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18 Dienstag, den 2. Februar. 1904 Der sächWe LrzWer, Bezirksauzeiger für Bischofswerda, Stolpe« u«d Umgegend. Amtsblatt der «gl. Amtshan-tmmischast, da Sgl. SchllliasMim «. des Sgl. HWtzMmtes z« Bailtzm, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates M BischasSwerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich drei Mal, StoStagS, r«mer0t,U« und Sannaben»«, und kostest einschließlich der Sonnabends erscheinenden „beve- ttMfch«, »eUage- vierteljährlich Mark 1 bO Pf. Nummer der Zeitung-Preisliste «ö»7. Fermfprechftalle Nr D» BesteLungen werdm bei allen Pofianstalten des deutschen Reiche», für Bischofswerda und Umgegend bet unsere« Zeitung-boten, sowie in der Txped. d. Bl. angenommen. Ache««» fünfzigste* Jahr,»»«. A«s«at«, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung wrden, werdrn bi» Montag, Mittwoch und Freitag KU v Uhr angenommen und kostet die viergrspalten» Torpu»zrilr IS Pfg., unter.Eingesandt" 20 Pf. Beringst« Jnsrratenbetrag 30 Pf. — EMzelne Nummer 10 Pf. an auf das Amtsblatt: „Der sächsische Erzähler", für die. Monate Februar und März l werden zu dem Preise von 1 Mark von allen kaiserlichen Postanstalten, Landbriefträgern, m der Expeditton dieses Blattes, sowie von unseren Zeitungsboten angenommen. WM" Inserate finden in der bedeutend gesteigerten Auflage unseres Blattes, im gesamten Amtsgerichtsbezirk und weit darüber hinaus vorteilhafteste und wirksamste Verbreitung. Die Expedition des „sächsischen Erzählers". Das Kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin hat unter dem Titel „Alkohol-Merkblatt" eine gemeinfaßliche Belehrung über das Wesen und die Folgen des Alkoholmißbrauchs ausgearbeitet, in der Absicht, dadurch die Kenntnis von den Gefahren, die der übermäßige Genuß geistiger Getränke im Gefolge hat, in weiten Kreisen zu verbreiten. , Dieses Merkblatt ist neuerdings auch in Plakatform erschienen und eignet sich in dieser Ausgabe vorzugsweise zur Verwendung in Fabriken und amtlichen Diensträumen. Die Plakate können von dem Verlage von Julius Springer in Berlin-^., Äkonbijou - Platz Nr. 3, zum Preise von 10 Pfg. für das Einzelstück, 6 M. für 100 und 15 M. für 1000 Exemplare bezogen werden. Bautzen, am 27. Januar 1904. KöniglicheAmtshauptmannfchaft. von Kirchbach Hie- Oeffentliche gemeinschaftliche Sitzung der städtischen Kollegien, Dienstag, den S. Februar ««., nachmittags 4 Uhr, im Bürgersaale des Rathauses. Tagesordnung: 1) Berichterstattung über die Entscheidung der Kreishauptmannschaft Bautzen in Sachen der feiten der Stadt gemeinde von der Firma Sucker L Co. geforderten bedingungslosen Abtretung von Areal zur Straße 2 und Beschlußfassung über Erhebung der Anfech tungsklage gegen diese Entscheidung. — Hierauf geheime Sitzung. Bischofswerda, aml. Februar 1904. Der Stadtrat daselb st. »i-. Lauge V'woltsx, «Ion S. ISOS, « vttm, sollen in Bischofswerda folgende Gegenstände, als: L Bücher ¬ schrank, 1 Schreibtisch und L Fahrrad gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort: König!. Amtsgericht. Bischofswerda, aml. Februar 1904. Der Gerichtsvollzieher deS Köuigl. Amtsgerichts. Vor der Entscheidung. Klar und deutlich zeigt sich jetzt, daß eS in der russisch-japanischen Streitfrage in den nächsten Tagen zur Entscheidung kommen muß, denn trotz aller Wünsche in Petersburg und Tokio, die Krisis friedlich zu beendigen, besteht zwischen Rußland und Japan rin unüberwindliches gegen seitiges Mißtrauen, welches dir Bemühungen der Diplomaten, zu einer Verständigung in der Korea- und Mandschurrifrage zu kommen, einfach lahm legt. Man scheint auf beiden Seiten nach Garantien kür die Sicherung der gegenseitigen Interessen in Ostasten zu suchen, aber im Ernste sind diese Garantien ohne handgreifliche Objekte nicht zu finden, am allerwenigsten sür Japan, das weder in Korea »och in der Mandschurei irgendwo festen Fuß ge faßt hat, während Rußland ein ganze» Herr in der Mandschurei hat und mit 30,000 Mann an der koreanischen Grenze steht, also jeden Tag Korea besetzen kann. Man wird deshalb begreifen, daß Japan sich mit der allgemeinen Zusicherung Rußland», daß den Japanern der vorwiegende Einfluß in Korea zustehen solle, nicht für befriedigt erklären kann, denn Japan befürchtet nicht ohne Grund, daß, wenn «S sich mit dieser leeren Zu sicherung begnügt und nicht selbst in Korea festen Fuß faßt, e» eine» Tage» sehen muß, daß Korea unter irgend einem Vorwande von Rußland besetzt «erden wird. Wenn man erwägt, in welcher Weise Rußland in Asien erobernd jahraus, jahrriu ausgetreten ist, so ist r» als ganz sicher an- zusehra, daß Rußland auch Korea annektieren wird, wrnn r» nicht Japan, England oder Amerika vor her tut. Nun liegt aber die Krisis noch deshalb schlimm, weil Rußland die Mandschurei besetzt hat und auch den japanischen Einfluß in der Mandschurei sernhalten will, wa» Japan nicht dulden will. Vielleicht will Japan damit be zwecken, daß es Korea bekommt, wenn Rußland die Mandschurei behält. Aber die Absicht, Korea tanz und gar den Japanern zu überlassen, besteht m Petersburg jedenfalls nicht. Daß die Situation Ah aufche» Messers Schneide bewegt, geht auch daraus hervor, daß Rußland aus die letzte am 16. Januar von Japan erhaltene Note noch keine Antwort erteilt Hot, und daß dirsrrhalb die japa nische Regierung beunruhigt ist und in den letzten Tagen noch einmal den geheimen Rat der alten Staatsmänner in Tokio einberufen hat, um die Schwierigkeit der Situation zu beraten. Auch hat die japanische Regierung dem russischen Ge sandten in Tokio, Baron v. Rosen, wissen lassen, daß nach ihrer Ansicht genug Zeit verstrichen sei, um die letzte japanische Note zu beantworten. AuS allen diesen Umständen geht hervor, daß in dem Kernpunkte der ganzen ostasiotischrn Krist», nämlich in der Frage, ob Japan die Halbinsel Korea bekommen soll oder nicht, noch nicht der geringste greifbare Schritt geschehen ist, daß aber Japan offenbar in dieser Frage zu einer Ent scheidung drängt, und daß diese Entscheidung nun wohl hrranrücken muß, denn Rußland kann doch nicht fortwährend seine Antwort verzögern. Diese Antwort bedeutet aber Krieg oder Frieden oder — Versumpfung der ostafiatischen Krisis, letztere» dann, weun Japan und Rußland au» Furcht vor den Folgen eine» großen Kriege» dir Zukunft Korea» in der Schwebe hängen lasten. Rußland kann bei dirfr« Zustande nur gewinnen, weil Korea keine Lebensfrage sür da- russische Welt reich bedeutet, Japan muß aber bet einer solchen Versumpfung verlieren, weil rS auf die Ausdehnung seiner Macht aus Korea gerechnet hat. Politische Wrltschw. Der Kaiser konferiert jetzt wieder täglich mit dem Reichskanzler Grafen Bülow, auch am Freitag und Sonnabend hatte der erlauchte Monarch wieder längere Unterredungen mit de« leitenden StaotSmanne des Reiches und Preußens. Am Freitag mittag waren die fünf Offiziere, welche »ach Deutsch-Südwestafrika infolge de» Herero. Ausstandes gehen, vom Kaiser im Berliner Restdenzschlofle empfangen worden. Ja der zwölften Abendstunde des Freitag» reisten die be treffenden Offiziere von Vertin nach tzambur- ab, wo sie sich am nächsten Tage mit einem weiteren Teile deS Expeditionskorps für Deutsch-Süd westafrika nach dem fernen Ziele der Fahrt ein« schifften. Kaiser Wilhelm sandte an den Magistrat von Aalrsund folgendes Telegramm: Berlin, Schloß, 29. Januar. „Tief gerührt durch die freundlichen Segenswünsche, die die Stadtver sammlung von Aalesund bei ihrem ersten Zu sammensein nach dem schrecklichen Unglück Mir zum Geburtstage dargrbracht hat, danke Ich herzlich. Möge im Vertrauen auf Gott und die Hilfe der Nächsten der begonnene Wiederaufbau der Stadt rüstig vorwärtLschreitrn und die Hoffnung auf die Zukunft die Behörden und Einwohner von Aalesund zu tatkräftiger Arbeit anspornen. Wilhelm." Im Reichstage kam «S am Freitag bei der Fortsetzung der Sprzialberatung de» Etat» de» ReichSamteS de» Innern nochmal» zu einer aus gedehnten Debatte über den Streik in Crimmit schau. Der nationalliberale Lehmann, Vertreter de» Wahlkreise» Jena, legte die Verhältnisse bet diesem Streik gegenüber den Uebertreibuagea und Verdrehungen von sozialdemokratischer Seite noch einmal klar dar, wobei er allerdings von den Sozialdemokraten häufig durch lärmende und sogar mitunter beleidigende Zurufe unterbrochen wurde. Auch der nachfolgende Redner, der Antisemit Gräfe, beleuchtete scharf die rücksichtslose Aus beutung de» Crimmitschauer Streike» feiten» der Sozialdemokratie für ihre Zwecke, wa» ihm eben falls lärmende Unterbrechungen von den Reihen der Sozialdemokraten etutrng. Abg. verlach (fr. Verein.) nahm in feiner Besprechung de» Crtmmit- schauer Ausstande» Stellung gegen die Fabri kanten, denen er vorwars, di« Einigung»vers«che mit den Arbeitern vereitelt zu haben. Im übrige» trat Abg. Verlach sür dir Hebung der gedrückten Lage der Landarbeiter ein, wa» den konservativen Abgeordneten Droescher veranlaßte, sein« Ansichten über diesen Punkt zum besten zu geben. Der Nationalliberale vr. Beumer richtete gleich seinem Fraktiorttgeaoffen Lehmann und de« Antisemiten vräfr ebenfalls scharf, Angriffe gegen di« Sozial-