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»v Der sächsische Erzähler «eite». beleben, wenigstens sind von unsrem Wiechretschrn Pendel-SeiSmometer vorige Woche innerhalb von ! 30 Stunden gleich zwei Beben ausgezeichnet i worden. Zunächst polsterten Leipzig am 4. Februar i nacht» 11 Uhr bi» 8 Minuten nach Mitternacht seismische Wellen. Diele rühren von einem Erd beben her, welche» sich wahrscheinlich mindesten» 9000 Lw von un» sich abgespielt hat. Eine Nach richt, in welcher Gegend e» vielleicht verheerend ausgetreten ist, fehlt zurzeit noch. Wesentlich schwächer hat sich eine andere Erderschüttrrung ausgezeichnet. Ihre Wellen haben die Schretbarme de» Seismometer» am 6. Februar früh von 3 Uhr 81 Minuten bi» 4 Uhr nur um Beträge von 0,25 mm bewegt. Der Herd diese» Erdstöße» ist dort zu suchen, wo im südöstlichen Siebenbürgen die Karpathen an die tranSsylvanischrn Alpen grenzen. Wie der Telegraph meldete, sprang in Kezdt Basharheli dir durch die Erdbrbung erschreckte Bevölkerung au» den Betten, doch wurde nur un bedeutender Schaden angrrichtrt. Dieser relativ geringen Stärke entspricht die schwache Aufzeichnung in dem 1200 Lm entfernten Leipzig vollständig. — Der „Freiberger Anzeiger" berichtet vom Donnerstag: Au» dem benachbarten Brand werden Erderschütterungen gemeldet. Die vergangene Nacht um einen Tisch versammelten Gäste de» Restaurant» „Stadt Rom" daselbst fühlten plötzlich eine eigenartige Bewegung unter ihren Füßen, die sie auf eine Erderschüttrrung zurücksührten. Am Donnerstag zwischen 4 und 5 Uhr verspürte rin dortiger Einwohner ebenfalls einen Erdstoß, dem rasch die Schwankung und rin eigenartige» Geräusch folgte. Au» Hof meldet man, daß am Donnerstag sieben Erdstöße erfolgten, welche Häuser erschütterten. Thierbach bet Borna, 11. Frbr. Gestern hier manövrierende Ulanen hatten im Kirchenholze einige Patronen verloren, die von den Knaben G. und M. aufgehoben und mit nach Hause ge nommen wurden. Die Jungen gingen in den Hof de» Schmiedemetstrr» Klingrnstetn und nahmen ohne dessen Wissen einen Hammer zur Hand, um die Patronen zu zerklopfen; als ihnen das nicht glückte, warfen sie eine Patrone in« Schmiedefeuer. Wie nun der eben rintretrnde Schmiedemrister ahnungslos zum Feuer trat, krachte plötzlich ein Schuß und traf ihn so unglücklich in den Mund, daß er sosort in schwerverletztem Zustande dem Arzte zugeführt werden mußte. Frohburg. Am Montag feierte hier der in ganz Sachsen und weit über dessen Grenzen hinaus bekannte Imker Herr Kantor owor. Krancher feinen 80. Geburtstag. Geistig und körperlich rüstig, reist er noch oft im Land umher, um Vor träge über Bienenzucht und Btrnenpflege zu halten; auch ist er noch heute Redakteur des von ihm vor vierzig Jahren gegründeten FachblatteS „Deutscher Bienrnirrund", und der bieneowirt- schastliche Hauptveretn im Königreich Sachsen bat ihn bi» heute in sein Direktorium als Geschäfts führer allezeit gern wtedergewählt. Geithain. Außer den drei Burschen, die de« Mord bei Adorf im Erzg. begingen und dann ln Plauen t. B. verhaftet wurden, sind noch zwei weitere Korrektionäre aus der Landesanstalt BräunSdorf entflohen. Einer dieser Flüchtlinge, Gustav Robert Berger au- Boxdorf, ist am Sonntag abend hier festgenommen worden. Der uoch fehlende CiruS au» Glauchau soll sich in der Gegend von Altenburg aufhaltrn. Crimmitschau. Die Zahl der Arbeitslosen beträgt nach einer Aufnahme am Sonnabend abend uoch immer 1103 Personen. Diese verteilen sich auf die einzelnen Betriebe wie folgt: 455 Arbeiter tn der Weberei, 372 in der Spinnerei, 88 in der Appretur, 141 tn der Färberei, sowie 47 in ver schiedene» Branchen. Die Beschäftigungslosen er halten fortlaufende Unterstützung vom Deutschen Textilarbeiterverband. Au» dem 20. sächsischen Reichstag». Wahlkreise (Olbernhau), 14. Frbr. Bezüglich der Ausstellung eine» Kandidaten der Ordnung». Parteien ist «och keine Entscheidung ge troffen. Geheimer Finanzrat Jenke hat eine Kandidatur mit rückstcht auf seine GesundheitSvrr- vrrhältntffe abgrlehnt. Schneeberg. Unser neuer Superintendent und Obrrpfarrer Herr Thoma» wurde am Sonntag in Gegenwart der Behörden, der Seist- ltchkrtt der Ephorte und der äußerst zahlreich ver- sammelten Gemeinde in sein Amt feierlich ein gewiesen. Herr Oberkonsistorialrat Clauß hatte der EinwetsungSrrde rin Wort au» dem 40. Psalm zugrunde gelegt; er gedachte auch mit hoher An erkennung de« in den Ruhrstand getretenen Herrn Kirchenrat Roth. Herr Sup. Thoma» hielt die tief zu tzerzeu sprechende Antritt-Predigt über: lW predigen Jesum Christum, den Gr» kreuzigten." An dem Festmahle im Kasino nahmen 80 Herren teil. Buchholz. Am Sonnabend ist da» Hotel „Deutscher Kotier" gerichtlich versteigert worden. ES wurde dem Vorbrsttzer desselben zum Gebote von 78,600 Mk. zugrschlogen. Der Nachbrsitzrr hotte e» zum Preise von gegen 130,000 Mk. übernommen. Die aus da« Hotel eingetragenen Hypotheken mögen etwa 170,000 Mk. betragen. Plauen. Auf rin Inserat im „vogtl. Aoz.", worin ein Kassierer für einen Monatsgehalt von 100 Mark gesucht wurde, waren 163 Bewerbung», brieie eingegangrn. Da in der Anzeige aus drücklich verlangt wurde, daß Rückporto bei gefügt werde, lenkte sich die Aufmerksamkeit der Polizei auf die Anzeige. Sie beschlag- nohmtr die 163 Offertenbrtrfe und ließ den Be steller der Anzeige, einen Kolporteur au» Zwickau, sistieren, al» er die Briefe am Schalter abholen wollte. Ob der Mann tatsächlich tn der Lage war, einen Kassierer anzustrllen oder ob r» ihm nur darum zu tun war, die den Angeboten bei gefügten Marken zu erlangen, wird die Unter suchung dartun. Vorläufig befindet sich der Mann noch in Hast. Oelsnitz. Der älteste hiesige Bürger und vielleicht der älteste Geistliche Sachten», der 92- jährige Pfarrer emor. vr. xdil. Karl Hermann Meyer, feierte am 13. Februar sein 70jährige» Doktorjubtläum. Meyer promovierte am 13. Februar 1834 an der Universität Leipzig. Deutsches Reich. Urber die Mission des Kommandeur» de» Preu ßischen Alexander- Garde-Grenadier-Regiment», Obersten von Schenk, am Petersburger Hofe, wohin Herr v. Schenk im besonderen Auftrage de» Kaisers entsandt worden ist, gehen mancherlei Mitteilungen um. So heißt e», daß der Oberst u. a. auch beauftragt gewesen sei, in Petersburg namen» deS Kaisers Wilhelm Muster der russischen Offizier säbel mit Lederfchetde, sowie gewisse Uniformstücke zu erbitten; angeblich sollen die stählernen Säbel- scheiden der deutschen Offiziere durch solche au» Leder ersetzt werden. Inwiefern diese Version von der Mission deS genannten preußischen Garde« osfiztrrS in Petersburg begründet ist, da» muß einstweilen dahingestellt bleiben. Jedenfalls steht aber fest, daß Oberst v. Schenk dem Czarrn ein Handschreiben deS Kaiser» Wilhelm überbracht hat, und hierin dürfte wohl der Hauptzweck der Ent sendung des Obersten v. Schenk nach der russischen Hauptstadt bestanden haben. Der Reichskanzler Graf Bülow erläßt im „ReichSanzetgrr" folgende Bekanntmachung: Nach amtlichen Erklärungen, welche die Kaiserlich russische Regierung und die Kaiserlich japanische Regierung hier abgegeben haben, be steht zur Zeit zwischen Rußland und Japan Krieg. Die» wird mit dem Hinzufügen bekannt gemacht, daß hiermit für jedermann im Reichsgebiet und in den deutschen Schutz gebieten, sowie für die Deutschen im Auslande die Verpflichtung eingrtreten ist, sich aller Handlungen zu enthalten, die der Neutralität Deutschland» zuwiderlaufen. Urber da» diesjährige Kaisermanöver, schreibt die „Neue Pol. Korr.", gehen tn der Presse verschiedrntliche Nachrichten um, die sich zum Teil sogar direkt widersprechen. Wir glauben nun als sicher mittetlrn zu können, vaß da» Kaiser manöver zwischen dem GardekorPS und dem 9. Armeekorps (Schleswig-Holstein) stattfinden wird. DaS 9. Korp» soll durch Truppen de» 10. Korps verstärkt werden, und vouz 3. Armee korps nimmt da» Letb-Grenadter-Regiment Nr. 8 (Frankfurt a. O.) an dem Manöver teil, dessen Schauplatz Mecklenburg-Schwerin ist. Der Reichstag brachte am Montag die Debatte über da» Kapitel „Reich-Versicherungs- amt" de» Etat» de» ReichSamtr» de» Innern endlich zum Abschluß. E» sprachen an diesem Tage hierzu noch vle Abgeordneten Fräßdorf, Schmidt-Berlin, Stadthagen und Molkenbuhr von den Sozialdemokraten, v. Hkyl zu Herrn»hrtm von den Nationollibrralen, Mugdan von der frei sinnigen BalkSpartei, sowie Staatssekretär Gras PosadowSky. Im Verlaufe der Diskussion richtete Abgeordneter Stadthagen lebhafte Angriffe persön lichen Charakter» auf den Abgeordneten v. Heyl zu Herrnsheim, wa» den amtierenden 2. Vize- Präsidenten Dr. Paasche zu wiederholten energischen Zurechtweisungen de» genannten sozialistischen Redner» veranlaßte. Im Gegensätze zu seinen verschiedenen FrakttonSgenossen drückte Abg. Schmidt- Berlin im allgemeinen seine Zustimmung zur Recht sprechung de» RrichSverstcheruag»amte» au», über welche Stellungnahme diese» sozialdemokratischen Abgeordneten Staatssekretär Gras PosadowSky unverhohlen seine Zustimmung äußerte. Nach Genehmigung diese» erwähnten Kapitel» wurden eine Reihe weiterer Kapitel und Titel de» Etat» de» ReichSamtr» de» Inneren ziemlich rasch er ledigt; beim Posten „Ausstcht»amt für die Privat versicherungen" brachte der Reformer Werner ver schiedene angebliche Mängel bet der Berliner Versicherungsgesellschaft „Victoria" zur Sprache; Staatssekretär Graf PosadowSky verhieß eine Untersuchung hierüber. Bet der Forderung von 180,000 MI. al» vierte Rate de» ReichSbrttrage» zum Au»bau der HohkönigSburg im Elsaß ver langte der Sozialdemokrat Südekum die Streichung dieser Position; sie wurde indessen bewilligt, nach- dem Staatssekretär Gras PosadowSky, sowie die Abgeordneten Henning (kons.) und v. Kardorff (ReichSp.) zu gunstrn derselben gesprochen. Bet Erörterung de» Titels „2 Millionen Mark al» zweite Rate für die Weltausstellung in St. Louis" trat Vertagung rin. Die Zustimmung de» Bunde»rate» zu« Entwürfe de» neuen Militärpeusioa»- ge setze» wird tn Kürze erwartet; alsdann soll der Entwurf sofort dem Reichstage zugrhen. Das preußische Abgeordnetenhaus bestätigte am Montag definitiv sein Präsidium v. Kröchrr, vr. Porsch, vr. Krause durch Zuruf und führte dann dir Beratung de» Etat» der Bergbau-, Hütten- und Saltnenverwoltung Wetter. Die gesamte fernere Sitzung wurde indessen durch eine lebhafte Debatte über den Antrag de» Ab geordneten Hirfch (fr. BolkSp.) au-gefüllt, die StaatSregirrung um Erlaß eine» Gesetze- zu er suchen, welche» die veralteten Bestimmungen de» allgemeinen Berggesetzes von 1868 betreff» der Knappschaft-Vereine mit der Reichsgesetzgebung über die Arbeiterverstcherung tn Einklang bringe. Die Redner der Konservativen und der Nattonalliberalea bekämpften, diejenigen de» Zentrum», der Polen und der freisinnigen Fraktionen befürworteten den Antrag Hirsch, schließlich trat Vertagung ein. Der Bund der Landwirte, der am Montag seine Generalversammlung im Ziiku» Busch in Berlin abhirlt, zählt nach dem Jahresbericht 250,000 Mitglieder. Davon wohnen 139,000 westlich, 111,000 östlich der Elbe. In Berlin wurde am Montag die Aus stellung für Moorkultur und Torfindustrte eröffnet, wobei Staatssekretär Graf PosadowSky die Eröffnungsrede hielt. Die Ersatzwahl im RetchStagSwahlkrrtse Elchwege-Schmalkalden für den bisherigen Vertreter, den zu Gefängnis verurteilten früheren freisinnigen Abgeordneten Seyboth, hat sich eine engere Wahl zwischen Hugo (soz.) und Raab (anttsemtt.) nötig gemacht. Die ReichSpartet einerseits, die freisinnige BolkSpartet anderseits geben hierbei den Ausschlag. Professor Ernst Haeckel tn Jena, der aus gezeichnete Naturforscher, der namentlich durch sein Buch über die natürliche Schöpfungsgeschichte berühmt geworden ist, beging am Dienstag seinen 70. Geburtstag. Hamburg, 16. Frbr. Der große Tran»- portdampfrr der Hamburg-Amerika-Linte „Batavia" hat tn Wladiwostok mehr al» 1000 Flüchtlinge an Bord genommen und wird diese in Mojt oder Tsingtau landen. Dessau, 14. Februar. Urber die Haltung de» Reichstage» beim Ableben de» Herzog- Friedrich von Anhalt beklagt man sich in an- haltischen amtlichen Kreisen. Die Krri»blätter — so schreibt man den „Letpz. N. N." au- Bern burg — nennen e» außerordentlich auffallend, daß des Htnschetden» der Herzog» mit keinem Worte im Reichstage gedacht ist. Als König Albert von Sachsen starb, habe sich da- Präsidium de» Reichstage» an der Beisetzung beteiligt und nach Wiederaufnahme der Sitzungen habe der Präsident de» Heimgegangenen Monarchen gedacht. Auch beim Tode de» Sroßherzog» Karl Alexander von Sachsen-Weimar 1901 sei dir» geschehen. Beim Ableben de» Herzog» Alfred von Sachsen» Koburg-Gotha habe sich der Reichstag zwar auch passiv verhalten, doch könne nach Ansicht der amt lichen Kreise in Anhalt dieser Fall nicht gut in Vergleich gezogen werden, da Herzog Alfred nicht zu den Begründern de» Reiche» gehört«, wie Herzog Friedrich, und der Reichstag damals nicht tagte, sondern erst 3»/, Monate später zusammen- getreten fei. In Südwest-Afrika sieht e» in den vom Aufstande betroffenen Gebieten traurig au». Rach einer Depesche de» Oberleutnant» Ziegler au» Okahandja an den „Lübecker Aoz." sind die Farmen der Damaraland - Farmgesrllschaft Oka- hango bi» auf ein massive» Wohnhaus und ferner Gam»berg ganz zerstört. Vieh und Ernte sind geraubt. Frauen «ad Kinder reisen nach Deutsch-