbeiholen, welche ihn nach seiner Wohnung brachte. Ai man den Grafen hier durch den Hausmeister auf fordern ließ, seine Legitimationspapiere vorzuweisen, zog er einen Revolver hervor, schoß dem Manne zwei Kugeln in den Kopf, verbarrikadierte die Tür und erklärte, daß er jedermann, der sich vor seinem Hause, ja selbst in der Mündung der nächsten beiden Seitenstraßen zeigen würde, erschieße. ES war inzwischen 11 Uhr nachts geworden. Die Menge, welche sich anfangs vor dem Hause ver sammelt halte, zerstob oder verbarg sich in Portalen der umliegenden Häuser. Der Gras be hauptete den Platz. Er trug seine Ahneiibildnisse auf den Balkon hinaus und hielt allerlei wirre Reden. Kaum aber hatte er eine herannahende Abteilung Polizisten bemerkt, als er eine doppel läufige Flinte ergriff — er verfügte über zwei Gewehre, einen Revolver und größere Vorräte von Patronen — und zweimal feuerte. Er er öffnete nun eine fast ununterbrochene Füstlade auf die Untenstehenden, tötete drei Personen und brachte 21 anderen schwere Verwund ungen bei. Dieser Kamps eines einzelnen gegen einen großen Teil der Polizeimacht Warschau», welcher überdies eine Jägerabteilung zu Hilfe ge schickt wurde, dauerte bis zum Morgen. Zwei Umstände erklären diesen ganz ungewöhnlichen Vor fall.- einerseits die Dunkelheit, welche es schwer machte, auf den in seinem Zimmer versteckten Grafen zu zielen, anderseits die außerordentliche Treffsicherheit des belagerten Schützen. General major Lichatschew, der Obcrpolizeimeister von Warschau, wollte das Leben der Gendarmen nicht gefährden. Die Folge dieser vorsichtigen Taktik war jedoch, daß der Wahnsinnige auch in die gegenüberliegenden Wohnungen zu schießen begann. Er zertrümmerte Fenster, Mobiliar und Wände in der ganzen Häuserreihe und zwang die entsetzten Bewohner, nach den Hinterzimmern zu flüchten. Dann zielte er aus die Straßenlaternen und traf die Brenner, so daß auch außerhalb des Hauses völlige Dunkelheit eintrat. Als aber der Polizei kommissar Pletschko aus ihn feuerte und im Schein des Schusses sichtbar wurde, legte auch der Graf blitzschnell an, und, geschickter als lein Gegner, verwundete er ihn tödlich. Die Aerzte und die Wagen der Rcttungsgesellschast waren die ganze Nacht über unterwegs. Endlich beschlossen die Stadtbehöcden, den Wahnsinnigen durch Chlor und Formal!» zum Verlassen seiner Wohnung zu zwingen. Mit Feuerspritzen, welche den Balkon des Grafen mehrere Stunden lang bestrichen, hatte man nichts ausgerichtet. Als Formaltnapparate anlangten, wagte niemand, mit ihnen in das HauS deS Irrsinnigen zu dringen. Erst der Elektro techniker Kielpinski machte der grauenvollen Situation ein Ende. Gegen 6 Uhr morgens von einem Balle heimkchrend, verbarg er sich, ebenfalls ein trefflicher Schütze, im dritten Stockwerk des gegenüberliegenden Hauses. Als um 7 Uhr, bei - - -- ^ne eine und ein den D Vorladungs -! zu lassen. D Stelle der St A jenigen Ortes D langt oder > Ue Handlung in S V' Entbi rr 'K d Hellem Tageslicht, der Kops deS Grafen für Sekunde sichtbar wurde, sandte KielpinSki Ichrotladung hinüber, verletzte den Rasenden machte ihn unschädlich. Graf Dembjkl ist Mann von ungewöhnlicher Schönheit und vornehmsten Umgangsformen. Nach den Angaben seiner Verwandten ist er Morphinist. -- Folgende kräftige Aufforderung ist in einer der letzten Nummern deS „Günz- und Mindelboten" enthalten: „Diejenige Person, die so anonyme Briefe und Karten schreibt, ist ein ganz verkommenes Subjekt, rin Scheusal, eine Höllen maschine, eine Bestie in Menschengestalt, solange bis sie öffentlich hervortritt. Dir Zunge soll man Dir herauSreißen und den Hunden vorwerfrn. Frau Sauter in Denzingen." Dir kann'«! — (Immer geschäftsmäßig.) Im Se- richtSsaal. Richter: „Angrklagter, Sie sind also zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden .... treten Sir die Strafe gleich an?" — Angrklagter: „Krieg' ich da Rabatt?"