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- V Gt E' . Deutsche» Reich. Dresden. 23. Mai. Ihre Sönigl. Hoheit die Prinzessin Mathilde. Herzogin zu Sachsen, ist gestern Nachmittag 3 Ukr 49 Min. von Sibyllen- ort nach Dresden, dez. Hosterwitz zurückgrkehrt. Bischofswerda, 24. Mai. Recht sehr sehnt sich der Landmann. so auch nicht minder der Gärtner, nach einem warmen, erquickenden Regen, da der Erdboden ziemlich auSgrtrocknrt ist und auch schon hie und da dies« Trockenheit nachtheilig aus die Entwickelung der Feldsrücht« einwirkt. Bischofswerda, 24. Mai. In der gestern Abend im Schützenhause stattgesundenrn Versamm lung des Gewerbevereins wurde beschlossen, dir diesjährige Exkursion am 12 Juni auSzu« führen, als Ziel derselben wurde Moritzburg in Vorschlag gebracht und einstimmig genehmigt. Abfahrt von hier früh 6 Uhr 22 Min., in Moritz burg 9 Uhr 13 Min. Vormittags. Zur Teil nahme an derselben sind nur Mitglieder und deren Angehörige berechtigt, desgleichen können neu angemeldete Mitglieder nach Entrichtung des Ein trittsgeldes in Höhe von Mk. 1.50 und den halb jährlichen MitglirdSbritrag von Mk. 1,00 sich betheiligen. Der Fahrpreis beträgt bei einer Theilnahme von mindestens 30 Personen (Gesell- fchaftsfahrt) L 2 Mk. 20 Pf. Da diese Exkursion des Sehenswerthrn viel bietet, dürste eine zahl reiche Betheiligung sicher zu erwarten sein. Die Versammlung beschloß ferner, zu dem vom 24. bis 26. Juni hier stattfindenden Gustav Adolf-Fest des HauptvereinS Dresden eine Liebesgabe in Höhe bis zu 35 Mk. zu stiften, bestehend in einem Altargeräth. Weiter gab der Vorsitzende, Herr Schmiedemeister Schneider, bekannt, daß von der Generaldirektion der König!. Sammlungen in Dresden 10 Eintrittskarten (Freikarten) an Hen Verein gesendet worden sind. Dieselben gelten nur für Mitglieder und sind beim Eintritt nebst der Mitgliedskarte vorzuzeigrn. Eine recht fleißige Benutzung dieser Karten wurde dringend empfohlen. -r. Bischofswerda. Bei der Kaiserlichen Postagentur in Frankenthal (Sachsen) wird an Sonntagen und allgemeinen Feiertagen die MittagS-Schalterdienststunde anstatt von 12—1 Uhr künftig von 11—12 Uhr Vormittags abge halten werden. — 24. Mai. Um die Vorbereitungen zu dem künftigen Montag beginnenden Psingstschießen zu treffen, geht eS schon mehrere Tage auf dem Festplatze gar lebendig her. ES werden die Schankzelte errichtet und all die Sehenswürdig keiten ausgestellt, die den Festbesuchern zur Ab wechslung und Unterhaltung dienen sollen. Die Proklamirung und Einführung der neuen Könige und Marschälle findet am Abend des dritten Feiertags statt. Möchte daS Wetter zum Feste ein recht freundliches sein, damit die Besucher sich recht zahlreich einfinden können. Im Uebrigen verweisen wir aus daS Inserat der Schützengesell- schäft in heutiger Nummer. — 24. Mai. Wo gehen wir während der Feiertage hin? Wer noch nicht weiß, wohin er an den Feiertagen seine Schritte lenken soll, dem empfehlen wir, den Anzeigenthril der vorliegenden Nummer genau durchzusehrn. Die Wirthe in unserer Stadt und deren Umgebung haben große Aufwendungen gemacht, um dir FeiertagSgäste zufrieden zu stellen. — 24. Mai. Aus dem Plateau vor dem lieblichen Wald-Restaurant aus dem Butterbrrg wird am 1. Pfingstkeiertag das hiestge Stadt musikchor von Nachmittags 4 Uhr an Konzert geben, desgleichen auch am zweiten Feiertag von früh halb 6 Uhr an. Wahrscheinlich wird dieser angenehme Aufenthaltsort während der Festtage der Zielpunkt vieler Ausflügler sein. — 24. Mai. Wie wir schon in vorletzter Nummer dieses Blattes erwähnt, wird an beiden bevorstehenden Pfingstfeirrtagrn an den Thüren der evangelisch - lutherischen Kirchen im Lande für den „allgemeinen Kirchenfonds- gesammelt werden, worauf wir hierdurch nochmals aufmerksam machen wollen. — In diesen pfingstlichen Tagen wandern Viele mit ihren gesunden Kindern hinaus in Gottes schöne Natur. Möchten sie dabei auch der armen kränklichen Kinder gedenken, deren Angehörige keine Mittel haben, etwas zur Stärkung ihrer Kleinen zu thun! — Gaben zur Verpflegung solcher Kinder im Brthlehemstift zu Neukirch werden dankbarst rntaegrngrnommrn von Herrn Oberpfarrer vr. Wetzel allhier. -r. Großharthau. Seit Kurzem ist auch unser aufstrebender Ort an das allgemeine Fern sprechnetz angrschloffen, indem bei dem kaiserlichen Postamt« hirrsrlbst eine öffentliche Fernsprechstell« eingerichtet worden ist. Es wurde damit einem e er »ocktMlM» Gr-üIU«. Orte» G schon lange gefühtten Bedürfnisse abgeholfen und wird diele Einrichtung hoffentlich zur weiteren Entwickelung unsere« Orte« beitragen. * Schmrckwiy i. S., 23. Mai. In nächster Nähe unsere« OrteS, 1>/, Stunde von Kamenz, liegt in buschigem Grün, dicht an meilenweit sich erstreckendem Nadel- und Laubwald, am Fuße eine» parkartig bepflanzten Hügel», geschützt vor rauhen Winden, Bad Marienborn, rin leider noch viel zu wenig bekannter und besuchter Kurort mit einer heilkräftigen, 1818 entdeckten, vielgerühmten Eisenschwrielquelle und besten Moorlagern. Dec rührige Besitzer des BadrS, Herr Jäger, früher in WörriShosen, hat keine Mühe und Kosten ge scheut, um den Aufenthalt aufs Angenehmste zu gestalten und die Kur zu fördern. Arrztliche Autoritäten stellen die Wirkung der hier verab reichten Bäder derjenigen von Teplitz und Wies baden gleich. Ein wohlgepflegter Park mit Spielplätzen steht den Gästen zur Verfügung, und von Zeit zu Zeit erheitern gesellige Unterhaltungen und musikalische Darbietungen die Temüther. In diesem Jahre zum ersten Male ist daS Bad durch eine Wasserleitung direkt von einer hoch gelegenen reichlichen Quelle mit gutem Wasser wohl ver sorgt, und zum dritten Pfingstfeiertage, den 28. Mai, Nachmittags V,4 Uhr, soll das evangelische Kirchlein auf der Höhe von Schmeckwitz, das zum Theil auch aus dankbaren Gaben ehemaliger Kur gäste gebaut worden ist, feierlich geweiht werden, so daß nicht nur für katholische Badegäste in den nahen Kirchen und Kapellen, und im Kloster Marienstern, sondern auch sür diejenigen evange lischer Konfession durch Abhaltung regelmäßiger Gottesdienste auch geistige Erquickung und Stär kung geboten sein wird. Möchten aber noch viele der im deutschen Lande zerstreut wohnenden früheren Kurgäste von Marienborn und solche, die rS noch werden wollen, ein freundliches Interesse für das evangelische Kirchlein erwecken. Die Kirche ist ganz von Liebesgaben und DankeSscherf- lein erbaut. Noch ist nicht alles beisammen, Orgel und Glocken fehlen noch, nur ein Harmo nium und eine alte Glocke sind geliehen, und ein Baürest bleibt noch zu decken. Gaben nimmt der Vorsitzende des Kirchenbaukomitös von Schmeck witz, Herr Archidiakonus Munde in Kamenz ent gegen. Dresden, 23. Mai. Für das durch den Weggang des Herrn Superintendent Colbitz er ledigte Pfarramt zu St. Markus in Chemnitz wurde in der gestrigen Kirchenvorstandssitzung Herr Erwin Arthur Kretzschmar, DiakonuS an der hiesigen Frauenkirche, gewählt. Eibenstock, 22. Mai. In hiesiger Stadt scheint wieder ein Brandstifter sein Unwesen zu treiben, und zwar hat er es auf die Vernichtung von Scheunen abgesehen. Nachdem am Sonnabend in früher Stunde eine Doppelscheune in der Nähe des Schützenhauses abbrannte, wurde heute früh eine große, mit reichen Vorräthen an Wagen, Se- räthen und Futter gefüllte Scheune an derselben Stelle ein Raub der Flammen. Beide Male liegt böswillige Brandstiftung vor. Kaiser Wilhelm gedenkt am Pfingst sonntag früh von seinem Besuch in den Reichs- landen und dem Jagdaufenthalt in Westpreußen wieder im Neuen Palais bei Potsdam eirtzutreffen. Daselbst wird kurz nach dem Pfingstseste der jugendliche Großherzog von Mecklenburg- Schwerin zum Besuch der KaisrrpaareS erscheinen. Die Kaiserin Friedrich empfing am Mitt woch auf Schloß FriedrichShof den englischen Bischof vr. Carpenter; derselbe reiste noch im Laufe des genannten Tages nach London zurück. Der Angriff auf den Kaiser in Bremen war viel ernster, als man annahm. Der Vorsitzende des Deutschen Kriegerbunde» General der Infan terie von Spitz erklärte in einer in Osnabrück auf einem Kriegertage gehaltenen Rede, der Leibarzt de» Kaiser», vr. von Lruthold, habe ihm bezüglich de» Bremer Zwischenfalle» mitgetheilt, daß r» nur eine» Viertelzollr» Breite bedurft hätte, und dem Kaiser wäre rrt1ung»lo» der Kopf zertrümmert worden. Da» Eisrnstück sei mit solcher Gewalt geschleudert worden, daß selbst ein entfernt stehen der Herr, den auch da» Stück getroffen habe, trotz seine» Winterprlze» bedeutende Kontusionen davongetragen habe. Der Kaiser sei, da» müsse man, um di« Wahrheit zu gestehen, sagen, au» wirklicher Lebensgefahr gerettet worden. Der Reichskanzler Gras Bülow Hot sich nach Beendigung seiner Besuche beim Statthalter Fürsten zu Hohenlohe - Langenburg in Straßburg und am großhrrzoglichrn Hofe von Karlsruhe in den badischen Schwarzwald zu einem kurzen Er holungsaufenthalt begeben. Roch im Laufe der I"GL Pfingstwoche erwartet man den Kanzler von seiner süddeutschen Reise in Berlin zurück. Da» liebliche Pfingsten ist wiederum er- schienen, diesmal so recht al» das eigentliche Fest de» vollerwachten Lenze». Wir die Menschen unter dem beseeligenden Einflüsse des im herrlichsten Frühling-schmucke rinherschreitradrn Festes der Maien stehen, so vermag sich auch die Tages politik nicht gänzlich der Einwirkung de» Pfiogst- frstr» zu entziehen, wa« wenigsten» sür den Lauf der inneren deutschen Politik gilt. Immerhin sind noch mancherlei Fragen und Erörterungen bi» zum Vorabend de» Feste« sortgesponnrn worden, so namentlich die mit der wiederum gescheiterten Canolaction der preußischen Regierung zusammen hängende TageSdiScusston. Wird doch jetzt von verschiedenen Seiten die Möglichkeit einer Auflösung de» preußischen Abgeordneten hauses im August, der al-dann natürlich Neu- Wahlen nachzufolgen hätten, ernsthaft in Aussicht gestellt, so daß man in mehreren Parteilagrrn bereits zum Sammeln bläst, um gegen etwaige Ueberraschungrn gesichert zu sein. Indessen muß es nach der ganzen Lage der Dinge doch als zweifelhaft erscheinen, ob die Regierung wirklich einen solchen Schritt plant, da eS jedenfalls recht fraglich ist, ob jetzt Neuwahlen eine canalsreund- liche Mehrheit in der preußischen Volksvertretung ergeben würden. In süddeutschen Blättern spinnt man daS ous'S Tapet gebrachte Thema von einer einheitlichen deutschen Postmarke weiter fort, nachdem einstweilen die Betrachtungen über einen eventuellen Anschluß der süddeutschen Staaten an die preußisch-hessische Eisenbahngemeinschaft verstummt sind. Zwischen der Reichsregierung und der württembrrgischen Regierung schweben Verhandlungen über die Einführung einer einheit lichen Postmarke für daS Reichspostgebiet und für Württemberg; dagegen scheint man baierischersritS durchaus abgeneigt zu sein, auf die bisherigen eigenen Postwerthzeichen zu verzichten. Einen nach träglichen kräftigen „Rüffel- hat der Reichs tag wegen seiner Beschlußunsähigkeit in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien, durch welche bekanntlich die Verabschiedung der Branntwein« steuergesetz-Novrlle unmöglich gemacht wurde, von Berliner offiziöser Seite erhalten. In einem Leit artikel der „Verl. Pol. Nachr." wird nämlich den „schwänzenden- Abgeordneten, welche e» durch ihr Fehlen im Reichstage verschuldeten, daß der ge nannte Gesetzentwurf noch in zwölfter Stunde in» Wasser fiel, tüchtig der Text gelesen, und man kann nur sagen, daß diese Strafpredigt vollkommen verdient war; ob sie aber für künftige Fälle etwa» helfen wird, das ist schwerlich zu erhoffen. — Die im Reichstagswahlkreise GreisSwald-Grimmen vollzogene Ersatzwahl dürfte eine engere Wahl nothwendig machen, und zwar zwischen dem Kandidaten der Konservativen v. Behr und dem jenigen der Freisinnigen Gothein. Den Ausschlag würden dann die Sozialdemokraten geben. Erst nachträglich wird die interessante That- sache bekannt, daß der vielgenannte Pastor v. Bodelschwingh wegen einer Eingabe an den Kaiser, in welcher Herr von Bodelschwingh allerdings sehr freimüthig auf die im deutschen Volke wegen der Auszeichnung Lord Roberts mit dem Schwarzen Adlerorden erfolgte Mißstimmung aufmerksam gemacht hatte, bei dem Monarchen in Ungnade gefallen war. Herr v. Bodelschwingh wurde eigens nach Berlin berufen, wo ihm der Chef des kaiserlichen CivilkabinettS vr. v. LukanuS die Mittheilung machte, daß er sich die Ungnade Sr. Majestät durch diese seine Eingabe zugezogrn habe. Eine zweite schriftliche Verstellung de» Pastors v. Bodelschwingh an den Monarchen hatte danu, wie weiter versichert wird, den Erfolg, daß jener zu seinem 70. Geburt-tage, den er alsbald darauf feierte, vom Kaiser nicht nur «in huldvolle» Glückwunschtelegramm, sondern auch ein gnädige» Handschreiben erhielt, in welchem der Kaiser Herrn v. Bodelschwingh wegen seiner bewiesenen Ge sinnung»- und UeberzeugungStreue warm dankte. Der preußische LandeS-Eifenbahnrath trat am Mittwoch in Berlin unter Vorsitz de» UnterstaatSfekretär» Fleck vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten zusammen. Rach erfolgter Constituirung überwie» die Versammlung debatte- lo» die ihr gemachten Ministerialvorlagen einem ständigen AuSschuffe zur vorberathung. — Im preußischen LultuSministerium finden zur Zeit ein gehende Verathungea über eine Reform der Lehrer bildung statt. — vr. v. Lukanu», der so einfluß reiche und al» Uebrrbringer der „blauen Abschied»brirse" an die obersten Reich», und Staatsbeamten gefürchtet« Chef de» kaiserlichen Civilkabinett», feierte am Freitag seinen 70. Ge burtstag.