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los. Der sächfische Erzähler. Geile L. Z8VS. Auf Folium 94 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts, die Firma I. A. Paul in BikchofSwerdib betreffend, ist heute das Erlöschen dieser Firma verlautbart worden. > M' Bischofswerda, am 20. Dezember 1893. H Königliches Amtsgericht. Aff Neumann Blechschmidt. 1893. Heilige Nacht, auf Engelsschwingen Nah'ft du leise dich der Welt. Und die Glocken hör' ich klingen, Und die Fenster sind erhellt, Selbst die Hütte trieft von Segen, Und der Rinder froyer Dank ' Jauchzt dem Himmelskind entgegen, Und ihr Stammeln wird Gesang. Mit der Fülle süßer Lieder Mit dem Glanz um Thal und Höh'n, Heil'ge Nacht, so kehrst du wieder, wie die Welt dich einst gesehn, Da dis j>almen lauter rauschten, Und, versenkt in Dämmerung, Erd' und Himmel Worte tauschten, Worte der Verkündigung: Da, mit j)urpur übergosset,, Z> Aufgethan von Gottes Hand, i Alle Himmel sich erschlossen, s> Glänzend über Meer und Land; l Da, den Frieden zu verkünden K Sich der Engel niederschwang, I Auf den Höhen, in den Gründen G Die Verheißung wiederklang. G Heil'ge Nacht mit tausend Herzen I Steigst du feierlich herauf; H O so geh' in unfern Herzen I Stern des Lebens, geh' uns auf! H Schau, im Himmel und auf Erden Glänzt der Liebe Rosen schein: G Friede soll's noch einmal werden H Und die Liebe Rön'gin sein. So hat drr Dichter von dem Feste gesungen, das jetzt wiederum anzubrechen beginnt. Weihnacht — so geht eS jetzt von Mund zu Mund; so zittert eS in den zartesten Saiten unserer Herzen nach. Weihnacht — glänzt und klingt da nicht im deutschen Herzen ein Paradies, das gottlob nicht verloren ist, sondern Jahr um Jahr wiederkehrl? Das erste Fest im Kirchenjahr ist's, vor dem wir stehen, aber als das letzte unter allen ist eS entstanden. Nicht auf daS arme Krippenkind waren die Blicke der ersten Christen zunächst gerichtet, sondern aus die Herrlichkeit des Gottes sohnes, wie sie in der Epiphanien- und Osterzcit hervortritt. Aber wie die Eltern ihr jüngstes Kind oft am innigsten lieben, so ist auch Weihnacht unserm deutschen Volke — und kein Volk der Erde feiert das Fest sjo wie das deutsche Volk — das liebste geworden; mit immer neuer Freude empfängt und erwidert es seinen Gruß. Und was bedeutet dieser Grub? Liebe, Leben, Licht, — diese drei Worte, auf Herdcr'S Grabstein geschrieben, sind die Signatur aller unserer christlichen Feste; sie sind be sonders auch die des WeihnachtsfesteS. Weihnacht — das Fest der Liebe. Sie ist es, die sich vor Allem in der Weihnacht am reichsten und lieblichsten entfaltet, und als Himmels königin ihr seliges Regiment in der Welt übt — wohl zunächst aus dem Boden des Familienlebens, das hier seine schönste Weihe empsängt, aber sie sollen sich nicht blos aus diesen engen Kreis beschränken, und sie kann und will eS auch nicht. Sie geht mit ihren Gaben in die Hütten der Armen, die im harten Kampf des Lebens stehen und mit Noth und Sorge ringen und senkt ihren Strahl in das sonst so freudenleere Leben hinein, damit die irdische Sorge vor der heiligen Freude weiche, und sic kehrt aus der Hütte der Armuth mir der beglückenden Erfahrung zurück, das; „Geben seliger ist, denn Nehmen". So war'« in alten Zeiten schon, »och ehe man Weihnacht kannte und feierte. Die Heiden brachte» in der Zeit, in der wir dieses Fest feiern, den Göttern Opfer; au die Stelle der Götter traten später Frauen und Kinder. Auch die Arme» und Gefangenen wurden nicht vergessen. Später wurde auch Verwandten und Freunden bescheert. Eine ebenso schöne, als ehrwürdige Sitte, — wer möchte sie missen? Wie manch ein Haus, in das sie in diesen Tagen auch in unserer Stadt Glück und Freude hineingctragcn, wie manch ein finsteres Kämmerlein, das sie erhellt hat! Und diese Liebe, die sich des Gebens freut, die im Wohlthun nie ermüdet und keinen Lohn für ihre stillen Werke begehrt, ist sie cs nicht, die die Brücke zwischen Reich und Arm überbaut, und die so mitarbeitet an der Heilung der sozialen Schäden unserer Tage? Erschaffen aber ist sie erst von der ewigen Liebe, von der es heisst: also hat Gott die Welt geliebt, aus daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben, und wahr und ächt ist sie nur, wenn sie an der Flamme der Gottesliebe sich entzündet, die vom Himmel auf die Erde herabgestiegen, um die verlorene Menschheit zu erlösen. Weihnacht — daS Fest des Lebens. Im winterlichen Schlafe liegt die Erde; in eisiger Umarmung hält der Winter Gottes Schöpfung; aber in.der Menschenbrust bricht der Frühling an; da regen sich die edelsten Keime, da sprießen die zartesten Knospen des Empfindens hervor; und während das Auge draußen nur Erstarrung und Tod sieht, grüßt uns im trauten Heim das Leben im grünenden Tannenbaum, dem lieblichen Schmuck des Hauses. Schon bei den alten Deutschen haben die Bäume in hohem Ansehen gestanden. Die Wälder und Haine mit ihren Baumriesen waren den Göttern geheiligt. Das ganze Weltgebäude hatte mau unter dem Bilde eines Wunderbaumes, einer Esche, ^ßckraM genannt, dargestellt, die von drei Wurzeln gehalten wird und mit ihren Zweigen sich über die ganze Welt breitet und über den Himmel wölbt. Unter dieser Weltesche haben die Götter Gericht gehalten und die Nornen geweilt. Lange noch, nachdem das Christenthum in die germanischen Völker eingedrungen war, hatte sich das Andenken an diesen Wnnderbaum erhalten. Als Wunder baum erscheint der Tannenbaum vor Allem den Kindern, deren Augen in seinem Anblick Heller erglänzen. Immer frisch und grün mitten im Winter, wie im Sommer, ist er uns ein Symbol des ewigen Frühlings, ein schimmerndes Sinnbild Dessen, der da kommen sollte, und der da gekommen? ist, und in welchem alle Schätze der Weisheit und Erkenntniß, des Heils und Lebens verborgen liegen. Was Ezechiel geweiffagt hat von dem zarten Reis vom Cedcrnbaum, das hat in der heiligen Weihnacht seine Erfüllung gefunden. Dort in Bethlehem ist jenes Reis unscheinbar auf geschossen, und in der Zeiten Fülle hat sich das schwache Reis zum weithin schattenden Baum gewandelt, durch dessen Krone heilige Liebe und heiliges Leben hinrauschen. Hinter dem Christbaum steht Christus selbst, der ewig grüne Lcbensbanm, wie er ja auch einst gesagt hat: „So man daS thut am grünen Holz, was will am dürren werden?", und wie Johannes von ihm sagt: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen." Wo nun Leben ist, da ist auch Licht, und Weihnacht ist das Fest des Lebens, darum auch: — das Fest des Lichtes. Licht ist schon in den ältesten Zeiten die Losung der Zeit gewesen, in der wir Weihnacht feiern, der Zeit der Winter sonnenwende. So feierten am 25. Dezember die Perser den Geburtstag des Sonnengottes MithraS, der nach ihrer Sage in stiller MitternachtS- stunde in einer Höhle zur Welt gekommen, die Aegypter das Fest der Sonnengöttin Isis, die Römer den „Tag der unbesiegten Sonne" und die alten Deutschen das dem Sonnengott Freyer und der Freya geweihte Julsest. Weihnacht, — das Fest des Lichts. In der Nacht löscht der Himmel die Lichter auS; dunkel und öde liegt die Erde darunter; im Finstern tappen die Menschen dahin. So war's, ehe Christus geboren wurde. Die Menschen kannten den lebendigen Got^ nicht: die Welt lag in Finsterniß, aber in dieser Finsterniß zeigte sich auch da und dort die Sehnsucht nach Licht. Der weiseste und edelste Denker des GricchenvolkeS seufzte: „Wenn doch Gott uns ein göttliches Wort wollte hören lassen,, so wollte ich daraus als aus einem festen Fahrzeug sicher und fröhlich über das stürmische Meer des Lebens dahinsahren." In der Bethlehems nacht ist das ersehnte Wort gesprochen worden. Da hat Gott wiederum sein allmächtiges „ES werde Licht!" über die finstere Welt hingerufen, und es ward Licht. Christus ist das Licht, daS die Welt erleuchtet, und zum Zeuguiß, daß er daS ist, ist er auch in dunkler Mitternachtsstunde geboren worden, während er am frühen Morgen auS dem Grab erstanden, am Tage zum Himmel zurückgekchrt ist. Noch heute strahlt von seiner dürftigen Krippe Licht aus, und alle die unzähligen Lichter, welche die Weihnacht in Hütte und Palast Jahr um Jahr anzündet, sind nur ein Abglanz des ewige» Lichts. Dieses Licht will auch in die Nacht der Trübsal, ja auch in die Nacht des Todes und Trabes hineinleuchten. Liebe, Leben, Licht — das Weihnachtssest vereint sie, und im Christbaum spiegeln sie sich ab: das Licht am Baum, das Leben im Baum, die Liebe unter dem Baum. Alle äußeren Festgebräuche sind aber nur die Schale unseres Christenthums. In der Krippe in Bethlehem liegt die ewige Liebe, das ewige Leben, daS ewige Licht selbst; aber neben der Krippe steht anbetend der Glaube, den wir ja auch in unserem zweiten Artikel bekennen. Weihnacht mit dem Evangelium, das uns sagt: Der Heiland ist geboren, der Himmel hat sich zur armen Erde herniedergeneigt und sie in Liebe geküßt; Gott hat sich mit dem Menschengeschlecht vereint, — daS ist das heilige Mysterium unseres Glaubens; die Engel schauen dieses Geheimnis;, aber sie durchschauen es nicht, und uns bleibt nur, vor seiner Höhe die Kniee zu beugen. So hat ja auch der sromme Gellert gesungen: Wenn ich dies Wunder fassen will, So steht mein Geist vor Ehrfurcht still; Er betet an, und er ermißt, Daß Gottes Lieb' unendlich ist. Weihnacht ist wieder ins Land gekommen, Weihnachten zu unS und für unS; Weihnacht soll es nun auch werden in allen Herzen und nach klingen soll auch in dieser Weihnacht aus's Neue der Psalm von Bethlehem: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und an den Menschen ein Wohlgefallen! I?. Staatsbeamte, im Ganzen 170 Herren, Theil nahmen. Der Schimmer vieler hundert Kerzen, der Glanz der Uniformen, die Pracht der goldenen und silbernen Schaugesäße, der Dust der Blumen, vornehmlich Nelken, Hyacinthen,> Orchideen, die in prächtigen Porzellan körben aufgestellt waren. Deutsches Reich. Ihre Majestät die Königin muß noch immer das Zimmer hüten. Die hohe Frau hat wohl das Bett verlassen, nimmt jedoch die Mahlzeiten noch allein ein. Am Montag Nachmittag 6 Uhr fand im Banquetsaale des Königl. Residenzschlosses die große Landtagstafel statt, an welcher die Mitglieder beider Kammern — mit Ausnahme der sozialdemokratischen Abgeordneten — die Minister, die Oberhoschargen, und mehrere hohe