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deren J.-guifilin, eine bisher als honett gegoltene Bürgersrau, an 30 Vergiftungen und Mordtha- ten vollbracht hat, und unter den Opfern ihrer scheußlichen Mordsucht, sich Vater, Muller, Gat te, Freunde und die nächsten Blutsverwandten befinden. — Alle diese Unlbaten waren überlegt mit kollern Blute, mit Umsicht und Vorsicht be gonnen und vollendet, und keine Geisteskrankheit konnte als Emschuldigungkgrund an- und aufge führt werden. Schon haben öffentliche Blatter, schon durch Censur erlaubte Druckschriften den Gang dieser höchst merkwürvigenCriminal-Untersuchung öffent lich erzählt, und ein treuer Auszug derselben wird dadurch belehrend seyn, weil er lehrt, ,,wie Eitel- „keck und Müssiggang zu Leichtsinn und von „ihm zu lichtscheuer Unthat, — wie Fröm melei ohne wahre Religion zum Verbrechen, „ja zum wohlverdienten Blutgerüste führt."— " Sie wird .aber auch lehren: „daß jedes Ver brechen an den Tag kommt, daß der in- „nere Richter nie für immer schläft, daß aber auch „*cr Arm der weltlichen Obrigkeit die verdiente - „Strafe vollbringt. Gräber verdecken Leichen, „aber oft geht aus ihnen die Uebersührung der „Mörder hervor/' — Di.se Lehre verkünde gegenwärtige hochwich tige Criminalgcschichte. Gesche Margaretha, die ruchloseste der Mörderinnen, war die Tochter schlichter Schnei- derleute. Sie ist am 6. März 1785 geboren. Die Aeltern gehörten zu den abergläubigen heuchlerischen Frömmlern, waren Knauser im Hause, bewiesen sich aber gegen Arme wohlthä- tig, wenn es die Leute sahen, und glaubten sich dadurch bei Gott verdient zu machen. Di« Kin- der wurden verzogen und die kleine Gesche war ein allerliebstes Kmd, das aber schon Anlage zur Gefallsucht (lüocznLttm-ie), Heimtücke und Heu« chelri in frühen Mädchenjahren zeigte. Cs lernte Heuchelei, naschen, stehlen, lügen — und war bei alledem der schwachen Aeltern Liebling. Im I2ten Jrhre war die kleine Gesche schon - ein recht artiges, hübsches, aber verschmitztes Kind, voll Hinterlist, Trug und Bosheit, welche sie aber durch ein freundliches Betragen zu bemänteln wußte. — Sie war arbeitsam, — theilte zwar Armen mit — aber empfindlich und leichtsinnig. Je hübscher sie wurde, je mehr sie eitle Tecke lobhudelten, desto eitler ward sie, desto neidischer gegen die Vorzüge ihrer Gespielinnen. Eine ge- wisse Gewandheit im geselligen Leben, ein an- schcmlich immer heilerer Sinn, machte sie beliebt, und die unglücklichen Aeltern hoffärthig auf sie. Mit den Jahren wuchs Geschens Eitelkeit, — sie baute sich Luftschlösser, — wurde preziöS und wirklich ihre körperlichen Reize lockten Freier-Lie der, und die hübsche Kokelte wurde immer dem still aufblühenden wackern Mädchen vorgezogea. Aeußere Reize fesseln mehr als Fcauentugcnven. Ein reicher Mann, der Bürger u. Sattlermstr. Mittelberg, hatte seinen Hausdrachen, sein böses, zänkisches Weib, die ihm eine reiche Mitgift zuge bracht, aber auch, wie viele dieser Art, «ine Rei che mit Gift gewesen war, durch den Tod ver loren. — , Er selbst war während seiner unglücklichen Ehe liederlich geworden, und glaubte, «in junges, bübscheS Weib könnte ihn retten. — Er fand Gcschinchen hübsch, häuslich, glaubte sie gutmü- thlg genug, um manchen Fehlsprung künftiger Chrtage zu übersehen, und warb um — G-schin- chen, die nun bereits den Jahren nahete, wo, um sich sprüchwörtlich auszudrücken — die Qu>tt (Quäle) nach der Wähle kommt — und griff zu! — Die Hochzeit wurde gefeiert, an Geschinens Geburtstage schwelgerisch begangen, aber — die junge rasche Frau sah sich bitter gekränkt, ge täuscht. — Der abgelebte Mann, der gewiß vor den Jahren alt geworden war, konnte der jungen lebenslustigen Frau nicht genügen. Die anschun- lich frommen und zurückgezogenen Mävchen ent wickeln bxi der Ehe nur zu oft ihre Sinnlichkeit, um so mehr, als sie sich vorher geniren mußten. So auch hier. Die Ehe war — eine unglückli che. Bald war ein Hausfreund gefunden; der Mann selbst führte den Weinhandler Gott fried, einen Bonvivang, von kräftiger, schöner Gestalt, hohem Wüchse und angenehmen Aeußern, bei sich ein. Gottfried gewann, als ein Mann von Wclt«