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sich solche vor. Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin, dem Kaiser von Oesterreich und dem Könige von England. Fürst Herbert Vi-marck ist von FriedrichSruh in Barzin eingelroffen. Er ist von dem Verlust seine» Bruder», Mit dem ihm ein ungewöhnlich innige» Berhältniß verband, sehr angegriffen und sieht bläh und leidend au». In Friedrich-ruh hatte man ein Ableben de» Grasen Wilhelm ganz und gar nicht erwartet. Man wußte, daß der Graf, der vor 14 Tagen mit seiner Familie stch nach seinem Gute Barzin be geben hatte, hier etwa nach 8 Tagen erkrankt und seither bettlägerig war, doch lauteten die Nach- richte« über sein Befinden keineswegs beunruhigend. Um so größer war die Bestürzung de» fürstlichen Paare», al» am Donnerstag Morgen gegen 10 Uhr ein Telegramm de» Kaiser» einging, in dem dieser dem Fürsten sein Beileid au» Anlaß de» Ableben» seine» Bruder» aussprach. Unmittelbar darauf erhielt der Fürst da» Telegramm au« Barzin, in dem ihm da» 4»/. Uhr morgen» erfolgte Ableben seine» Bruder» angezeigt wurde. Immer mehr verlangt man Opfer von Denen, die stch UnivrrsitätSstudien widmen wollen. Auf Beschluß de« BundrSrath» wird fortan die Mindestdauer de« medizinischen Studium», welche bisher neun Semester betrug, zehn betragen. Dazu kommt aber al» etwas Neue» das seit Jahren von dem Deutschen Aerztetag und den ärztlichen Vereinigungen verlangte praktische Jahr. Ein jeder Kandidat der Medizin ist gehalten, nach Schluß der fünfjährigen akademischen Studienzeit ein Jahr in einer Universitätsklinik oder in einem vom Staate bestimmten Krankenhause praktisch thätig zu sein. Erst nach Ableistung des praktischen Jahres erhält er die Approbation als „Arzt". RuSdorf (Kreis Diedenhofe»), 31. Mai. Da« hiesige Klosterpenstonat Sainte ChrStienne ist behördlich geschlossen worden, weil eine evangelische 16jährige Pensionärin gegen den Willen deS Vater« katholisch getauft worden ist. Der Pfarrer wird versetzt, die französischen Schulschwestern werden veranlaßt, nach Frankreich zu gehen. Rom, 1. Juni. Die Königin ist heute Bor mittag 9 Uhr von einer Prinzessin glücklich ent bunden worden. Die Königin und die Prinzessin befinden sich sehr wohl. Die neugeborene Prin zessin wird die Namen Jolanda Margherita er halten. Rom, 2. Juni. AuS Anlaß der Geburt der Prinzessin fand gestern Abend eine große Kund gebung des Volkes statt. Der Zug bewegte sich von Porta del popolo nach dem Kapitol, um den Bürgermeister zu bitten, dem König und der Königin die Gefühle der Stadt Rom au« Anlaß deS freudigen Ereignisses auszudrücken. In allen Straßen hatten viele Gebäude, darunter auch die Botschaft«- und Gesandtschaftspalais, geflaggt und illumintrt. AuS den Provinzen werden eben falls lebhafte Kundgebungen der Freude aus dem gleichen Anlaß gemeldet. Ein Amnestie-Erlaß ist ergangen für Vergehen auf dem Gebiete der Presse, für Duellvergehen, für Strafen aus An laß von Desertionen auf Handelsschiffen und für Verbrechen aus Anlaß der aufrührerischen Be wegung im Jahre 1898, ausgenommen der Fälle von Mord. Endlich bezieht sich die Amnestie auf eine große Reihe von Uebertretungen auf straf« und zivilrechtlichem Gebiete. Rom, 2. Juni. Zur Feier deS heutigen NationalsrsteS fand hier heute Vormittag eine große Parade statt. Eine große Menschenmenge bereitete dem Könige überall begeisterte Huldigungen. Nach dem Selbstmorde Bre Sc iS zerbricht man stch den Kopf, wie e» bei der strengen Auf sicht möglich war, daß der Königsmörder hat Selbstmord begehen können. Man hatte für ihn auf der hinter Ischia liegenden Insel Sancto Stefano ein eigenes Gefängniß gebaut, völlig isoliert vom Hauptgebäude. Dieses SrparatgrfSngniß be stand aus einer inneren Zelle, die drei Meter lang und ebenso breit war. Zu beiden Seiten waren kleinere Zellen für die Wächter angebracht, die den Gefangenen Tag und Nacht beobachten mußten, wofür sie einen Extrasold erhielten. Um die drei Zellen war eine hohe, starke Mauer gebaut, etwa zwei Meter von diesen entfernt, so einen Vang bildend, in dem BreSei täglich eine Stunde Lust schöpfen durfte, eine Maßregel, von der er jedoch selten Gebrauch machte. Da» ganze Mobiliar seiner Zelle bestand au» einer tzolzpritsche, auf der «ine Matratze lag, und einem Schemel. Jeden Morgen wurde Pritsche und Mattatze hochgezogen und an der Wand befestigt, so daß BreSci den ganzen Tag über nur den Schemel hatte, auf dem er meisten» trübsinnig hockte. Seine Wächter, je zwei, wurden alle fünf Stunden abgelöst und hatten dir strengsten Weisungen, sie dursten dem Der MchWfche Er-Ml-r. Gott» 8. Gefangenen weder Hosenträger, noch Gürtel und Handtücher geben und mußten besonder» darauf achten, daß er keinen Versuch machte, stch die Kleider zu zerreißen. Bei dem geringsten Fluchtversuch sollten sie schießen. — E» mag bei dieser Gelegen heit erwähnt werden, daß Acciarito, der 1897 da» Attentat auf König Umberto versuchte, schon dem Wahnsinn verfallen sein soll, während Paffanante, der Attentäter von 1878, schon seit Jahren geistig todt und physisch halbtodt ist. Madrid, 1. Juni. Ein Telegramm de» „Jmparcial" au» Barcelona meldet: Der General kapitän erhielt eine Mitthrilung au» dem AuS« lande über die Entdeckung eines anarchistischen Anschläge» gegen den König und die Königin- Regentin. Die Mittheilung besagt, die Ver schwörer würden erst nach Barcelona und hierauf nach Madrid reisen. Vom Burenkrieg. Fast jeder Tag bringt jetzt au» Südafrika die Nachricht von neuen größeren Gefechten, zwischen de» Buren und den Engländern. So ist e» bei Blakfontein im südlichen Transvaal wiederum zu einem blutigen Kampf gekommen, bei welchem die Buren die Rolle der Angreifer spielten. Zwar versichert Lord Kitchenrr in einer Depesche hierüber, daß die Buren unter einem Verlust von 35 Todten zurückgeschlagen worden seien, doch muß er gleichzeitig zugeben, daß die Engländer noch empfindlichere Verluste gehabt hatten, die er aus 174 Todte und Verwundete beziffert. Nach privaten Meldungen aber soll dieser Kampf mit einer vollkommenen Niederlage der Engländer geendet haben, auch wird versichert, sie hätten neben zahlreichen Gefangenen 73 Todte, darunter 6 Offiziere, und 140 Verwundete, darunter 11 Offiziere verloren. Jedenfalls zeugt auch dieses Gefecht abermals von der wieder erwachten kräftigen Initiative der Buren. Ein Klagelied über die Unzuverlässigkeit der amtlichen Nachrichten stimmt die vornehme St. JameS-Gazrtte an und fährt dann fort: „Soweit man aus den Nachrichten der KriegS- korrespondenten ersehen könne, seien verschiedene Buren-Kommandos in der Kapkolonie, die that- sächlich thäten, waS ihnen beliebe, und die, wenn man nicht sofort mit ihnen fertig werde, nicht nur mit Leichtigkeit, sondern selbst mit Behaglichkeit den Winter Überstehen würden. Wenn ihnen das aber gelinge, lägen die Folgen auf der Hand. Die Sache scheine so zu stehen, daß Kruitzinger, im Einverständniß mit Dewet handelnd, mit einer Abtheilung Buren in der Stärke von 600 bis 800 Mann südlich von Alival North umherziehe. Er sei stark genug, um die Gefangennahme von 41 Mann der Midlander berittenen Schützen zu bewirken. Ein „neues Kommando" habe stch mit FouchS bei Benterstad vereinigt. Ein anderes Kommando unter Conroy habe mit 70 Mann Kolonialtruppen bei Kenhardt ein Scharmützel ge habt. Ein anderes unter Malan habe mit Oberst Scobell nordöstlich von Cradock gekämpft. Ein weiteres Kommando unter ScheeperS sei aus dem Distrikt Graaf-Reinet „vertrieben" worden. Endlich ein anderes unter Myburg ziehe auf Nyenhoek zu. ES müßten noch andere vorhanden sein, z. B. sei der Aufenthaltsort von Brand und Hertzog nicht bekannt, aber von den sieben Kommandos wisse man jedenfalls. Die Frage sei, nicht nur WaS geschehe, sondern auch, ob nicht mehr geschehen könne. Die Situation sei jedenfalls ernst, sonst würde Mr. Brodrick sie wohl schildern." Die Unzufriedenheit der Kapholländer zeigt sich jetzt auch darin, daß in den mittleren Be zirken der Kapkolonie eine Petition in Umlauf gesetzt wird, in der um Amtsenthebung der gegen wärtigen verantwortlichen Regierung gebeten wird, damit die Ordnung der Dinge in Südafrika der Reichsregierung überlassen sei. Eine beträchtliche Anzahl Holländer hat die Petition unterzeichnet. Die Vorgänge in China. Kameradschaftliche Abschied-feste werden in Peking und in Tientsin während der ersten Juni wochen für Offiziere und Mannschaften stattfiaden. An einigen Pekinger Thoren wurden die deutschen und andere europäische Wachen bereit» durch chinesische abgelöst. Minder günstig stehen die Angelegenheiten in der Provinz Tschili; Li-Hung- Tschang erklärte, er brauche noch volle sechs WoLrn, um in der Provinz Ruhe zu schaffen. Er ist e» jetzt, welcher den Termin der Ein schiffung de» Gros der deutschen Truppen hinaus- geschoben sehen möchte. Diese Einschiffung erfolgt gleichwohl am 20. Juni. Dem Grafen Walderfee werden sowohl seitens der verbündeten Regierungen wie deS internationalen Osfizirrcorp» große Ehrungen zu Theil werden. Die Engländer gehen nicht! Die Londoner Blätter melden aus Peking, der britische Gesaadtt Satow habe die chinesischen Bevollmächtigten be« Nachricht, daß die britischen Truppen das Land nicht früher verlassen würden, bi» die Entschädig ungsfrage geregelt sei. Ein Schreiben deS Grafen Walderfee ist in der letzten Sitzung deS Central - Komitee« vo« Rothen Kreuz durch Kammerherrn v. d. Knesebeck verlesen worden, da» dem Grafen SolmS-Baruth mittheilt, der Feldmarschall habe da» in Schantung errichtete Lazarett vom Rothen Kreuz besichtigt und sei durch den Besuch bk friedigt. Die Wirdrrbefetzung der Provinz Petschili durch chinesische Truppen ist vom Teneralfeldmarschall Grafen Walderfee in einem Schreiben an Li - Hung - Tschang bedingungsweise genehmigt worden. Der britische Gesandte Satow benachrichtigte dagegen die chinesischen Bevoll mächtigten, daß die britischen Truppen Petschili nicht eher räumen würden, al» bi» die Indemnitäts frage geregelt sein werde. Für die Rückbeförde rung de» Gros de» deutschen Expeditionskorps sind bereits 13 Dampfer gechartert worden. Peking, 31. Mai. (Telegr. des „Reuter'schen Bureau»".) Die bedingungslose Annahme der Forderung der Mächte auf Zahlung einer Ent schädigung von 450 Millionen TatzlS durch die Chinesen hat unter den Gesandten große Befriedigung hervorgerufen. ES bleiben thatsächlich nur noch einige Fugen von geringer Bedeutung übrig, um die Verhandlungen vollständig zu Ende zu führen. Man erwartet indessen, daß doch noch gewisse Verzögerungen eintretrn können, mit Rücksicht auf die Räumung de« Lande«. Einige fremde Ver treter können nicht verstehen, wie China für die pünktliche Zahlung der Entschädigung zur Zu friedenheit der Mächte Garantie leisten kann, wie e« in der gemeinsamen Note verlangt wird. Die Mehrzahl der Gesandten ist für Erhebung zehn prozentiger Seezölle und für Entnahme von fünf Millionen Taöl« au« dem Fond« der Likin-Ab» gaben. Hierdurch würden nach Zahlung der Zinsen für die bereit« vorhandene auswärtige Schuld etwa 23 Millionen TaölS übrig bleiben. Die fremden Vertreter würden hiermit einverstanden sein, wenn China die Likin-Abgaben für ausländische Maaren abschaffen würde. London, 1. Juni. Die Blätter melden a«S Peking vom 30. Mai: Die Gesandten sprachen sich dahin au«, daß die EntschädigungSfrage erst geregelt werden müsse, bevor sie mit der chine sischen Behörde über irgendwelche HandelSinterrffen und diese betreffende Abmachungen berathen könnten, da, wie sie voraussehen, die Letzteren eine ein gehende Prüfung erfordern. Li-Hung-Tschang veröffentlicht in den unruhigen Distrikten der mittleren Provinzen Befehle zur Unterdrückung aller Unruhen in dem Zeiträume von 2 Monaten und zur strengen Bestrafung aller Schuldigen. Der Vicekönig bezieht stch in seinen Befehlen auf die letzte Depesche de« FeldmarfchallS Grafen von Walderfee, in welcher dieser betonte, wie wichtig e» sei, daß die Chinesen selbst schnell und energisch Vorgehen. London, 2. Juni. Die Morgenblätter melden aus Peking vom 1. Juni: Die chinesischen Gouverneure berathen mit den europäischen Ver waltungsorganen wegen Uebergabe der Verwaltung Pekings. Sie drücken dabei den Wunsch aus, fremde Soldaten al« Polizeittuppe zurückzubehalten, bis die chinesischen Truppen in die Stadt ein rücken. Nach einer Depesche der französischen Mission in der Westmongolei wird dort ein An riff als nahe bevorstehend befürchtet. Prinz Tuan und ein Verwandter ständen an der Spitze de» Ausstande». Der französische Konsul in Shanghai habe der Mission zum Zwecke der Ber- theidigung durch die Vermittelung de» Bizrkönig» von Kansu 2000 Taöl» übersandt. Sachsen. Dresden, 31. Mai. Bon Sibyllenort wird dem „Dr. I." berichtet: Ihre Maj. die Königin begab sich gestern Vormittag zu Wagen mich BreSlau, besuchte daselbst da» Kloster der Ursuliner innen und besichtigte alsdann gemeinsam mit Sr. Maj. dem Könige, welcher inzwischen ebenfalls in BreSlau eingelroffen war, dr« Dom und die Schatz kammer desselben. Hierauf dinierten beide Majestäten bei dem Kardinal-Fürstbischof Or. Kopp und kehrttu Nachmittag» gegen halb 5 Uhr nach Sibyllenort zurück. Im Gefolge befanden stch: Hofdame Gräfin Reuttner v. Wevl und Flügel-Adjutant, Oberstleutnant v. KoSpoth. In den Abendstunden unternahm Se. Maj. der König noch eine Pirsch fahrt im Sibyllenorter Reviere. Dresden. Gutem vernehmen nach steht in der Familie Sr. König!. Hoheit de» Prinzen