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WWW? lagen wir Allen, welche uns bei dem am 26. Mai hier ausgebrochenen Schadenfeuer so rasche Hilfe leisteten. Dank den Nachbargemeinden und deren Spritzenmannschaften Gaußig, Tröbigau, Diehmen, Birkau und Schmölln. Gott wolle Allen ein reicher Vergelter sein und vor ähnlichem Unglück bewahren. Naundorf, am 30. Mai 1893. Der Gemeinderath. Deutsches Reich. Dresden, 1. Juni. Se. Majestät der König trafen heute Vormittag vor 9 Uhr von Strehlen im Residenzschlosse ein, wohnten mit Ihren König!. Hoheiten den Prinzen Georg, Friedrich August, Johann Georg, Max und Albert und der Prinzessin Mathilde dec Feier des Fronleichnamsfestes in der katholischen Hof kirche bei, nahmen nach dem Gottesdienste im Residenzschlosse die Borträge der Herren StaatS- minister entgegen und begaben Allerhöchstsich Rachmittag >/,3 Uhr nach Strehlen zurück. Mit dem größten Theile der Offiziere des königl. sächsischen Schützen-Regiments begab sich Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August am Donnerstag nach Berlin, um den Besuch des dortigen Garde-Schützen-BataillonS zu erwidern. Während Se. königl. Hoheit im Schloß abslieg, nahmen die Schützen-Osfiziere im Hotel Kaiser hof Quartier. Heute Freitag kehren die Offiziere, nachdem sie der Frühjahrs-Parade beigewohnt, nach Dresden zurück, während Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August bis zum 4 Juni in Berlin verbleibt. L. Bischofswerda, 29. Mai. Hervor ragende Ereignisse werfen ihre Schatten voraus — es ist demnach nicht ausfallend, daß die Bor- Uirnerstundc des IV. Bezirks deS Meißner Hoch- land-GaueS, welche gestern in Brettnig statt fand, bereits im Zeichen des Stolpner Gauturn- festcö stand. Es hatten sich zusammen 24 Vor turner eingesunden; außerdem hatte Bischosswerva die Gelegenheit benutzt, eine kleine Turnfahrt mit Zöglingen zu verbinden und trat, außer 7 Vor turnern, mit 5 Mitgliedern und 19 Zöglingen an -- ein Zuwachs, der bei Hebung des Aufmarsches und der Freiübungen sehr willkommen war. Dagegen waren Demitz und Rammenau bedauer licher Weise nicht vertreten. Die Leitung liegt bekanntlich in Händen des Herrn Bauriegrl- Stolpen, als Gast war auch der Gc-uturnwart Herr Kanncgießer-Brettnig erschienen. Der Auf marsch und die Freiübungen wurden mehrfach durchgeprobt; letztere müssen noch fleißig geübt werden, man kann aber mit ziemlicher Gewißheit sagen, daß sie zum Feste «klappen"«werden. Als Geräthturnen kam nur eine Gruppe zur Vor nahme, welche von einer Bezirks-Musterricge in Stolpen gezeigt werden soll, es sind Gesellschafts übungen an 3 Barren. Bei dem hieran anschließen den Kürturnen wurden die volkSthümlichen Hebungen für Stolpe», nämlich Tauhangcln, Weithochsprung und Steinstoßen durchgeturnt. Bei der nun folgenden Besprechung machten sich noch verschiedene Wünsche geltend, welche durch den Gauturnwart dem künftigen Sonntag in Neustadt tagenden technischen Unterausschuß zur Beachtung empfohlen werden sollen; u. A. soll der ziemlich verwickelte Aufmarsch noch einmal jedem Verein bildlich eingesandt werden, damit besser geübt werden kann; sodann soll jeder Theilnehmer an einer Mnsterriege nach Beendig ung des MusterriegenturnenS noch einen Weit sprung ohne Sprungbrett und ohne Ziel machen. Die Musterriegen sollen dieses Mal gewerthet werden — ein Versuch, von dem wir unS hin sichtlich deS weiteren Ausbaues deS Musterriegen, turnens viel Erfolg versprechen. Die Barren gruppe, für deren sorgfältige Ausarbeitung Turn wart Paetzoldt-Brettnig den Dank der Versamm lung erwirbt, wird jedem Bezirksverrin schriftlich Eingesandt zur fleißigen Einübung. Der stell vertretende Gauturnwart, welcher erst kürzlich gewählt worden ist, hat sein Amt niedergelegt, weil er das Weltturnen mitmachen will; die Versammlung ersucht den Herrn Gauturnwart, dahin zu wirken, daß an Stelle des Au-geschiedenen Bauriegel-Stolpen, als die weitaus geeigneteste Kraft, dem Gautururath und dem technischen Unterausschuß beigeordnet werde. — Die nächste Zusammenkunft soll am 1. Oktober o. in Ra in anen au stattfinden. Gut Heil ! Bischofswerda, I. Juni. Bon einem schwere» Unglücksfalle wurde gestern Abend in der Nähe der Station Riedernenkirch der allhirr stationirte Bremser MroS betroffen, indem er beim Besteigen des Wagens abglitt und unter -die Räder gerieth. Dem Unglücklichen wurde hierbei ein Bein zermalmt, so daß sich heute die Amputation desselben nothwendig machte, auch sonst hat der Schwerverletzte noch Contusionen am Kopf, Brust rc. erlitten. Mros, welcher von hier gebürtig und Familienvater ist, wird im hies. Stadtkrankenhause, woselbst das Bein ober halb des KniecS abgelöst wurde, verpflegt. .88. Frankenthal. Schon längst entsprachen unsere bisherigen zwei Schulräume nicht mehr den vorhandenen Bedürfnisse». Die Uebelstände wurden umsomehr empfunden, je mehr von Jahr zu Jahr die Zahl der Schulkinder wuchs; daher war der Neubau einer größeren Schule nur noch eine Frage der Zeit. — Der erste Spaten stich zum Bau wuroe den 5. Oktober 1892 aus geführt und bereits den 14. Oktober 1892 konnte der Grundstein gelegt werden. Vorigen Sonn abend fand unter entsprechender Feierlichkeit die Hebefeier statt, an welcher die Vertreter der Kirche und Schule, sowie die Schul- und Kirch gemeinde theilnahmen. — Die Schule, welche voraussichtlich den 31. Oktober zur Uebergabe gelangen und zu Ostern ihre Weihe empfangen wird, enthält drei geräumige Schulzimmer und zwei Lehrcrwohnungen. Mit Anfertigung der Zeichnung und deS Bauanschlages wurde Herr Baumeister Reinhold KaSpar-Meißen beauftragt und der Ban selbst aus'S Mindestgebot von 34,500 Mark an Herrn Bauunternehmer Fried rich Gustav Zimmermann-Goldbach vergeben. Bauyen, 31. Mai. Bei dem Distanz marsch Berlin-Wien blieb der erste Distanzgeher, Jobst 161 Kilometer von Berlin entfernt, gänz lich erschöpft und mit zerissener Fußsehne im Felde liegen: hier überholten ihn die beiden Vegetarier, welche ungemein frisch auSsahen. Die Vegetarier erreichten gestern Hochkirch, 192 Kilo meter von Berlin entfernt. Ueberall werden die Distanzgeher, die durch eine weiße Binde ge kennzeichnet sind, halb mitleidig, halb enthusiastisch begrüßt. Zittau, 31. Mai. Heute Abend 6 Uhr sind hier vier Distanzläusersdurchpassirt, darunter der Musiklehrer auS Petersdorf und der Buch drucker aus Flöha; ersterer erklärte den Distanz marsch für Menschenschinderei (!). Die Herren waren meistens noch seyr frisch. Bei Herrnhut ist einer marode und auf einen Wagen weiter befördert worden. (Wie die Sozialdemokratie die Wahl agitation aus dem Lande betreibt.) In einer kürzlich in Leipzig abgehaltenen sozial demokratischen Wählerverjammlung wurde ge tadelt, daß den Landbewohnern in einer im Landkreise von den Sozialdemokraten veranstalteten Versammlung die Expropriation (Enteignung) deS Grund und Bodens als eine Forderung der Sozialdemokratie bezeichnet worden war. Diese Acußerung wurde unvorsichtig genannt und als ungeeignet für die Landagitation bezeichnet. Die Bauern dürfe man nicht, wie es hieß, mit der artigen Sachen vor den Kopf stoßen und des halb solle in der Agitation gegen die Militär vorlage dieses Thema nicht berührt werden. vanzig, 31. Mai. Se. Majestät der Kaiser traf 3'/, Uhr Nachmittags hier ein und fuhr bei der Schichauschen Werst vor, wo er von den Viceadmiralrn Hollmann und Knorr und dem Geheimrath Schichau empfangen wurde. Nach dem der Kaiser die Tribüne an Bug der neuer bauten Korvette bestiegen, hielt, wie die „Danziger Zeitung" berichtet, der Kapitän Graf Haugwitz eine kurze Taufrede. Er taufte die neue Kor vette auf allerhöchsten Befehl als Erinnerung an die rühmliche Anfangsgeschichte der Marine „Gefion". Nach dem glücklichen Stapellauf be stieg der Kaiser unter dem Salut der Holm- Batterie ein Torpedoboot und begab sich, von etwa zwölf geschmückten Regirrungs- und Passa gierdampfern gefolgt, nach der Reede, um die gestern Abend von Amerika angekommen« Kor vette „Kaiserin Augusta" zu besichtigen. Wie die „Neue Bonner Zeitung" meldet, empfing Fürst Bismarck am 27. Mai die Professoren Kahl, Zitelmann, Schultze, Koser und Grase au- Bonn. Nach der Frühstückstafel entwickelt« der Fürst in eingehendem Gespräche seine Auffassung der gegenwärtigen politischen Lage. Die Sozialdemokraten stellen sich in ihren Wahlflugblättern, die sie auf dem Lande vertheilen, al» die unschuldigen Lämmer dar, die kein Wässerchen trüben und denen von den Gegner» nur ohne Grund viel Schlimme- nach gesagt werde. Sie wollten nicht- Anderes, als die Bauern glücklich machen. In ihren Flug blättern führen sie auch Pastoren als Redner in sozialdemokratischen Versammlungen auf, und zwar als hilflose arme Tröpfe, die nichts Anderes zu entgegnen wissen, als daß sie die Leute zur Bescheidenheit, Zufriedenheit mit ihrem LooS unter Hinweis aus da- Jenseits ermahnen, so daß eS dann den socialdemokratischen Rednern leicht wird, dieselben gründlich abzusühren und lächerlich zu machen; sogar Bibelsprüche führen sie an. So JeiaiaS 5, 8: „Wehe Denen, die ein HauS an daS andere ziehen und einen Acker zu dem andern bringen, bis daß kein Raum mehr da sei, daß sie allein das Land besitzen" — und fügen dann hinzu: „JesaiaS war also nicht davon überzengt, daß Großgrundbesitz GotteS Ordnung sei, sonst hätte er nicht Wehe über die Großgrundbesitzer gerufen!" In Fett schrist heißt es dann: „Willst Du ferner für uns sein, für das Recht der arbeitenden Mensch heit, oder willst Du Stütze und Söldling bleiben Denen, die Dich ausnuhen, die von Deinem Schweiße leben?" Den Fürsten Bismarck schildern sie in einem Wahlflugblatt in folgender Weise, die jedem Deutschen Zorn und Scham ins Gesicht treiben muß: „Wir sind die Letzten, den alten Reichstag zu loben. Er hatte nicht den Muth, den frischen Zug deS VolkSgeisteS, dem er seine Entstehung verdankt, in die That umzusetzen; allein sein Anfang war gut und sein Ende. Sein Anfang — der Sturz des unheil vollen Politikers, der, jedes Ideals, jedes echt staatsmännischen Gedankens bar, nur persönliche Macht- und Jnteressenziele verfolgte, den Staat bloß als Ausbeutungsobject betrachtete, aus Kosten der arbeitenden Klasse Millionäre züchtete, durch Organisation nationaler und internationaler Hetzen das Volk und die Völker verwirren und daS Volk in der Erkenntniß seiner Schmach zu hindern bemüht war. Bismarck, der rücksichts loseste Vertreter der Demagogie des Geldsacks und der brutal auSbentenden und knechtenden Gewalt, der cynische Patron des SpitzelthumS und des ReptilunsugS, wurde durch die Wahlen des 20. Februar 1890 weggefegt, aber der Reichstag hatte nicht Muth und Kraft, das System Bis marck dem gestürzten Hausmeier nachzuwerfrn. Der alte Kurs blieb. Es war daS System Bismarck ohne Bismarck, nur etwas reinlicher und schwächlicher. Prinzipiell keine Verschieden heit. Nicht einmal dem Großkornwuchcr deö kapitalistischen JunkerthumS ward gesteuert." — WaS würde man wohl in anderen Landern, z. B. in Frankreich, mit solchen Leuten thun, welche den größten Staatsmann in dieser Weise beschimpfen? Keine einzige Stimme erhielten sie! Und daS thun die Leute, welche sich von Fran zosen Geld geben lassen für ihren Wahlkampf! Gehören dieselben in den deutschen Reichstag? Amerika. Chicago, 31. Mai. DaS Preis-Komitee hielt gestern unter dem Vorsitze ThacherS eine Sitzung ab und sandte an daS Komitee der aus wärtigen Aussteller ein Schreiben, welches die Mittheilung enthält, daß das adoptirte System der PreiSvertheilung nicht geändert werden könne. ES werden sich infolge dessen voraussichtlich viele Aussteller an der Preisbewerbung nicht bethriligen, ohne jedoch die ausgestellten Gegenstände, von der Ausstellung zurückzuziehen. Chicago, 1. Juni. Der Präsident des amerikanischen Preiskomitees, Thacher, schrieb den ausländischen Kommissaren, daß ihrem Ansuchen gemäß zwei oder mehr Preisrichter zur Prüfung der einzelnen Ausstellungsgegenstände ernannt werden könnten. Vermischtes — In Berlin stehen zur Zeit 30,000 Wohnungen leer. Im April haben 3281 Mieths- erhöhungen und 6883 MiethSermäßigungen statt, gefunden. — Ueber ein Eisenbahnunglück, welche- sich am 30. Mai vor Station La band bei Gleiwitz ereignet hat, meldet man au» Bre»lau Folgende»: Nach hier vorliegenden Nachrichten ist der von OSwircin kommende Personenzug Nr. 22 gestern kurz vor der Station Laband bei Gleiwitz in-