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67 Dienstaa, den 13, Juni. Aer sächsische Lrzähler, Bejirksauzeiger für Bischofswerda, Strlpe« und ttmgegeud. «mtSvlutt der «zl. AmtrhmMwnIchift, »er »,l. Schilinstzectio« «. des MHallMacnmtcr zu B-Uhc-, sevie de- Sgl. AMSgcrichtS und des StMnithtS zu SischisSwad«. Diese Zeitschrift «scheint wSchenüich drei Mal, soOchtOG, GotmerOeaaO und EOMUMpDUpD, und »et Mchltchlich d« Sonnabend« «schein,^om ^»«Le» triftischeu Beüa«^ vierteljährlich 1 haart d0 Pf. Numm« d« Zeitung»prri«listt K33S. FerusprechUalle Nr. »». Vekellwigm w«d«v bei all«, Poftanstaltm de« deutsch«» Reiche«, für vtschof«werd« und Umgramd bet «rserm Zeitnngrbotv,, sowie in d« Ex-ed. d. Bl. angenommen. Dret»»»fS«s,t,G«r S«tzr,a»«. z«sa»«ta, welch« in dies« Blatt« di« »«West« ««brettme, 8id^u«d«b» Montag, Mittwoch «»»»«tta, KU» Uhr angenommen und tostrt die drelgespalt«« Torpurzetl« 10 W-, uni« .«inaesanbt* 20 Ps. »«Vmst« Jnsnatenbetrag SS Ps. — Emzelnr Nummer 10 Pf. Ortskrankenkaffe Geißmannsdorf mit Pickau. Die wöchentlichen Kaffenbeiträge betragen vom 4. Juni a. e. - 1) für erwachsene männliche Kaffenmitglieder über 16 Jahre 14 Pfg., 2) für erwachsene weibliche Kaffenmitglieder über 16 Jahre 12 Pfg-, 3) für männliche unter 16 Jahre zwischen 14 und 16 Jahre 10 Pfg., 4) für weibliche unter 16 Jahre zwischen 14 und 16 Jahre 7 Pfg. . Für erkrankte Kaffenmitglieder, welche ohne Genehmigung des KassenvorstandeS den hiesigen Ort verlaffen, trägt die Kaffe keine weiteren Unkosten. GeißmannSdorf, den 10. Juni 1899. Clemens Philipp, Vorsitzender. Die Mitwirkung der Culturvölker an der Erhaltung des Weltfriedens. Die im Haag tagende FriedrnSconferenz der Regierungen fast aller Culturstaaten ist seit Wochen bemüht, um durch internationale Ab machungen die Kriegsgefahr und die wachsenden Kriegsrüstungen zu beseitigen oder doch zu mildern. Mag nun auch das Ergebniß dieser Friedensconferenz noch so günstig auSsallen, so wird es doch immer und immer wieder noth- wendig sein, sür den großen Friedensgedanken der Menschheit auch bei allen Nationen Propa ganda zu machen und daran zu erinnern, daß bei der Erhaltung deS Weltfriedens nicht nur die Regierungen, sondern auch die Völker selbst sehr wichtige, zumeist sittliche und humane Auf gaben zu lösen haben. Da die Zeit der CabinrttS- kriege vorbei ist und in den Kriegen nur die Fragen der nationalen Ehre, der Bertheidigung des Vaterlandes, aber auch des nationalen Ehrgeizes und der Eroberungssucht eine Rolle spielen, so wird man bald erkennen, daß in Be zug auf die Entfachung des leidenschaftlichen nationalen Ehrgeizes und der Eroberungssucht, gepaart mit dem Weltmachtsdünkel, die Völker selbst ebenso dazu beitragen können, einen Krieg zu verhüten, wie die Regierungen. Wohl kann eine Regierung in frivoler Weise die Parole zur Kriegshetzer« und staatlichen Großmanns sucht auSgeben, aber ein ruhig und gerecht urtheilendrS Volk wird solchen Demonstrationen nicht Folge leisten. Umgekehrt kann aber auch das leidenschaftliche Wüthen eines Volkes gegen rin anderes in einer Streitfrage eine schwache Regierung zu verhängnißvollen Schritten hin reißen und einen leichtfertigen Krieg erzeugen. Mithin ist eS in der großen FriedrnSfrage die Pflicht oller Culturvölker, die Gerechtigkeit nicht nur in ihrem Lande, sondern auch dem Aus lande gegenüber stets hochzuhalten und den Sinn dafür in der öffentlichen Meinung zu pflegen, wozu ganz besonders eine ehrenhafte Presse beitragen kann. Dann möchten wir noch ganz besonders darauf aufmerksam machen, daß eS zur rechten Pflege der Gerechtigkeit in Bezug auf unsere Mitmenschen und Mitvölker durchaus nothwendig ist, daß man nicht nur immer von seinen Rechten und Ansprüchen redet und Ge brauch macht, sondern daß man auch die Rechte und Ansprüche der Nebenmenschen und anderen Völker achtet und berücksichtigt. Soll die Cultur der Menschen eine sittliche Grundlage haben, so muß eben auch die Sittlichkeit, Gerechtigkeit und Humanität in der Cultur selbst gepflegt und besonders hoch geschätzt werden. Wenn dies Ziel in der richtigen Weise erreicht wird, so würden dadurch sehr werthvolle Bedingungen für die Erhaltung des Weltfriedens geschaffen werden, denn dann würde so leicht kein Volk an ein anderes ungerechte Zumuthungrn stellen. Man kann e» ja auch an der Hand der Kriegs geschichte verfolgen, daß eine« Kriegsausbruch« gewöhnlich eine ungerechte Zumuthung voraus- ging, und weil diese nicht erfüllt wurde, kam S zum Kriege. Wenn man nun bedenkt, daß in einem Kriege durchaus nicht immer das Recht, sondern die Macht siegt, so wird man einsehen, daß die Ungerechtigkeit im Kriege auch noch einen großen Triumph vor der Welt im Ge folge haben kann, wenn eS dem bedrohten Staate nicht gelingt, zu siegen. Größere Bildung und sittliche Cultur der Völker müssen also un bedingt mit dazu beitragen, die Kriege zu ver mindern und den Weltfrieden zu erhalten. Politische Weltschaa. Der Kaiser hat sich «seit der Rückkehr von seinem jüngsten AuSfluge nach Kiel und West preußen in das Neue Palais bei Potsdam vor wiegend der Vornahme militärischer Besichtig ungen gewidmet, welche abwechselnd bestimmten Truppentheilen der Garnisonen Berlin, Potsdam und Spandau galten. Was die neuerdings auf getauchten Gerüchte anbelangt, der Kaiser gedenke im Lause des diesjährigen Sommer» u. A. auch England wieder einmal zu besuchen, so wird in Berliner unterrichteten Kreisen entschieden be zweifelt, daß sich der hohe Herr mit einer der artigen Absicht trage. Außerdem würde auch ein etwaiger Besuch desselben in England mit den im Allgemeinen schon bekannten Dispositionen bezüglich der dismaligen Sommerreisen deS Monarchen nicht übrreinstimmen. In der am 8. Juni abgrhaltenen Wochen plenarsitzung des BundeSratheS wurde eine besonders reichhaltige Tagesordnung erledigt; doch bezog sich dieselbe meist auf Gegenstände von nur untergeordnetem Interesse. Zu er wähnen wäre etwa, daß die Versammlung von der eingegangenen Denkschrift zum Gesetzentwurf zum Schutz deS gewerblichen ArbeitSverhältniffeS („ZuchthauS-Vorlage") Kenntniß nahm und die neue Vorlage, betr. die Abänderung deS Gesetzes über die Rechtsverhältnisse in den deutschen Schutz gebieten, den zuständigen Ausschüssen überwies. Im Reichstag kam am Freitag die lang- auSgesponnene Spezialbrrathuug der Novelle zum JnvaliditätSverstcherungSgesetz endlich zum Abschluß. Die noch restierrnden Paragraphen 135—165, enthaltend die Straf-, Schluß- und UebergangSbestimmungen, wurden ohne wesentliche Debatte rasch und glatt fast durchgängig nach den CommisstonSbeschlüssen angenommen, dagegen rief der sozialdemokratische Antrag, dem Gesetz einen Art. II hinzuzufügen, wonach die land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter, sowie die als Gesinde beschäftigten Arbeiter der Kranken versicherung unterworfen werden sollen, wonach die Carenzzeit beseitigt werden soll u. s. w., noch eine lange und lebhafte DiScusston hervor. In derselben spielten Auseinandersetzungen zwischen de« sozialdemokratischen Abgeordneten Stadthagen und Haase einerseits, dem conservativen Abgeordn. Grafen Klinckowstrem anderseits über die länd lichen Arbeiterverhältnisse im Osten eine Haupt rolle; schließlich lehnte das hau» den sozial demokratischen Antrag ab und genehmigte dafür «ine Resolution der Commission, betr. die Ab änderung der Carenzzeit bei der Krankenversiche rung. Im weiteren Verlaufe der Sitzung nahm der Reichstag debattrlo» den Gesetzentwurf über die Verwendung von Mitteln aus dem ReichS- invalidenfondS in zweiter Lesung an und berieth ebenfalls in zweiter Lesung den Entwurf über die Verlängerung der Vollmachten des BundeS ratheS zur Festsetzung der Gebühren für Be nutzung de« Kaiser Wilhelm-Kanal«. Die Vor lage gelangte mit einer vom Abgeordneten Brömel beantragten Abänderung, wonach diese Frist nur auf drei Jahre anstatt auf fünf Jahre, wie der Regierungsentwurf will, festgesetzt wird, zur An nahme. Dann genehmigte da» Hau» drbattelo» und endgittig die Vorlage über da» Flaggenrecht der Kauffahrteischiffe und erledigte zuletzt Wahl prüfungen ; hierbei wurden u. A. die Wahlen der nationalliberalen Abgeordneten vr. Haffe (Leipzig- Stadt) und Hilbek (Dortmund-Hördr) beanstandet, die Wahl deS antisemitischen Abgeordneten Lotze (Pirna) sür ungiltig erklärt. Am Sonnabend pausirte der Reichstag, am Montag standen die dritte Lesung der den Kaiser Wilhelm-Canal be treffenden Vorlage, sowie die zweiten Lesungen de» NachtragSrtatS und des Hypothekenbank gesetzes aus der Tagesordnung. — Die Budget commission erledigte am Freitag den Rest de» NachtragSrtatS, wobei auch die den Gebrüdern Denhardt wegen ihrer Verluste in Wituland zu gewährende Entschädigung in der endgiltigen Höhe von 150,000 Mk. genehmigt wurde. DaS preußische Abgeordnetenhaus befaßte sich am Freitag zum ersten Male mit der Vorlage betr. die Abänderung des Gemeinde wahlrechts. Dieselbe wurde vom Minister de» Inneren v. d. Recke eingehend begründet und im Laufe der Debatte auch vom Finanzminister vr. Miquel warm befürwortet. AuS dem Hause gab der CentrumSabgeordnrte Herold seine Genugthuung über die Vorlage zu erkennen, während die Abgeordneten v. Heydrbrand (cons.) und vr. Sattler (nat.-lib.) zur reiflichsten Prü fung derselben mahnten. Der Abgeordnete Richter (sr. VolkSp.) hielt dagegen den Entwurf für gänzlich unzureichend, Abg. Stengel (freicons.) sprach die Hoffnung auf ein Zustandekommen de» Entwurfes bei den CommissionSberathungen auS; schließlich wurde die Vorlage an eine Commission verwiesen. Vom baierischen Thronfolger, Prinzen Ludwig, ist eine bemerkenSwerthe rednerische Kundgebung zu verzeichnen. Der Prinz hielt bei einem Festmahl in Kronach eine Ansprache, in welcher er lebhaft zur Aufrechterhaltung der Einigkeit unter den deutschen Stämmen mahnte. Der künftige Herrscher Baiern» hat hiermit auf'» Neue seine echt deutsche Gesinnung bekundet. Im gemeinschaftlichrn Landtage zu Gotha beantwortete Staatsminister v. Strenge am Freitag die Antwort de» Abgeordneten Heusinger wegen der Thronfolgefroge in Coburg-Gotha. Die Antwort ging dahin, daß dem Staat»- Ministerium vom Herzog von Connaught seit der nn Landtage verlesenen Erklärung desselben noch rem« weiteren Mittheilungen gemacht üiordm