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10» Der sächsische Erzähler. Sette 14. verschritt man zur Erledigung der sieben Gegen stände umfassenden Tagesordnung. Hierüber sei Folgendes mitgetheilt: Festaestellt wurden der HauS- haltplan siir die Bezirkskasse und die Voranschläge für die Verpflegstationen, sowie sür die BezlrkSanstalt Seidau aus daS Jahr 1884. Ferner wurde eine nachlritgliche Ab- iinderung des Haushaltplans sür die eben erwähnte An stalt aus das lausende Jahr dahingehend beschlossen, das, bewandtrn Umstünden nach von der ansünglich beabsichtigten Schuldentilgung in diesem Jabre abgesehen werden soll. Wester beschloß man die Einführung einer regelmäßigen Kontrolle der sechs im VerwaltunaSbezirle der AmtS- hauptmannschast gelegenen Verpflegstationen durch Mit glieder der BezirkSversammlung und bestimmte zugleich die in Frage kommenden Herren, welche sich zur Ausführung der Kontrolle bereit erklürten, es sind dies die Herren Gemeindevorstand Hübner in Königswartha, Gutsbesitzer Mieth in Rascha, Rittergutsbesitzer Schöne aus Jeßnitz und die Gemeindevorstünde Schreiber in Stacha, Schuster in Klix und Thomas in Ningenhain. An Stell« eines verstorbenen Mitgliedes der PserdemusterungSkonunission im 4. und eines verstorbenen dergl. aus dem b. Muste- rungSbezirke wurden gewühlt die Herren GntSbesitzer Emst Mieth m Rascha und Rittergutsbesitzer vr. von Bleichröder aus Drehs«. Ein weiterer Punk», die An legung und Ausleihung der verfügbaren Gelder der Versicherungsanstalt sür das Königreich Sachsen betr., gab zu besonderer Berathung und Beschlußfassung kaum Veranlassung, eS bewendete vielmehr bei dem erfolgten Vortrage der von der Anstalt eingegangenen Msttheilung. — AuS den festgestelfteu oben gedachten Haus haltsplänen und Voranschlägen sei auszugsweise Folgendes mitgetheilt: Die Einnahmen der Bezirks kasse, hauptsächlich Zinsen aus dem 413,275, Mk. betragen den Stammvermögen, werden sich voraussichtlich belaufen auf 18,013 Mk. 01 Psg. Davon beschloß man auszugeben in Summa 10,040 Mk. und zwar: 5,40 Mk. Einkommen steuer, 3180 Mk. Unterstützungen an gemeinnützige An stalten, als der süchsischen Badestistung, dem RettungShausc zu Göda, dem Lessingstist in Kamenz, der Blindenanstalt zu Dresden, der Senator Justschen Angenheilanstalt zu Zittau, dem Asyl für Blöde in Sohland a. R., dem RettungShause zu Neukirch und dem Bethlehemstist zu Niederneukirch; 7000 Mk. an Gemeinden und GutSherr- schaften zu Wegebauzwecken, 3800 Mk. zur Vermehrung angelegter Fonds für Landwehr-Unterstüpnngcn und sür Bruckenbautcn, 800 Mk. zu Prümien sür Ermittelung von Baumsrevlern und zu Remunerationen der AmtSstraßen- meister, 200 Mk. zur Unterhaltung von Straßenwalzen, 000 Mk. an VcrwaltungSauswand und 100 Mk. uiSgcmein. Der Aufwand bei den Vcrpjiegstationen ist berechnet ans 8000 Mk., welche durch eine nach 3 Pfennigen von jcoer Mark im Jahre 1883 entrichteter Staatssteuern zu er hebende Bezirkssteuer zu decken beschlossen wurde. ES mag aber hierzu crwühnt sein, daß der Verkehr bei den aus BezirkSnntteln unterhaltenen Stationen gegen das Vorjahr erfreulicherweise ein geringerer geworden ist, denn ivührend in den ersten 11 Monaten des Jahres 1882 33,308 Verpflegungen gewühlt werden mußten, belief sich die Zahl derselben in den ersten 11 Monaten 1803 nur aus 27,180. Freilich ist diese Zahl immer noch ein« höhere als in den ersten 11 Monaten des Jahres 1881 (28,788). Die Einnahmen bei der BczirkSanstalt Seidau sind, einschließlich ca. 0000 Mk. zu erhebender Bezirks steuern, aus 25>,700, die Ausgaben aus di« gleich hohe Summe berechnet. — Bemerkt mag serner sein, daß die Gesuche einiger gemeinnütziger Anstalten Berücksichtigung nicht finden konnten. Es waren dies solche Anstalten, deren Zwecke und Thütigkcit den Ausgaben des Bezirkes, wenigstens vorlüufig, entsernter zu liegen scheinen. Umschau in der sächs.-prcuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 21. Dezember Durch Feuer wurde vernichtet: das Wohnhaus veS GütcrbodenarbeiterS Clemens zu Oelsa bei Löbau. — Der Müller Stübner in FriederS- dorf an der Landskrone wurde todt im Zeuge ausgcfunden. — Ertrunken ist der 50jähr. Karl Pfeiffer in demselben Teiche bei Spitzkunnersdorf, wo vor 30 Jahren Mutter und Vater den Tod suchten und fanden. — Herrn Lehrer Moser in Zittau, Sohn des verstorbenen Oberlehrers M. in Neukirch, ist der Titel Oberlehrer verliehen worden. — Bei der am 17. Dezember in Hoch kirch abgehaltencn Versammlung des „Vater ländischen Vereins" hielt u. A. Herr Rektor Jaurich - Weißenberg einen Vortrag über das Thema: „König Alberts I. Waffengang". — Der Frauenvcrein zu Cunncwalde beschenkte 155 Arme. — Der Krcuzbrudervcrein zu Bautzen veranstaltete im Hotel Laue eine Christbcscherung für 186 Familien mit 160 Kindern. — Herr Partikulier Henoch in Bautzen feierte daS 50- jährige Bürgerjubiläum. — Der evangelisch lutherische Schristenverein zu Bautzen zur Heraus gabe guter wendischer Schriften religiösen In halts hat in 31 Jahren 100 Schriften heraus gegeben. Er nahm im laufenden Jahre 4789 Mk. 60 Pf. ein und verausgabte 4400 Mk. 22 Pf. Das Vermögen im Büchervorrath beträgt 25,588 Mark. Herr Pfarrer Ino. tiivol. Ritter rc. Jmmisch in Göda leitet als Gründer den Verein mit großer Umsicht seit seinem Be stehen mit großem Segen. In Seifhennersdorf treten die Pocken epidemisch aus. Es wurden bereits zahlreiche Fälle konstatirt. Die Einschleppung soll durch böhmische Fabrikarbeiter erfolgt sein. Dresden, 18. Dezbr. Die Influenza breitet sich leider auch in Dresden immer mehr aus und zeigt sich bei Jung und Alt, ohne An- sehen des Geschlechts als unliebsamer Weihnachts gast. An der Dreikönigsschule sind gegenwärtig nicht weniger als 6 Lehrer von dieser Krankheit ergriffen, Lommatzsch, 19. Dezember. In der heuti gen gemeinschaftlichen Sitzung deS Raths und der Stadtverordneten wurde Herr RathSassessor vr. Vendt in Bautzen zum Bürgermeister gewählt. Die nächstmeisten Stimmen erhielt Herr RathS assessor Rttling in Leipzig. Leipzig, 18. Dezember. Die großen Vor- fluthschleußen, die in den letzten Jahren hier zur Vervollständigung deS SchleußennetzeS her gestellt werden mußten, haben über 4 Millionen Mark gekostet, sind aber nunmehr auch bis zur letzten Strecke geprüft und von der Stadt über nommen. Einige kleine Fehler sind noch beseitigt worden. Diese Vorfluthschleußen sind io hoch gewölbt, daß ein erwachsener Mann darin auf recht gehen kann, daß also die öfter nöthig werdenden Untersuchungen sehr leicht möglich sind. Die „Kons. Korr." bemerkt zu dem Leipziger UrtheilSspruche gegen die französischen Späher: „Schwer begreiflich wird man eS finden, daß der Gerichtshof gegen die gefährlichen Individuen nicht das strengste Strafmaß in An wendung gebracht hat. Man wird es im Volke nicht verstehen, daß den französischen Spionen, deren Ermittelungen, wenn sie geglückt wären, in einem Kriege mit Frankreich möglicherweise für Tausende unserer braven Soldaten verhängniß- voll hätten werden können, mildernde Umstände zugcbilligt wurden. Solche mäßigen und nicht entehrenden Strafen können doch nur als An sporn sür weitere Spionage gelten. Die liberalen Blätter plädiren natürlich sogar schon sür Be gnadigung der verurtheilten „Ehrenmänner"; wir vermuthen, daß diese „Humanität" den Franzosen wieder einmal Anlaß geben wird, sich über den „dummen Deutschen" lustig zu machen." Leipzig, 20. Dezember. Die beiden vom Reichsgericht verurtheilten französischen Spione wurden, wie die „N. N." berichten, im Lause des heutigen Vormittags von hier weggcbrackt. Der Transport geht indcß nicht, wie ansangs gesagt war, nach Magdeburg, sondern nach der Festung Glatz, wo die Verurtheilten ihre Strafe ver büßen werden. (Wie in Frankreich sogenannte Spione behandelt werden.) In einer Be trachtung über den LandcSverrathöprozeß vor dem Reichsgerichte erinnert die „Straßb. Post" daran, mit welcher unmenschlichen Härte in Frankreich sogenannte deutsche Spione behandelt worden sind. Man kann in diesem Falle nur von „sogenannten Spionen" sprechen, da bis auf den heutigen Tag in Frankreich niemals ein aktiver deutscher Offizier bei der Spionage ob gefaßt worden ist. Dagegen haben die Franzosen vor einigen Jahren einmal einen ehemaligen deutschen Offizier, der mit einer Französin verheiralhet war und als Geschäftsreisender in Frankreich herum- l fuhr verhaftet, vor das Gericht in Nancy ge- > stellt, sür schuldig erklärt — trotzdem der Mann nicht geständig war, wie die beiden Spione in Leipzig — und zu drei Jahren Zuchthaus ver- urtheilt. Diese drei Jahre hat der Unglückliche ausgehalten bis aus den letzten Tag, ja man hat ihn sogar noch einen Monat länger in Hast ge halten. Den größten Theil seiner Strafe hat dieser angebliche deutsche Spion, obwohl seine Führung im Gcsängniß stets tadellos war, in Einzelhaft zubringen müssen, die seinen Hast genossen nur dann auicrlcgt wurde, wenn sie schwere Disziplinarvergehen u. s. w. begangen hatten. So behandelt Frankreich deutsche „Spione"! Um aber die Milde des deutschen Unheils in das rechte Licht zu setzen, sei hier der Artikel des französischen Spionagegesetzes angeführt, der in dem Falle der Herren Degouy und Delguey in Frankreich auf deutsche Offiziere Anwendung gefunden hätte; er lautet: Mit dem Tode wird bestraft, wer mit Hilfe einer Verkleidung, sei eS unter Angabe eines falschen NameaS oder einer falschen Eigenschaft, sei eS, indem er seine Na tionalität verheimlicht, in eine Festung, einen Krieg-Hasen, in ein verschanztes Lager oder ir- 18V». gend ein Befestigung-Werk, ein staatliches Schiff' oder eine maritime militärische Anstalt eindringt unt> dort zu Spionagezwcckcn die LandeSvertheidigung. oder die äußert Sicherheit deS Staates ange hende Nachrichten wegnimmt oder sammelt. Leipzig. Eine reichhaltige Weihnacht«-- Ausstellung bietet sich in dem Besuche der dauernden Gewerbeausstellung. Diese Ausstel lung ist deshalb besonders zweckmäßig, weil maw die verschiedenartigsten Gegenstände in einem ein zigen Raum vereinigt vorfindet, wodurch der Ucberblick und die Wahl ganz wesentlich erleichtert, wird. Ein Knabe in Unterlemnitz bei Leipzig,, der sich in den Finger geschnitten und dem die Mutter, um daS Blut zu stillen Spinngewebe, die jedenfalls staubig gewesen sein mögen, auf die Wunde gelegt hatte, ist am Starrkrampf gestorben. Blutvergiftung in Folge des be schmutzten Spinngewebes mag wohl die eigentliche Todesursache gewesen sein. Zwickau. Die Schulknaben Karl Nagel und Ernst Hengst aus Glauchau haben vielfach die Kirchenbecken beraubt und sind deshalb vom hiesigen Landgericht je zu drei Monaten Gesäng- niß verurtheilt worden. — Die Strenge des SprengstoffgesetzeS haben zwei Brunnenbauer von hier und Crimmitschau kennen gelernt. Die selben hatten sich gegenseitig mit Dynamit bei ihrem Gewerbebetrieb ausgeholsen, ohne hierzu jedesmalige behördliche Erlaubniß einzuholen. DaS hiesige Landgericht verurtheilte Beide zu je drei Monaten Gefängniß als niedrigste Strafe. Zwickau, 19. Dezbr. Vor einiger Zeit wurde aus dem benachbarten Wildenfels be richtet, daß dort auS einem Steinbruche 80 ie^ Dynamit entwendet worden seien. Der Polizei ist eS gelungen, den Dieb in der Person deS Franz Stöhrcr, der schon eine längere Zucht hausstrafe in Waldheim abgcbnßt hat, zu er mitteln und sestzunehmcn. Den gefährlichen Sprengstoff halte der Verbrecher unter dem Hausflur ausbewahrt. Mit ihm zugleich wurde sein Neffe, der Steinbrecher Schneider, verhaftet. Die nidrigst gelegene EiscnbahnverkehrSstelle in Sachsen ist der Bahnhof Gröditz an der Linie „Riesa-Elsterwerda" mit 94,85 m über dem Spiegel der Ostsee, die niedrigst gelegene Ver- kehrsstelle des sächsischen Bahnnetzes ist dagegen der Bahnhof Elsterwerda (in Preußen) mit 91,70 m über dem Spiegel der Ostsee. Die höchstgelegene Eiscnbahnvcrkchrsstelle in Sachsen befindet sich auf Bahnhof Reitzenhain an der Linie „Flöha-Reitzenhain" mit 776,42 m über dein Spiegel der Ostsee, während die höchstge- legcnc VerkchrSstelle deS sächsischen BahnnctzcS der Bahnhof Moldau (Böhmen) an der Linie „Frciberg-Bienenmühle-Moldau" 790,03 m über dem Spiegel der Ostsee liegt. Im Königreich Sachsen wnrden vom 1. Oktober 1892 bis 30. September 1893 zusammen 300 Hilfslehrer eingewiesen 148 Lehrer starben, 6 feierten daS fünfzigjährige und 8 das vierzig jährige Amtsjubiläum. Außerdem wurden 58 neue Schulgebäude eingeweiht. Die kleinste Stadt weist 152, die größte 52,050 Schulkinder, die Erstere 2, die Letztere 1099 Lehrer und Direktoren aus; 3 Städte haben 2 und 2 Städte 3 Lehrer. Ertrunken ist die Wittwe Wachs in Robschutz. — Ein Student der Theologie in Leipzig stürzte von der Treppe und wurde so beschädigt, daß er kurze Zeit nachher starb. — Ein 18jähr. Pferdebahnbediensteter in Striesen wurde durch Spielerei mit einem geladenen Re volver, der sich entlud, schwer an einer Hand verletzt. — Ein 23jährigeS Mädchen auS Prag stürzte in Leipzig auS einem Fenster der zweiten Etage und wurde schwer verletzt. — Die ver storbene Gutsbesitzerin Wiesner in Crimmitschau hat der Kirche zu ihren Liebeswerken 9500 Mk. und einen Kirchenbauplatz von 22,000 sH-Ellcn hinterlassen. — In der Koch'schen Fabrik zu OelSuitz erhalten zu Weihnachten 100 der ältesten Arbeiter die Zinsen von 30,000 Mk. und in der Hcndel'schen Fabrik kommen an die Bedürftigsten die Zinsen von 10,000 Mk. zur Vertheilung- — Für die Christbescherung der Zeitschrift „Der Nachbar" sind zu einem Christdaume vom 26. November bis 27. Dezember eingegangen: 529 Mk. 23 Pf. Aischofswerdaer Laus- und Wirth I'chafts - Kalender ist erschienen und ä Stück 20 Pfg. zu haben bei Friedrich May. «LL" Wiederverkäufe! erhalten höchsten Rabatt.