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Amts- M AnzeigMatt für den Mirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Nbannemenk otertelj. IM. 50 Pf. einschließl. de» .Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten, sowie bet allen Reichspostanstalten. Letrgr.-Adrrssr: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 2l- —— 57. Jahrgang. Freitag, deu 4. März Nacheichung betr. I« diesem Jahr« siadet 1« EchSnheide eine Racheichung der im öffent liche« Verkehre verwendeten Matze, Gewicht«, Wag«« «nd sonstigen Metzwerk- renge statt. Besitzer nacheichunaspflichtiger Gegenstände haben solche und zwar aus den Häusern «at-Rr. 1-67 «nd 251 473 am 1t. März vormittags 8-12 Uhr und nachmittags 2-6 Uhr, am 14. ,, ,, /,8—12 „ „ ,, 2—6 ,, im Rathause, oberer Eingang, Parterre 1. Zimmer link-, auS den Häusern «at.-Rr. 68-25« am 15. März vormittag- 8—12 Uhr und nachmittags 2—6 Uhr, am 16. „ „ 8 -1« Uhr in der Gtrobel'schen Schankwtrtschast ^Wiener Spitz", Parterre, zur Nacheichung bringen zu lassen. B - - Hierbei wird besonders daraus hingewiesen, daß die Nacheichung nur an den fvor- stehend bestimmte« Tage« und seftgesetzte« Stunde« erfolgt. Gegen die Inhaber solcher Mähe, Gewichte, Wagen und Meßwerkzeuge,? welche nach Beendigung de? oben erwähnten Nacheichungsgeschäfles das Nacheichungszeichen nicht tragen, ist mit der Bestrafung nach 8 369 Nr. 2 des Strafgesetzbuchs vorzugehen. S ch ö n h e i d e, am 2. März 19lO. Der Gemeindcvorstand. Verstimmungen. Zwei Vorfälle sind es, die teilweise in das Ge biet der auswärtigen Politik hineinspielen und ein? gehender Beachtung wert sind, da sie gewisse Rück schlüsse zulassen. Auf der einen Seite handelt es sich um das Scheitern der in Berlin geplanten amerikani schen Ausstellung, andererseits ist es die Ablehnung, welche die Mitglieder der französischen Akademien auf die Einladungen zur Jubelfeier der Berliner Univer sität erteilt haben Als der Plan auftauchte, in diesem Jahre in Berlin eine von Amerikanern beschickte Aus stellung zu veranstalten, herrschte hierüber lebhafte Ge nugtuung, weil man hierin ein Mittel erblickte, die bei derseitigen Beziehungen weiter M verbessern. Nun mehr aber hat die Sache einen Ausgang genommen, der geeignet ist, das direkte Gegenteil hervorzurufen. Der Plan einer amerikanischen Ausstellung in der Haupt stadt des deutschen Reiches war von vornherein nicht allenthalben mit voller Sympathie ausgenommen wor den, weil man davon eine weitere Invasion amerikani scher Produkte befürchtete, zumal ohnehin schon der Konkurrenzkampf zwischen Deutschland und Amerika ein überaus scharfer ist. Diesem Standpunkte scheint man sich auch in Kreisen der Reichsregierung angeschlossen zu haben, wenigstens deuteten die Aeußerungen des Staatssekretärs Delbrück im Reichstage darauf hin, welcher erklärte, daß eine amerikanische Ausstellung in Berlin keinerlei materielle Förderung durch die Reichsregierung zu erwarten habe. Diese Aeußerun gen haben jenseits des großen Wassers allgemein ver schnupft, und wahrscheinlich hat die Art und Weise, wie diese Worte hinübergemeldet worden sind, das ihrige dazu getan, um verstimmend zu wirken. Man weiß ja, daß einflußreiche Blätter in Amerika im Auftrage ge wisser Interessengruppen alles Mögliche inszenieren, um die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder zu erschweren. Diese Verstimmung ist doppelt bedauer lich in einem Moment, wo es schien, als ob gerade auf wirtschaftlichem Gebiete eine weitere Annäherung er folgen würde, die nur im beiderseitigen Interesse, und nicht zuletzt in unserem, gelegen hätte. Durch diesen Zwischenfall, der viel Staub aufwirbelt, dürfte aber zweifellos ein Hemmnis eingetreten sein, dessen Folgen sich in der nächsten Zeit und vielleicht auf lange hinaus recht unangenehm bemerkbar machen dürften. Politische Folgen dürfte auf der anderen Seite die Haltung der französischen Akademien zwar nicht ha ben, immerhin darf aber dieser Vorfall als ein cha rakteristisches Moment für die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich aufgefaßt werden. Die Feier der Berliner Universität ist lediglich ein wis senschaftliches Ereignis und wird wohl auch allent halben so aufgefaßt, nur nicht bei einigen Leuten in Paris, bei denen zuerst der Politiker kommt und dann der Gelehrte. Die ablehnende Antwort wird mit den verschiedensten Motiven umbrähmt, wobei man nicht gerade ehrlich andere Beweggründe vorgibt, wie bei spielsweise, daß die Akademien den vielen Einladun gen. die sie erhielten, nicht folgen könnten. Nun ist es doch wohl immerhin etwas, wenn es sich um ein? Universität von der Größe Berlins handelt, und auch die Pariser Universität selbst hat ohne weiteres eine Zusage erteilt, und in der Person des angesehenen Pro fessors Poiucars bereits einen Vertreter ernannt. Dir Akademien, die es als eine Herabsetzung betrachten, daß man ihnen die allgemein bedruckten Einladungen geschickt hat und nicht eine besondere Einladung für sie ausgearbeitet und fein stilisiert Hache, können sich zu einer derartigen Objektivität nicht aufschwingen, und der Vorsitzende der Akademie der Wissenschaften, Herr Picart, gibt in einem Interview zu, daß sie doch unmöglich die Reden anhören könnten, welche die vor hundert Jahren erfolgte Gründung der Berliner Uni versität feierten. Gewiß ist es um das nationale Ge fühl etwas Schönes, aber jedes zu seiner Zeit. Die Gründung der Berliner Universität hat mit den dama ligen politischen Zeitumständen absolut nichts zu tun, und es liegt auf der Hand, daß die Festredner in An wesenheit französischer Gäste den erforderlichen Takt wahren würden, um die Zeitverhältnisse in einer Weise zu schildern, welche das nationale Gefühl derselben nicht verletzt. Das Vorkommnis zeigt, wie unendlich weit man von einer wirklich herzlichen Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich entfernt ist, wenn selbst in den Köpfen französischer Gelehrter, bei denen man doch einige Objektivität voraussetzen dürfte, der Chauvinismus spukt. Tagcsgeschichte. Deutschland. Der neue Reichstagspräsident Graf von Schwerin-Löwitz ist von der gesamten bür gerlichen Presse recht freundlich, ja von vielen Blät tern herzlich begrüßt worden. Nach der ganzen Ver gangenheit des Grafen herrscht Einigkeit darüber, daß er das Präsidium in versöhnlichem Sinne führen und im übrigen dem verstorbenen Herrn von Levetzow glei chen wird, der vom Herbst 1888 bis zum Frühjahr 1895 die Geschäfte des Reichstags leitete. — Die „Köln. Ztg." sagt in einer längeren Betrachtung: Dem hoch gewachsenen Mann gibt der mächtige Bart, den er nach Art des alten Kaisers geteilt trägt, etwas wohlwollend Väterliches und Begütigendes. Dazu kommt das Helle, fast schwache Stimmorgan. Wenn gleichwohl schon bis her die Reden des Grafen Schwerin in dem großen Saale verständlich waren, so ist es eben darauf zurück zuführen, daß auch schon bisher der übliche Lärm der allgemeinen Unterhaltung verstummte, wenn er das Wort ergriff. Er hat das Ohr des Hauses. Die Angelegenheit der Gräfin We del wird selbstverständlich noch Weiterungen haben. Diese Umschmeichelung des grimmigsten Deutschenhas sers im Elsaß durch die erste Frau des Landes mutet unwillkürlich wie ein Rückfall in die schlimm sten Zeiten der „Aera Manteuffel" an. Peinlichstes Erstaunen ist denn auch die Wirkung, die die Mitteilung der „Straßb. Post" überall in den alldeutschen Krei sen, des Landes ausgelöst hat Man kann diesem Vor gang einen rein privaten Charakter nicht zugestehen und sieht darin einen Widerspruch zu den von dem Statthalter ausgesprochenen Leitsätzen seiner Politik. Deshalb wird mit Spannung die Antwort der Reichs regierung erwartet. Wie ein Metzer Korrespondent mitteilt, ist von Berlin aus über die Angelegenheit Gräfin Wedel—Wetterle Bericht eingefordert worden. Damit stimmt überein, was ein Berliner Nachrichten bureau zu melden weiß. Die Korrespondenz schreibt nämlich- Der Statthalter Graf Wedel begibt sich kom mende Woche von Straßburg nach Berlin. Es han delt sich um die der Reichsregierung zu gebende Auf klärung über das Verhalten der Gräfin Wedel gegen über dem zu Gefängnis verurteilten Reichs- Und Land tagsabgeordneten Wetter!«. Wie von dem Statt halter nahestehender Seite versichert wird, hat dieser das Vorgehen seiner Gemahlin erst aus den Zeitungen pv8t kestum erfahren. Um so bedenklicher wäre bann die unangebrachte Liebenswürdigkeit der Gemahlin des Statthalters, die dem verbissensten Französling in dem Augenblick, wo er wegen Beschimpfung des Deutsch tums im Gefängnis sitzt, neue Waffen in die Hand liefert und die heillose Verwirrung im Reichslande noch vergrößert. Wie es im Reichslande jetzt aus sieht, davon wird man im Straßburger Statthalter Palast doch auch wohl etwas gehört haben Was der Reichskanzler im Reichstage mit klaren nüchternen Wor ten zur Lage im Reichslande gesagt hat, hätte die Auf merksamkeit dort schärfen können. Und trotz alledem wieder dieser Seitensprung ! Man wird im Reichstage darüber sich Auskunft verschaffen müssen, ob dieser neue Vorfall vielleicht ein Anzeichen ist, daß eine „Aera Wedel" an die alten Manteuffelschen Traditionen an knüpfen will. Die harmlose Eo singerste. Abermals teilt der „Reichsanz." mit, daß eingehende Versuche stattgesunden haben, ob die Fütterung mit Eosingerste schädlich oder nicht schädlich sei. Alle bisherigen Er mittelungen haben keinen Anhalt für die Annahme er geben, daß die Verwendung mit Eosin gefärbter Gerste zur Viehfütterung nachteilige Folgen haben können. Frankreich. Große Streikausschreitungen in Nordfrankreich. Die Weber in der Stadt Halluin bei Lille, welche seit 7 Wochen im Ausstande sind, ha ben am Dienstag schwere Ausschreitungen begangen, wobei es zu heftigen Straßenkämpfen mit der bewaff neten Macht kam. Sie überfielen mehrere Fabriken und richteten darin große Verwüstungen an. So spreng ten sie das Tor zu der Fabrik des Herrn Ovigneur mit einer Wagendeichsel, ruinierten sämtliche Webstühle voll ständig und beschädigten auch die anderen Maschinen derart, daß mehrere Monate vergehen werden, bis die Fabrik wieder betriebsfähig sein wird. Dann schlepp ten sie den gesamten Leinwandvorrat und andere Ge genstände aus der Fabrik auf die Straße, woraus sie eine Barrikade errichteten, um sich gegen die herbei gerufene Gendarmerie besser verteidigen zu können. Diese stürmte die Barrikade und es kam zu einem wütenden Kampfe, wobei es auf beiden Seiten zahlreiche Ver wundete gab. Von den Gendarmen wurden 5 ernster verletzt, darunter ihr Konmandant. Andere Ausstän dige stürmten das Wohnhaus eines Fabrikanten und zertrümmerten die Wohnungseinrichtung. Erst nach vieler Mühe gelang es der Gendarmerie, die Ordnung wieder herzustellen. Die Zahl der streikenden Weber beträgt 3000. Serbien. König Peters Besuch in Petersburg., In Wiener informierten dem Hofe nahestehenden Krei sen wird dem bevorstehenden Besuch des Königs Peter in Petersburg absolut keine politische Bedeutung bei gelegt. Man erklärt, es würde eine allzu deutliche Geringschätzung für König Peter gewesen sein, wen« man seinem Ansuchen, in Petersburg eineu Besuch zu machen, dort nicht entsprochen haben würde, nachdem der König Ferdinand von Bulgarien bereits zweimal in Petersburg empfangen worden ist. — Belgrad, 2. März. Der serbische Minister des Aeußeren Milanowitsch ist heute in politischer Mis sion nach Konstantinopel abgereist. Griechenland. Athen, 2. März. Die Offiziere der Land armee verlangen von der Militärliga eine gründliche Reinigung der Armee von unsauberen Elementen und unfähigen Offizieren. Sie fordern weiter die Ein setzung eines Militärrates, der seine Aufgabe mit grö ßerer Strenge als der Marinerat erledigen soll, an dernfalls drohen sie zur Selbsthilfe zu schreiten und alle die Elemente, welche der Armee nicht zur Zierde gereichen, selbst hinauszujagen. «merika. Die Ordnung in Philadelphia ist wi:- derhergestellt, die Staatspolizei ist zurückgezogen wor den. Die Beilegung des Straßenbahnerausstandes wird, nachdem mehrere hiesige Großkaufleute als Ver mittler eingetreten sind, als unmittelbar bevorstehend angesehen.