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da- Capo del Corvo zurück, und verschwanden bald aus diesen Gewässern. — Mittlerweile hatte Pietro Doria, der sich durch alle diese Neckereien nicht irre machen ließ, und sich mit dem riesenhaften Plane trug, dem stolzen Venedig selbst den Todesstoß zu geben, seine Flotte auf 31 Galeeren verstärkt, die Transportschiffe nicht mitgercchnet. Schon hatte er von der See seite der Stadt Venedig alle Zufuhr abgeschnitten, und jetzt verfolgte er mit Feuereifer seinen großen Plan. Nach einem gehaltenen nächtlichen Kriegsrath« steuerte bei Tagesanbruch.die xercinigte Flotte plötzlich auf Venedig los; in den Lagunen selbst wollte sich der kühne Pietro festsctzen, die Kanäle beherrschen, die Venedigs Straßen bilden, und so die Vcnctianer durch Hungersnoth zum Frieden zwingen. - Die von den Venetianern stark befestigte Kir che St. Nicolo, und zwei thurmähnliche Bastionen bewachren am Rande des adriatischen Meeres die beiden Uferpunkfe des großen Kanals, und waren füglich von dieser Seite die Schlü^el der großen Stadt zu nennen. Dahin richtete Pietro, nachdem er gegen tau send ihm von dem Fürsten von Padua, Francisco Carraria, zugcführte Landtruppen an den Bord seiner Transportschiffe genommen hatte, den küh nen Lauf. Behend setzte er sie auf einem schma len Landstriche, hart an der Mauer, die der Kir che St. Nicolo gegenüber sich längst dem Gestade hinzog, art's Ufer. Mit seiner gewohnten Entschlossenheit befahl er, um den Feinden keine Zeit zur Ucberlegung zu lassen, die Mauer mir Sturm zu nehmen. Jetzt entspann sich ein hitziger Kampf; die Vcnetianer fochten, wie Verzweifelte, aber ein Hagel von Pfei len überschüttete sie, die starken Mauerbrecher rüt telten »nichtig an den Grundpfeilern der Mauer, das grobe Wurfgeschütz und die Schleudermaschi- ncn der Genueser stürzten allmählig einen Ver- theidiger nach den andern herab. Jetzt ließ Pietro die Sturmleitern anlegen; im wilden Gemetzel er stiegen seine Krieger die Mauer, und bahnten sich mit dem Schwerdte einen Weg zur Kirche St. Nicolo, die sie gleichfalls nahmen und besetzten. Doch die beiden festen Bastionen, die das adria- tische Mcer zu bewachen schienen, trotzten allen An griffen der Uebermacht; bei einbrechcnder Nacht ließ Pietro seine Krieger von der langen Blutar beit rasten. Aufgebracht, daß die Seinen sich an diesen Steinmassen vergeblich die Kopfe zerstießen, steuerte er auf Chiozza los, daS er zu Wasser und zu Lande zu stürmen befahl. Die venetianssche Besatzung bot den Feinden trotzig die Stirn; kaum einen Schritt wich sie zu rück. Vom Aufgange der Sonne an hatte der blutige Kampf gedauert, immer frische Truppen führte Pietro ins Gefecht, und gegen Abend schie- nen die Venetianer zu ermatten; kaum versuchten ihre Bogenschützen noch aus der Ferne einigen Widerstand. Ihre Erschlaffung entgieng dem geübten Feld- herrnauge Doria's nicht; er selbst stellte sich an die Spitze der Seinen, und führte sie aufs Neue mit donnernder Stimme ins Schlachtgewühl. Unge- . stüm warf er alles vor sich nieder und drang un aufhaltsam in das , Herz von Chiozza ein; hier ka men ihm Abgesandte der Bürgerschaft bittend ent gegen; die sehr geschmolzene Besatzung streckt«, an Rettung verzweifelnd, die Waffen. Stolz musterte Pietro die Gefangenen; einigen' gab er in trunkener Siegcrfreude die Freiheit,, um die niedcrschlagende Botschaft von Chiozza's Falle nach Venedig zu überbringen. Ein panisches Schrecken ergriff die Bewohner Venedigs; eine angstvolle Nacht durchwachten die Senatoren im Pallaste St. Marcus; man berath- schlagte über die Mittel zur Rettung. Die mei sten waren für Friedensunterhandlungen gestimmt, nur Contarini ballte die Fäuste, und schüttelte ver neinend den Kopf. Noch in derselben Nacht flo gen neue Eilboten in das Lager der Mailänder, und der mit ihnen verbundenen Banden. (Beschluß künftiges Jahr.) Echttj und Ernst. 18Z2. H