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L. Das auf Amtsentsetzung lautende Urteil des DtSzipltnar-GerichtShose- zu Berlin gegen Prof. Lehmann.Hohenberg, Dozenten an der Uni versität Atel, hat die kaiserliche Bestätigung erhalten. Da« Urteil gegen Professor Lehmann erging, weil er s.-ine vorgesetzte Behörde in einer Recht-Verfechtung beleidigt haben sollte. Der bairische Ministerpräsident Freiherr von PodewilS erlitt einen Jnflarnzarückfall und muß daher da« Bett hüten. Berlin, 11. Januar. Der Röntgen-Kongreß, der, verbunden mit einer Röntgen. Ausstellung, anläßlich der zehnjährigen Wiederkehr der Ent deckung der Röntgen - Strahlen Ostern 1905 tn Berlin veranstaltet werden wird, soll im Anschlüsse an die Tagung der deutschen Gesellschaften für Chirurgie und für orthopädische Chirurgie unter dem Vorsitze de« Professor« von Bergmann statt finden. Professor vr. Röntgen habe sein Erscheinen al« Ehrengast zugesagt. Die Leitung de« Kon gresse« ruht bet der Röntgen-Vereinigung zu Berlin. Karlsruhe, 12. Januar. Die Zweite Kammer nahm heute einstimmig den Antrag an, wonach die Regierung ersucht wird, im Bundesrat dahin zu wirken, daß den ReichStagSmit- gliedern AnwesenhettSgrlder und freie Fahrt gewährt werden soll. Hildburghausen, 12. Januar. Der für Kun st zwecke bestimmte Nachlaß des Maler« Heinrich Bogel in Höhe von 1,300,000 Mar! soll, wie die „Dorfzeitung" berichtet, zur Errichtung einer SeraphineBogel- Famtlien-Stiftung für deutscheKunstmaler dienen. Nur Kunstmaler, die deutsche Reichs angehörige sind, ohne Unterschied de« Religions bekenntnisse«, und tn München, Dresden oder Rom leben, haben Anspruch auf Unterstützung. Malerinnen sind ausgeschlossen. O e st e r r e i ch. Am »elfischen Hofe tn Gmunden gibt e« jetzt neben dem bereits wieder in der Rekonvales zenz befindlichen greisen Dänenkönig Christian noch einen zweiten Patienten, die Ex-Köiigin Marie von Hannover. Dieselbe ist von einer leichten Lungen entzündung befallen worden; bis jetzt nimmt die Krankheit einen normalen Verlauf, doch sind plötz liche Komplikationen wegen de« hohen Alters der Königin keineswegs ausgeschlossen. Der ungarische Ministerpräsident Traf Ludwig TiSza hat tn seiner jüngsten Audienz beim Kaiser Franz Josef dessen Genehmigung zur ener gischen Bekämpfung der Obstruktion im ungarischen Abgeordnetenhaus», eventuell zu dessen Auslösung erhalten. — In der Montagssitzung der öster reichischen Delegation hielt der Czeche Kramarcz beim Budget des Arabern eine hämische Rede über den Dreibund mit deutschfeindlichen Spitzen. In der Montagssitzung der Oesterreich - tschrn Delegation sprachen nach Kramarcz noch die Delegierten DzieduSzycki, Fürst Schönburg- Hardenstetn, Pergelt, Freiherr v. Sedlitzky, Tallinger und Graf Schönborn. Dann ergriff der Minister des Aeußeren Graf GoluchowSki das Wort zu längeren Darlegungen, hierbei den Dreibund, die verschiedenen Balkanfragen, die Papstwahl und das Vetorecht, die Angelegenheit des Erzbischofs Cohn und die Ausweisung des italienischen Professors GubernatiS au« Innsbruck und zuletzt die Frage der Handelsverträge berührend. Hieraus wurde die Sitzung geschlossen. Wien, 11. Januar. DaS Chicagoer Brandunglück führte auch hier zu verschärfter Handhabung der Feuerpolizei. Der Unterbau der Hofoper wird im kommenden Sommer voll ständig umgrbaut. Die Kosten werden auf eine Million Kronen veranschlagt. Italien. In Rom wurde am Montag die erste Sitzung der beiderseitigen Delegierten für die deut sch- italienischen Handelsvertragsverhand lungen abgehalten. Frankreich. Der bekannte französische Staatsmann Waldeck-Rousseau ist an einem inneren Leiden, dessen eigentliche Natur die Aerzte noch nicht be stimmt haben feststellrn können, erkrankt. Sein Zustand gilt al« nicht unbedenklich, e» heißt, die behandelnden Aerzte planten eine Gallenstein operation bei ihm. In Part« wurde am Montag ein Bankett der republikanischen Handels- und ZndustrikomtteeS abgehalten, bet welchem u. S. auch der Handrl«- mtnister Trouillo sprach. In seiner Rede führte er au«, die Republik sichere den Handeltreibenden und Industriellen de« Lande», dir vermöge ihrer I Organisation die Republik verteidigt und ihr ge dient hätten, al» Gegenleistung Ordnung und l AVer füchstMr Grzetvler. Gel»« «. Frieden zu. Dieselben würden gewährleistet durch die mächtige Armee und die bewährte Allianz mit Rußland, wie durch da« bestehende Bestreben Frank reich«, alle Zwistigkeiten unter den Völkern auf friedlichem Wege zu schlichten. Die Republik sichere ferner den Schutz der wirtschaftlichen Interessen zu, indem sie die Erneuerung vor teilhafter Handelsverträge vorderste. Balkanhalbinsel. Am Hofe zu Belgrad fällt diesmal der übliche Empfang anläßlich deS griechischen Neu jahrsfestes aus Beschluß deS MintsterrateS au-, wohl mit Rücksicht auf die einigermaßen gespannte innere Lage Serbiens. Rußland. Die Kaiserin von Rußland leidet an einer heftig austretenden Influenza. In den letzten Tagen zeigte sich bei der hohen Patientin eine abermalige Temperaturerhöhung; die Zarin bedarf der größten Schonung. E« ist daher auch die für Februar projektiert gewesene Uebersiedelung der kaiserlichen Familie von Petersburg nach der Krim aufgegeben worden. England. Der englische Ministerpräsident Balfour hielt in Manchester eine Rede. In derselben behandelte er die ostasiatische Krisi«, aber tn un gemein reservierter und diplomatisierendrr Form. Ueber die Stellung England« im Fall« eines russisch-japanischen Kriege« meinte Balfour höchst vorsichtig, England pflege gegenüber seinen Ver bündeten alle ihm au« den Verträgen zukommrnden Verpflichtungen zu erfüllen. London, 12. Januar. Die „Times" wollen auS Peking erfahren haben, daß der chinesische Gesandte in Tokio gestern dem Prinzen Tiching telegraphierte, er teile auf Wunsch deS japanischen Ministeriums de« Aeußern mit, daß die zweite Antwort Rußlands auf die Vorschläge Japans ringegangen, jedoch ungünstig sei und von Japan nicht angenommen werden kann. Wenn Rußland nicht nachgebe, werde sich Japan gezwungen sehen, sofort die Waffen zu ergreifen. Im Hinblick auf einen möglichen Ausbruch von Feindseligkeiten er suche Japan China, strikteste Neutralität zu bewahren, die im Innern deS Lande« an sässigen Fremden zu schützen und die Ordnung be sonder« in Shantung und Jarman aufrecht zu erhalten, damit fremde Mächte nicht den Vorwand der Unordnung ergreifen, um dort aggressiv vor zugehen. Amerika. Zwischen Frankreich und Brasilien sind wieder geregelte Handelsbeziehungen durch ein handelspolitisches moäub vävsnäi hergestellt worden. Afrika. Aden, 11. Jan., abends. Die englischen Truppen hatten ein siegreiches Gefecht mit den Truppen de« Mullah. Die Somali« ver loren 1000 Tote. Zwei englische Offiziere wurden getötet und acht schwer verwundet, lieber London wird amtlich über da« vorerwähnte Gefecht ge meldet: General Egerton griff mit 2200 Mann englischen und 1000 Mann eingeborenen Truppen 5000 Derwische bei Dschidballi an, die wahr scheinlich die Hauptmacht de« Mullah bildeten. Der Feind ging zum Angriff vor, ergriff aber die Flucht, als er tn den Flanken und tn der Front beschossen wurde. Englische Kavallerie verfolgte den Feind zehn Meilen weit. Die Ver luste deS letzteren werden auf 1000 Mann geschätzt. Zahlreiche Gefangene und 400 Gewehre fielen den englischen Truppen tn die Hände. Die englischen Verluste betragen 41 Mann, darunter 2 Offiziere tot, 9 Offiziere verwundet und 1 vermißt. Landtag. Dresden, 11. Januar. Heute mittag 12 Uhr sand die 28. öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer statt. Am RegierungStische Ihre Ex zellenzen die Herren Staat-Minister v. Metzsch und vr. Rüger. Auf der Tagesordnung stand: Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Finanzdeputation über Kap. 32 und 33 dr- ordentlichen Staat-hau-halt-etat« für 1904/05, Tesamtministertum und StaatSrat nebst Kanzlet und KabtnettSkanzlei be treffend. Der Berichterstatter Abg. Hähne! bean tragte nach kurzem Erläuterungen: Die Kammr. wolle beschließen: >) bei Kap. 32, Gesamtmintsterium und StsatSrat nebst Kanzlei, nach der Borlage die Einnahmen mit 10 Mk. zu genehmigen, die Ausgaben mit 2«,SIS Mk. zu bewilligen; d) bei Kap. 33, Kabinettskanzlei, nach der Vorlage dir Ausgaben mit 8400 Mk. zu bewilligen. IVO4 Der Antrag zu a) wurde ohne Debatte rin" stimmig angenommen, zum Anträge d) erklärte Abg. Günther, er halte die Stelle de» Kabinrtt-- sekretär« für überflüssig und müsse, solange ihm nicht da« Gegenteil nachgewiesen würde, gegen die dasür gemachten Aufwendungen stimmen. Dem- aegenüber betonte Se. Exz. Herr Staat-minister vr. Rüger die Notwendigkeit der Stelle und bat die Kammer, dem Anträge der Deputation beizu« stimmen. Hierauf erklärte Abg. Günther, daß er durch die Ausführungen de« Herrn Minister« von der Notwendigkeit der Stelle nicht überzeugt worden sei. Nach einem kurzen Schlußwort de« Berichterstatters wurde der Antrag zu d) gegen eine Stimme angenommen. Nächste Sitzung Dienstag, den 12. Januar, 10 Uhr vormittag«. Tagesordnung: Allgemeine Vorberatung über den Antrag Rüder und Ten. Dresden, 12. Januar. Heute mittag 12 Uhr fand die zwölfte öffentliche Sitzung der Ersten Kammer statt. Am Regierungstische Staats- Minister vr. Otto. Tagesordnung: 1. Vortrag au« der Registrarde und Beschlüsse auf die Ein gänge. 2. Antrag zum mündlichen Berichte der vierten Deputation, die Petition der Marie Wunderlich in Dresden um Einlösung verfallener Kupons Sächsischer Staats papiere betreffend. (Drucksache Nr. 15 ) 3. An trag zum mündl. Berichte der vierten Deputation über die Petition de« Privatmanns Heinrich Dietz in Leipzig, Reformen in der Rechts pflege, sowie Herabsetzung der GerichtS- und RechtSanwaltSkosten betreffend. (Druck sache Ne. 17.) 4. Anzeige der vierten Depu tation über eine für unzulässig erklärte Be schwerde und fünf für unzulässig erklärte Petitionen. (Drucksachen Nr. 28, 24, 25, 26, 27. und 29.) Nach Erledigung von Punkt 1 der Tagesordnung beantragte der Berichterstatter zu 2. und 3., Wirkl. Geh. Rat Meusel, Exzellenz, die Petitionen aus sich beruhen zu lassen. Die Anzeige unter 4 erstattet Kammerherr v. Schön berg. Nächste Sitzung morgen vormittag 11 Uhr. Heute vormittag 10 Uhr fand die 29. öffent liche Sitzung der Zweiten Kammer statt. Am RegierungStische Se. Exzellenz der Herr Staat«- Minister vr. Rüger. Aus der Tagesordnung stand: Allgemeine Vorberatung über den Antrag der Abgg.Rüder, Andrä und Nudelt und Gen. auf Vorlegung eines die Aufhebung de« § 19 deSErgänzungssteuergesetze« vom2.Juli 1902 bestimmenden Gesetzentwurfes. (Drucksache Nr. 14.) Die Debatte eröffnete Herr Sekretär Rüder. Er legte die Gründe für den zur Vor beratung anstehenden Antrag dar und beantragte, ihn der TesrtzgebungSdeputation tn Verbindung mit der Finanzdeputation zu der Beratung zu überweisen. Abg. Schieck bezeichnete eS al« einen ungewöhnlichen Vorgang, daß man jetzt schon wieder ändern wolle, er erkenne aber an, daß die Zweite Kammer von Anfang an gegen den 8 gewesen sei. Er erkläre sich auch namens feiner politischen Freunde mit dem vorliegenden Antrag einverstanden. Abg. Tünther sprach energisch gegen die Bevorzugung deS landwirtschaftlichen Betriebs kapital«. Abg. Hähnel erklärte, die Besteuerung de« Betriebskapitals enthalte zwar kleine Unbilligkeiten. Diese könnten aber seiner Meinung von den Land wirten mit gutem Gewissen ertragen werden. UebrigenS habe die Zweite Kammer durch ihre schließliche Zustimmung seinerzeit neben der Ersten Kammer eine gewisse Verantwortlichkeit über nommen. Abg. Steiger stimmte dem Anträge zu. Bize- Präsident vr. Schill erklärte seine Zustimmung zur Aushebung de« 8 13, meinte aber, daß man, wenn man einmal ändern wolle, auch noch so und so viele andere Härten de« Gesetze« ändern könnte, er gäbe da« der Deputation zu erwägen. Abg. Schulze begrüßt den Antrag freudig, bezweifelte aber, daß ihm die Erste Kammer zustimmen werde. Hierauf äußerte sich Herr Ftnanzminister vr. Rüger zu verschiedenen von leinen Vorrednern auSgesprochrnen Meinung«». Abg. vr. Stöckel bezeichnet« da« Verhalten der Zweiten Kammer bet der Beratung de» Er- gänzungSsteuergesetze» al« notwendige Erscheinung de» damals erforderlichen Bereinigung-verfahren«. Abg. Hartmann erklärte sich für Aushebung de»' 8 19. Abg. Günther wendete sich gegen die Aus führungen de- Finanzminister« und de» Abg. vr. Stöckel. Abg. Schieck verteidigte sich gegen einen Angriff de« Abg. vr. Stöckel. Abg. Leithold sprach sich gegen den Antrag Rüder und Genossen au«. Vizepräsident vr. Schill betonte, daß r» in Steurrsachea keine Kleinigkeit«« gebe und daß nicht» größere Erbitterung er rege, al» eine ungleiche Behandlung, möge sie auch tu der Wirkung noch so «vtM- auSmachrn. E« sprachen aoch die MgMMWM