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IS. SV« »achvsche Wr^thler. Sette 4. Unsere Stadt war während der letzten Wochen da« Ziel vieler lustiger, teilweise überaus zahlreiche Schlitten mit sich führender Schlittrnpartten au- allen Himmelsrichtungen. Da kam gestern un- vermutet Tauwetter, unter dem der Schnee zusehends zerfloß, auf dem Boden eine eisige Schicht zurück lassend, die manchen Passanten in Gefahr brachte, zu Fall zu kommen. Heute herrscht mildes Wetter, da» an den kommenden Lenz mahnt. — Seit Freitag abend sind die Straßen und Plätze der Stadt mit Glatteis überzogen, da recht geeignet ist, die Passanten zu Falle zu bringen. An die Hausbesitzer muß daher die Mahnung gerichtet werden, die gefährliche Glätte durch daS Streuen von Sand oder Asche unwirksam zu machen. Dadurch bewahren sie nicht nur ihre Mitmenschen, sondern auch sich selbst vor Schaden, denn bekanntlich haften sie für die Folgen jedes Unglücks, das vor ihrem Grundstücke durch AuS- gleiten oder Fallen auf dem unbestreutrn Bürger steige geschieht. — Februar! Der Monat Februar beginnt mit dem heutigen Tage. Er verdankt feinen Namen der heidnischen Reinigungsgöttin Februa. Der Februar bildete bei den allen Römern den letzten Monat, da mit ihm das Jahr schloß. Dieser Monat war den unterirdisch waltenden, unbekannten göttlichen Mächten geweiht, vor denen man Furcht hegte. Die alten Deutschen sollen den JahreSschluß im Februar durch große Zech gelage gefeiert haben, wobei sie aus Hörnern von Ochsen oder von Metall zu trinken pfl:gten, woraus der Name Hornung entstand. Nach anderen aber kommt diese Bezeichnung von Hör (d. h. Koth, Schmutz) her, weil sich AuSgangS deS Winters viel Schmutz auf den Verkehrswegen ansammelt. Der Februar, den man auch den Faschings-, Narren- oder Schellen-Monat nennt, ist der kleinste, aber neckischste unter den zwölf Jahresbrüdern. Er ist der Possenreißer und macht sich gern lustig, aber auf Kosten anderer! Zwar ist die Sonne schon merklich höher gestiegen, doch plagt der Februar die Menschen gern noch am allerhärtesten mit gräulicher Kälte. Ec nutzt feine Macht am meisten aus. Der Februar bringt die Fastnachtsausgelassenheit und macht alle Welt zum Narren, um die Menschen am Aschermittwoch unter deutlichen Zechen des Jammers wieder zur Vernunft kommen zu lassen. Er ist ein launiger Gesell, doch hat er darum auch sein« Tücken. Von der größten Heiterkeit, die er sogar hoffärtig macht, tritt er plötzlich in den tiefsten Ernst über, wie er auch im Gegenteil mit der häßlichsten Kälte erscheint und dann wieder schon mit herrlichen Frühlingstagen aufwartet. Er liebt stet» die Ausnahmen. Ec macht allen Gehaltempsängern die Freude, mit weniger Tagen aufzutrrten, um, «in anderes Jahr dann launisch wieder einen Tag hinzuzusrtzen. Im allgemeinen aber bringt der Februar unS dem Frühling um ein Erhebliches näher. Und daS ist seine schönste Seite! — Ohne Vollmond sollte nach einer jüngst durch die Presse gehenden Notiz der kommende Februar sein. Das stimmt aber nicht, denn am 1. Februar nachmittags tritt Vollmond ein. Daß in einem Monat zweimal Vollmond resp. Neumond eintritt, kommt in jedem Jahre vor, da der Mond, um von einem Vollmond resp. Neu mond zum andern zu gelangen, die Zeit von nicht ganz 30 Tagen braucht. — Lichtmeß! Am heutigen 2. Februar feiert die katholische Christenheit da« Fest Mariä- Reinigung oder Lichtmeß, an welchem Festtage in den katholischen Kirchen die Kerzen gesegnet und bei der Procession als Symbol deS Wandel» im Licht deS Glaubens verteilt werden. Aber nicht die katholische Christenheit allein, nein, die ganze Welt preist und segnet das Licht am heutigen Tage! DaS Licht erlöst uns von der Qaal deS Irrtums und der Furcht, das wiederkehrrnbr TagrS- licht nach langer Winternacht erlöst unS von trüber Stimmung, von einer seelischen Umnachtung und daher fällt der Lichtmrßtag in die Zeit der wieder länger gewordenen Tage! Der dunkle un freundliche Winter ist nun wett über die Hälfte überwunden, mit dem letzten Viertel desselben werden wir uns hoffnungsvoll schon deS Frühling erfreuen. Wie ein müder Wanderer über die steile Höh' de» Berges, so ist da» Jahr längst über die unfreundliche Zett hinweg, wie der müde Wanderer dem wirtlichen Tale, so blicken wir dem freundlich belebenden Lenz entgegen! Schon erfüllt unsere Brust die ahnungsvolle Freude deS großen Auf- erstehungStage», und wir auch die Wetter brausen mögen, nicht« macht un» irre in dem Glauben: e» muß doch Frühling werden! Da» ist die Poesie de» LtchtmeßtageS, welche die ganze Welt erfüllt! — Im Monat Februar ist zu entrichten: Vom 1. bi» mit 15 Februar die StaatSgrund- steuer für den ersten Termin 1904. — Folgende Warnung vor einem Schwindler bringt da» „Kamenzer Tagrbl.": Alljährlich im Frühjahr kommt in unfern Oct ein sicher und redegewandt auftrrtrnder Herr namrn» Mey.r, angeblich Vertreter (und Sohn) der Firma F. C. A.Meyrr, Verlag und Druckerei in Hannover. Al» Legitimation zeigt er auf Verlangen eine Karte vor, welche bescheinigt, daß er Obiger sei und als Sohn zum Einkassteren von Geldern für den pp. Meyer berechtigt wäre; ausgestellt und gestempelt ist diese Karte: „Polizriamt in Hannover." Der betr. Herr offeriert dann da» „Adreßbuch aller Branchen für Deutschland", resp. da» Ein- rücken der Firma gegen eine Gebühr von zwei Mark. Aus Kamenz allein hat er eine ganz bedeutende Summe von Firmen geprellt! Auf eine Anfrage teilt nun der „Verband Deutscher Handlung«-Gehilfen" seinem hiesigen Vertrauensmann, der auch zu den Geschädigten gehört, mit, „daß die Firma F. C- A. Mcyrr in Hannover gar nicht existiert, weder unS bekannt ist, noch daS Adreßbuch darüber Auskunft gibt, auch haben wir durch Anfragen bei unseren Ge schäftsfreunden nicht erfahren können, wer der „Meyer" mit dem angeblichen „Adreßbuch ist!" Sofern der „Sammler" wieder einmal erscheinen sollte, wäre es ratsam, ihn sofort festnehmen zu lassen. — Der Herr Reichskanzler hat In einem an die verbündeten Regierungen gerichteten Schreiben vom 30. September 1903 darauf aufmerksam gemacht, daß zu UnterrichtSzwecken farbige Kreiden verwendet werden, welche nach dem Er gebnisse neuerer Untersuchungen sehr oft einen der menschlichen Gesundheit schädlichen Arsen- und Bletgehalt haben. Es ist deshalb an die Untrrrichtsanstalten entsprechende Anweisung ergangen. Es wird aber auch noch vor dem Ge brauche derartiger farbiger arsen- und bleihaltiger Kreiden gewarnt. — Die sächsischen Landwirte machen sich die Vorteile genossenschaftltcherOrganisation immer mehr zu nutze. Im Dezember sind nach einer Mitteilung deS Verbandes der landwirt schaftlichen Genossenschaften im Königreiche Sachsen vier landwirtschaftliche Genossenschaften neu ge gründet worden und haben sich dem Verbände angeschlossen. Es sind dies die Spar-, Kredit- und Bezugsvereine zu Reichenbach bei Königsbrück, Reichardtsdorf bei Krippen und Lauterbach bei Crimmitschau, sowie die Geflügelzucht- und Ver wertungs-Genossenschaft in Burkau. Die letzt genannte GenossenschastSart war bisher im König reiche Sachsen noch nicht vertreten, wie ja der Geflügelzucht und Haltung bei unS von den Landwirten noch lange nicht die genügende Be achtung geschenkt wird. Die Burkauer Genossen schaft züchtet und verwertet nur eine einzige Hühnerrasse (Mechelner Kuckuckssperber), mit welcher die Gtflügelzuchtgenossenschaft in Lohr haupten im Spessart in wenigen Jahren beträcht liche Erfolge erzielt hat. 9— Ueber „Eine landwirtschaftliche Studien reise durch die Vereinigten Staaten von Nord amerika" wird Herr Rittergutsbesitzer Sachße- Merschwitz in der von der O-konomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen für Freitag, den 5. Februar d. I., nachmittags 4 Uhr, in der deutschen Schänke „Zu den 3 Raben" - Dresden, Marienstraße 20, im weißen Saale angesetzten Gesellschastsversammlung einen Vortrag halten. Hierzu haben auch Nichtmitglieder kostenlosen Zutritt, sofern sie in der Geschäftsstelle der Ge sellschaft, Wienerplatz 1, Eingang 6. I, bis zum 5. Februar, mittags 12 Uhr ZntrittSkarten ent nehmen. Bon V,4 Uhr ab werden am Eingang deS BortragSlokaleS solche gegen Erlegung von 50 Psg. pro Person verabfolgt. *„*— Ganz enormen Mitgliederzuwach» hat' der Sächsische Radfahrer-Bund in den letzten Monaten zu verzeichnen gehabt und zwar auf Grund seiner den Mitgliedern u a. gewährenden GratiS-Hastpfl cht- und Unfallversicherungen, die von solch eminenter Wichtigkeit sind, daß kein Rad fahrer versäumen sollte, sich dem Sächsischen Rad fahrer-Bund anzugliedern. — Jahresbeitrag Mark 6, Eintrittsgeld Mark 3 Anmeldungen nimmt die Geschäftsstelle Leipzig, Hohrstraße 48, entgegen. IISL Von der Handels- und Vewerbekammrr zu Zittau wird unS mitgrteilt, daß da« Kaiserliche Gouvernement für Deutsch- Ost afrika inDar-e»-Salam seinen JahreS- bedarf an Materialien und Jnventarien ausge schrieben und der Kammer BedarsSnachwrisungen und Lieferungsbedingungen mit dem Ersuchen übersandt hat, die Firmen ihre» Bezirk» zur Ab gabe von Angeboten aufzuiordern. Die erwähnten Schriftstücke können in den üblichen SeschästSstunden r/,9 bi» 12 Uhr vormittag» und */,b bi» 6 Uhr nachmittags auf der Kanzlei der Kammer (Lessing- straßr 2o) eingrsrhen werden. Die Ausschreibung erstreckt sich namentlich auf folgende Waren: Gewebe verschiedener Art, Wachstuche, Leder, Schreibmaterialien, Farben, Oele, Lacke, GlaS- und Porzellanwaren, HauS- und Küchengeräte, Bau- und Möbelbeschläge, Bleche, Drahtgewebe, Nägel, Haken, Schrauben, HandwerkSzruge, Dampf- kessel-Bedarf »gegen stände, Beleuchtungsartikel, Seife, Meßwerkzeuge usw. usw. -r. Schmiedefeld, 31. Jan. Am gestrigen Nachmittage schloß hier ein müder Mann seine Augen zum letzten Schlummer, der sich bis über die Grenzen unsere» Vaterlandes hinaus weitester Bekanntschaft erfreute. Es verschied „Vater Richter" im Gasthofe zum „Fuchs" im hohen Alter von fast 79 Jahren. Mit ihm geht ein Stück Kulturgeschichte unserer Gegend dahin. Wie war er doch vertraut mit der Geschichte und Sage der Heimat. Wie lauschten Einheimische und Fremde, wenn er erzählte von den Zeiten deS einstigen gewaltigen PostorrkehrS, oder von den großen Viehtransporten au» Polen und der Mark um die Mitte deS vorigen Jahrhundert«, oder vom Baue der Dresden-Görlitzer Bahn, oder von den Schicksalen seine- historischen Gast hofs in den Zeiten der Freiheitskriege. Da wurde der Alte zum Jünglinge! Nur schwer vermochte er die Stille, welche die veränderten Verkehrs verhältnisse für ihn mit sich brachten, zu tragen. Sein Tod wird besonders allen Alten in der weitesten Umgebung tief zu Herzen gehen. Ec ruhe in Frieden! -k- Rammenau, 28. Januar. Der hiesige OrtSverein, welcher sich zur Aufgabe gemacht, ein Ortsmuseum mit einer Fichte-Abteilung zur Erinnerung an den großen philosophischen Denker Johann Gottlieb Fichte, welcher hier ge boren, zu gründen, veranstaltete gestern abend zur Feier de» Geburtstages Sc. Majestät deS Kaisers im Saale des hies. EcbgerichtS einen patriotischen Familienabend, welcher von über 400 Personen besucht war. Nach Vortrag eines Musikstücke« begrüßte der Vorsitzende deS Vereins, Herr Bäcker meister Moritz Dreßler die Erschienenen, wies auf die Bedeutung des Tage- hin und endete mit einem mit großer Begeisterung aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät Kaiser Wilhelm II, worauf Herr Pfarrer Schminck die Festrede hielt. Der Herr Redner verbreitete sich über die Zeit, wo Deutschland groß geworden, gedachte de« Helden-KaiserS Wilhelm I., sowie der Helden von 1813 und 1870/71, und wünschte ferner, daß Gott der Allmächtige Se. Majestät unfern Kaiser Wilhelm II. recht lange und gesund erhalten möge. DeSgl. erwähnte Herr Pfarrer Schminck, daß vor 90 Jahren, am 27. Januar 1814, das Rimme- nauer Kind Herr Johann Gottlieb Fichte, welcher durch seine Reden an das deutsche Volk mit zur Einigung desselben beigetragen, zu Berlin für immer die Augen schloß. Dem Redner wurde allseitig reicher Beifall zu Teil. Die Glanz nummer deS Abends bildete das Festspiel „Durch Kampf zum Sieg", welches von Damen und Herren deS gemischten Chors unter Leitung deS Herrn Lehrer Wolf in ausgezeichneter Weise vor geführt wurde. Da der Männergesangorrein und der gemilchte Chor unter Leitung de« Herrn Kantor Hrntschke, sowie der Zitherklub unter Leitung des Herrn Kaufmann Fichte ihre gütige Mitwirkung in ganz uneigennütziger Weise zuge sagt, so hielten sehr gut auSgesührte Gesang»-, Musik- und komische Vorträge die Anwesenden bi« nach Mitternacht tn heiterer Stimmung bei sammen. Zum Schluß dankte Herr Gemeinde vorstand Haufe alle» für die gütige Unterstützung und bat, daß man auch weiterhin die Bestrebungen deS OrtSverrinS unterstützen möge. Der Rein ertrag de« Abend« ist für daS AltrrtumSmuseum bestimmt. H Oberneuktrch, 29 Jan. Am gestrigen Donnerstag war r« dem hiesigen Weber Gottfried Köhler mit seiner Ehefrau durch Gotte« Güte vergönnt, da« seltene Fest der diamantenen Hochzeit, in noch geistiger und körperlicher Frische, im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel, zu feiern. Zahlreiche Geschenk« und Ehrungen von den Nachbarn, Freunden, Bekannten und Ver wandten wurden den Genannten au« diesem Anlaß zu Teil. Auch Se. Majestät unser ollverrhrter LandeSvater hatte dem Jubelpaare zu ihrem Ehrentage 50 Mk. gesandt, von dem hohen LandeS- conststortum erhielt dasselbe eine herrliche Bibel und der hiesige Kirchrnvorstand hatte ihnen SO Mark bewilligt. Vie genannten Geschenke »urd« durch den Herrn OrtSpsarrer v. d. Treach uachhM