Volltext Seite (XML)
»«. Birkevrrisern Eltern, Paten und Bekannte berühren, dazu etwa folgendes im Stngeton sprechend: „Aschrkrhren, langes Leben, mußt mir auch 'nen Dreier geben." Pfannkuchen und anderes Nasch» Werk sind natürlich auch willkommen. In Mecklen burg verlangen dir Kleinen ziemlich ungestüm ganz «tafach: „Heitwecken her, Heitweckm her!" (Eine in plattdeutschen Gegenden beliebtes Fastengebäck). Ein Zeichen, daß man auf dem Lande das katho lische Fastengebot bisweilen etwa» einseitig ausfaßt, ist die Sitte drS „Kreuzchen ertränken", d. h. man ißt wenig, trinkt sich aber dafür in der Schenke elnen Ordentlichen an. Betreffs des Fasten« über haupt ordnete schon die Benrventer Synode vom Jahre 1091 an: „Kein Laie soll sich unterstehen, nach dem Aschentage, der selber ein Hauptfasten bedeutet, Fleisch zu genießen." Noch jetzt gelten die mit Aschermittwoch anhebenden Tage und Wochen — bis zum Karsonnabend — als wichtigste katholische Fastenzeiten, während die evangelische Kirche bekanntlich dem Fasten als solchem gegen über eine freiere bezw. ablehnende Stellung ein nimmt. Wie dem auch sei, der Gedanke, daß alles Irdische und Vergängliche nur ein „Gleichnis" ist, bedeutet überall die Grundsttmmung des Ascher mittwochs. So hat man auch das, z. B. im Harz und in Westfalen bekannte „Begraben der Fast nacht" auSgelegt, — ein SlaS mit Branntwein wird in ein Loch gestellt, oder eine Strohpuppe wird unter Halloh tnS Wasser geworfen. Die ursprüngliche Bedeutung derartiger Sitten ist allerdings rein heidnisch. germanischer Natur. FrühlingSopfer und uralte Vorstellungen von einem Kampfe des Winters mit einer neues Leben spendenden Lichtgottheil mögen hier herrinspirlen. — Ein verregneter Sonntag, wie der vergangene, bringt immer Enttäuschungen, nament lich für dir außerhalb der Stadt gelegenen Er holungsstätten, die bei günstigem Wetter gern aus gesucht werden. Der Regen hat auch ein rasches Schmelzen des Schnees bewirkt, so daß Felder und Fluren in der Umgebung wieder schneefrei sind. Die Quellen sind durch die reichlichen Niederschläge frisch gespeist worden, Wassermangel ist also für absehbare Zeit nicht zu erwarten. Heute hat es den Anschein, als wolle sich der Winter noch nicht verabschieden. Wie lange das weiße Bild bleiben wird — wer weiß es? — Die Zugvögel kehren von Mitte dieses Monats an wieder zu uns zurück, zuerst die Lerchen und Stare, dann Kiebitze, wilde Tauben, Bachstelzen rc. Wer Nistkästen hat, tut darum gut, dieselben jetzt auSzubrssern und zu reinigen, damit die kleinen gefiederten Gäste alles zu ihrem Empfang bereit finden. Die kleinen Auslagen und Mühen werden tausendfach belohnt. — Die Ziehung 3. Klasse der 145. königl. sächsischen Landeslotterie findet am 3. und 4. März statt. Die Erneuerung der Lose muß bis zum 23. Februar geschehen. — Infolge der letzten guten Ernte sind Aepsel zur Zeit auf dem LebenSmittelmarktr noch reichlich vertreten. Allerdings sind die Preise, besonders bet den in großen Mengen aus den deutschen Märkten erschienenen amerikanischen Aepfeln, wesentlich gestiegen. Ein verhältnismäßig billiger und dabei sehr schmackhafter und haltbarer Apfel ist gegenwärtig der sogenannte steiermärkische Maschanska, den die Obsthändler in den Dresdner Markthallen noch in großen Posten zum Kaufe ouSbietrn. — Weiterhin übernimmt nun auf dem Obstmarkte die Apfelsine die führende Rolle. Die ersten Sendungen, die aber wegen ihres sauren Geschmackes weniger beliebt sind, kommen all jährlich aus Spanien. Süßer und schmackhaster ist die italienische Apfelsine, von denen in der Dresdner Hauptmarkthalle jetzt fast täglich mehrere Wagenladungen rintreffen. Die Er zeugung von Apfelsinen hat in den letzten Jahren ganz erheblich zugenommen. Italien allein erzeugt jährlich ungefähr 5 Milliarden dieser Früchte und in Spanien hat sich diese Kultur ähnlich entwickrlt. Auch die Amerikaner haben in Kali fornien und Florida 8 Millionen Apselstnenbäume angepflanzt. Ein solcher Baum bringt jährlich durchschnittlich 200 Früchte; man hat ober in Messina und Palermo schon Bäume gehabt, dir bi- tausend Früchte getragen haben. Die starke Erzeugung von Apfelsinen hat einerseits eine Verbilligung der Preise, andererseits aber auch «in starke- Anwachsen des Verbrauches zur Folge gehabt. K Neukirch, 16. Februar. In der am vorigen Sonntag abgehaltrnen Generalversammlung der freiwilligen Feuerwehr Obrrnrukirch wurde be schlossen, eine fahrbare Krankentragbahre anzu schaffen. Da dieselbe nicht bloS den Oberneukirchrr- Gemeinden, sondern dem ganzen Orte und auch der Umgegend zur Verfügung stehen foll, so Der sächsische Erzähler. Seite L. dürfte die Anichaffung der Krankentragbahre gewiß alllritig mit Freuden begrüßt werden, da bekanntlich der Transport eine- schwer Kranken resp. Ver unglückten wohl in den meisten Fällen mit viel Sorgen und Umständen, oft auch mit fast uner träglichen Schmerzen de» zu Transportierenden verbunden ist. Diesen Uebrlständen soll dadurch abgrholfrn werden. Kamenz. Im Verlauf dreier Wochen sind am Sonntag nachmittag gegen 4 Uhr die Scha motte- und Tonwerke, Aktiengesellschaft, im benach barten Ton berg von einem zweiten Brande be- troffen worden, der ebenfalls wie der letzte auf böswillige Brandstiftung schließen läßt. Da-Ge bäude, in dem sich die Kontorräume, zwei Brenn öfen und die Albeiterwohnungen befanden, wurde bi- auf die Umfassungsmauern eingräschert. * Bautzen, 16. Februar. In heutiger Auf- sichtSrarSsitzung der Vereinigten Bautzner Papierfabriken wurde dem Anträge deS Vorstände- gemäß beschlossen, von dem für da- Geschäftsjahr 1903 sich ergebenden Gewinne eine Dividende von 8 Prozent zur Verteilung zu bringen. Die ordentliche Generalversammlung soll den 7. März d. I. stattfinden. Weißenberg. Der hiesige Temeindrrat hat an die Ständeversammlung eine Petition ein gereicht, in der um die Wirdereinrichtung eines Amtsgericht» in Weißenberg gebeten wird. Weißen berg hatte bekanntlich bis 1874 rin Amtsgericht. Al» Gründe werden die ArbeitSüberbürdung der Amtsgerichte in Löbau und Bautzen angegeben. Reichenau, 14. Frbr. Herr Fabrikbesitzer Wilhelm Brendler, welcher anläßlich des 60jährigen Bestehens der Webereifirma I. T. Brendler 50,000 Mark zur Errichtung eines öffentlichen Kinderheims stiftete, hat weitere 30,000 Mark als Pensionsfonds für die Beamten der Fabrik gestiftet. Wie auS militärischen Kreisen mttgetetlt wird, beabsichtigt der Kommandeur des 19. Armeekorps General der Infanterie v. Treitfchke, Ex;, am 1. April aus dem aktiven Dienste zu scheiden. Zu seinem Nachfolger sei von Seiner Majestät dem König der Kommandeur der 40. Division in Chemnitz, Herr Generalleutnant Vitz thum v. Eckstädt, Exzellenz, ernannt worden. Der Präsident der Zweiten Kammer, Herr Geh. Hofrat vr. Mehnert, ist von einem Unwohlsein befallen worden und muß daS Zimmer hüten. Die Leitung der Präsidialgeschäfte der Zweiten Kammer hat bis zur Genesung drS Präsidenten Herr Vizepräsident vr. Schill-Leipzig übernommen, welcher der Kammer mit dem bei fällig aufgrnommenen Wunsche auf baldiges Wiedererscheinen des Präsidenten im Hause davon Kenntnis gab. Der Redakteur der konservativen Wochenschrift „Vaterland" Herr Nober ist erkrankt. Mit der Führung der redaktionellen Arbeiten dieser Zeitung wurde Herr Major a. D. Willnov betraut. Dresden. Am Dienstag ist der vormalige Ab teilungsvorstand in der Generaldirektion der sächs. Staatsbahnen, Geh. Ftnanzrat Schreiner, ge storben. Seine Verdienste wurden 1876 durch Verleihung des Ritterkreuzes 1. Klasse vom Ver dienstorden und 1898 durch Verleihung des Kom« tureS 2. Klasse vom AlbrechtS-Orden anerkannt. Außerdem wurde er vom Großherzog von Sachsen- Weimar und vom Fürsten Neuß ä. L. ausge zeichnet. Er erreichte, im Ruhestand lebend, das Alter von 76 Jahren. Sein Sohn, Herr Ftnanzrat Alfred Schreiner, ist Mitglied der Generaldirektion der sächsischen Staatsbahnen. Dresden, 15 Febr. In der russischen SesandtschaftSkirche fand am gestrigen Sonn tage im Anschluß an die Liturgie anläßlich des Krieges ein Bittgottesdienst statt, dem der russische Gesandte am sächsischen Hofe Baron von Wränge! und LegattonSsekretär von Smtr noff beiwohnten. Zur Verlesung gelangte im Verlaufe der Feierlichkeit die Proklamation des Czarrn an sein Volk. — Eine Versammlung von Vorstands mitgliedern hiesiger Gesangvereine beschäftigte sich gestern mit der Gründung eines Sänger- Heims. Der Inhaber des Palastrestaurants hat sich bereit erklärt, sein Etablissement in ent sprechender Weise umbauen zu lassen und unter günstigen Bedingungen den Dresdner Sängern zur Verfügung zu stellen. Die Versammlung, in welcher der Julius-Otto-Bund, der Elbgau- sängerbund und eine Anzahl größerer Vereine vertreten waren, erklärten sich mit der Gründung einverstanden. E» wurde eine Bau- und Lokal kommission gewählt, welche die Angelegenheit weiter fördern soll. Man hofft, daß das Sänger heim bereits am 1. September vollendet sein wird. Dresden, 15. Febr. Eine unglaubliche 1GGÄ Bierpantscherei wird soeben im Verwaltungs bericht des Rate- bekannt gegeben. ES heißt da: Nachdem rin Steuerbramter erfahren hatte, daß eine Brauerei auf dem Lande Saccharin ver wenden foll und die von ihm ringelteferten Bier proben sich in der Tat faccharinhaltig erwiesen, ordnete die König!. Staatsanwaltschaft unter Zu ziehung de- städtischen UntersachungSamteS eine Revision der Brauerei an, welche die unglaublichsten Zustände zutage förderte. Malz undtzopfea waren anscheinend ganz unbekannte Begriffe, aber an deren Stell« wurden nicht weniger al« zehn verschiedene Präparate bezw. BerfälschungSmtttrl oufgefunden, welche sich in Tüten und Zigarrenkisten befanden und nach Aussage des „Bierbrauer«" sämtlich zur Fabrikation Verwendung gesunden hatten. Neben gepulverte« Natriumkarbonat und Weinsäure fanden sich al» Sprudelprrlea bezeichnete Tabletten von je 0.5 Gramm Gewicht, welche au« doppelkohleasaurem Natron und Kochsalz bestanden. Ein GährungS- pulver stellte sich als grob gemahlener Koriander, rin Kesselklärpulver als MuS- « 5 8 b S ti b. P s< w n< fe b< ri ai st ai d. 5 0 d katnußmrhl heraus. Mousfierpulver war ein Gemisch von Rohrzucker, Natrtum- karbonat und Wetnsteinsäure mit 0,7 Proz. Saccharin, und das BeredelungSpräparat bestand auS reinem Saccharin. Durch Be schlagnahme der Bücher und Prospekte gelang e«, die drei oder vier Lieferanten der Verfälschung-« mittel festzustrllrn und sonach auch ein Einschreiten gegen diese zu ermöglichen. Meißen. Einen schrecklichen Fund machte man am Dienstag vormittag im rechtsufrigen Stadtteile. Beim Räumen einer Abortgrube fand man die Leiche eines seit August v. I. vermißten > 11jährigen Knaben«. Ob ein llnglücksfall oder ein Verbrechen vorliegt, bedarf noch der Aufklärung. Hierzu erfährt der „DrrSdn. Anz." noch: Der Knabe ist wahrscheinlich daS Opfer seiner Schul scheu geworden. Er mußte häufig durch den Schuldiener zur Schule geholt werden und pflegte sich vor diesem auf dem Boden, im Abort usw. zu verstecken. Dabei scheint er auf den unglück lichen Einfall gekommen zu sein, sich in der Oeffaung des AbortS, einer alten Anlage ohne Röhren, zu verstecken. Hier ist er entweder von den Gasen betäubt worden, oder er hat nicht mehr die Kraft besessen, sich wieder herauSzuarbeiten und ist hinab gestürzt. Die Eltern des Knaben sind Arbeits leute, sie haben noch drei jüngere, sowie mehrere der Schule entwachsene Kinder. Leipzig. Zur Feier des Todestage« Or. Martin Luthers wird am 18. Februar in der Motthäikirche von Pfarrer Segnitz auS 5 v v f i! z l « r r l e r r i I i s < i s ! Dresden ein Predigtvortrag über daS Thema gehalten werden: „Wozu verpflichtet uns an gesichts der erneuten Luther-Verunglimpfungen der Sterbetag deS großen Reformators?" Mit dieser Frier ist die Hauptversammlung drS ZweigvereinS deS Evangelischen Bundes für Leipzig und Um gegend verbunden. Leipzig. Der Anfang des Sommer semesters 1904 an unserer Universität ist auf den 18. April, der Schluß auf den 13. August festgesetzt. Als Dekane sind auch im kommenden Semester (bis 31. Oktober) folgende Professoren tätig: in der theologischen Fakultät Professor v. Brirger, in der juristischen Fakultät Professor vr. Strohal, in der medizinischen Fakultät Prof, vr. Zweifel und in der philosophischen Fakultät Professor vr. Schmarsow. — Ein seltener Fall hat sich jüngst im Dorfe Troßzösscabei Kieritzsch ereignet. Dort waren Brunnenbauer beim Bohren nach Wasser beschäftigt, als sie plötzlich in einer Tiese von etwa 100 Meter auf eine gewaltige Wasserader stießen. Der entwickelte Druck war ganz außerordentlich und das Wasser wurde fast haushoch über den Erdboden herauSgrstoßen, so daß der Schulgarten und die Straßen bald unter Wasser standen. Leipzig, 15. Februar. Auf Veranlassung deS Herrn Kreishauptmann Or. v. Ehrrnstein haben zwischen den Arrzten und der hiesigen Orts krankenkasse EinigungSverhandlungen statt gefunden. Daraufhin haben die Kaffenärzte be schlossen, neue Forderungen zu stellen und diese bis morgen an die Königliche KreiShauptmann- schäft einzureichen. Dem Vernehmen nach wollen die Aerzte da» geforderte Pauschalhonorar von 12 Mk. aus 8 Mk. herabsetzrn. Die Ortskranken kasse ihrerseits hat sich dagegen bereit erklärt, da» Pauschal bi» auf 7 Mk. zu erhöhen. Die Forderung der freien Aerztewahl wollen di« Aerzte nicht fallen lassen. Erdbeben, von der Erdbrbenstation Leipzig wird berichtet: Nach einem iabrzug auf Erdbeben ausfallend ruhigen Herbst und Winteranfang scheinen dir seismischen Kräfte sich jM-iMMMMM