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Immer stärker macht sich übrigens in de» ent scheidenden politische« -reifen dir Ueberzeugung geltend, welche, wie man annimmt, schon Anfang gewichtige Vertreter hatte, daß die gefundene Aus kunft nicht allein die, politisch beurtheilt, einzig «-gliche, sondern auch diejenige war, bei der die -allgemeinen Interessen unserer nationalen Fortent wickelung am besten fahren. Der rein militärische Gesichtspunkt kann sich diese Eorrectur um so eher gefallen lassen, al« Autoritäten wie der Kaiser und Feldmarschall Moltke da« Jneinandergreifen der Kräfte und Strömungen innerhalb der Nation auch stir die kriegerischen Erfolge derselben al« Vorbe dingung anerkannt haben. Die Ankunft de« Kaiser« von Rußland in Berlin jst nunmehr auf Sonntag, den 3. Mai, Nachmittag« 1 Uhr angesetzt. Der „Magdeburger Ztg." berichtet man au« Berlin: „Da da« vom Reichstage beschlossene Civil- ehegesetz, al« in mehreren Bundesstaaten nicht aus führbar, Beanstandung findet, so wird voraussichtlich dem Reichstage in nächster Session ein anderweitiger Gesetzentwurf vorgelegt werden." Die Einübung mit dem neuen Mausergewehr wird jetzt an den Reservisten und den im Beurlaubten zustande befindlichen Reserve-Offizieren mit großem Eifer vorgenommen. Allgemein gespannt ist man, wie das Duell, wie man es fast nennen könnte, zwischen dem Reichs- ranzler und dem Grafen Arnim euden werde. Man erinnert fich, daß da« Verhältniß schon 1872 ge spannt war und nur oberflächlich wieder hergestellt wurde. Die verschiedenen Veröffentlichungen über die ConcilSpolitik waren schon eine verhüllte Polemik zwischen dem Minister und seinem Gesandte», und der letzte vom Grafen Arnim über die vaticanische Politik des Reichskanzlers ausgesprochene Tadel ist eine offenbare Befehdung, wie sie zwischen Vorgesetzten und Untergebenen sonst nicht gebräuchlich ist. Wie man im auswärtigen Amte darüber denkt, konnte man au« der „Nordd. Allg. Ztg." entnehmen, die bekanntlich Arnim'« Verfahren ein Pronunciamento nennt, also eine Unabhängigkeit«- und Kriegserklärung. Da« Pariser „Journal osficiell" meldet, daß der Botschafter des deutschen Reichs, Graf v. Arnim, nm 29. April dem Präsidenten der Republik sein Abberufungsschreiben überreicht hat. Die Nachricht, daß da« baierische KriegSmini- sterium mit dem Plan umgeht, in der Armee statt de« Raupenhelmes den Gendarmeriehelm, die Pickel haube, einzuführen, wird dem „R. C." bestätigt. E« soll die» auch der Grund sein, weshalb die seit dem April v. I. zu den LriegSmaterialentschließungen in Betreff der Neuuuiformiruug der Armee noch nicht erfolgten Entscheidungen über dm GeneralShelm rc. nebst den dazu gehörigen Beschreibungen und Zeich nungen fistirt sind. " O e st e r r e i R>. Da« österreichische ReichSzefetzblatt veröffentlicht da« Finaozgesrtz für da« Jahr 1874 sammt dem dazu gehvrtgea Staatsvoranschlage für die im ReichS- rathe vertreteuen Königreich« und Länder. Die daat«au«gabe» für da« laufende Jahr find ein schließlich de« Erfordernisse« für dtn Bau der Jstrianer und der Tarnow-Leluchower Bahn rnA 398,965,313 Gulden festgesetzt, die Staatseinnahmen mit 383,298,975 Gulden präliminirt. Sei der Berathung des neuen Klostergesetzes im österreichischen Herrenhause am 25. d. M. gab der Serviteu-Prior ?. Rainer« eine Darstellung der Glückseligkeit und de« Verdienste« des OrdenSleben« in so schillernden Farben, daß der Abg. Fux (Mähren) nicht ganz Unrecht hatte, wenn er sarkastisch bemerkte, daß diese Schilderung verlockend genug klinge, um sämmtliche Deputirte für da« Kloster anwerben zu lassm. Der Abg. Juch« (Schlesien) gab bei dieser Gelegenheit eine interessante Zusammen stellung über die Klöster in Oesterreich. Es giebt gegenwärtig in Cisleithanieu 25 männliche und 27 weibliche Orden, welche 463 MaanSklöster und 290 Frauenklöster zählen. Im Jahre INI gab e« nur 417 Mann«- und 152 Frauenklöster mit 6379 Mönchen und 4316 Nonnen. Gegenwärtig ist die Zahl der Mönche auf 7290, die der Nonnen auf 6001 gestiegen. Auffallend besonder« ist die Vermehrung der Väter Jesu. Im Jahre 1851 be saßen die Jesuiten in Oesterreich nur 3 Klöster Mit mit zusammen 16 Mitgliedern; dagegm 20 Jahre später, im Jahre 1871, 37 Klöster mit 327 Mit gliedern, zu denen jetzt noch viele aus Deutschland und Italien kommen, die in Oesterreich gastfreies Asyl gefunden haben. Im Abgeordnetenhaus« wurde am 28. April wie dem „Dr. I." noch berichtet wird, bei 8 1 de« Klostergesetzes das Amendement de« Abg. Fux, daß zur Errichtung von Orden und zur Ansiedelung von Klöstern ein Reichsgesetz er forderlich sein soll, angenommen. Der Antrag de« Abgeordneten Kopp, daß in inländische Klöster nur österreichische Staatsbürger eintreten uyd Vorsteher derselben sein können, wurde ebenfalls angenommen; desgleichen der Paragraph betreffs Aufhebung einer Klostergenoffenschaft mit einem verschärfenden Amen dement von Ruß; ferner der Zusatz-Antrag Mayr hofer'« betreffs des Aufhörens per Wirksamkeit de« Gelübdes der Ehelosigkeit. Im Laufe der Debatte erklärte der CultuSminister, die Regierung könne den obigen Abänderungen nicht zustimmen. Italie n. Da« italienische Ministerium hat die in Florenz» Rom und Neapel commandirenden DivisionSgeuerale angewiesen, Artillerie-, Cavallerie- und Infanterie truppen nach Sicilien abzucommändiren, wo man ernste Unruhen infolge der Theuerung der Lebens mittel befürchtet. Auch auf dem Festlande und zwar fast in allen Provinzen sind ernste Ruhestörungen au» demselben Grunde vorgekommen, die Armen rotten sich zusammen und ziehen vor die Rathhädser, um von den Vätern ihrer Comchunen Brod und Arbeit zu verlangen. In Mehreren Orten hat da« Militär einschreiten müssen , um die Ordnuag un5 die Rühe wieder herzustellen, wa« der bewaffneten Macht in Parma erst nach Derläüf mehrerer'rMÜ^ tuöser Tage gelungen ist und nachdem zähireich« Verhaftungen vorgenommen worden sind, Fra n ? re i ch In einer Richtung wandelt der Präsident Mae