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Amts- M Anzeigebliltt «bonuemeut vtertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. de» .Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unseren Boten, sowie bet allen Reichspostanstalten. Lritgr.-ASressr: Amtsblatt. ^V«8. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock Donnerstag, den 24. Mürz und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. --- 57. Jahrgang. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol- genden Tag. Jnsertionspreis-. die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. LIV. Da- Konkursverfahren über das Vermögen der Bäckereigeschäftsinhaberin W»«- verw geb in Eibenstock wird nach Abhaltung deS Schlußtermine« hierdurch aufgehoben. KEibenstock, den 21. März 1910. 'Königliches Amtsgericht. Im Handels-Register ist eingetragen worden: — am 21. März 1910 auf Blatt 314 für den Stadtbezirk — die Firma 8t»ckt-ApatM«k« «. vrajxaiiliaiickliiiix VltLxuvr in Eibenstock als Inhaber: der Apotheker Lari Lrlvtr iVLxusr in Kibenstock. Ge schäftszweig: Betrieb einer Apotheke und Drogenhandlung. — am 23. März 1910 auf Blatt 3lb für den Stadtbezirk — die am 1b. März 1910 errichtete Firma 8vit«iipiilvvi-.n»ck »Ivlvlisack»- in Eibenstock, a's Gesellschafter: vlsra Lin» kuollslt geb. Dsltbolck in KivenstoL und ein Kommanditist. Geschäftszweig: Herstellung von Seife, Seifenpulver, Bleich soda und anderen chemischen Produkten. Prokura ist erteilt dem Geschäftsführer Aldi« Liodarck kuodslt in Kibenstock. Eibenstock, am 23. März 1910. Königliches Amtsgericht. Donnerstag, den 24. Marz 1910, nachmittags 2 Uhr sollen in Mäckeis Gasthof in Hundshüvel folgende daselbst eingestellte Sachen, nämlich: 1 Ptanino, 1 Harmonium, 1 Kutschwagen mit gelbem Korbgeflechte, 1 Vieh wagen, t Herreuschretbttfch, 1 Copierprefse mit Tisch, 1 Glasfchrauk, L Sofas, 1 rnnder Lisch, L Fletfchfäffer, eine Anzahl Geschirre, Kum mete «sw. an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 22. März 19l0. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Mystisches vom Balkan. „Es geht etwas vor, man weiß nur nächt was": Dieses so berühmte Wort gilt wieder einmal vom Bal kan- und es macht ganz den Eindruck, als wenn bei all' diesen Vorgängen Rußland hinter den Kulissen die Drähte zieht. Herr Iswolski scheint alles daran setzen zu wollen, um den Einfluß der russischen Politik wieder zu erhöhen und so das gegenüber Oesterreich erlittene Fiasko wieder auszugleichen. Als Vorspann für die Durchführung, seiner Pläne will augenscheinlich Herr Iswolski die Könige von Bulgarien und Serbien be nutzen, und man geht wohl in der Annahme nicht fehl, daß die sich anschließenden Besuche dieser beiden Bal- -kanfürsten in Konstantinopel von Petersburg aus in spiriert sind und zweifellos ein ganz bestimmtes Ziel im Auge haben, welches natürlich Rußland zugute kom men soll. Die Annäherung Serbiens und Bulgariens an die Türkei soll zweifellos gleichfalls Rußlands In teressen dienen, indem man hofft, auf diese Weist auch Einfluß am goldenen Horn zu erlangen. Das Pro jekt von der Errichtung eines Balkanbundes spukt wie der herum, nur daß man diesmal das Präsidium der Türkei übertragen missen will; da man nun von Peters burg aus alle kleineren Mitglieder dieses Bundes im Zügel hat, so hofft man wahrscheinlich an der Newa, die Politik dieses Balkanbundes nach eigenem Ermessen dirigieren zu können und Herr Iswolski güht dabei auch von der Absicht aus, den Einfluß Deutschlands und auch Oesterreichs daselbst zu brechen. AaußeMch frei lich stellen sich die Besuche König Ferdinands wie König Peters als solche dar, die lediglich internen Charakter haben und dazu dienen sollen, insbesondere auf wirt schaftlichem Gebiete eine Besserung der Situation her- beizuführen. Hierauf wird die Türkei gern eingehen wollen, well dies nur im eigensten Interesse sein kann. Etwas anderes ist es aber, .ob sich die Türkei so ohne weiteres in das Schlepptau der russischen Politik wird nehmen lassen. Die juOge moderne Türkei ist viel zu selbstbewußt, um sich als Anhängsel zu betrachten, und die Türkei hat überdies genug traurige Erfahrun gen mit der russischen Politik durchzumachen gehabt, um nicht gewarnt zu sein. Wohin der Weg geht, zeigt auch der Jubel, der sich wegen der Petersburger Reis« in Belgrad erhebt, der soviel gehaßte und angefeindete König Peter ist mit einem Male wieder der Heild des Tages und die Bevölkerung bringt ihm Ovationen dar. Das Merkwürdigste dabei ist aber, daß zu derselben Zeit, wo Herr Iswolski dabei ist, die Maschen eines Netzes zu stricken, in welchem man Oesterreich festhal ten will, derselbe Herr Iswolski es fertig gebracht hat, eine diplomatische Verständigung mit Oesterreich-Un garn wieder herbeizuführen, die in der Hauptsache den Balkan im Augen hat. Man weiß, daß die Besserung der Beziehungen mit Rußland den Herren in Wien nur angenehm sein kann, weil dadurch, wenigstens vorläu fig, die Reibungen aufhören, indessen fragt sich auf wie lange. Die österreichische Diplomatie - und Herr Aehronthal kennt ja seinen,Hveund" Iswolski — wird zweifellos auf der Hut sein und sich dadurch keines wegs srnlullen lassen, sondern die Entwicklung der Dinge mit schärfster Aufmerksamkeit verfolgen. Auch der Umstand, daß angeblich alle diese Aktionen mit Wis sen und Willen Englands vorgenommen sein sollen, gibt Anlaß zu Bedenken Alles scheint demnach darauf hinzudeuten, daß der Balkan über kurz oder lang leicht I der Herd neuer internationaler Baunlnühigung wer- I den kann. > Tagesgeschichte. Deutschland. Der Geburtstag des alten Kaisers. Aus Anlaß der 113jährigen Wiederkehr des Geburts tages Kaiser Wilhelm I. erschienen am Dienstag der Kaiser und die Kaiserin im Mausoleum zu Charlotten- burg und legten einen Kranz nieder. Das Mausoleum war reich geschmückt. Der Katafalk erstrahlte im Ker zenglanz. Der Kaiser sprach dann später im Auswär tigen Amt vor. Zur Frühstückstafel waren die frü heren Umgebungen Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Fried richs geladen. — Eine Stiftung für deutsche Schulen in Südamerika in Höhe von 200000 Mark ist dem deutschen Kaiser von dem bisherigen deutschen Gesand ten in Buenos Aires von Wäldthausen überreicht wor den. Die Zinsen sollen zur Förderung deutscher Wohl- fahrtseinrichtungen in den drei La Platastaaten Ar gentinien, Uruguay und Paraguay, insbesondere zur Förderung deutscher Schulen, verwendet werden. Der Kaiser hat das Kapital dankbar angenommen. Bon wem diese Stiftung herrührt, ist in der Meldung leider nicht gesagt, es ist aber anzunehmen, daß sie von Deut schen, die in den genannten drei Staaten wohnen, ge sammelt ist. Jedenfalls ist es sehr erfreulich, daß für solche Zwecke neuerdings sehr erhebliche Summen zu sammenkommen. DieVerlängerung des deutsch-ägyp tischen Handelsvertrages. Unsere Handelsbe ziehungen zu Aegypten sind durch einen Handels- und Schiffahrtsvertrag vom 19. Juli 1892 geregelt, in dem beide Staaten sich für ihren Handel und ihre Schiff fahrt gegenseitig die Rechte der meistbegünstigten Na tionen einräumen mit der alleinigen Einschränkung», daß die Bestimmungen des Abkommens sich nicht be ziehen auf die Sonderabkommen zwischen Aegypten und anderen Teilen des Ottomanischen Reiches, sowie mit Persien und dem Sudan. Der Handelsvertrag, der am 1. April 1893 in Kraft trat, bleibt in Geltung bis zum 12. März 1912. Dabei haben beide Teile das Recht, nach Ablauf des siebenten und vierzehnten Jah res Aenderungen vorzuschlagen, welche sich etwa durch die Erfahrungen ergeben haben Wenn nunmehr zwi schen beiden Staaten eine Verlängerung des Vertra ges bis zum Ende des Jahres 1917 vorgenommen werden soll, so dürfte dem Reichstag demnächst eine entsprechende Vorlage hierüber zugehen. Der deutsch ägyptische Warenaustausch hatte im letzten Jahrzehnt bis zum Jahre 1907 eine erhebliche, und von zwei Aus nahmen abgesehen, regelmäßige Steigerung erfahren. Er erreichte in diesem Jähre 80 Millionen in der Ein fuhr und 40 Millionen in der Ausfuhr. — Nach Kiautschou. Auf Einladung oes Reichsmarineamts unternehmen im Herbst der natio nalliberale Reichstagsabgeordnete Professor Görcke und der Zentrumsabgevrdnete Nacken eine Infor mationsreise nach Kiautschou. Auf dem Rückwege sol len die Betriebe in Port Arthur, Hongkong und Bata via besichtigt werden, Oesterreich-Ungar«. Der u n g aris ch e R e i ch s t a g ist am Diens tag mit einer Thronrede geschlossen worden In der Thronrede wird erklärt, daß die Tätigkeit des Reichstages nach 4 jähriger Dauer sowie das notwendige harmonische Zusammenwirken der verfassungsmäßigen Faktoren ins Stocken geraten seien. In dieser für das Land schädlichen Lage sei beschlossen worden, den Reichstag vor Ablauf seines Mandates aufzulösen. Die Thronrede gibt der Hoffnung Ausdruck, daß das Einver ständnis und das gegenseitige Vertrauen zwischen dem König und der Nation den ungestörten Gang des ver fassungsmäßigen Lebens sichern werden. Rußland. Petersburg, 22. März. Der König von Serbien ist heute nachmittag in Zarskoje Selo ein getroffen. Zu seinem Empfang waren am Bahnhofe der Kaiser, die Großfürsten, der Minister des Aeußeren, Is wolski, u. a. zugegen. Frankreich. Ein Spion en fang. Die Polizei verhaftete in Lille einen gewissen Van der Vaele, der als Preis boxer den Namen Tony führt, wegen Spionagevcrdach tes. Er soll auch ein Geständnis abgelegt haben, daß ihn ein Brüsseler Spionagebureau mit der Aufgabe nach Frankreich geschickt habe, Lichtbilderaufnahmen von den Festungen an der französischen Nordgrenze anzu- fertigen. Italien. Rom, 22. März. Reichskanzler von Beth mann Hollweg begab sich heute vormittag 10>/z U.hr mit dem Gesandten v. Flotow nach demQuirinal und wurde vom Könige in Privataudienz empfangen. Der König hat dem Reichskanzler den Annunciatenor- den verliehen. Nach der Audienz begab sich der Kanz ler nach der Konsulta und besuchte den Minister des Acußern Guicciardini. Die Besprechung der bei den Staatsmänner dauerte dreiviertel Stunden. Heute nachmittag machte der Reichskanzler dem Ministerprä sidenten S o nn i n o einen halbstündigen Besuch. Heute abend fand im Quirinal zu Ehren des deutschen Reichs kanzlers ein Diner statt, an welchem außer dem Kö nig und Herrn von Bethmann-Hollweg Ministerprä sident Sonnino, Minister des Auswärtigen Guicciar- dini, die Botschafter Pansa und von Jagow, die Mit glieder der deutschen Botschaft und eine Reihe hoher italienischer Würdenträger teilnahmen. Nach dem Di ner hielt der König Cercle. Rom, 22. März. Der Reichskanzler v. Beth mann-Hollweg stattete gestern Nachmittag dem Fürsten und der F ü r sti n B ü l o w einen langen Be such ab. Recht bedauerlich war es, daß das Kabi nett Sonnino gerade am Tage der Ankunft des deutschen Reichskanzlers in Rom seine Demission zu geben gezwungen war. Die Minister bleiben zwar bis zur Ernennung der neuen Männer, die zweifellos erst nach der Abreise des Herrn von Bethmann-Hollweg erfolgt, im Amte; das ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß der deutsche Reichskanzler diejenigen Staatsmänner, die für die nächste Zukunft die Geschicke Italiens zu lenken haben werden, nicht persönlich ken nen lernt. Freilich darf man auch nicht vergessen, daß für die Ministerien Italiens nur der Wechsel bestän dig ist. und daß die Dreibundfreundlichkeit der neuen Minister vorab außer Frage steht. Mrd nicht Giolllti persönlich nach der lOOtägigen Amtszeit Sonninos wie der Ministerpräsident, so wird es doch zweifellos ein Giolitti nahestehender Staatsmann. England. — Der Kampf gegen das Oberhaus. Der Premierminister hat jetzt die Resolutionen betreffend das Haus der Lords bekannt gegeben. Sie enthalten; ungefähr das, was man nach den bisherigen Erklä rungen der Mitglieder des Kabinetts erwarten durst? und sehen denen von Campbell Bannermann ziem