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seil ein stärkerer Gebrauch gemacht, als es tatsächlich ge schieht, so würde schon bei der gegenwärtigen Inva lidenversicherung ein ungünstiger finanzieller Einfluß sich hierdurch geltend machen. Dieser Einfluß wäre aber naturgemäß noch viel stärker, wenn der Invaliden versicherung neue Lohnklassen angesügt würden^ wie es die Angliederung der Privatbeamtenversicherung notwendig machen würde. Es kommt weiter hinzu, daß der Kreis der Personen, der in den neuen Lohn klassen Ausnahme fände, meist mit zunehmendem Al ter in höhere Lohnbezüge einrückte. Dieser Personen kreis zahlt also heute in den untersten Lohnklassen Beiträge und rückt in höheren Lebensjahren in die höchsten Lohnklassen ein. Hieraus würden sich unüber sehbare finanzielle Schwierigkeiten für die Versiche rungsträger und auch große Nachteile für die übri gen Versicherten ergeben. Unter diesen Umständen er scheint es also nicht möglich, die Pensionsversicherung der Privatangestellten, die in der Jugend meist in den untersten Lohnklassen Beiträge entrichten und mit stei gendem Alter in die höchsten Lohnklassen einrücken^ im Zusammenhang mit der Jugendversicherung zu re geln. Rußland. FürstlicheBesuche inPetersburg. Im Gegensatz zu den Meldungen von in Petersburg bevor stehenden Besuchen fürstlicher Personen der Balkan staaten wird von zuständiger Seite versichert, daß nur der Besuch des Königs von Serbien bevorsteht. Amerika. Kriegs rede eines amerikanischen F i - nauzmannes. Nach einer Newyorker Depesche des „Herald" hielt am Sonntag der Großfinanzer Jacob Schiff im republikanischen Klub eine Rede über die gegenwärtige internationale Politik. Er kam dabei auch auf den Rassenkonflikt zu sprechen und bemerkte, daß dieses Problem im Westen von Amerika eine der wichtigsten Fragen wäre, die die Diplomatie der Ver einigten Staaten gegenwärtig zu studieren Hütte. Ich fürchte, sagte er, daß ein schrecklicher Krieg sehr nahe ist. Ich hoffe jedoch, in dieser Beziehung ein schlechter Prophet zu sein, aber wenn ein Konflikt mit Japan zu einem Kriege führt, so trifft die Verantwortung Ja pan, dessen Hochmut seit seinem Siege im russisch japanischen Kriege keine Grenzen kennt. Ich bedauere, eine derartige Meinung ausdrücken zu müssen, denn, ich bin ein Freund Japans und habe ihm verschiedene Male meine Hilfe in Finanzoperationen gewährt. Ich darf mir aber nicht verhehlen, daß die seit mehreren Wochen zwischen Japan, Rußland und England in der Frage der mandschurischen Eisenbahnen zustande ge kommene Entente eine Gefahr für die Vereinigten Staa ten enthält, eine Gefahr von schwerster Bedeutung. Wenn es unserer Diplomatie nicht gelingt, die Pläne dieser drei Nationen zu vereiteln, so sind wir zum Kriege gezwungen. In der Krise, der wir entgegen gehen, werden wir notwendigerweise alle Energie anf- zubieten haben. Der Ausstand in Philadelphia. In Philadelphia stellten die Arbeitervereine genaue Zähl listen auf, in der die Anzahl und Beschäftigung der Streikenden genau verzeichnet wurden. Nach diesen Listen streiken etwa 60000 Mann. Viele Theater und Vergnügungslokale sind geschlossen. Die Warenhäuser haben Hunderte von Verkäufern entlassen müssen. Ob gleich ein Drittel der gewöhnlichen Wagenzahl sich im Betrieb befindet, betragen die Einkünfte der Straßen bahngesellschaft vielleicht ein Zehntel der gesamten Ein nahmen in normalen Zeiten, da einerseits sehr wenig Fahrgäste vorhanden sind und andererseits die Schaff ner einen großen Teil der Fahrgelder unterschlagen, da sie wissen, daß sie, falls die Streikenden siegreich bleiben, entlassen werden. Die Streikenden haben sich bereit erklärt, sich einem Schiedsgericht zu unter werfen, wenn sie vorher wieder eingestellt werden. Es ist aber unwahrscheinlich, daß die Arbeitgeber diese Bedingung annehmen werden Wie verlautet, beab sichtigen die Streikenden, den Präsidenten Taft um seine Vermittlung zu bitten. Bei den Tumulten am Sonnabend bewarfen Männer, Frauen und Kinder die Straßenbahnwagen und die Polizei mit Steinen. Die Schutzleute machten von ihren Stöcken Gebrauch, wo bei zahlreiche Personen verletzt wurden. Lokale und sächsische Nachrichten. — Schönheiderhammer. Im festlich geschmück ten Saale des Hotels CarlShof hielt am Sonntag abend die Hüttenfeuerwehr der Firma Carl Edler von Querfurt hier ihr diesjähriges Stiftungsfest ab. Schon lange vor Beginn des Festabends hatte sich der Saal dicht gefüllt und die geladenen Gäste hatten e» sich nicht nehmen lasten, der Einladung der Wehr Folge zu leisten. Es nahm denn auch das Fest zur bestimmten Zeit seinen Anfang und verlief in allen seinen Teilen auf das Glänzendste. Theatralische und Musikvorträge umrahmten den ersteren Teil des Festabends. Den eigentlichen zweiten Teil bildete ein äußerst fröhlicher Festball, der die Festteilnehmer in der animiertesten Stimmung bis in die frühesten Morgenstunden vereint hielt. — Dresden, 7. März. Heute vormittag empfing der Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt im Beisein des Ministerialdirektors Geheimrat Dr. Roscher eine Abordnung des nationalen ArbeiteroerbandeS für das König reich Sachsen, sowie eme Abordnung vaterländischer Arbeiter vereine Sachsens. Die Erschienenen legten Zweck und Ziele ihrer Vereinigungen, deren Woblfahrtseinrichtungen, sowie deren Stellung zu einigen wichtigen, den Landtag und den Reichstag beschäftigenden Fragen (insbesondere zum Arbeits nachweis und der Arbeitslosenversicherung) dar und baten um tunlichste Berücksichtigung ihrer Wünsche. — An demselben Tage empfing der Minister eine aus den Herren Inspektor Buhl-Teichnitz und Inspektor Walde-Kummershain bestehende Abordnung deS Verbandes der Güterbeamlen im Königreich Sachsen, die um die Errichtung eines paritätischen Stellen nachweises für Güterbeamte und um Einführung eines Be fähigungsnachweises für solche Beamte bat. Der Minister sagte beiden Abordnungen wohlwollende Prüfung ihrer An liegen zu. — Dresden, 7. März Im großen Saale de» „Tivoli" veranstaltete gestern mittag der Sächsische Landes verband für staatliche PensionSverstcherung der Privatange stellten einen Allgemeinen Sächsischen Privatbeam te n t a g, um gegen die jetzige Stellungnahme der Reichs verwaltung zur staatlichen Pension?- und Hinterbliebenen versicherung der Privatangestellten zu protestieren. Die Ver sammlung, in der man auch die ReichslagSabgeordneten Land gerichtsdirektor Dr. Heinze und LandgerichtSrat Dr. Wagner bemerkte, war sehr zahlreich aus allen Kreisen der Privatbe amten besucht und wurde von Herrn Redakteur TieSle, dem Vorsitzenden deS Landesverbandes, eröffnet. Er begrüßte die Anwesenden und teilte eine Sympathiekundgebung des Ver bandes Sächsischer Industrieller der Versammlung mit. Von lebhaftem Beifall begrüßt, ergriff nunmehr Herr Dr. Heinze daS Wort, um über den Stand der Angelegenheit im Reichs tage zu berichten. In der Reichstagssitzung vom 24. Febr. d. I. habe Staatssekretär Delbrück eine befriedigende Er- klärung abgegeben, und auch ihm selbst (Redner) sei an maß gebender Stelle versichert worden, daß dem Reichstage noch in dieser Session eine Vorlage zugehen werde. Der Redner schloß mit der Mahnung, stets eine vernünftige nationale Politik zu treiben. (Lebhafter Beifall.) Weiter äußerten sich noch zu der Frage die Herren I. Reif, Vorsitzender deS Hauptausschusses für staatliche PensionSverstcherung der Pri- vatbeamten im Deutschen Reiche, Dr. Thissen, Direktor de» Vereins für HandlungSkommiS von 1858 in Hamburg, Gau vorsteher Wege-Leipzig vom Deutsch-Nationalen Handlung»« gehilfenverband rc. Die Versammlung nahm schließlich ein stimmig eine Resolution an, in der um möglichste Beschleu nigung deS Gesetzentwurfes ersucht wird. — Dresden, 7. März. Gestern früh 7's, Uhr fuhr der 34 Jahre alte verheiratete Heizer Gläser aus Cotta mit seinem Rad an einen Straßenbahnwagen an, kam da bei zu Falle und wurde von einem in demselben Augenblick vorbeifahrenden Automobil überfahren und getötet. — Leipzig, 7. März. Die Leipziger März-Messe verzeichnet diesmal fast 3700 Aussteller. Die unendliche Mannigfaltigkeit der Messe zeichnen die „Leipz. N. N." in folgendem Bilde: „Im Zuge der Besucher tauchen Typen aus allen Weltteilen auf, aus Nord- und Südamerika sowohl wie aus dem Orient, aus dem Osten und Westen Europas, auS Odessa wie auS Madrid, — wie könnte eS da ander» sein, als daß diese Besitzer von lOOfacher Herkunft auch 100 fache Geschmacksarten mitbringen. — Zwickau, 7. März. Ein schrecklicher Unglücks fall trug sich auf dem hiesigen Bahnhof zu. Der Bahn schreiber Schwab überschritt ein Gleis. Dabei blieb er mit dem Fuße hängen, kam zu Fall und wurde von einer Lo komotive erfaßt, die ihm beide Beine abfuhr. An diesen Verletzungen hat er sich verblutet und wurde kurz darauf tot aufgefunden. — Schneeberg, 7. März. Die hiesige Königliche Spitzenklöppelschule, die eine der ältesten Schulen dieser Art im Erzgebirge ist, feiert dieses Jahr ihr lOOjähri- geS Bestehen. — Zittau, 4. März. In einem kleinen Orte an der sächsisch-böhmischen Grenze feierte das Ehepaar Killer seinen 65. Hochzeitstag im Beisein von ungefähr 50 Gästen. Während deS Festmahls sank die Jubilarm, eine einfache Bürgers fr au im Alter von 87 Jahren, um und war infolge eines Herzschlags auf der Stelle t o t. Der Gatte, der im gleichen Alter stand, sprach kein Wort, sondern stand auf, ging an die Leiche seiner Frau und kniete dort nieder, mit seinem Kopf die Brust der Frau berührend. Als der Geist liche hinzutrat und den Knieenden aufrichten wollte, bemerkte man, daß auch der Greis tot war. Auch seinem Leben hatte ein Herzschlag ein Ende gemacht. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 7. März. Der Reichstag nahm am Montag den Vertrag mit Italien und der Schweiz betreffend die Gotthardbahn an und setzte dann die Beratung des Marineetats beim Titel Staatssekretär fort. Den Gotthardbahn-Vertrag begründete und empfahl Staatssekretär von Schön, nähere Ausführungen gab der Präsident des Reichs eisenbahnamts Wackerzapp. An der Debatte betei ligten sich die Abgg. Hatzfeldt (Rp.>, Dove (fort- schritkl. Volksp.), Scheidemann (soz.) und Schwa bach (natl.). Zum Marineetat führte Abg. Dr. Stru- we (fortschr. Volksp.) u. a. aus, daß der Polizeiprä sident von Berlin sich erlaubt habe, zu erklären, die Sozialdemokratie käme schon übergenug im Parlament und Presse zu Worte. Er warne den Polizeipräsidenten, sich in Vorgänge im Parlament einzumischen. Abg. von Gamp (Rp.) erklärte die deutschen Panzerplat ten für die besten und billigsten der Welt. Staatssekre tär von Tirpitz erklärte u. a., er lasse es sich an gelegen sein, tüchtige Köpfe ohne Rücksicht auf Exa men nach oben zu bringen. Abg. Ledebour (soz.) erklärte, die Englandrede des Reichskanzlers bestand aus Selbstverständlichkeiten, die diplomatischen Augu ren lächelten sich insgeheim verständnisinnig zu. Abg. Oertzen (Rp.) polemisierte gegen den Vorredner. Die Abgg. Herzog (wirtsch. Vg.) und Werner (Rp.) spra chen in kurzen Ausführungen. Abg. Oppersdorf (Ztr.) wandte sich gegen die Ausführungen des Abg. Gamp wegen der Kanonenlieferungen durch Krupp. Die Weiterberatung wird nach längerer Debatte auf Dienstag 1 Uhr vertagt. Schluß nach 7 Uhr. Lustschifsahrt. Der Zwickauer Verein für Luftschiffahrt beschloß in seiner letzten Hauptversammlung die Anschaffung eines Freiballons, der ein Fassungsvermögen von 1600 kdw haben wird und rund 9000 Mark kosten soll. Der Ballon wird den Namen „Zwickau" erhalten Oberbürgermeister Keil wurde zum Ehrenmitglied deS Verein» ernannt. Der Verein fürChemnitzer Luftschif fahrt veranstaltete am Sonnabend und Sonntag je eine Ballon fahrt. Ballon Heyden II stieg am Sonnabend nachmittag 6 Uhr zu einer Nachtfahrt in Weißig bei Riesa auf und fuhr läng» der Elbe über Schleswig, Jütland und landete nach 15 stündiger Fahrt sehr glatt auf dänischem Gebiete südöst licher Ringkjöbing, Ä) Meter von der Küste der Nordsee. Der Ballon Chemnitz stieg am Sonntag vormittag 8 Uhr 30 Minuten auf dem Füllplatze in Chemnitz Gablenz bei prachtvollem Wetter auf. Die Sonne hatte das Ga« erwärmt und der Ballon stieg sofort in ganz beträchtliche Höhe. Gc überfuhr die Stadt in nördlicher Richtung und landete nach- mittags 4 Uhr glatt bei Salzwedel. Parseoal IV. Der Lenkballon „Parseoal IV" unter nahm Montag nachmittag 6'/< Uhr mit 6 Personen in Bit terfeld einen Aufstieg. Führer war Oderingenieur Kiefer. Der Ballon war mit mehreren hundert elektrischen Glühbir nen erleuchtet. Nach einer Reihe wohlgelungener Versuch« mit elektrischen Lichtbildern erfolgte um 6 Uhr 55 Min. di« glatte Landung. „Zurück zur Natur!" ist heute ein Losungswort geworden, das die ärztlichen und nicht ärztlichen Propheten, die ihre angeblich kör perlich entarteten Mitmenschen wieder zu einer glück licheren und gesundheitlich besseren Konstitution zurück zuführen sich berufen fühlen, mit mehr oder weniger Emphase zur Deckung und Begründung ihrer oft recht wenig zweifelhaften Vorschläge mit Vorliebe gebrauchen. „Zurück zur Natur!" ruft der Kräuterdoktor und sieht in dem reichlichen Genuß seiner oft direkt wider- lichen Abkochungen das einzige Heil für die hinstrr- bende Menschheit. „Zurück zur Natur!" ruft jener rhei nische Pastor, und indem er auf die irdische Abstamm ung des Menschen zurückgreift, behauptet er, durch Auflegen von Lehm die Schmerzen und die Krankheit zu vertreiben. „Zurück zur Natur!" rufen die Anhänger Kneipps; erbarmungslos treffen sie mit ihrem kalten Wasserstrahl Schwache und Kräftige, alt und jung, und läutern durch harte Kasteiung den „sündigen" Menschen, „Zurück zur Natur!" ruft schließlich jener Wiener Arzt, der den Kochherd verbrannte und verlangte, daß rohe Wurzeln und Gemüse die einzige Nahrung für uns seien. Wie viel haben alle diese Fanatiker schon gescha det, wie viel Unglück haben sie den Leidenden gebrach^ die vertrauensvoll bei ihnen Hilfe suchten! Freilich davon erfährt die weite Öffentlichkeit nichts, teils weil diese armen Kranken selbst, nachdem sie zu spät zur Er kenntnis kamen, ihren Mißerfolg nicht bekannt werden lassen wollten, teils weil die eigentümlichen ärztlichen Verhältnisse allen diesen einen sicheren Schutz gchväh- ren. Nur die Erfolge, die trotz der Behandlung erzielt wurden, werden der staunenden Menschheit mit geteilt. : Wenn man nun diese falschen Propheten nach einer Erklärung ihres famosen Wahlspruches fragt, so hört« man übereinstimmend, daß die sogenannte einfache Le bensweise unserer Väter auch für uns die Regel und Richtschnur sein müsse, daß nur auf dem Lande, in en ger Berührung mit der Natur, der Mensch sich wieder kräftigen könne, und daß die zunehmende Völlerei und Genußsucht allmählich uns zum Zwergengeschlecht her abdrücken werde. Wie wenig stichhaltig diese Behaup tungen sind> muß bei einiger Ueberlegung jedem klar werden. Die Einfachheit der väterlichen Sitte, wenn man nicht gerade bis zu den Bärenhäuten der alten Deutschen zurückgeht, ist ebenso sehr eine märchenhafte Darstellung, wie es die Behauptung ist, daß wir uns in einem körperlichen Rückgang befinden. Sorgfältige Gegenüberstellungen und Vergleiche berechtigen in letz ter Beziehung sogar zu einer gegenteiligen Auffassung^ und wenn auch zugegeben werden soll, daß eine Ein schränkung unserer Bedürfnisse in vieler Beziehung ge sundheitlich ein Vorteil wäre, so ist doch die beliebte, allgemeine Verurteilung unserer heutigen Lebensfüh rung nicht gerechtfertigt. Bei der Forderung „Zurück zur Natur!" darf nicht vergessen werden, daß wir eine kulturelle Entwicklung erreicht haben, welche die Lebensweise des frühern Men schen keineswegs als maßgebend für den gegenwärtigen kann erscheinen lassen. Es wäre z. B. ebenso unge sund als unnötig, wollten wir den Versuch machen, mit teilweise entblößtem Körper Wind und Wetter in jeder Tageszeit zu trotzen. Nicht in solchen Uebertrei- bungen sollen wir uns der Natur wieder nähern, von der wir uns übrigens gar nicht entfernt haben, sondern indem wir unter Berücksichtigung der individuellen und klimatischen Verhältnisse so zu leben uns gewöhnen, daß wir ohne Verzicht auf eine verständige Lebens freude uns von jeder Unmäßigkeit fernhatten, mag diese Unmäßigkeit im Essen und Trinken, in der Abhärtung oder Verweichlichung, in der Bewegung oder Ruhe be stehen. Die glückliche Entwicklung, welche der Sport und die mancherlei Spiele im Freien in den letzten Jahrzehnten bei uns genommen haben, die allgemeine Aner kennung und Würdigung von Luft und Licht für die Gesundheit des Einzelnen, sowie des ganzen Volkes, die durchgreifende Ueberzeugung von den großen Ge fahren für Körper und Geist aus dem Mißbrauch des Alkohols, gleichgültig, ob er in der Form des Bieres, des Weines oder des Branntweines genossen wird, das sind die wahrhaften Wege, die uns zurück zur Na tur und damit zur Erhöhung der Gesundheit und der Körperkraft führen. Die bereits von fast allen geteilte Anerkennung des wohltätigen Einflusses von Licht und Luft hat auch zur Folge gehabt, daß viel mehr, als es früher der Fall war, wo doch die Einkehr in den Wald und auf das Land bedeutend leichter war, jeder, der es irgend machen kann, selbst in den weniger bemittel ten Kreisen, sich und seinen Kindern einige Zeit deS Jahres die Erholung in schön gelegenem Walddorf zu ermöglichen sucht, und die Erzählung von dem Stadt kind, das niemals einen Wald, niemals das Wogen des Korns auf dem Felde gesehen, ist meist eine Fabel. Wenn wir wirklich so unverständig lebten und in Künsteleien und Unmäßigkeiten aufgegangen märens wie wäre es dann zu erklären, daß Krankheit und Sterblichkeit gegen einst ganz gewaltig zurückgegaygen sind und fortwährend weiter zurückgehen, trotzdem Heute der Kampf ums Dasein viel härter ist und größere An forderungen an die einzelnen Menschen stellt, als es früher der Kall war?! Darum soll der Ruf „Zurück zur Natur!" nicht mißverstanden und soll uns nicht