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Mr den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung ^G?L8 LSI« Tagesgeschichte Tage Ur !§1sr, 8, II. 'N i» r«s- >urie- Von r. Bl. gestern rtraßen- uhr in nieder, legeben, kn, ver- Depot, ;te et» wundet tilfa- ritern hre Fa n, wen» wieder scheiden, und so dürfte wohl der frühere Arbeitsmini- nister Dr. Geßmann Bürgermeister von Wien wer den. Dagegen wird Prinz Alois Liechtenstein die po ¬ litische Führung der christlich-sozialen Partei in die Hand nehmen. M unter «dd. 7M 7,1» 7^0 7^8 8,0« 8^8 8M 8^7 «boaaerneat otertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. deS .Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten, sowie bei allen Reichspostanstalten. Lelegr.-Adresse: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol- genden Tag. JnsertionSprei«: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 8IS srr. «7 der L>cha-»rstLtt-»verbotSlifte d-s L. srachtrage» ist ,« streiche« .Stadtrat Eibenstock. Sonnabend, den 12. März 1S1V nachmittags 1 Uhr sollen zu Eibenstock folgende Sachen, nämlich: Spanien. Spanische Bescherung. Als fatalen Nacht geschmack des vorjährigen Feldzuges im marokkani schen Rif muß Spanien jetzt die Belastung des Staats haushalts für 1909 mit 54 Millionen Pesetas empfin ¬ den, die für Kriegskosten verausgabt worden sind. An stelle eines Überschusses von 18 Millionen ergibt sich infolgedessen ein Ausfall von 36 Millionen. Der Nutzen» den der Feldzug Spanien gebracht hat, steht nun aber in keinem entsprechenden Verhältnis zu den finanziel len Aufwendungen. Greifbar ist er überhaupt nicht. Die spanischen Offiziere und Soldaten haben in Af rika bemerkenswerte Bravour bewiesen, und das be deutet wenigstens einen moralischen Erfolg des Py- renäenstaates, dessen militärisches Ansehen durch die mangelhaften Leistungen seiner Marine im Kriege mit den Vereinigten Staaten erschüttert worden war. Aber gearbeitet hat Spanien in Nordafrika weniger für die eigenen, als für die französischen Interessen, das wird sich mit der Zeit Herausstellen. Die große Schwester Frankreich hält eben darauf, daß der kleine spanische Bruder es sich etwas kosten läßt, um mit an der nord afrikanischen Tafel zu sitzen. Aber seinen Platz hat er am unteren Ende der Tafel, dort, wo nur spärliche Reste in 67 Paar wollene Herren-, Dame«- u. Mnderstrümpfe, 3 Aermelweste«, S 2«abe«schwitzer, 8 Paar Herren- und 6 Paar Lknavenunterhose« an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Versteigerungslokal: „Eentralhalle". Eibenstock, den 10. März 1910. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock " " s,-.--..-in - 57. Aahrgaag. 1- Souuabend, den 12. März «bd. 7^8 7,»« 8,10 8.1« 8,23 8,2S 8,55 8,03 9^1 9,32 9,1» 9^5 8,00 8,05 8,20 9,20 9,30 9,10 9,19 10,00 Deutschland und England. König Eduard weilt für längere Zeit wieder auf französischem Boden, um im schönen Biarritz Erholung und Stärkung für seinen Körper zu suchen. Er hat es, wie alljährlich, nicht versäumt, in Paris kurzen Aufent halt zu nehmen, und selbstverständlich bei dieser Ge legenheit auch mit den leitenden Persönlichkeiten zu konferieren, denn die intime politische Entente zwischen Frankreich und England ist nicht abzuleugnen. Im merhin aber ist es auffällig, daß gerade in diesem Mo ment die Nachricht von einer geplanten Begegnung zwischen dem deutschen Kaiser und König Eduard aUf- taucht, nachdem ein herzlicher Briefwechsel vorausge gangen sein soll. Man geht wohl in der Annahme nicht fehl, daß diese Meldung absichtlich lanciert wor den ist, um nach amßen hin zu dokumentieren, daß der Besuch König Eduards in Pairis keinerlei antideutsche Spitze trägt, daß er vielmehr lediglich ein Freund- schaftsalkt sei, wie ihn König Eduard auch gegenüber seinem kaiserlichen Neffen in Aussicht genommen habe. Freilich liegt es uns völlig fern, in die Beziehungen zwit scher? England und Frankreich einzugreifen, denn wenn auch ursprünglich die Annäherung zustaindegekommen sein mag, in der Absicht, den Einfluß Deutschlands auf dem Gebiete der Weltpolitik zu brechen, so läßt sich doch I nicht leugnen, daß auch diese Entente, zumal durch sie manche Reibungsflächen ausgeglichen wurden, der Er haltung des Weltfriedens mehr wie einmal gedient hat, da, zuweilen derartige Beziehungen retardierende Momente mit sich bringen können. Wenn nun aber in jener Meldung gesagt wird, daß durch den erwähnten Briefwechsel alle Mißverständnisse zwischen den Höfen von Berlin und London ausgeglichen seien, so ist das weniger verständlich, denn man hat von einem Rest von Differenzen, die früher tatsächlich bestanden haben, absolut nichts mehr gehört, ebenso wenig davon, daß I neue Verstimmungen in der Zwischenzeit aufgetaucht D seien, und man darf diesen Teil der Meldung wohl D auf das Konto des betreffenden Wiener Blattes setzen. Daß der englische Wahlkamps bei unseren leitenden Stellen irgendwie verstimmt haben könnte, ist trotz der deutsch-feindlichen Tendenzen der oppositionellen Agi tation kaum anzunehmen, denn die Regierung stand ja im anderen Lager und besaß nicht die Möglichkeit, hin dernd einzugreifen. Ueberdies weiß man ja auch, daß derartige Wahlmanöver nicht allzu tragisch genommen werden dürfen und daß die einsichtsvollen Kreise jeri- seits des Kanals selber über den Rummel gelacht ha ben. Daß Machenschaften im Gange sind, die Besserung der Beziehungen zwischen Deutschland und England wie der in ein Gegenteil zu verwandeln, ist nicht unbe kannt und ebenso, daß ehrgeizige Diplomaten durch allerlei Schliche eine erneute Entfremdung Her beiführen möchten, um dann ihren Erfolg glänzen zu lassen. Es ist ein offenes Geheimnis, daß es in erster Linie die Wiener Botschafter Frankreichs und Englands sind, welche alle möglichen Minen springen lassen, weil nach ihrer Ansicht gute Beziehungen zwischen Deutsch land und England die Entente zwischen Frankreich und England stören, zu mindestens die chauvinistischen Pläne gewisser Cliquen in beiden Ländern verhindern könnten. Nicht ohne Absicht mag daher der Reichskanz ler beim Marineetat das Wort ergriffen haben, um vor aller Welt zu dokumentieren, daß die Besserung in den Beziehungen .zwischen Deutschland und England eine andauernde sei und daß der beiderseitige friedliche Wettbewerb keine Gegnerschaft bedeute. Daß dies ge rade beim Marineetat geschah, hat seinen guten Grund, denn die Furcht vor dem Anwachsen der deutschen Flotte ist es, welche in England benutzt wird, gegen Deutschland ich, de« mb ahn der den tenzüge l. Der hnt sich den Schüsseln hingelangen. Lokale und sachstsche Nachrichten. — Eibenstock. In unserer Stadt sind in den letzte» Tagen Schriften mit dem Titel ,Warum muß am 18. Mai die Welt untergehen?" zum Kauf angeboten worden. Die Schrift ist verlegt von C A. Hager in Ehemnitz und gedruckt von Karl Wiegert dort. Der Inhalt ist ebenso unsinnig wie gemein. Wie wir erfahren, ist diese Schrift behördlich vom Feilbieten und Aufsuchen von Bestellungen im Umherziehen ausgeschlossen worden. Vielleicht beschäftigt ihr Inhalt noch die Gerichte. Es ist sehr bedauerlich, daß solche Schriften, die geflissentlich eine spannende und Aufsehen erregende Auf schrift tragen, ohne jegliche Prüfung gekauft werden. Der Verleger C. A. Hager ist schon jahrelang bemüht, schmutzige und anstößige Schriften herauszugeben und möglichst viel abzusetzen, nur um des eigenen Vorteils willen. Meist werden seine Schriften mit der Versicherung angeboten, der Reinertrag finde Verwendung zu irgend einem mildtätigen Zwecke. Daß dies wirklich der Fall sei, ist sehr zu bezweifeln, umso mehr, als seine Schriften vorwiegend von auswärtigen Per sonen im Umherziehen verbreitet werden, die nicht im Besitze der erforderlichen Ausweispaptere sind und deren Ruf nicht immer einwandsfrei ist. Wir warnen deshalb eindringlich vor dem Ankauf Hager'scher Schriften, ohne vorherige Prü fung derselben. — Schön hei de, 10. März. Am nächsten Sonntag Iudica findet hier die feierliche Ordination und Ein weisung des seitherigen Predigtamtskandidaten Herrn Heinrich Gotthelf Ruppel aus Dresden durch Herrn Sup. ThomaS-Schneeberg in da« seit Anfang Dezember o. I. durch Versetzung seines Inhabers erledigte Diakonat statt. — Dresden, 10. März. Ueber den bisherigen Verlauf der Reise Sr. Majestät deS Königs wird dem ,DreSd. Iourn." berichtet: Der König wurde am 26. Februar bei der Ankunft in Trieft vom Statthalter Prinzen zu Hohenlohe und dem Polizeidirektor Mamossi empfangen. Am 27. Februar vormittags 10 Uhr wurde die Reise von Triest nach Korfu an Bord des Dampfers .Kärnthen" deS öster reichischen Lloyd fortgesetzt und am 28. Februar der Hafen von Brindisi angelaufen. Schöne Blicke boten sich während der Fahrt auf die Ufer von Priano, Parenzo und Brioni. Auch wurde die Insel Pelagosta, auf der sich eine Brief taubenstation befindet, passiert. Am 1. März nachmittag- traf der Dampfer in Korfu ein, wo der Hafenkapitän und der deutsche Bizekonsul Spengelin zum Empfang anwesend waren. Am 2. März wurde bei herrlichem Wetter mit Mo torboot ein Ausflug über Podikontsi zum Achilleion unter nommen und der Aussichtspunkt Kyriake erstiegen. Die Rück kehr wurde über da- malerische Dorf Gasturi nach Benidze genommen und die in der Nähe befindliche altrömische Therme Kerrtfchlais». — Fahrt des Kaisers nach der norwegi schen Küste. Se. Mäjestät der Kaiser verließ Don nerstag kurz vor 10 Uhr das Linienschiff „Deutsch land" und begab sich an Bord des Schnelldampfers „Kaiser Wilhelm II". Gleich dar.auf trat dieser, begleitet von dem Kreuzer „Königsberg" und den Depeschen booten „V 150" und „V 161" die Fahrt in See an. Beim Passieren der Weserforts feuerten „Langenlütje II." und „Brinkamahof II" den Kaisersalut. Die Mann schaften der 3. Matrosen-Artillerieabteilung hatten auf den Wällen der Forts Aufstellung genommen und be grüßten den Kaiser mit dreimaligem Hurra. — Die Reise des Reichskanzlers nach Rom. Der Reichskanzler von Bethmann-Hollweg wird die Reise nach Rom am 19. März antreten. In der Begleitung des Reichskanzlers wird sich der kaiserliche Gesandte am belgischen Hofe, Herr von Flotow, be finden. — Gemaßregelte Lehrer. Wegen des mehr fach erwähnten Bebeltelegramms mehrerer Bremer Leh rer sind jetzt der Lehrer Döring aus dem Dienst entlas sen und die Lehrer Sonnemann und Ostersehlte bei halbem Gehalt vom Amte suspendiert worden. Gegen einige andere Lehrer schwebt noch die Untersuchung. Oesterreich-Ungarn. Bürgermeister Dr. Lueger -f. Nun ist auch er dahingegangen. Der „Herr von Wien" ist nicht mehr. Schon seit Wochen winkte ihm der un erbittliche Sieger mit der Knochenhaut). Lange umsonst. Der Kranke trotzte ihm, auf feine schier unverwüstliche Lebenskraft pochend. Es war ein harter Kampf. End lich aber mußte auch er seinen Tribut zahlen. 66 Jahre alt. Donnerstag in früher Morgenstunde melde ten schwarze Fahnen, daß Dr. Lueger ausgekämpft hat. Wie ein dumpfer Schrei durchzog die Trauerbot schaft die alte Kaiserstadt an der Donau. Extraausgaben der meisten Blätter halfen mit, die Nachricht eilends zu verbreiten. Bald umstanden viele Tausende das Rathaus, wo die Vorbereitungen zur Aufbahrung be reits getroffen werden. Wie verlautet, wird die Leiche des ehemaligen Bürgermeisters, nachdem sie einbal samiert ist, in der Volkshalle des Rathauses aufge bahrt und zur Besichtigung durch die Bevölkerung frei gegeben. Dann werden seine Getreuen, die CHristlich- Sozialen, von ihm den letzten bitteren Abschied nehmen; Dr. Lueger war ihnen ein genialer Führer gewesen. Aber er war auch noch mehr. Er war ein echter Wiener mit allen seinen Licht- und Schattenseiten Und er verkörperte in seinem Werdegang die letzten dreißig Jahre der politischen Geschichte Oesterreichs: den Nie dergang des Liberalismus und den Aufstieg der christ lich-sozialen Partei. — Das Leichenbegängnis Dr. Lue gers wird auf Kosten der Gemeinde Wien veranstaltet werden und Montag 11 Vs UHr vormittags stattsin- den. ^Wie es in der „Neuen Freien Presse" heißt, wird der Kaiser an dem Leichenbegängnis teilnehmen, ebense sämtliche in Wien weilenden Erzherzöge, das gesamte Ministerium, das diplomatische Korps, der größte Teil der Reichsrats- und Landtagsabgeordneten, Gemeinde räte und Stadträte. — Das politische Testament des verstor benen Bürgermeisters. Bürgermeister Dr. Lue ger hat ein politisches Testament hinterlassen, welches bei dem „Deutschen Volksblatt" erlag, dessen Heraus geber kaiserlicher Rat Bergani zu den Duzfreunden , , - „ „ . des Verstorbenen gehörte. In diesem Testamente, wel- zu Hetzen. Freilichwird es immer Leute geben, die sich i ches das genannte Blatt soeben in einer Sonderaus belehren lassen wollen, und diese werden auch abseits / gäbe veröffentlicht, ermahnt Lueger seine Partei, da stehen, wenn es gilt, im beiderseitigen Interesse ein t ran zu denken, daß sie von Wien aus ihren Siegeszug freundschaftliches Verhältnis zwischen Deutschland und I begonnen Hat und beschwört sie, stets einig zu bleiben. England zu festigen. Zu wünschen ist nur, daß diesen I Lueger wünscht, daß als sein Nachfolger auf dem Bür- Kreisen kein überragender Einfluß gegenüber denjeni- I germeistersitze der gegenwärtige österreichische Handels gen beschieden sein mag, welche aufrichtig eine Annähe- I Minister Dr. Weiskirchner gewählt wende, doch ist die- rung wünschen. I ser nicht gewillt, von seinem gegenwärtigen Posten zu