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^GK untrt den Mächten erzielt worden; während Latz« land und Amerika den Modus der Schatzan« Weisungen bevorzugen, befürworten Deutschland und die übrigen Mächte den Weg einer garantirten Anleihe, wobei jede Macht die Garantie für den auf st« entfallenden Antheil übernehmen solle. Genrralfeldmarschall Graf Waldersee entsandte neuerdings eine kleine deutsche Streitmacht in die Gegend nördlich von Peking, um die dortigen Räubereien zu unterdrücken. Die Verbündeten fahren in der langsamen Zerstörung der Takuforts fort. London, 27. Mai. Aus Peking erfahren die „Morgeublätter- unter dem gestrigen Datum: Graf Waldersee hat im Prinzip nachstehenden Vorschlägen Li-Hung-Tschang'S zugestimmt, uäm- lich 1) Peking zu räumen, wenn der Hof die Rückreise nach Peking angetretrn hat, 2) der chinesischen Militärpolizei zu gestatten allmählich die Distrikte in der Nähe von Peking zu besetzen, 3) zu erlauben, daß 3000 Mann von den zuver lässigen Truppen Aaanschikai's nach Peking kommen, um die Ordnung in der Stadt nach der Räumung durch die Ausländer ausrechtzuerhalten. Entgültige Abmachungen seien indessen noch nicht getroffen. Peking, 26. Mai. (Reutermeldung). Die Militärbehörden der verschiedenen Nationen scheinen der Ansicht zu sein, daß die endgültige Regelung der chinesischen Frage in Sicht ist. Es werden wenigstens allgemein Vorbereitungen für eine un mittelbar bevorstehende Räumung Pekings ge troffen. Englische Transportschiffe haben Befehl erhalten, sich bereit zu halten. Graf Waldersee denkt Mitte Juni abrrisrn zu können. Der chine- Piche Kaiser hat Anweisungen rrtheilt, die Paläste in Peking in Stand zu setzen für die Ankunst des HofrS, die erfolgen soll, sobald die fremden Truppen abgezogen sind. Peking, 26. Mai. (Reutermrldung). In der gestern abgehaltenen Versammlung der Ge sandten wurde die Frage der Aufhebung der Prüfungen in den Provinzen nochmal» in Er wägung gezogen. Mit Ausnahme des englischen Gesandten waren alle geneigt, Peking bei der SuSpendirung der Prüfungen auszunehmen, in Erwägung dessen, daß es bei den Prüfungen in Peking sich um den Wettbewerb von Kandidaten auS dem ganzen Reiche um die höchsten Ehren stellen handele. Eine SuSpendirung. dieser Prüfung würde somit auch Kandidaten aus Gegenden treffen, die sich an den Unruhen gar nicht betheiligt hätten, und außerdem das ganze chinesische Erziehungssystem über den Haufen werfen. Der britische Gesandte war entschieden dagegen, Peking eine Ausnahmestellung zu gewähren; er rieth vielmehr, man solle China veranlassen, diese Prüfung an einem anderen Centralpunkte stattfinden zu lassen. Eine Einigung über diesen Punkt wurde noch nicht erzielt. Peking, 27. Mai. Reutermeldung. Die Gesandten hoffen, daß noch einige Versammlungen genügen, um die noch schwebenden wichtigeren Fragen zu regeln, um dem Hofe den Weg zur Rückkehr nach Peking zu ebnen. Eine große Bedeutung wird dem hier eingetroffenen Edikt beigelrgt, in dem Lihungtschang und Tsching angewiesen werden, die Verhandlungen schnell zum Abschluß zu bringen, um dem Hofe die Rückkehr nach Peking zu er möglichen. In diesem Edikt wird Lihungtschang und Tsching gleichzeitig besohlen, den Rückzug der verbündeten Truppen zu sichern. In den hiesigen politischen Kreisen glaubt man, der Hof wünsche dringend zurückzukehren wegen der Unbequemlich keiten, die brr Aufenthalt in Singanfu verursache. Höhere chinesische Beamte treffen hier ohne Frage Vorbereitungen zum Empfange de» Kaisers. Den chinesischen Hof haben die hohen chinesischen Beamten in Peking in einer Denkschrift dringend ersucht, nach Peking zurückzukehren. Die Antwort ist nun eingrtroffen. ES wird darin den Beamten befohlen, ihr Gesuch nicht zu wiederholen, ehr nicht alle ausländischen Truppen abgezogen sind. Sobald die chinesischen Bevollmächtigten im Stande sein würden, anzuzeigen, daß die Truppen Peking geräumt hätten, werde der Hof sofort nach Peking zurückkrhren, aber nicht vorher. Eine neue Verlustliste (die 13.) wird im «Reichsanzeigrr- veröffentlicht. Mannschaften au» Sachsen und Thüringen sind darin nicht aufgeführt. Drahtnachrichten u. Letzte Meldungen. Leipzig, 2S. Mai. König Christian von Dänemark ist mit seinem Bruder, dem Prinzen Hans von Schleswig-Holstein, gestern Rachmittag aus Ballenstedt hier eingrtroffen. Brrslau, 28. Mai. Der Staatsanwalt am hiesigen Landgericht vr. Stumpf hat sich erschaffen. Lar fächMck»« «rHätzler. «et» S. Berkin, W. Mar. Bei dem Karl-Horst« Armee-Jagdrennen stürzte der Leutnant vom Re giment der Garde du Korps beim Nehmen einer Hürde so unglücklich mit seinem Pferde, daß er durch Hustritte am Kopfe und an den Schultern schwer verletzt wurde. Marburg, 28. Mai. Der Tischlermeister Krauta hat in der Nacht seiner schlafenden Frau den Hals durchschnitten und sich dann selbst der Polizei gestellt. Wien, 28. Mai. An der Erörterung de» BudgetauSfchuffe» der österr. Delegation über da» Heeresordinarium betheiligten sich mehrere Redner. Abg. Herold erklärt sich mit der deutschen Sprache al» Kommando - Dienstlprache einverstanden, ver langt jedoch die betr. Landessprache al» Regi- mrntSsprache. ReichSkriegSminister Frhr. v. Krieg hammer erklärt u. A., die Soldatenmißhandlungen würden strylg untersucht. Sie kämen zumeist feiten» der Unteroffiziere vor, die einen geringen Bildungsgrad besäßen. Die Kanonen frage befinde sich noch in einem Stadium der Versuche, weil er da» beste Geschütz einzuführen bestrebt sei. Er habe, obwohl er sich an alle Fabriken gewandt habe, bisher nur ein Modell erlangt. Im künftigen Jahre würden den ein heimischen Fabriken mehr Aufträge auf Geschosse gegeben werden. Dem Wunsche, den unteren Klassen der Mittelschulen eine zweijährige Dienst zeit zuzugestehe», könne nicht entsprochen werden, da sonst schließlich nur die ärmeren Klassen die dreijährige Wehrpflicht zu tragen hätten. Konstantinopel, 28. Mai. Infolge Ausbruchs der Pest im Sandschak Asir (Bilajet Demen) ordnete der oberste SanitätSrath eine zehntägige Quarantäne für alle Herkünfte an. London, 28. Mai. Nach Meldung des Amtsblattes sind der Flügeladjutant de» Kaiser» Wilhelm Oberst v. Moltke und der erste Sekretär der deutschen Botschaft in London, LegationSrath v. Eckhardtstein, zu Ritter-Kommandeuren ve» Biktoria-OrdenS, der Kommandeur de» 1. Preuß. Garde - Dragoner - Regiments, Oberst von Rauch, zum Kommandeur diese» Ordens, Rittmeister v. Reutzell vom 1. Garde-Drag.-Regt., Rittmeister Courth vom Pomm. Husaren-Regt. Fürst Blücher, Flügeladjutant Kapitän z. S. v. Usedom zu Mit gliedern der 4. Klasse desselben Orden», Ober leutnant Frhr. von Senden, die Leutnant» von HeerenMn, v. Zuydwick, v. Roehl vom 1. Garde- Drag.-Regt., sowie die Oberleutnants v. Kamecke und v. Michaelis zu Mitgliedern der S. Klasse des Biktoria-OrdenS ernannt worden. London, 28. Mai. Der amtliche Bericht über die HungerSnoth in Indien besagt, daß 445,000 Personen Unterstützung erhalten. London, 29. Mai. Nach einer Depesche des „Standard- au» Shanghai vom 28. sind 4000 Aufständische aus der Provinz Kweitschau nach Sz'tschwan eingebrochen, wo sie weithin großen Schrecken verbreiten. 3000 Mann auS Jünnan sollen auf dem Marsche sein, um zu ihnen zu stoßen. — Den hiesigen Blättern wird auS Peking vom 28. gemeldet: Am Montag gingen 4000 Mann von Auanschikai gesandte chinesische Truppen unter General Tscheng auS Schantung nach Peking ab. Mit den Vorbe reitungen des ReisewegeS für die Rückkehr de» Hofe» ist Tschoufu, der ehemalige Kommissar für die MisstonSangelegenheiten, betraut worden. Eine Karte der Reise des HofeS durch die Provinz Tichili ist bereits entworfen; auch da» Zeremoniell dafür ist aufgestellt. — Wie den „Times- au» Hongkong unterm 28. gemeldet wird, nimmt die Pest einen ernsten Charakter an. Seit einigen Tagen starben täglich mehr al» 30 Personen an der Pest. Brüssel, 28. Mai. Eine amtliche im Haag eingezangene Depesche besagt: Die Burrn schlugen am 2. Mai bei Kalkheuvrl in der Nähr Pretori ,S unter Bry:rS und Breitenbachs Führung die Engländer. Die Engländer verloren 49 Todte, 159 Verwundete, 600 Gefangene und 6 Kanonen. Pretoria, 28. Mai. Oberst Colenbrand, der eine Schwadron von KitchenerS Jägern kommandiert, nahm über 50 Burrn in der Nähe von PirterSburg gefangen. Vermischtes. — Berlin, 25. Mai. Die Urbersührung de» Bankier» Sternberg au» dem Moabiter Unter- suchungSgrfängniß in da» Zuchthaus wird nun mehr, nachdem da» gegen ihn ergangene Urtheil durch die Verwerfung der Revision rechtskräftig geworden ist, nächster Tage erfolgen. Sternberg hofft indessen, eine Milderung der Strafe zu erlangen; er beabsichtigt, dem Kaiser ein Gnaden- gefuch zu unterbreiten, ia welche« er bittet, die LGGÜ. Zuchthausstrafe in Gefängnißstrafe umzuvandelo- Für dix Unterbringung Sternberg» ist eine außer halb Berlin» brlegeae Strafanstalt in Aussicht genommen. — Der Kampf gegen die Straßen schleppe ist jetzt auch im volkshygieinischen Verein zu Berlin ausgenommen wordm. In einer Ver sammlung im Rathhause unter Vorsitz de» früheren ReichSversicherungSamtS - Präsidenten vr. Bödiker sprach sowohl Professor vr. v. Hanse mann al» Profrffor Leyden energisch gegen die Etraßenschleppe. Die Versammlung faßte alsdann den Beschluß, daß im Interesse hygieinischrr Be strebungen die Schleppe energisch verurthrilt und da» Tragen fußsreier Straßenkleider befördert werden solle. — Zabrze, 25. Mai. Einmal mit Lüllingen, ein zweite» Mal mit Zwillingen und jetzt wieder mit Zwillingen ist der Zieaelarbriter Urban Strunczrk beschenkt worden. Da» Ehepaar ist 3'/. Jahre ver- heirathet und schon im Besitz von sieben Kindern. — Aschaffenburg, 27. Mai. In dem Dorfe Großwallstadt wurden drei Personen, welche sich während eine» Gewitter» unter eine Blechhütte geflüchtet hatten, vom Blitz erschlagen. — (vermischte Nachrichten.) In einer Badeanstalt in Würzburg ist ein Gymnasiast von einem Kameraden au» Unvorsichtigkeit er schossen worden. — Als nach einem glücklichen Aufstieg ein Ballon der Lustschifferabtheilung in Berlin landen wollte, stürzte der Ballon, bei dem das Ventil anscheinend nicht richtig sunktionirte, plötzlich mit rapider Geschwindigkeit herab. Während eS dem einen Insassen gelang, durch einen Sprung au» der Gondel glücklich zur Erde zu kommen, trug Leutnant Halin bei dem heftigen Aufschlagen de» Korbe» mehrere Knochenbrüche davon, so daß er von Mannschaften der Luft- schifferabtheilung vom Platze getragen werden mußte. — In Pechern (Kreis Sagan) find am Dienstag vier Gehöfte abgebrannt. Leider hat der Brand auch Menschenleben gefordert. Der Häusler Blümel und die Frau Tetsche sind beim Retten der Habe in den Flammen umgekommen. Der Arbeiter Klostermann wurde unter den Trümmern eines zusammenstürzenden Gebäude» begraben, konnte aber noch lebend herauSgeholt werden. Da der Verunglückte aber frhr schwere Brandwunden erlitten, wurde feine fofortige lieber- führung ia eine Klinik angeordnet. Den vom Feuerschaden Betroffenen ist alle Habe, ja auch das gesammte Vieh verbrannt. — In Halle a. S. ist am Donnerstag der neue Zoologische Garten eröffnet worden. — Freitag Abend brach in dem Häuschen über dem Luftschachte de» Fürstlich Plkßschen „Hermann-- Schachtes bei Waldenburg (Ichlefien) Feuer au», da» sich durch den Luft schacht nach unten auSbrritete und die dort arbeitenden Bergleute gefährdete. Einer ist bereit» todt herausgeschafft worden. Am Abend wurden noch zehn Bergleute vermißt. Die RettungS- arbeiten sind in vollem Gange. — In Wien brach Freitag Abend in der Lackiererei der Süd bahnwerkstätten in der Lachsenburger Straße ein großer Brand au», der erst nach mehrstündiger Arbeit gelöscht werden konnte. Die Werkstätte, in der sich zehn Eisenbahnwagen befanden, ist vollständig ausgebrannt. — In dem Dorfe Book (Kreis Osterburg) brach in der Nacht Feuer auS, daS sich in kurzer Zeit über fünf Höfe verbreitete und im Ganzen 12 Gebäude völlig zerstörte. Ein Ehepaar ist in den Flammen umgekommen; von dem Vieh ist fast nicht» gerettet worden. — Wegen KindeSmordeS ist in Roßberg (bei Beuthen in Oberschlesien) die Ziegeleiarbeiterin Jmach ver haftet worden. Sie war am 18. Mai nach ihrer auf der Pirkarer Straße in Beuthen gelegenen Wohnung gekommen, hatte rin Kind männlichen Geschlecht« geboren und dasselbe sofort lebend in den in ihrer Wohnung befindlichen Kochofen ge- morsen, wo e» buchstäblich verbrannte. — Einen schrecklichen BerbrennungStod bereitete sich die etwa 60jährige Händlerin I. Heide in Berlin. Als Rauch und Feuerschein au» der Wohnung der Frau drang, sprengte man die EingangSthür. Die Stube war in Feuer und Rauch gehüllt, von der Inhaberin aber nicht» zu sehen. Erst al» Hausbewohner da» Feuer zum größten Theile er stickt hatten, erblickten sie in einer Ecke einen Haufen glimmender Lumpen. Bald erkannten st« jedoch darunter den leblosen Körper der Heide. Die Frau hatte sich vollständig mit Lumpen be deckt und diese dann anscheinend angezündrt. — In Barmen hat sich der Muschinenfabrikant Robert Kaiser erschaffen. Er war Handelskammermitglied und früher Vorsitzender des Gewerbegerichts. — Der Gerichtshof von Chicago hat soeben Mme. Rigo, die ehemalige Prinzessin von Lhimoy und noch früh« Miß Clara Ward, zur Zeit in Karls.