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V AG« Bei der Ausführung der Nationalfestspirle bleibt nur zu wünschen, daß ihnen in den deutschen Bolttkreisen, zumal in den Reihen der deutschen Sänger» und Turnvereine genügende» Berständ- niß und Theilnahme entgegengebracht wird, damit der schöne Plan auch wirksam und dauernd zur Ausführung gebracht werden kann. Die Wahl de» herrlichen Rheingau» bei RüdeSheim al» Festplatz für die brutschen Nationalfestspirle darf al» eine sehr glückliche bezeichnet werden. -— Restdenzschloß, um von hier aus nach. Wachwitz! zurückzukebren. vre»den, 25. Sug. Ueber da» Gesinden Ihrer k. und k. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich Augüst ist beute folgender Gericht au»» gegeben worden: „An vergangener Nacht hat Ihre k. und k. Hoheit dir Frau Prinzessin Friedrich August einige Stunden ruhig geschlafen^ Da» Allgemeinbefinden ist gut. Wachwitz, den 25. August 1898. vr. Leopold, vr. Fiedler^ vr. Wehle." Bischofswerda, 26. Sug. Mit großer Befriedigung wird Seiten der hiesigen Bewerb» treibenden die amtliche Bekanntmachung de» Stadt- rathe» in heutiger Nummer ausgenommen werden^ in welcher enthalten, daß die hiesigen Krammärkte mit Genehmigung de» Kgl. Ministerium» de» Innern auf die vorhergehenden Sonntage nach beendigtem BormittagSgotteSdienst ausgedehnt werden. Die getroffene Einrichtung dürfte Seiteir der Verkäufer und Käufer allseitige Billigung finden, wird sich doch aller Voraussicht noch dadurch ein viel größerer Verkehr in hiesiger Stadt ent wickeln. Diese Neuerung liefert wiederum den Beweis, wie sehr der Stadtbehürde daran ge» legen ist, allen billigen Wünschen der Interessenten zu entsprechen. Bischofswerda, 25. August. Nach der wahrhaft unerträglichen Hitze, die zwei Wochen hier geherrscht, wurde e» allseitig mit großer Freude empfunden, daß gestern Abend und zwar bi» Mitternacht rin sanfter Gewitterregen her niederging; gegen 9 Uhr machte sich auch ein- Gewitter bemerkbar. Wer aber geglaubt hatte, daß nach dem Regen, bez. Gewitter eine Ab kühlung in der geradezu unerträglichen Temperatur eintreten würde, sah sich gründlich getäuscht, die unangenehme Schwüle blieb dieselbe wie zuvor. — In der belletristischen Beilage der vor liegenden Nummer beginnen wir mit dem Ab druck eines äußerst fesselnden Romans von C. Wild, eines Schriftstellers, der durch seine: bemerkenSwerthen Erzählungen in deutschen Familien und Frauenzeitschriften, sowie in den größten Tageszeitungen in kurzer Frist eiu Liebling der deutschen Lesewelt geworden ist. Der in der belletristischen Beilage des „sächsischen Erzählers" zum Abdruck gelangende Roman führt den Titel: „Pflicht und Liebe" und wird sicher großen Beifall bei unfern Lesern und Leserinnen finden. — Ueber die große Hitze der letzten Tage schreibt der meteorologische Mitarbeiter der „Verl. Wissenschaft!. Corr.": Die große Hitze, welche augenblicklich herrscht, legt die Frage nahe, wann ähnliche Temperaturen im August noch vorgrkommen sind. In der That ist da» bisher in diesem August beobachtete Temperatur» maximum eine» der höchsten zu dieser Jahreszeit. Es wurden am 17. August 32,9 Grad 6. be obachtet, jedoch sind in längeren Zwischenräumen schon gleich hohe oder noch höhere Temperaturen beobachtet worden. Am 17. August 1892 be trug das Temperaturmaximum 34,6 im August 1868 war eS 34,5, im August 1857 sogar 36,1 Grad 6. Im September sind Temperatur- maxima über 30 Grad schon recht selten, doch hat man auch in dieser Jahreszeit ab und zu so hohe Temperaturen schon beobachtet, so im September 1872 32,9, im September 1886 mit 30,7 und im September 1895 mit 32,7 Grad 6. — Vorsichtsmaßregeln bei einem Gewitter dürsten gerade jetzt in den Tagen der tropischen Hitze und der elektrischen Ent ladungen, von denen die Zeitungen melden, wohl am Platze sein. Man höre also! Bor dem Donner, der nur eine heftige Erschütterung der Lust ist, braucht man sich nicht zu fürchten s denn wenn derselbe gehört wird, so ist die Ge fahr de» Blitze» bereit» vorüber. Bekannt ist, daß der Blitz von metallenen und feuchten Gegen ständen angezogrn wird und gern rinschlägt. Um die vlitzgefahr für Menschen möglichst zu vrr» meiden, beobachte man folgende Vorsichtsmaß regeln: 1) Hält man sich in der Wohnstube auf„ so setze oder stelle man sich nicht in die Nähe de» Ofen», der Thür, der Fenster, der Kronleuchter, de» Clavirr» usw., man lege auch alle» Metall von sich ab, wie Schlüssel, Messer, Uhren, und halte sich in der Mitt« de» Zimmer» auf. E» ist auch rathsam, während eine» Gewitter» da» Feuer im Ofen au»zulöschea, weil der auf- steigende Rauch-eia guter ElestricitätSlriter ist. Wahrend die» Geiditter» halte man immer «in Fenster offen-, damit, wenn der Blitz rinschtttzt, die Menschen nicht in der erstickenden Last Md- kommen; Luftzug im Zimmer vermeid« «an und ebenso da» HiaauSsthea au» dem g«öffneten Fenster. Schoa häufig ist e» vorgrkommen, dich, Deutsches Reich. Dresden, 24. August. Ihre taiserl. und königl. Hoheit die Frau Erzherzogin Alice, Großherzogin von ToSkana, traf gestern Abend 8 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge zum Besuche ihrer Tochter, der Prinzessin Friedrich August, hier ein. Die Frau Groß herzogin wurde auf dem Hauptbahnhofe von Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August empfangen und nach der prinzlichen Billa zu Wachwitz geleitet, wo sie Wohnung genommen hat. Dresden, 25. Aug. Gestern Abend >/,10 Uhr erfolgte in aller Stille in der königlichen Familiengruft in der katholischen Hoskirche zu Dresden die Beisetzung der von Ihrer kaiserlichen und königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August am vergangenen Montag in Wachwitz geborenen und kurze Zeit nach der Ge burt verstorbenen Prinzessin, welche bei der heiligen Taufe die Namen Maria Alix Carola Wilhelmine Viktoria Roberta Maximiliane Petrusa Timotheus erhalten hatte. Der Beisetzung war Nachmittags 7 Uhr in der Kapelle der prinzl. Billa zu Wachwitz in Gegenwart der Frau Großherzogin von ToSkana, des Prinzen Friedrich August, der Prinzessin Mathilde, der Damen und Herren der prinzlichen Hofstaaten und im Bei sein der prinzlichen Dienerschaft, die Einseg nung der Leiche durch den Bischof vr. Wahl vorauSgegangen. Nach der EinsegnuagSfeier wurde die Leiche mittels des vom königlichen Oberstallamte gestellten, mit zwei schwarz be hangenen Pferden bespannten und mit schwarzem Stoffe drapirten TronSportwagens, dem in einem prinzlichen Hofwagen der persönliche Adjutant Gr. königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August, Rittmeister von Tümpling, al» Be gleiter folgte, nach Dresden übergeführt. Kurz vor halb 10 Uhr traf Prinz Friedrich August in Begleitung des zur Dienstleistung al» per sönlicher Adjutant kommandirte Premierlieutenant v. Heygendorfs, im Residenzschlosse ein und wurde im Vestibül der Haupttreppe von Sr. Excellenz dem Staatsminister und Minister des königlichen Hause» vr. v. Seydewitz, dem von Sr. Majestät dem Könige zum königlichen Kom missar sür Leitung der Beisetzung ernannten Hausmarschall v. Carlowitz-Hartitzsch und dem stellvertretenden Pfarrer Kaplan Richter em pfangen. Bald danach erfolgtt die Ankunft der Leiche. Der mit rothem Sammet und Gold borde besetzte und mit goldenen Handhaben ver sehene kleine Sarg wurde von königlichen Heiducken aus dem Wagen gehoben und auf den mitten im Vestibül errichteten, mit rothem Sammet be hangenen Katafalk niedergesetzt. Nachdem hierauf der Rittmeister v. Tümpling dem königlichen Kommissar die beiden Sargschlüssel übergeben hatte, formirte sich der Zug in folgender Ord nung: Zwei SchloßportierS mit umflorten Stäben, zwei fackeltragende Hoflakaien, ein Hoffourirr, der Geistliche, die Leiche, getragen von vier Heiducken und flankirt von zwei fackeltragenden Hoslakaien, Se. königliche Hoheit der Prinz Friedrich August, Rittmeister v. Tümpling, Hau»- marschall v. Carlowitz-Hartitzsch, HauSminister vr. v. Seydewitz, Premierlieutenant v. Heygen- dorff, zwei fackeltragende Hoflakaien. Der Kon dukt bewegte sich durch den großen Schloßhof und da» Grüne Thor direkt in die Gruft der katholischen Hofkirche, am Eingänge zur Kirche von zwei Geistlichen empfangen. Sobald die Heiducken den Sarg auf den in der Gruft auf gestellten Katafalk, der von Leuchtern «mgeben war, niedergesetzt hatten, vollzog der stellver tretende Pfarrer Kaplan Richter die Einsegnung der irdischen Hülle der Prinzessin nach dem Rita». Mit einem deutschen Schlußgebete endete die Beisetzung»feier '/.10 Uhr, nachdem der königliche Kommissar Hausmarschall v. Carlowitz-Hartitzsch den einen Sargschlüssel dem Kaplan Richter übergeben hatte. Se. königliche Hoheit der Prinz Friedrich August legte zwei vlumenge- biude an» weißen Rosen in Form eine» Kreuze» und eine» Herzen» am Sarge nieder und begab sich sodann mit den übrigen Herren wieder in'» «L» dem Lede» ASnig Albert» und Sachsen» Geschichte von wrs—WS«. L888. Kaiser Wilbelmll^berreickt bei seinem Be such in Dresden dem Prüfen Georg den Frldmarschallstab. L878 König Albert bchqtigt in Leipzig dir 4. In- santrrirbrigade Rr 48. L87G Dir Sachsen vertreiben dir Franzosen bei Rouart. Zur Pflege des nationalen Gedankens im Deutschen Reiche. Gegenwärtig, wo da» neue deutsche Reich al» eine feste Gründung dasteht, und eine Wehr- macht von drei Millionen militärisch geschulten Streitern nöthigenfall» Deutschlands Ehre und Freiheit vertheidigen wird, halten manche klugen Leute eS sür überflüssig, dem nationalen Ge danken eine besondere Pflege angrdeihen zu lassen, ja, in solchen Kreisen gilt die Feier besonderer nationaler Feste auch gar nicht sür schön und modern. Solche „tiefen Denker" verrathen aber dabei nur, daß sie von dem Wesen eines großen nationalen Aufschwunges nichts wissen, und daß sie vor allen Dingen davon keine Ahnung haben, daß die Großthatrn eines Volkes in entscheidender Zeit nicht nur mit dem Waffendienste, sondern vor allen Dingen auch im Geiste und Gemülhe vorbereitet sein müssen. Dieses geistige und seelische Einigungswerk, diese nationale und ein heitliche Borsaat haben in Deutschland vor dem Jahre 1870 die Sänger-, Turner- und Schützen feste vollbracht, die immer die deutschen Gedanken mitpflegtrn und dadurch eine sehr schätzenSwerthe Art freier Nationalfeste waren. Dieses große und schöne Ziel wollen sich aber auch für die Gegenwart und Zukunft die deutschen National spiele stellen, die an einer der schönsten Stellen Deutschlands stattfinden sollen. Zurrst bestaunt, dann belächelt und mit Achselzucken ausgenommen, von jener Klasse überkluger Menschen, die derlei von ihrem modernen Standpunkte aus für Tand erklären, soll der Gedanke nunmehr zur That werden und zwar im bedeutungsvollen Jahre 1900. ES tauchte auch der Vorschlag auf, vor Wochen noch, den Fürsten Bismarck für die Idee zu interessieren, indem man in ihm einen wohlwollenden Gönner der Sache begrüßen zu dürfen der Hoffnung war. Wie würde der Do Hingeschiedene sich dazu gestellt haben? Würde er, der Realpolitiker, sich ablehnend verhalten haben? Oder wäre daS Gegentheil davon der Fall gewesen? Diejenigen irren, die da der An sicht sind, daß Bismarck bei seinen Bestrebungen so ganz unbeeinflußt von gemüthvollen Motiven gewesen sei. Unter Bismarcks bepanzerter Brust schlug ein warmes Herz. Führte er doch die Zu sammengehörigkeit der Dreibundsmächte ans den Zauber der Musik zurück, der Deutschland, Oesterreich und Italien durch die Namen Beet hoven, Mozart, Haydn, Schubert und die großen italienischen Meister verbinde. Wer will die Be hauptung aufstellen, daß der eiserne Kanzler bei der Neubegründung de» deutschen Reiches so ganz außer Einwirkung der alten romantischen Koiseridee geblieben sei? Im Grunde genommen ist daher die Annahme wohl berechtigt, daß der Tobte den Festspielen nur seine Zustimmung würde haben ertheilen können. Wie konnte eS auch anders sein bei einem Manne, dessen Kraft so recht eigentlich im mütterlichen Boden der Natur wurzelte. Sind nun auch die Zeiten vorbei, in welchen Sänger-, Turner-und Schützenfeste einen Einfluß auf die politischen Geschicke des deutschen Volkes auSüben konnten, so bleibt zur Pflege de» natio nalen Gedankens in Deutschland doch immer die Pflege des deutschen Liedes, der deutschen Lust und der deutschen Kraft nothwendig, denn auch in ihnen offenbart sich ein gemeinsame» natio nale» Empfinden, welche» richtig gehegt und ge pflegt zur Gesundung de» Volksleben» beitragen und manche krankhafte Erscheinung bekämpfen kann. Da» vielbewunderte Griechenland de» Altrrthum» pflegte in seiner größten und besten Zeit die olympischen Spiele al» eine Art natio nalen Kultu», der zugleich in einem innigen Zu sammenhang« mit der Religion der Griechen stand. So eine Art olympische Spiele sollen di« deutschen Nstionalfrstspirle auch werden, und wenn sie sich auch bei un» nicht direkt an die Religion anlehnen können, wie «» einst in Griechenland der Fall war, so sollen sie doch den oberflächlichen Mattriali»u>u» und dir roh« Genußsucht dadurch bekämpfen helfen, daß mit den Spielen edler Lust und edler Freud« -roße nationale und ideale Gedanken verknüpft »erden.