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400 Vom 1. April nächsten Jahre« wird bekanntlich da- deutsche Reich-Heer um elf neue Infanterie regimenter vermehrt und eins dieser Regimenter kommt nach Leipzig in Garnison zu liegen. Ja Betreff der Neuformation dieser Regimenter ver nehmen wir, daß es in der Absicht der Militärbehörde liegt, bestimmte Regimenter festzustellen, welche den Auftrag erhalten sollen, eine vollständige Compagnie au- ihrer Mitte heraus zu bilden, die sie dann am 1. April 1881 zur Bildung der neuen Infanterie regimenter abzugeben haben, so daß dann immer von je zwölf Regimentern die betreffenden Compagnien sofort zu einem der neuen Regimenter zusammen gezogen werden können. An Stelle der einen ab gegebenen Compagnie haben die betreffenden Regi menter dann sofort eine neue zu bilden. Um die» rechtzeitig durchführen zu können, werden schon in der nächsten Zeit von der Militärverwaltung diejenigen Regimenter bestimmt, welche man mit dieser organisatorischen Aufgabe beauftrag« will. Diesen Regimentern wird dann schon im Herbst eine ent sprechend höhere Quote von Recruten überwiesen werden. In ähnlicher Weise gedenkt man auch bei Errichtung der neuen Batterien zu verfahren. 2- Umschau in der Lausitz, 2. August. Am 28. wurde ein ca. 40jähr. unbekannter Mann zwischen Lärchen und Commerau vom Schlage ge troffen aufgefunden, der am 30. im Krankenhause zu Bautzen starb. — Zu Neubornitz starb am 19. beim Kornhauen mit der Sense in der Hand Peter Zschech durch einen Schlagfluß. — In Partwitz (pr. L.) hat der Halbhüfner Bitsold im Streite seinen künftigen Schwiegervater Swauke mit der Sense so über den Kopf gehauen, daß er gefährlich verletzt in's Kreiskrankenhaus geschafft werden mußte. (Biesold ist gefänglich eingezogen worden.) Herr Pastor Resch aus Reichenau ist zum Pastor von Reibersdorf erwählt worden. — Am 30. fand die feierliche Beisetzung der Leiche des Generals der Cavalieri e Grafen zur Lippe Biesterfeld auf Döberkitz in der Familiengruft zu Göda statt. — In Löbau sind für die Lausitzer, durch Wasser Beschädigten, 10,207 Mk. 36 Pf. zusammengekommen. — Für die Abgebrannten zu Cunnewalde sind dem Hilfs komitee 7169 Mark 86 Pf. baar, verschiedene Kleidungsstücke, Wäsche, Naturalien und Bücher zu gegangen. — Herr Bürgerschullehrer Dinier aus Bautzen hat die Spitze de« ca. 4000 Meter hohen Ortles in Tirol bestiegen. Am Bormittag des 1. August waren die Straßen von Dresden gefüllt von Fremden, die theilS au« Anlaß der Vogelwiese, theilS um Dresden selbst und dessen Umgebung zu besuchen, angekommen waren. Bon Leipzig trafen früh 2 Extrazüge ein, die zu sammen nahezu an 2000 Personen nach Dresden brachten, ebenso zwei Extrazüge au- der Lausitz (Görlitz und Zittau), die nicht weniger besetzt waren. Ein kleiner Theil der angekommenen Gäste fuhr weiter nach der Sächsischen Schweiz. In der Sebnitzer Kirche sollte am letzten Sonntag ein seltsamer Prediger auftreten. Es ist dies der zu Sebnitz geborene und sodann nach New- Jersey in den Vereinigten Staaten ausgewanderte Ueo. H. Gruhnert, welcher früher der Puffholdt'schen Musikcapelle zu Dresden al- Mitglied angehörte, drüben in der neuen Welt sich hierauf aber zum Seelsorger einer zahlreichen Gemeinde aufzuschwingen verstand. Durch das Explodiren einer Spirituslampe wurden in einer Fabrik künstlicher Blumenbestand- theile in Sebnitz drei Mädchen theilweise ihrer Kopfhaare beraubt und auch sonst nicht unerheblich verletzt. In der weiten Halle der Aula de- Augusteum- der Universität Leipzig fand am Sonnabend Nach mittag die Wabl de» Rector MagnificenS für das Studienjahr 1880/81 statt. Die Wahl war auch im Allgemeinen interessant, da e- die erste gewesen, die nach den neuen Bestimmungen über die Wahl im revidirten UniversitätSstatut vorzunehmen war, Bestimmungen, welche den Wahlmodus vereinfachen und beschleunigen. Al» der 893. Rector seit Stiftung der Hochschule im Jahre 1409 ging an der Wahlurne Herr Consistorialrath Prof. vr. Lut- Hardt hervor. Teich auf dem MühlbergSgrundstück, in dem sich schöne und große Fischforellen befanden, gänzlich abgelassen worden und sind 250 Stück , Forellen entwendet worden. Oberboden de- MühlrngebäudeS, um sich von dort: etwa» zu holen. Oben angelangt, steht er eine Menge Stroh ausgebreitet, auf welchem eine Quanti tät Pulver gestreut und von welchem au- ein Schwefelfaden gelegt ist. Nach hierauf erstatteter Anzeige wurde der Besitzer der Mühle, als der That verdächtig, verhaftet. Derselbe hat auch das ihm zur Last gelegte Verbrechen eingrstanden und ange geben, daß er die Absicht gehabt habe, bei einem event. in die Nähe sich ziehenden Gewitter die Mühle in Brand zu stecken. Wie da- Amtsblatt von Reichenbach i. V. mittheilt, mahnen einige in den letzten Tagen irr Reichenbach vorgekommene Krankheitsfälle nach dem Genüsse von neuen Kartoffeln zu äußerster Vorsicht. Mehrere Personen, die ihren Durst darauf mit Wasser stillten, sind erkrankt. Der .Zittauer Morgen-Zeitung' zufolge haben einige daselbst angestellte Recherchen über die in der Stadt herrschenden Wuch«rverhältnisse geradezu haarsträubende Resultate ergeben. ES existiren in Zittau Pfandleiher, die bei vollem Faustpfand 180 Proc. (von 1 M. pro Monat 15 Pf.) sich zahlen lassen. Der gewöhnlichste Zinsfuß der reinen Gelbwucherer schwankt zwischen 30 bis 80 Procent, ja selbst an gesehene Mitglieder der Stadtgemeinde sollen geschäfts mäßig zu 12 Procent Gelder ausleihen. In Berthelsdorf in Neustadt brach am Sonntag früh ^3 Uhr in dem Wohnhause Her Wittwe Dreßler daselbst ein Feuer aus, wodurch ferner die Häuser de« Stellmacher Pietsch und Häus lers Marx ebenfalls eingeäschert wurden. Von Mobilien konnte nur sehr wenig gerettet werden. Ueber die Entstehungsursache ist nichts bekannt. Vermischtes. — Ueber den entsetzlichen Schluß des Frank furter Turnfestes liegen heute spcciellere Mit- theilungen vor: Bei der Catastrophe verloren nach^ den vorläufigen Ermittelungen ihr Leben: Fräulein Söhnlein, welcher die Brust von einem Mörser splitter zerrissen wurde, ein junger Mensch Namen»' Jost und Frau Söller. Verwundet wurden: Feuer wehrmann Hoch, Schäfer, August Blei, Olga Lotz^ H. Söhnlein, August Wolthausen, Eva Vogler,. Dienstmädchen, und da» ihr anvertraute Kind, August Bellinger, F. MoSner, W. Fischer, Kragner, Techniker, R. Schmidt und ein Kind Namen» Schenk, sämmtlich aus Frankfurt a. M., sowie em Kind R. Binner aus Hanau. Nach den bisherigen. Ermittelungen scheint in der That der Mörser durch allzustarke Ladung (es waren etwa 200 Leucht kugeln in demselben) zersprungen zu sein; derselbe hatte 25 Cent. Durchmesser, war mit einem Holz mantel umgeben und durch Eisenreifen zusammen gehalten. Die Wandung des bereits gebrauchten Geschosses hat H Centimeter Dicke, was an einem aufgefundenen Stücke constatirt werden konnte. Da- Erdloch, welches sich an der Stelle de» zersprungenen Mörsers befindet, ist amtlich mit einer Holzverdeckung versehen worden; rS ist etwa 1H Meter tief. Zur näheren Erklärung sei bemerkt, daß au» dem Mörser eine sogenannte Lustkugel abgeschossen werden sollte. Diese mit Leuchtkugeln gefüllten Kugeln au- dünner Pappe haben eine Pulverladung und werde» so in den einfachen eisernen Cylinder, Mörser ge nannt, gesetzt, daß die Pulverladung unten auf dem Boden desselben aufsitzt, während ein Pulverfaden von der Ladung nach der Oberfläche des Cylinder» führt, mittelst dessen die Enzündung bewirkt wird. Diese Kugeln werden je nach der Pulverladung mit großer Kraft au» dem eingegrabenen Mörser bi» zu bedeutender Höhe geworfen und platzen dann, ein Bouquet von Leuchtkugeln auswerfend. Der Feuer werker hat sich mit diesen Lüstkugeln immer sehr in Acht zu nehmen. Wie da» Unglück in Frankfurt geschehen ist, wird wohl die Untersuchung ergeben, die Stärke der Wandung de» Mörser» erscheint vollständig genügend gewesen zu sein. Fräulein Söhnlein mit ihrem 30 jährig« Bruder, der später noch starb, wurde in einer Entfernung von 12T Schritten getroffen; am andern Morgen fand man an dieser Stelle noch zahlreiche Fleisch- und Knochen stücke, sowie Theile eine» schwarz und weiß gestreiften Kleide». An der äußersten Nordost-Ecke, vor der Lesch- horn'schrn Brauerei, wurde einem Manne durch einen Eisensplitter die Hand abgeschlagen und weit in'» Publi kum geschleudert. Einer späteren Mittheilung zufolge ist die Zahl der Verwundeten größer al» anfänglich bekannt gegeben wurde. Mehrere Personen, welche verletzt wurden, entfernten sich sofort, darunter «ine Frau und rin Kind, letzterem war ein Stück Eisen durch den rechten Oberarm gedrungen, erstere rief: ,E» ist mir rin Funken auf mein Äug' gefahren, ich seh' nicht» mehr, helft mir!' Sie hielt da- Tuch auf da» blutende Auge und ließ sich nach Häufte fahr«. Ein Mana wurde au der recht« Wauoie gestreift, s» dauerte sehr lange. U unbestritten« Besitze seiner Würde und soll ent schlossen sein, nach den Prinzipien seine» Vorgänger-, Diaz, da- Land strikt nach den Bestimmungen der Eonstitutton zu regiren. — Die völlige Umgestaltung der Lage in Afghanistan durch die furchtbare Schlappe, welche der Armee de- Generals Burrow von Ajub Khan- feidlichen Stämmen beigebracht Word«, ist in Tagesberichten ausführlich besprochen worden. Daß sie in einem Augenblicke, wo man sich bereit» der beruhigenden Gewißheit hingegeben hatte, daß durch die Anerkennung Abdurrahman'S al» Emir de» Reiche» alle Schwierigkeiten beseitigt und die Afghanische Frage so gut wie erledigt sei, doppelt fühlbar geworden, ist selbstverständlich und die englische Regierung wird durch die schleunigen Lruppensrndungen nach dem wiederum zum Kampf platz gewordenen Terrain ihre Botmäßigkeit erst vollständig wieder Herstellen müssen. — Auch im Basutolande sind seit der Waffenablieferuvg der feindlichen Stämme wieder neue Unruhen aue- gebrochen. Der Kaiser, dem die Gastelner Kur nach Privatnachrichten der „Nat.-Ztg." ganz außerordent lich gut bekommt, begiebt sich am 7. d. M. über Salzburg heim nach Schloß Babelsberg, woselbst der Monarch bi» zum Beginn der großen Herbst- mannöver verweilen wird. Nach deren Ablauf ist eine Reise nach Baden-Baden projectirt. Dort versammelt sich am 30. September die Kaiserfamilie wie alljährlich zum Geburtstage der Kaiserin. Am 9. September findet auf dem Tempelhofer-Felde die große Kaiserparade über das 3. Armeecorps und am 13. September die über da» Gardecorps statt. — Die Kaiserin hat sich nach Bellagio am Comer See begeben, wo sie kurze Zeit zu verweilen gedenkt. Fürst Bismarck lebt in Kissing« völlig zurück- gezogen und unterwirft sich mit aller Strenge der dortigen Kur. Der Fürst geht direct von Kissing« nach Gastrin, wohin ihm seine Gemahlin, die jetzt in Tölz die Kur gebraucht, folgen wird. Den Herbst gedenkt der Fürst in Varzin zu verbringen. Der bairische Landtag wurde am 2. August durch eine Botschaft de« König» bis auf Weitere» vertagt; die Einberufung der Steuerausschüsse ist einer späteren Verordnung Vorbehalten. Wie man au» Paris unterm 2. August meldet, ist bi» jetzt da» Resultat von 618 Generalrathswahlen bekannt, davon 427 Republikaner, 158 Conservative und 26 Stichwahlen. Die Republikaner gewannen bisher 95 Sitze. Wie au» London berichtet wird, ist der englische Premierminister Gladstone nicht unbedenklich erkrankt. Der Leibarzt der Königin, Sir Wiliam Jenner, ist zugezogen worden. Sachsen. Ee. Majestät der König hat am Sonntag in der Sommerresidenz zu Pillnitz den Fürstlich Rumänischen außerordentlichen Gesandten, Herrn ManeSco, in Partikular-Audienz empfangen und au» besten Händen di« von dem Fürsten von Rumänien ihm übersendeten Insignien de» Groß kreuze» de» Stern» von Rumänien entgegengenommen. Bischofswerda, 30. Juli. Das Areal unserer Stadt beträgt 1353 Acker 210 Quadrat-Ruthen. Außerdem besitzt die Stadt noch seit dem Jahre 1544 da» ehemalige Rittergut Pickau, 546 Acker 127 Quadrat-Ruthen enthaltend, und seit 1400 die früher der Familie Haugwitz zugehörige 19 Acker umfastende Waldparzelle, genannt der Hunger. Durch den Besitz und den Ertrag dieser Grundstücke kann sich unsere Stadt den bestdotirten Städten zur Seite stellen. Die im Jahre 1813 erwachsenen Kriegsschulden im Betrage von 62,000 Thalern sind schon seit 1847 amortisirt. Die Regierung be stimmte damals, daß alljährlich von den Einkünften 1000 Thaler zum Substantialvermögen geschlagen werden wüsten, und so hatte man schon bi» zum Jahre 1861 einen Stamm von 20,000 Thalern angesammelt, welcher zum größten Theile in StaatS- papieren angelegt und zum Theil zum Ankauf an liegender Wiesengrundstück« verwendet worden ist. Städtische Abgaben für Verwaltung» zu Schulden tilgung, für Kirche und Schule find von den Bürge« > nicht aufzubringrn. Da- 2. Grenadier-Regiment .Kaiser Wilhelm, In der Nacht zum 25. Juli ist der dem Baron König von Preußen' Nr. 101 hält in dieser Woche v. Trützschler auf Falkcnstein bei Auerbach gehörige RegimentS-Felddienstübungen statt. Am 2. rückte e» manvvrirend nach Radeberg; die Mannschaft wurde daselbst iw Schützenhause abgespeist und trat aeaen Abend den Rückmarsch nach Dre-den an. . Den S. sollte eine Uebung im Verladen eine- krieg«- In Leipzig ist die Anlage eine- Zoologischen stark« Bataillon» nebst zugehörigen Krieg«fahr- Garten- und Palmenhause- (im Wege der Au-gabe) Heuam stattkadeu. an welche kch ein Vivouak an- vroiectirt. schließ« som«. Au» dem Bivouak wird dann am Sin mit großer Umsicht vorbereitete» Verbrechen Nächst« Morgen, de» 4., wieder zu einem Manöver ist am Sonntag den 18. Juli vereitelt worden, angrtrrt«^ twG dem die Trupp« gegen Mittag in Eia in der Mühle zu Mockritz bei Kaitz wohnender Pir Garpts« zurückkrhr« werd«. junger Mann ging an genanntem Tag, auf den