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«4 Friedrich August abermals rin freudiges Familien» «reigniß bevor. Dies dürfte auch die Erklärung dafür bilden, daß sich Ihre K. K. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August den letzt» winterlichen Hofsestlichkeiten fernhielt und auch zur Zeit der Oeffentlichkeit fast gänzlich sernbleibt. -d- Bischofswerda, 3. Juni. Im benach barten Belm »darf wurde im vorigen Herbst auf Anregung de» GemeindrvorstandeS Herrn Ernst Naumann von einer Anzahl Männern und Jünglingen eine freiwillige Feuerwehr ge gründet und die Leitung derselben Herrn Naumann in die Hand gegeben. Nachdem sich dieselbe uni- formirt und die nöthigen Uebungen abgrhalten wurden, konnte gestern Vormittag die Prüfung behufs Aufnahme in den Landesverband sächsischer Feuerwehren vorgenommen werden. Hierzu waren auch Mitglieder der Wehren von Bischofswerda, Schmölln, Nieder.Neukirch und Ottendorf zahlreich erschienen. Die Prüfung vollzog da» Landes« auSschußmitglied und Vorsitzender de» lausiger FeuerwehrverbandeS Herr Stadtrath Guido Reiche- Bautzen unter Assistenz de» Vorstandsmitgliedes Herrn Brandmeister Stölzel-Bischofswerda. Be gonnen wurden die Vorführungen der zu prüfenden Wehr mit dem Fußdienst am Ort und vom Ort, hierauf folgten die Schulübungen der Spritzen - züge und die des Steigerzuge» am Steigerhaus. Sämmtliche Uebungen konnten als wohlgelungen bezeichnet werden und zeugten von großem Fleiß und guter Schulung. Auch der sich hieran anschließende Sturmangriff ging ebenfalls durch das schnelle und sichere Jneinandergrrifen der gesammten Mann schaft tadellos von Statten; das Wasser konnte in 4 Minuten nach dem Signal auf das Brand objekt gegeben werden, trotzdem die Spritzenmann schaft einen Anlauf von ca. 200 Metern zurück« zulegen und eine Schlauchleitung von 135 Metern zu legen hatte. Mit einer ebenfalls gut auSge- führten SanitätSübung, bei welcher einen Ober- fchenkelbruch zu markiren bestimmt wurde, und mit der eingehenden Besichtigung der vorhandenen Geräthschasten und AuSrustungSgegenständen war die Prüfung beendet. Die hierauf vorgenommene Kritik, bei welcher Herr Gutsbesitzer Pachter, der Gemrinderath und Vertreter der Wehren von Bischofswerda und Schmölln zugegen waren, lautete die Censur, wie nicht anders zu erwarten war, „Recht gut!" Besonders lobte der Herr Revisor das schneidige und deutliche Commando des rührigen Hauptmanns wie der ganzen Führerschaft und beglückwünschte den Gemrinderath zu dem schmucken Corps. Der geschätzte Redner empfahl auch dem Gemrinderath, er möge sich mit der BischofSwerda'rr Stadtvertrrtung in Verbindung setzen, um den Anschluß an die Wasserleitung zu er reichen, da in einem Ernstfälle, wie man heute gesehen, in der Hauptsache die Wehr nur auf den Wesenitzfluß angewiesen und die Wasserversorgung mit außer ordentlichen Schwierigkeiten verbunden sei. Dem günstigen Censururtheile folgte ein gemüthlicheS Beisammensein und Abends rin Ball. Ein herz liches Bravo! dem seine Kräfte in uneigennützig ster Weise in den Dienst christlicher Nächstenliebe stellende», neugegründeten Feuerwehr-Institut. — Den sächsischen Fabrikinspektoren sind be kanntlich — in der Hauptsache ein Erfolg unaus gesetzter sozialdemokratischer Agitation — weibliche Vertrauenspersonen beigegeben worden, die von den Kreishauptmannschaften ernannt wurden. In den Berichten der Tewerbeinspektion über das ver flossene Jahr wird nun zum ersten Male über die Thätigkeit dieser weiblichen Assistentinnen, die des halb unerläßlich nöthig sein sollten, weil eine Fabrikarbeiterin in gewissen Fällen ihre Beschwerde nicht einem männlichen Fabrikinspektor anvertrauen könne, eingehend berichtet. Der Erfolg der Ein richtung war gleich Null. In Chemnitz sprach bei der weiblichen VertrauenSperson überhaupt keine Arbeiterin vor, in Zwickau waren eS deren nur drei, in Bautzen eine, in Leipzig fünf, nur in Dresden hob sich zuletzt die Zahl auf 14, nach- dem den größten Theil de» Jahres hindurch über haupt kein Verkehr mit der weiblichen Vertrauens person stattgesunden hatte. Der sozialdemokratischen Presse ist diese Statistik natürlich höchst unbequem und sie sucht sich mit der völlig unbewiesenen Be hauptung zu helfen, daß die Assistentinnen sich mehr zu den Unternehmern hielten und mit den Arbeiterinnen keinen Verkehr suchten, weshalb diese ihnen mit Mißtrauen begegneten. In Wirklichkeit zeigt sich auf da» eklatanteste, daß, worauf in der bürgerlichen Presse vielfach von vornherein auf merksam gemacht worden ist, «in vedürfniß für weibliche Fabrikinfpektorea überhaupt nicht vorliegt. — (Tagegelder der Thierärzte.) Da« Kgl. Ministerium de« Innern hat vor Kurzem im Verordnung»»«-« zur Vermeidung aller Zweifel bestimmt, daß bet der Berechnung von Tagegelder« D« sächsisch- »rzichl«. Getto 4. nach 8 6 der Verordnung, die Gebührentoxe für die Verrichtungen von Thierärzten in gerichtlichen, sowie in polizeilichen und sonstigen Verwaltungs angelegenheiten betreffend, vom 1. März 1882 in gleichmäßiger Anwendung der für die Reisen von Staat-dienern geltenden Grundsätze, auch bei mehreren Reisen an einem und demselben Tage innerhalb eine» Zeitraumes von 6 Stunden über haupt nur 2 Mk., innerhalb 12 Stunden zusammen nur 4 Mk. und bei größerem Zeitaufwande zusammen nur 6 Mk., mithin für mehrere an einem Tage unternommene Reisen zusammen Überhaupt nie mehr als 6 Mk. Tagegeld in Ansatz gebracht werden dürfen. — (Rhabarber.) Spricht man von Rhabarber, so denkt man vielfach nur an da bittere Arzneimittel, welches aus der Wurzel der Rhabarberstaude gewonnen wird, und nicht an da wohlschmeckende Kompott, welches man aus den im Frühjahr hervorschießenden Blattstielen bereiten kann. Der Genuß der Rhabarberstiele ist noch bei Weitem nicht so gebräuchlich, als e« wünschen»« Werth wäre. ES mag auch hier ein kleine» Bor- urtheil herrschen, wodurch der allgemeineren Ver breitung dieses TenußmittelS sich Hindernisse entgegenstellen. Jetzt machen sich indeß schon in verschiedenen Gegenden Deutschlands größere Rhabarberkulturen bemerkbar. Die Führung in dieser Kultur hat zweifellos die Stadt Frankfurt a.Over, wo in den letzten 15 Jahren der Rhabarber eine überraschende Bedeutung gewonnen hat. Vor dieser Zeit sträubte man sich ebenso wie anderwärts gegen den Rhabarber. Erst die warme Empfehlung dieses Kompotts in den Tagesblättern vermochte die Hausfrauen zu einem Versuch zu bewegen, und als dann die Rhabarberstiele auf dem Markte mehr und mehr gekauft wurden, befleißigte man sich deS Anbaues, der sich so schnell auSdehnte, daß schon gegenwärtig jährlich etwa 200,000 Bund Rhabarber stiele in Frankfurt a. O. gebrochen werde». Aller dings wird nicht die volle Ernte in Frankfurt verbraucht. Ein großer Theil davon wird auch nach Auswärts verschickt. Wer sich noch genauer über Ausdehnung und Handhabung der Rhabarber kultur unterrichten will, findet in der neuesten Nummer deS praktischen RathgrberS einen reich illustrierten Artikel. Diese Nummer ist kostenlos vom GeschästSamt deS praktischen RathgeberS im Obst- und Gartenbau in Frankfurt a. Oder zu erhalten. Bautzen, 31. Mai. Von der Leitung der „Bautzener Tuchfabrik und Kunstmühle vormals C. G. E. Mörbitz" wird mitgetheilt, daß gestern in dem Etablissement das 125,000. Stück Waare fertig gestellt und von den Meistern feierlichst über reicht wurde. 9 Bautzen, 1. Juni. Dem ständigen Lehrer am hiesigen rvang. Seminar, Herrn Max Hoffmann, wurde vom König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts der Titel „Oberlehrer" verliehen. — Die Herren Seminar oberlehrer Schulze und Realschuloberlehrer vr. Baumgärtel konnten auf eine 25jährige Wirksam keit an ihren derzeitigen Lehranstalten zurückblicken und wurden aus diesem Anlasse von ihren vorgesetzten Behörden, ihren Kollegen und Schülern mannig fach geehrt. — Herr Stadtverordnetenvorsteher vr. oisä Rohr wurde von den städtischen Kollegien zum Abgeordneten der Stadt Bautzen zur Bezirks versammlung gewählt. — Hier feierte Herr Böttchermeister Schulmeister und in Löbau Herr Kaufmann Schlimpert das 50jährige Bürger jubiläum, aus welchem Anlasse sie von den Vor ständen der städtischen Kollegien feierlich begrüßt und beglückwünscht wurden. — Dem Ehepaar Hartstein in Breitendorf bei Pommritz, welche» am 2. Pfiagstfeiertage das Fest der goldenen Hochzeit beging, wurde vom Landeskonsistorium eine werthvollr Ehrenbibel verliehen. — Dem landwirthschaftlichen Arbeiter Neumann und den Arbeiterinnen Neumann und Fiebiger, welche seit über 30 Jahren ununterbrochen auf dem Rittergute Oberlemnitz bei Löbau in Arbeit stehen, wurde vom Ministerium de» Innern da» tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen und durch Herrn AmtShauptmann von Carlowitz in Löbau feierlich überreicht. — Die am Pfingstfest« in den Kirchen hiesiger Stadt gesammelte Kollekte für den allgemeinen Kirchenfond» ergab die Summe von 351.77 Mk. und zwar 134 72 Mk. in der Prtrikirche, 119.48 Mk. in der Marien- Marthenkirche und 97.57 Mk. in der Michaeli», kirche. Löbau, 31. Mai Gestern hielt die Sektion V, Bautzen, der sächsischen BaugrwerkS- Berufsgenossenschaft im hiesigen Restaurant „zur Funkrnburg" ihre Jahresversammlung ab. Der Geschäftsbericht war den Mitgliedern bereit« bei der Einladung zur Versammlung mit zugestellt I »Gt worden. Die Brrwaltungskostenrechaung wurde richtig 'gesprochen und der BrrwaltungSkostenvor- anschlag für 1902 angenommen. Bei der Wahl von 3 Mitgliedern für den SektionSvorstand wurde, nachdem der derzeitige Vorsitzende Herr Baumeister Zimmermann-Bautzen, sowie Herr Baumeister Poppe-Zittau, beide eine Wiederwahl au« Gesundheitsrücksichten ablehnten, die Herren Baumeister Schneider-Bautzen wieder- und Bau meister Krause-Zittau, sowie Baumeister Scheibe- Bautzen neugewählt. Zu deren Stellvertretern wurden die Herren Mittag-BischofSwerda, Meißner-Zittau wieder- und Baumeister Pflüger- Zittau neugrwählt. Al» Deligirte wurden die Herren Baumeister Funke-Zittau, Baumeister Eger-Kamenz, neu- und Malermeister Schmidt- Bautzen wiedergrwählt. Die SchreckenSthat einer Irrsinnigen hat da friedliche Herrnhut in große Aufregung versetzt. Die Frau des Ackerbürgers Hermann Schubert hat ihre vier. Kinder und sich selbst getödtet bez. zu tödten versucht. Die Frau, welche vor längerer Zeit Spuren von Geistesgestörtheit zeigte, war Dienstag Vormittag mit ihren Kindern allein in der Wirthschaft; die älteren derselben hatte sie vom Schulbesuch zurückbehalten, während der Ehe mann nach Winzig zum Viehmarkt gefahren war und die Dienstpersonen sich auf den, Felde be fanden. Als Schubert gegen Mittag nach Hause kam, vermißte er seine Angehörigen. Er suchte da» Gehöft ab und gelangte hierbei auch in die Oberstube. Ein entsetzlicher Anblick bot sich ihm dar, daß er erschüttert zusammenbrach. Sein vier jähriger Sohn lag auf dem Fußboden lang auS- gestreckt auf dem Rücken in einer Blutlache, der Körper war mit Brandwunden bedeckt und theil« weise verkohlt, die Kleider waren bi» auf winzige Reste abgebrannt. Die beiden anderen 9 und 6 Jahre alten Knaben waren durch Axthiebe schwer verletzt, derart, daß der jüngere nur noch schwache Lebenszeichen von sich gab und inzwischen ver storben ist, während an dem Aufkommen de» älteren gezweifelt wird. Eine in der Nähe der Leiche befindliche Flasche mit Spiritus ließ er kennen, daß die unglückliche Frau ihre Kinder hiermit übergossen und angezündet hat. Da vierte, drei Monate alte Kind wurde nach längerem Suchen in einer Jauchengrube hinter dem Gehöft in eine Drainröhre eingezwängt al» Leiche aufge funden. Nach der That brachte sich die Frau selbst Axthiebe am Kopfe bei. Ein Arzt verband die beiden noch lebenden Knaben, sowie der Mutter die schrecklichen Wunden. Die unglückliche Frau soll in einer Irrenanstalt untergebracht werden. Zittau. Die Zittauer AlterthumS - Au», stellung ist am Sonntag, den 2. Juni, Vor mittag» 11 Uhr, eröffnet worden. Ihre Dauer ist auf 14 Tage berechnet. Al» Ausstellungs raum steht der prächtige Bürge csaal de» Rath hause» mit zwei kleineren Nebenräumen zur Ver fügung. AuS der reichen Fülle deS Gebotenen seien erwähnt: meisterhafte Erzeugnisse alter Kunst tischlerei und Kunsttöpferei, die feinsten weiblichen Handarbeiten früherer Jahrhunderte, entzückende Goldschmiedesachen, Zinngeräthe, so mannigfaltig nach Form und Bestimmung wie nur möglich, merkwürdige Gewebe, besonder» Damaste, bildliche Darstellungen jeder Art und Technik. PulSnitz. Die am Mittwoch hier aufge troffenen Gewitter haben im benachbarten Möhrs dorf furchtbar gehaust. Hier ging ein Wolken bruch nieder, welcher auch Schloßen mit sich führte. Straßen, Wege und Felder sind zer rissen und verwüstet, große Flächen Kartoffelland sind weggeschwemmt. In dem niederen OrtStheil mußte da« Vieh in Sicherheit gebracht werden. Noch lange, nachdem da» Unwetter vorüber, standen weite Flächen unter Wasser. PulSnitz. Am Donnerstag hatte sich der in den 50er Jahren stehende Schmiedemeister Günther an einem etwa 10 Jahre alten Schul mädchen vergangen und wurde an demselben Tage vom Schützenfeste weg verhaftet. In der folgen den Nacht hat er sich in der Arrestzelle erhängt. z Neustadt, 31. Mai. In herkömmlicher Weise beging am vergangenen Montag und DienStag die hiesige Schützengesellschaft ihr dieSjähr. Pfingst- schießen. Die KSnigSwürde errang sich Herr Privatu» Otto Nitzschmann. Gleichzeitig mit dem Fest feierte da» Schützenmitglied Herr August Müller sein 50jährige» Schützenjubiläu« und empfing au« diesem Anlaß die üblichen Ehrungen. — Am letzten Mittwoch fand im hiesigen Hotel zum Stern der erst« diesjährige Gemrindevrrtreter- tag der Amtsgerichtsbezirke Neustadt, Sebnitz und Stolpen statt. Der Vorsitzende, Herr Gemeinde vorstand Marx-verthelSdorf, begrüßte die Erschie nenen, insonderheit die al« Gäste anwesenden Herren