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Rettung aus einer Der Kapital» Mayne Reyd erzählt in sei ne»! neusten englischen Noinan folgendes merkwür dige Abenteuer, das dem Helden seines Romans, Namens Haller, auf seinem Carawanenzuge nach dem Westen von Amerika begegnete, und welches wir ihm im Auszüge selbst erzählen lassen. „Schon längst hatte ich gewünscht, einmal einer Büsfcljagd beiwohnen zu können; aber wir waren zcither noch nicht weit genug in die unge heure Ebene der Pralricen des Westens vorgedrun- qen. Nur dann und wann sahen wir aus der Ferne einzelne Exemplare dieser wülhenden Bestien, aber sic ließen uns niemals nahe kommen, weil sie eine sehr scharfe Witterung haben. Ei»cs Ta ges gelang cs uns endlich von fünf derselben, die uns nicht zeitig genug in den Wind bekommen hatten, eine herrliche Büffelkuh zu erlegen, nach dem wir, zusammen 6—8 Mann, auf ihrer'Ar- folgung uns ungefähr 8 englische Meilen (zwei deutsche Meilen) von der Karawane entfernt hatten. Da es indeß ziemlich Abend geworden war, be schlossen wir, uns zu lagern, wo wir gerade wa ren, und die am andern Morgen nachkommenden Kameraden dort abzuwarten. Wir befanden uns in der Nähe eines krystallhcllcn Bächleins, und wählten an der sanften Abdachung seines Ufers unser Bivouac. Bald prasselte das Feuer — denn Holz war in Menge da — rind die ans der ge- tödteten Büffelkuh geschnittenen Lendenstücken sprüh ten ihr Fett lustig in die knisternde Flamme. Mein Freund St. Vrain und ich, wir hatten glücklicher Weise unsere mit Cognac gefüllten Feldflaschen bei uns, und hielten auf diese Weise ein ziemlich lecke-, res Mahl. Auch fehlte cs nicht an Cigarren, und nachdem wir unsren Appetit reichlich gestillt, blie ben wir bis zu später Stunde um das Feuer ge lagert, schmauchten, plauderten und horten auf die mancherlei Erzählungen von seltsamen Abenteuern, welche dieser oder jener aus der viclgcwandcrten Gesellschaft zum Besten gab. Endlich wurden die Leinen der grasenden Pferde gekürzt, meine Kame raden hüllten sich in ihre Decken, legten den Kopf auf den Sattel und überließen sich dem Schlafe, nachdem vorher wegen eines etwa möglichcnUeberfallsdcr In dianer auf dicHohcderAbdachnngeincVcdettc ausge stellt war, welche aller zwei Stunden abgclöst wurde. Zch selbst legte mich etwas entfernt von dem Lager der klebrigen einige 100 Schritt weiter an den Rand des Flüßchens nieder. Der Mond schien in wunderbarer Klarheit, so daß man die Farben der Blume» der Prairie unterscheiden konnte. Kaum aber war ich einige Minuten cingeschlummert, so hörte ich eine sonderbares Geräusch, gleich einem entfernten Donner oder den. Tosen eines Wasscr- furchtbaren Gefahr. falls. Der Boden schien unter mir zu zitter». — „Wir werde» tüchtig eiiigcweicht werden," dachte ich halb im-Schlafe, wickelte mich fester in meine Decke und schlief wieder ein. Das Geräusch kam immer näher und näher, und ich erwachte von Neuem. Da unterschied sch das Rollen von tausend die Erde stampfende» Hu fen, gemischt mit dem Brüllen von abertausend Büffeln. Die Erde dröhnte und bebte. Ich hörte die Stimmen meiner Kameraden, St. Vratns nnd Gode's,' und der letztere schrie aus vollem Halse: „Saerrr! — Herr, habt Acht! die Büffel kommen! Ich sah, wie sic die Pferde abpflöckten nnd sic unter die Böschung führten; ohne Zaudern warf ich meine Decke ab nnd sprang auf die Beine. Da bot sich meinen Augen ein furchtbares Schauspiel dar. So weit nur das Auge mich trug, schien die Prairie in Bewegung zu sein. Wie schwarze Wolken rollte cs über die Ebene, und tausend blitzende Punkte glänzten und vcischwan den auf der bewegten Fläche, ähnlich den Fenerfnn- ken. Der Boden zitterte, -die Menschen schrieen, die Pferde wieherten vor Furcht und zerrten an den Leinen; mein Hund bellte und heulte, und lief im Kreise nm mich herum. Eine Weile glaubte ich zu träumen; aber ich erkannte immer mehr die fürchterliche Gewißheit! Es Ivar eine große in blinder Wnth daher stür mende Büffclherdc! Ich erkannte die zottigen Buckel nnd die blinkenden Augen dieser Bestien! „Großer Gott" dachlc ich, „sie kommen dir auf den Leib!" Es war zu spät, mein Heil in der Flucht zu suchen. Ich ergriff meine Büchse und gab Feuer auf den Ersten der Bande. Aber der Schuß blieb ohne alle Wirkung; ein ungeheurer, an der Spitze des Haufens daherstürmendcr Büffel sprang mit einem furchtbaren Satze über das Flüßchen und stürzte mit Wuth und Gebrüll auf mich los. Er faßte mich auf die Hörner und warf mich in die Luft. Im Nicdcrfallcn stürzte ich nach rückwärts auf die bewegte Masse. Ich fühlte, daß ich weder verwundet noch betäubt Ivar; aber ich war auf den Rücken mehrer dieser Bestien gefallen, welche in dicken Haufen dicht aneinander gedrängt dahinstürmtcn. Da durchblitzte mich ein plötzlicher Gedanke. Ich klammerte mich fest an den Büffel, der, gerade unter mir war, nahm ihn zwischen die Beine und hielt mich an den langen Haaren an, welche seine» Hals umgaben. Das erschreckte Thier beflügelte seinen Lanf nnd hatte bald die klebrigen im Rücken. Das war's gerade, was ich wollte, und nun ^stürmten wir mitten durch die Prairie im sausenden Galopp. Der Büffel mochte sich eiubilden, ein Pan-