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Mahon grnau in d«n Fußtapfen de» Herrn Thier», und da» geheime Ziel, welche» Letzterer verfolgte, dürste auch genau dasselbe de» Ersteren sein. So wie Thier» ist der Marschall-Präsident bemüht, da» Heer in der möglichst kürzesten Zeit auf einen möglichst hohen und schlagfertigen Stand zu bringen. Keine Kosten werden gescheut und die Armee muß hart arbeiten, Officiere wie Soldaten. Zn den nächsten Tagen wird zum ersten Mal das neue französische Mobilmachungsshstem versucht werden. Der Versuch wird im Bezirk de« 6. Corps (er be steht aus den Departements Marne, Maas, Ar dennen, Aube, Vogesen, Meurthe und Mosel) ge macht werden. Der Sammelplatz der Truppen, active Armee und Reserve, ist im Lager von ChalonS. Jetzt finden Schießübungen in dem Lager statt; jeden Tag werden Truppen der Garnisonen au» Paris und Umgegend dorthin gesandt, um sich an denselben zu betheiligm. Spanten. Vom spanischen Kriegsschauplätze wird gemeldet, daß die Flotte auf der Rhede von Santander vor Anker gegangen ist. Die Formation eines dritten Armeecorps in Laredo unter General Concha ist ihrer Vollendung nahe. Den Carlisten sind von der Seeseite her über Bermeo neue Waffenvorräthe zugeführt worden. Dieselben verstärken ihre Streit kräfte an der französischen Grenze. Madrid, 29. April. Nach einem heute vom Marschall Serrano eingegangenen Telegramme sind gestern die Feindseligkeiten wieder eröffnet worden. Der General Concha hat die Stellungen der Car listen bei MunecaS genommen und der Marschall Serrano den Feind aus mehreren andern Positionen vertrieben, um die Bewegung von Concha zu unter stützen. ^Gegen Abend hörte das Feuer auf beiden Seiten auf. Der Kampf wird voraussichtlich morgen wieder begonnen werden. Vermischtes. — Kurz nach dem Verluste Kaulbach's hat die deutsche Kunst einen neuen Verlust durch den Tod des Bildhauers Bläser erlitten, der am 20. d. in Eannstadt starb. An die Stelle Kaulbach's in der Leitung der Akademie der Künste in München ist Professor Piloth getreten. — Wien, 30. April. Aus Aden wird der am 22. März in Zanzibar erfolgte Tod des bekannten Afrikareisenden Richard Brenner gemeldet. — Die Eröffnung des Betriebes der Saalbahn findet, nachdem am 29. April die staatliche Genehmigung erfolgt ist, auf der ganzen Strecke am 1. Mai statt. — Berlin, 25. April. Gestern früh kamen mit dem Zuge der Hamburger Bahn etwa 50 Ein wanderer hier an, welche aus der Provinz Bahia in Brasilien nach ihrer früheren Heimath, Provinz Ostpreußen, zurückkehren wollen. Bon allen Mitteln entblößt, suchten sie bet hiesiger Behörde um Unter stützung nach, um ihre Reise bis zur Heimath fort fetzen zu können. Nach Mittheilung dieser Leute verließen sie vor etwa Jahresfrist mit vielen andern ihre Heimath, fanden aber in Brasilien nicht den nöthigen Unterhalt. E» sollen dort Hunderte ihrer Landsleute am Hungertyphus und an Fiebern ge storben sein. — Fulda. Nachdem drei Tag« lang eine wahr haft tropische Sonnengluth über dem Fuldathale gebrütet hatte, entluden sich am 23. April Nach mittags mehrere Gewitter mit fürchterlicher Gewalt über die im üppigsten Saatengrün prangenden Fluren. Heftige Hagelschauer prasselten nieder und ein Wolken bruch, welcher 1 Stunde von hier stattfänd, wälzte feine verheerende Fluth, Alles vernichtend und starke Mauern zusammenreißend, bis vor das Weichbild der Stadt selbst. Im Dorfe Künzell ertranken mehr als 20 Schweine und die Einwohner vermochten nur mit der äußersten Noth dem Tode in dem nassen Elemente zu entgehen. Blitze tödteten in 2 Ort schaften einige Ochsen und erschlugen einen Gänse hirt, welcher sich in einen hohlen Baum geflüchtet hatte. In einer hiesigen Garten-Restauration schlug der Blitz in ein mit Gästen überfülltes Zimmer, merkwürdiger Weise ohne einen derselben zu verletzen, obwohl mehrere besinnungslos niederfielen. — Auch im ganzen Bereiche der österreich ungarischen Monarchie ist ein bedeutender Umschlag und Rückgang der Temperatur eingetreten. Wie die an die Centralanstalt für Meteorologie in Wien eingelangten Depeschen berichten, haben in Galizien zu Lemberg, Tarnopol, Krakau ziemlich bedeutende Schneefälle stattgefunden, und zeigte die Morgen temperatur noch —0,5 Grad; ferner berichtet Klagenfurt über Regen und Schnee bei Sturm au» Ost. Aus dem Süden, Görz, Triest, Agram, Lesina, langten Meldungen über heftige Gewitter mit starken Winden und bedeutenden Niederschlägen ein und war auch dort die Temperatur um 12 bis 15 Grad Celsius gegen den Vortag gefallen. Als ein besonders günstiger Umstand bleibt zu erwähnen, daß überall dieser Temperaturwechsel von ziemlich starken Winden begleitet eintrat, welche die Erscheinung von Reif und Frösten verhindern. — Nach Mittheilungen aus Bagdad hat ein zweites Austreten des Tigris stattgefunden. Der Fluß setzte die Stadt im Umkreise von 25 Kilo meter unter Wasser und war von einem furchtbaren Orcane mit Regen, Hagel und Blitzschlägen begleitet. Der Sturm entwurzelte Bäume und zerstörte einig« Häuser. Einige Personen wurden getödtet oder ver wundet. — Ueber den Aberglauben beim oberschlefischen Landvolk wird der „Schles. Ztg." aus Alt-Berun Folgendes gemeldet: Als am 22. April in dem zum Kreise Pleß gehörigen Dorfe Groß-Chelm auf eine bisher noch nicht aufgeklärte Weise ein Feuer ent stand, war die Mehrzahl der Bauern nicht zu be wegen, entsprechende Maßregeln zur Bewältigung desselben und zur Abwehr der dem ganzen Dorfe drohenden Gefahr in Anwendung zu bringen. Die Männer erwarteten ebenso wie die Weiber einen viel wirksameren Schutz von den Bildern des Helligen Florian, den sie, die Hände ringend und auf dm Knien liegend, unter flehendlirhen Geboten zu dem Heiligen, „er möge sich doch ihrer erbarmen", dem von Minute zu Minute furchtbarer und verheerender um sich greifenden Feuer rntgegenhieltrn. So brannten denn, obschon es an Wasser zu Löschhilfe nicht gr-