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Pilsen, um den Stand der Sachen zu erfor schen, und, wen er könnte, für den Kaiser zu gewinnen, entschlüpfte wieder unter dem Vorwande, den Grafen Alrringcr herbeizu bringen, wußte dann in der Scille da und dort Befehlshaber und Gemeine u. dieStäd- ceBudweiS und Tabor, ja auch Prag auf die Seite des Kaisers zu ziehen, und machte nun erst die kaiserlichen Befehle öffentlich bekannt. Einige Wochen verstrichen, ehe Wallen stein dieFallc erkannte, die ihn gestellt ward : fein Glaube an die Gestirne, mit dem ihn der zweideutige Sen,, der früher in kaiser lichen Diensten stand, umgarnte, und an die Treue seiner Soldaten, die doch, wie sich bei seinem Tode zeigte, nur Furcht und Hoffnung an ihn kettete, verblendete ihn. Erst das Ausbleiben des GallaS und Picco lomini, dann das Entweichen mehrerer andern Officicre und das Anhalten seiner Voten machte ihn besorgt. Er befahl daher daß niemand im Heere von andern, als von ihm oder Jllo und Terzky, Befehle annehmen sollte; trat mit den Schweden und Sachsen in engem Verkehr; suchte die, die um ihn waren, durch Vorspiegelungen und Verhei ßungen noch fester an sich zu ketten und sen dete den Grafen Terzky mit Truppen ab, Prag zu besehen. ' Aber vergebens. Lerzky kam mit der Nachricht, die er unterwegs er halten hatte, daß Prag dem Kaiser zugewen det und Wallenstein für einen Rebellen er klärt worden sy, nach Pilsen zurück.. Nun erst fühlte Wallenstein, daß ec nicht länger daselbst verbleiben dürfe. Er begab sich da her am 22. Febr. in Begleitung seiner Freun de Jllp, Terzky, Kinzky und Naumann und der Generale Buttler und lesley, und umgeben von einer großen Reitecschaar nach der Granzfestung Eger, wo er eine lenksame Besatzung, einen treucrgebcncn Comman- danteu, nahe Verbindung mit den Schwe den, und durch alles dieß Sicherung und Ausführung seiner Pläne zu finden hoffte. Aber ganz anderes, als er erwartet hatte er folgte. Kaum war er in Eger angelangt (am 24. Febr. 1634 Abends nach 4 Uhr), so eröff neten jesley und Buttler dem Eommandam tcn die Befehle des Kaisers, die durch Gal las au Buttler gelangt waren, und Gordon, obschon dem Herzog, dec ihn vom Gemeinen zum Obersten erhoben hatte, zum Danke ver pflichtet, ließ sich leicht gegen ihn einnehmcn. Darauf beratschlagten sich diese drei, wie sie den kaiserlichen Befehlen nachkommen könnten, und Wallensteins unvorsichtige Aeußcrungen gegen Leölcy, daß nun seine Vereinigung mit den Schweden erfolgen und seine Plane gegen den Kaiser losbcechen soll ten, trieb sie zur Eile, und das Dringende der Gefahr und das Unsichere einer Gefan- gennehmung zu dem Entschluß, den Herzog sammt seinen Vertrautesten zu ermorden. Noch am Abend des Tages, an welchem er gefaßt war (2ä. Febr. 1634) wurde dieser Entschluß auf folgende Art ausgeführt. Gordon verunstaltete ein Abendessen auf der Burg, zu welchem Wallensteins vertrarr- teste Freunde, die Generale Jllo, Terzky und Kinsky Ui.s der RittmeisterNaumann einge- laden wurden. Ehe sic erschienen, wur de dec Oberwachtmeister Geraldino nebst sechs buttlerischen Dragonern in ein Neben- zimmer geführt, und in ein anderes dec Hauptmann Deveroux, und fo das Tafel zimmer von allen Seiten besetzt. Fröhlich begann das Mahl, und ohne Rückhalt spra-